Ich bin jetzt auch einer von diesen Caféhausgängern geworden, allerdings nicht in Wien, sondern in Bulgarien. In obigem Caféhaus, dessen Name mir gerade nicht einfällt, ich nenne es immer “Das neben dem ‘Vegas'”, treffe ich mich regelmäßig mit meinem englischen Freund Jerry, um die Lage zu besprechen. Und die ist in Bulgarien nicht ernst, aber hoffnungslos. Beispielsweise haben wir keine Hoffnung mehr, dass wir jemals ein Stück Torte in unserem Caféhaus essen werden. Einfach, weil diese wohl alle auf ewig so süß sein werden, wie sie es eben sind. Tee kann man auch nicht trinken, denn das Wasser, in das man seinen Teebeutel tunken soll, ist nur lauwarm und nicht heiß. Immerhin, den Kaffee kann man zu sich nehmen. Mit einem Wiener Melange hat er freilich nichts zu tun, dafür kostet er aber auch nur 70 Cent. Der niedrige Preis ist den Robusta-Bohnen geschuldet, die in bulgarischen Caféhäusern regelmäßig Verwendung finden. Robusta-Bohnen sind billig und nur für robuste Menschen, die jegliche Hoffnung fahren gelassen haben. Dafür kann nach dem Besuch eines bulgarischen Caféhauses garantiert Texte schreiben, die man nach dem Besuch eines Wiener Caféhauses nie und nimmer schreiben könnte.
Foto&Text TaxiBerlin