Bericht aus Bulgarien (187) – “Themen, die in Bulgarien ganz normal diskutiert werden ohne verschwörungstheoretischem Schaum vorm Mund”

 
Von Martins Kanal “Rationaler Widerstand”

Am Donnerstag war ich zusammen mit meinem besten bulgarischen Freund Martin zu einem Vortrag von Iwan Spirdonow zum Thema Transhumanismus. Iwan Spirdonow hat das erste Buch in Bulgarien zu dem Thema geschrieben, es ist 2021, also letztes Jahr, erschienen. Der von Martins “Ost-West” Verlag organisierte Vortrag fand in einer Art Künstler-Villa statt, dem “Haus Sofia”, und ungefähr 50 Menschen haben sich zu ihm eingefunden. Nach dem Vortrag wurden Fragen gestellt, eigentlich an den Autor, aber eine ist auch an mich herangetragen worden. Ich wurde gefragt, ob es derartige Vorträge und Veranstaltungen zu solchen oder ähnlichen Themen aktuell auch in Deutschland gibt. Ich tat mich schwer, die Frage zu beantworten, weil ich nicht in Deutschland lebe, und ich wollte auch nichts Falsches sagen. Deswegen möchte ich die Frage an meine Leser in der Heimat weitergeben. Damit diese eine Vorstellung davon bekommen, wie und worüber in Bulgarien diskutiert wird, veröffentliche ich obiges Interview, das mein Freund und Übersetzer Martin in dieser Woche mit seinem englischen Freund Joseph geführt hat, den ich neulich auf dem Jazz-Festival in Sofia kenngelernt habe. Dort war ich mit meinem englischen Freund Jerry, der auch Martins englischen Freund Joseph kennengelernt hat. Bei der Gelegenheit stellte sich heraus, dass beide aus demselben Vorort von London kommen. Die Welt ist ein Dorf, Bulgarien sowieso, das ist bekannt, man trifft sich aber mittlerweile nicht mehr in Berlin oder Prag, sondern in Sofia, was neu ist. Auch um ohne verschwörungstheoretischem Schaum vorm Mund ganz normale Themen zu diskutieren, erlaube ich mir hinzuzufügen.

Video RationalerWiderstand
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Bericht aus Bulgarien (186) – “Geld für jeden”

Nach “Corona für alle” gibt es in den Schluchten des Balkans jetzt “Geld für jeden” (“пари за всеки”), beispielsweise beim Tanken. Seit wenigen Tagen bekommt man in dem kleinem Land am Rand, das Deutschland in der Zeit voraus ist, 25 Stotinki (13 Cent) pro Liter zurück. Offiziell ist es eine “Anti-Inflations-Maßnahme” der Regierung, die kürzlich ein Misstrauensvotum verloren hat. Sie wurde also nicht gestürzt, wie es in Deutschland zu lesen war, sondern demokratisch im Parlament abgewählt, ist aber übergangsweise noch im Amt. Und nachdem die pro-westliche, sprich neo-liberale, also im Sinne der USA Politik machende Regierung neulich noch 70 russische Diplomaten ausgewiesen hat, sollen nun auch noch die eigenen Leute besser überwacht werden. Denn der eigens fürs Zurückzahlen der 25 Stotinki ausgebildete Tankstellen-Mitarbeiter muss dabei die Daten der “Glücklichen” aufnehmen und speichern, selbst bei Barzahlung. Da man fürs Aufnehmen und Speichern der Daten eine spezielle Software benötigt, die über 3.000 Lewa (1.500 Euro) kostet, können dies nur große Tankstellen, darunter die der russischen Kette “Lukoil”, leisten. Das hat zur Folge, dass hierzulande derzeit keiner an den kleinen Tankstellen tankt, denn nicht wenige Bulgaren brauchen die 25 Cent pro Liter Benzin schlichtweg um zu Überleben. Die demokratisch abgewählte, aber übergangsweise noch amtierende pro-westliche, sprich neo-liberale, also im Sinne der USA Politik machende Regierung schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie macht die kleinen kaputt und kontrolliert alle.    –    Schöne Neue Welt 2022.

