Bericht aus Berlin (22) – “Sterile Menschen”
Die Züge sind voll, die Informationstafeln leer und die Bahnhöfe eine einzige Baustelle. Dass deswegen meine Regionalbahn nicht ab Ostkreuz sondern ab Ostbahnhof fährt, wie es im Internet steht, hätte ich wissen müssen, so die Frau am Informationsschalter. Und sie hat recht: bestimmte Dinge muss man einfach wissen. Beispielsweise was “steril” bedeutet. Im Zug sagte eine Frau, die, wie ich erfahren musste, in einem Labor arbeitet, in dem Impfstoffe hergestellt werden, dass sie “steril” sei, weil das Labor steril ist. Ob das Labor wirklich steril ist, das weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass wenn eine Person “steril” ist, sie entweder “nur” nicht zeugungsfähig ist, oder bereits tot. Das scheint mir festzustehen. Bei der Frau ging es um die Frage, ob sie im Zug eine Maske tragen soll oder nicht. Am Ende war sie die einzige, die eine Maske trug. Ein Schaffner, der das kontrolliert hätte, kam nicht vorbei. Alleine deswegen kann ich das Zugfahren sehr empfehlen, aber auch, weil man viel lernt im Zug, praktisch wie im Taxi, nur noch gewaltiger.
PS: Die Idee der Frau war, dass alle anderen eine Maske tragen, nur sie nicht, weil sie “steril” ist. Aus der Idee konnte aber, auch mangels Kontrollen, nichts werden.
Foto&Text TaxiBerlin