Der Kinderspielplatz neben dem Kriegerdenkmal – das Kommende

Seit Bulgarien vor 17 Jahren der EU beigetreten ist, hat die EU vor allem eines hier bauen lassen: Kinderspielplätze. So auch obigen direkt neben dem Kriegerdenkmal aus dem letzten Jahrhundert auf dem zentralen Dorfplatz. Lange habe ich mich gefragt, warum Kinderspielplätze? Jetzt ist es mir klar geworden. Viele von denen, die dort als Kinder gespielt haben, sind heute im Westen. Kinderspielplätze sind öffentliche Kinderstuben. Und wer die Kinderstube beherrscht, beherrscht bekanntlich die Zukunft. – Auch was Kriegerdenkmäler angeht. Bulgarien ist nicht umsonst Deutschland um eine Stunde voraus. Das Kriegerdenkmal direkt neben dem Kinderspiel ist in Bulgarien heute schon Normalität. Und morgen auch in Deutschland.

Treffen beim Advokaten des Teufels

Die Sache mit Julian Assange, der sich, bevor er zurück in seine Heimat Australien darf, noch auf irgendeiner Insel der Amerikaner schuldig bekannt hat, erinnert mich an die Ausreise von DDR-Bürgern aus der Prager Botschaft in die Bundesrepublik. Die Bundesrepublik war damals noch ein anderes Deutschland, als es heute ist. Das heutige Deutschland hat mit der alten Bundesrepublik nichts gemein. Die DDR-Bürger mussten damals erst zurück in die DDR, bevor der Zug Fahrt Richtung Westen aufnehmen konnte. In der DDR wartete auch kein Gericht auf sie, so wie im Fall Assange, sondern andere DDR-Bürger, die auf den Zug nach Westen aufspringen wollten. Aus dieser Geschichte haben die Amerikaner gelernt. Bloß kein Ort, wo irgendwelche Sympathisanten oder Trittbrettfahrer auftauchen könnten. Was lernen wir daraus? Man muss sich immer erst schuldig bekennen, bevor man frei kommt. Aber warte mal: Haben sich die USA jetzt auch schuldig bekannt, Kriegsverbrechen begangen zu haben? Assange hat doch Kriegsverbrechen der USA aufgedeckt. Oder etwa nicht?

Pink Date Automat beim Advokaten in Bulgarien

„Wir müssen kriegstüchtig werden!“

„Wir müssen kriegstüchtig werden!“ (0:48) – das fordert SPD-Mann Pistorius, denn „einer muss der Bluthund werden“, Zitat Noske, ebenfalls SPD. Obwohl im Ausland, oder vielleicht gerade deswegen, nehme ich unseren Kriegsminister beim Wort. Nachdem neulich bereits Stahlhelme auf dem Flohmarkt im Angebot waren, gab es dort gestern weitere Angebote. Aber welches Outfit und welche Waffe passt zu mir? Vielleicht obiges Schwert?

Oder doch besser der Klassiker? Die gute alte Kalaschnikow?

Und was ist mit der Uniform? Sind vier Sterne zu viel für den Anfang?

Bevor es an die Ostfront geht, Party machen nicht vergessen! Ist vielleicht das letzte Mal.

Am Ende habe ich mich für eine Kettensäge entschieden. Die Kettensäge ist das Bajonett von heute. Das meint zumindest mein Ausbilder. Gehandhabt wird es genauso: Reinstechen und dann ganz langsam drehen.

