Bericht aus Berlin (37) – “Alter weißer Mann”

Ich nicht
Ein Kollege hat mich neulich darauf hingewiesen, dass man es als alter weißer Mann alles andere als leicht hat, mit dem Schreiben sein Geld zu verdienen. Diesen Punkt hatte ich bisher noch nicht auf meiner Rechnung. Und dabei habe ich dem Amt gesagt, dass meine Firma “Desillusionist” heißen würde. Manchmal brauchen Desillusionisten auch Desillusionisten. Kurz habe ich überlegt, ob ich mich umoperieren lassen sollte. Dann würde es auch wieder mit dem Klopapier von obiger Werbung klappen, die einen gerade an allen Ecken der Stadt anschreit. Ich mag es aber prinzipiell nicht, wenn andere von “wir”, in dem obigen Fall von “ihr”, sprechen, oder wenn Leute sagen, dass “man” irgendetwas eben so mache. Ich persönlich mag es von hinten nicht, von hintenherum oder hinterm Rücken schon gar nicht. Ich mag’s nur von vorne – direkt und geradezu. “Sanft” oder “ultrasoft” mag ich’s auch nicht. In Bulgarien habe ich meinen Allerwertesten immer mit hartem, völlig saugunfähigem Zeitungspapier abgewischt. Das macht man so in den Schluchten des Balkans. Das mit dem Umoperieren werde ich jetzt doch besser sein lassen. Mich umpoperieren zu lassen kann ich mir nicht leisten. Ich werde also auch weiterhin als alter weißer Mann schreiben, schreiben müssen. Österreichs alter weißer Mann Thomas Bernhard hätte vermutlich “naturgemäß” dazu gesagt.

Foto&Text TaxiBerlin

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