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“Wenn wir Deutschland verlieren, verlieren wir Europa.”

 

“Wenn wir Deutschland verlieren, verlieren wir Europa” – so steht es in den Uber Files. Dafür ist bisher wenig aus Deutschland über Uber zu hören, praktisch gar nichts. Der deutsche Tenor ist der, dass “die aggressiven Jahre des Fahrdienst-Vermittlers” vorbei seien, “man heute ein anderes Unternehmen sei”. – Wirklich? Ich halte mich an das, was der Mann in obigem Video auf deutsch sagt: “Jetzt fangen wir erst richtig an” (ab 11:10), und das kann ich auch nur jedem empfehlen.

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Menschen wie Macron machen mich krank

Polizeiauto vor der Alexander Newski Kathedrale im Uber-freien Sofia
Menschen wie Macron, denen ich zu verdanken habe, dass ich meine Arbeit als Taxifahrer verloren habe, machen mich krank, aber vor allem sind sie selbst krank. Dies ist der letzte Beitrag über ihn, zumindest vorerst. Kurz noch einmal zur Chronologie: Das Unternehmen Uber aus dem kalifornischen Silikon Valley versucht in Frankreich Fuß zu fassen, es gelingt ihm nicht, weil Gesetze dagegen sprechen, die Arbeitsplätze schützen, an erster Stelle die von Taxifahrern. Daraufhin wendet sich Uber an Macron, der damals Wirtschaftsminister in Frankreich ist. Er verspricht sich das anzuschauen und am nächsten Tag hat Uber den Fuß in der Tür und seine Fahrzeuge auf der Straße. Über die Einflussnahme erfährt der gemeine Franzose nichts, und ohne die Uber Files wüssten wir bis heute nichts von ihr. Jetzt stellt sich Macron, der nun Präsident Frankreichs ist, hin, und sagt, dass er stolz darauf ist, was er getan hat. Als Grund gibt er an, Arbeitsplätze geschaffen zu haben. Dass er Arbeitsplätze vernichtet hat, und zwar die von Taxifahrern, davon spricht er nicht. Noch schlimmer ist aber, das er Recht gebrochen hat, dass er sich hat kaufen lassen. Macron ist ein Uber-Lobbyist und ein Un-Demokrat, der morgen und auch übermorgen alles genauso wieder tun würde. Am Ende ist Macron nur ein uneinsichtiger und unbelehrbarer Straftäter und Krimineller, der aber, so sagt man in Bulgarien, seine Strafe bekommen wird.
PS: Nach dem Zusammenbruch der DDR war es auch ein beliebtes Argument der zuvor Mächtigen, dass sie mit ihrem Tun doch nur schlimmeres verhindert hätten. Praktisch so wie Macron jetzt argumentiert, dass er doch nur Gutes getan hätte.
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Das geht dem Barbar in seinem Palast am Sack vorbei

Neulich in Berlin-Neukölln

Dass jemand bei mir auf meinem Dorf “Das geht mir am Sack vorbei” gesagt hat, ist bestimmt auch schon vorgekommen, auch wenn ich mich gerade nicht daran erinnern kann. Woran ich mich erinnere, sind Feministinnen und Feministen, die sich darüber beklagen, wenn Männer sich an ihrem Geschlechtsteil zu schaffen machen, oftmals weil es nicht gerade sitzt. (Hat man sich je darüber beklagt, wenn eine Frau aus ähnlichen Gründen an ihrem BH herumgespielt hat?) Was sich mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass sich Männer in Bulgarien öfter an ihrem Geschlechtsteil zu schaffen machen als in der Heimat, was einfach daran liegt, dass hier die Herrenunterwäsche nicht so bequem geschnitten ist. Mit dem Klopapier ist es übrigens ähnlich, “Soft” oder gar “Super Soft” sind hier unbekannt. In Bulgarien wischt man sich den Hintern bis heute mit hartem Zeitungspapier ab. Doch zurück zur Sprache, die hier auf meinem Dorf sehr zivil ist, insbesondere wenn ich sie mit der Sprache von Präsidenten in West-Europa vergleiche. Da frage ich mich gerade, in welcher Höhle Herr Macron groß geworden ist. Eine hiesige war es nicht. Der Barbar sitzt nicht in den Schluchten des Balkans sondern im Élysée-Palast.