Nicht wiederzuerkennen

Gestern waren meine früheren Nachbarn zu Besuch, er ein pensionierter Polizist, sie Ärztin. Zu Deutschland haben sie sowohl eine geschäftliche, als auch eine privaten Beziehung. Kürzlich seien sie wieder in meiner einstigen Heimat gewesen, hätte aber ihre alte Liebe Deutschland nicht wieder erkannt. Auch ihr angestammtes Hotel, in dem die Nacht über 300 Euro kostet, habe so einiges nicht funktioniert diesmal. Dann kam die Ärztin aufs Thema „Impfen“ zu sprechen, und dass in Deutschland, im Gegensatz zu Bulgarien, sich praktisch alle haben impfen lasse, was Wahnsinn sei. Wahnsinn deswegen, weil die Folgen nun nicht mehr zu übersehen seien, womit sie an erster Stelle die „plötzlich und unerwarteten“ Todesfälle meinte. Waren meine früheren Nachbarn, beide wie ich ungeimpft, einst regelrecht verliebt in Deutschland, bleiben sie nun lieber zu Hause in Bulgarien.

„Wasser & Toiletten“ statt „Brot & Spiele“

Nicht nur in Berlin gibt es die Fête de la Musique, sondern auch in Bulgarien. Gibt es in der Bundeshauptstadt mehrere Bühnen, gibt es hier nur eine. Auch das Publikum in ein anderes. Sind die Besucher in Berlin eher jünger, leicht bekleidet, dafür stark alkoholisiert, sind es hier ältere Herrschaften, in normaler Kleidung, die nur Wasser trinken. Dass die Leute älter sind, liegt daran, dass alle jungen im Ausland sind. Das betrifft auch die Menschen auf der Bühne. Stehen da sechs Leute, sind das 500 Lebensjahre. Sowohl über die Bühne, als auch über das Publikum ist hier ein Sonnendach gespannt. Neben dem Wasser, das es zu trinken gibt, sind vor allem die Toiletten wichtig, weswegen die Fête de la Musique hier in Bulgarien auch „Wasser und Toiletten“ heißt.

Leaving Berlin (058)

Gestern war ich in der Stadt, um einen Freund aus der Heimat abzuholen. Dei der Gelegenheit war ich auch bei Lidl, wo gerade Brötchen für 0,08 Lewa (vier Cent) im Angebot sind. Obwohl ich angefangen habe, mein eigenes Brot zu backen, konnte ich mich nicht zurückhalten, auch weil ich noch nicht bis zum Brötchen backen vorgedrungen bin. Obwohl die Brötchen beim bulgarischen Lidl genauso wie in der Heimat nur aufgebacken sind, sind sie ganz OK. Unschlagbar ist natürlich der Preis mit vier Cent. Billiger als die Brötchen im Osten, die fünf Pfennig gekostet haben. In Bulgarien herrscht, was Brötchen angeht, Sozialismus. Trotzdem werden Brötchen hier irgendwie nicht angenommen. Ich war der einzige, der überhaupt welche gekauft hat. Der Bulgare beschäftigt sich nicht mit „weißen Semmeln“, wie die Brötchen beim bulgarischen Lidl genannt werden. Der Bulgare rechnet traditionell in Weißbroten – ganz bewusst in der Mehrzahl. Es sind also genug Brötchen für alle da. Jeder, der sich in der Heimat keine Brötchen mehr leisten kann, sollte sich auf den Weg machen. Er ist herzlich willkommen im Billig-Brötchen-Land Bulgarien. Ein Freund aus der Heimat hat es wie gesagt getan. Und obwohl er schon mehrfach hier war, war er aufs Neue erstaunt, wie tot die Gegend hier ist. Dass es kaum Menschen gibt und dementsprechend keine Busse fahren. Klar, ich schreibe ständig, dass es die ärmste Region des Landes ist. Aber was das praktisch bedeutet, weiß man erst, wenn man versucht herzukommen. Zum Schluss noch ein Wort zu den Brötchen. Manchmal frage ich mich, woraus die Brötchen gemacht sind, wenn sie nur vier Cent das Stück kosten. Immer wieder komme ich zu der Antwort, dass sie eigentlich nur aus dem gemacht sein können, aus dem auch die Kekse in dem Film „Soylent Green“ gemacht waren. Im Untertitel heißt der Film „Jahr 2022 – die überleben wollen“. Vielleicht schaust Du ihn dir mal an. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen.