Bericht aus Bulgarien (129)
Heute ist „Gergowden“ (Georgstag) in Bulgarien, und auch Tag der bulgarischen Armee und der Tapferkeit. Im Dorf unten wurde ich deswegen von einem älteren Bewohner mit dem Namen Georg, sein Spitzname ist Goschko, zu einem Stück Konfekt eingeladen. So ist es Tradition in Bulgarien. Im Nationalradio „Christo Botew“ werden vorzugsweise Märsche und nationale Weisen gespielt. Es kommen auch Menschen zu Wort, darunter auch Militärs. Viele von ihnen betonen, dass Frieden heute das wichtigste sei. Einige von ihnen sagen, dass sie aus diesem Grund die Neutralität Bulgariens für das Gebot der Stunde halten. Mit meinem Bürgermeister habe ich noch die Verkleidung der Überdachung meiner Eingangstür besprochen, die er mir zusammen mit der dazugehörenden Betonplatte im letzten Jahr gebaut hat. Ich messe es zur Sicherheit noch einmal aus, denn auch Baumaterial ist teurer geworden und nicht nur Butter. Vermutlich bleibt es aber dabei, was mein Bürgermeister schon im Kopf ausgerechnet hat, und das waren irgendwas zwischen sieben und acht Quadratmeter Holzverkleidung von innen und außen, außen dicker als innen, dazwischen Steinwolle zur Dämmung. Etwas Glas als Fenster und die Tür, ich hab noch eine alte im Stall zu stehen, und fertig ist der Lack. Helfen wird mir und meinem Bürgermeister dabei ein anderer, jüngerer Einwohner unseres Dorfes. Dimiter, der von allen Mitko genannt wird, und dessen Namenstag der „Dimitrowden“ (Dimitrowtag) ist, ist eigentlich gelernter Physiotherapeut, kann aber von den 200 € Gehalt im Monat nicht leben, obwohl er noch bei seinen Eltern wohnt. Da er sämtliche zur Holzverarbeitung nötigen Maschinen in der großen Doppelgarage seinen Elternhauses zu stehen hat, ist er eigentlich mehr Tischler als Therapeut. Zusammen mit meinem Bürgermeister hat er mir schon die Überdachung gemacht. Sie ist ein wenig bulgarisch geworden, irgendwann hatten sie wohl vergessen die Wasserwaage anzuhalten. Aber was soll’s?! Wer in Bulgarien deutsche Qualität sucht, ist hier verkehrt. Das musste auch der deutsche Rumen in mir lernen und dabei oft ganz tapfer sein – bis heute. Aber Scheiß auf das schiefe Dach – Hauptsache Frieden!
Foto&Text TaxiBerlin