PS: Den Nicht-Geimpften wollte (will?) der Barbar “gehörig auf die Nerven gehen”. Auch das eine Formulierung, die ich so in Bulgarien nie gehört habe, auch nicht von den Regierende. Für mich als Nicht-Geimpfter Taxifahrer und Krankenpfleger ist das nicht nur die Kampfansage eines Barbaren, gegen die ich wiederum geimpft bin, sondern bestätigt auch, was ich neulich schrieb: “Corona ist Uber für Alle”.

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Andreas Scheuer – der deutsche Immanuel Macron?

 

Von Andreas Scheuer hört man bisher nichts aus den Uber Files, obwohl er eine ähnliche Rolle gespielt haben könnte wie Emmanuel Macron in Frankreich. Immerhin war der Verkehrsminister und als solcher verantwortlich für zahlreiche Gesetzesänderungen, die Uber den Weg geebnet haben, damit das Unternehmen aus dem Silikon Valley nicht länger Gesetze brechen muss, oder zumindest weniger Gesetze brechen muss. Das tut es bis heute, allen voran die Rückkehrpflicht für Mietwagen. Würde die Rückkehrpflicht eingehalten werden, würde Ubers Geschäftsmodell, besser “Geschäftsmodell”, umgehend wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Ich erinnere mich an ein Plakat auf einer Demonstration vor dem Verkehrsministerium, das den Verkehrsminister für einen Moment regelrecht erstarren ließ, und auf dem “Minister Scheuer, Sie sind doch kein Uber-Mensch, oder?” stand. – Scheuer kann natürlich auch zu denen gehören, die wirklich daran geglaubt haben und vielleicht sogar bis heute glauben, dass Uber das Schöne, Neue und Gute ist. Ich will das nicht ausschließen. Dann wäre es zwar immer noch Unrecht, aber eben auch typisch Deutsch. Der Deutsche muss immer dran glauben, unter dem tut er’s nicht. Das macht es so schwer, den Deutschen von seinem falschen Weg, der in der Vergangenheit oft ein Sonderweg war, abzubringen. Wie bereits erwähnt, muss Uber in Deutschland bis heute Tag für Tag Gesetze brechen, um seine Dienstleistung, die im Kern eine Taxidienstleistung ist, weswegen Mietwagen, derer Uber sich bedient, sie nicht anbieten dürfen. Uber war nicht nur ein Gesetzesbrecher, wie insbesondere hierzulande die Medien bereits anfangen zu behaupten trotz Uber Files, sondern ist es immer noch, bis jetzt, bis zu dem Moment, wo du das liest. Wer’s nicht glaubt, solle sich für die Einhaltung der Rückkehrpflicht stark machen, das würde ausreichen. Denn dann würde man sehen, dass Uber nichts anderes als ein das Gesetz verachtendes Unternehmen ist. Deswegen passt es so gut mit demokratieverachtenden Politikern wie Andreas Scheuer zusammen, der offenbar seine Schuldigkeit getan hat, wie möglicherweise Emmanuel Macron demnächst. Man wird sehen. (In Bulgarien: Du wirst sehen!)

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Was erlauben Opposition?

 
Den Stolz darauf Gesetze gebrochen zu haben, kannte man bisher nur von Straftätern. Nun sind auch Staatsmänner wie Emmanuel Macron stolz darauf. In diesem Fall kommt zum Gesetzesbruch die Demokratieverachtung. Trotzdem nennen sie sich weiter Demokraten, obwohl sie nichts anderes sind als Straftäter. Teile der französischen Opposition fordern deswegen jetzt sogar einen Untersuchungsausschuss. Das muss man sich mal vorstellen – Wahnsinn!
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