Bericht aus Bulgarien (163)
Ich erfahre gerade, dass es immer mehr Landsleute geben soll, deren Motto “Deutschland hat fertig” ist, und die deswegen der Heimat den Rücken kehren. Montenegro als Auswanderungsland, über das ich an dieser Stelle berichtet hatte, ist da nur ein Beispiel. Eben habe ich einen Bericht aus der Türkei gesehen, Alanya soll voll von Allemany mit Money sein. In dem Zusammenhang muss ich an eine Aussage denke, die einige Jahre zurück liegt und die, so weit ich mich erinnere, von Friedrich Merz war. Friedrich Merz meinte damals, dass derjenige, der für sich ein Leben lang Deutschland gebucht hätte, selbst dran Schuld wäre. Und er sollte Recht behalten. Denn Auswandern können nur die, die es sich leisten können. Und das merkt man den Berichten der deutschen Auswanderer auch an. Es sind allesamt Business-Typen, die weder mit dem Land, noch mit der Sprache des Landes, in das sich ausgewandert sind, etwas am Hut haben. Alle anderen, also Menschen ohne Geld, müssen zu hause bleiben, selbst wenn sie Orts- oder gar Sprachkenntnisse haben. Das ist nicht schön, war aber schon immer so. – Ich gehe am Mittwoch “mal wieder” den entgegengesetzten Weg, denn da fliege ich von Sofia nach Berlin. “Mal wieder” deswegen, weil ich dafür bekannt bin, immer das Gegenteil von dem zu machen, was alle machen, getreu dem Berliner Motto: “Worum geht’s? – Ich bin dagegen!” Das ist aber nur auf dem ersten Blick so. Die Wahrheit ist, dass ich nach Berlin gehe, um “meinen Laden” dort aufzulösen. Ich plane alles, was ich habe, zu verkaufen, auch das letzte Hemd, weil ich wie gesagt denke, dass Friedrich Merz recht hatte. Wer von denjenigen bedauernswerten noch in der deutschen Hauptstadt Verbliebenen zu denen gehört, die dachten ein Leben lang Deutschland gebucht und damit auf der sicheren Seite zu sein, der kann sich gerne in “meinem Laden” bedienen. Zu verschenken habe aber auch ich nichts, immerhin arbeite ich gerade an einem Business-Plan. Aber ich will die Sachen auch loswerden. Wem also noch dies oder jenes oder gar das letzte Hemd bei seiner Buchung fehlt, der kann gerne bei mir vorbei schauen. Der Preis ist verhandelbar. Das kommende sozusagen, denn in Zukunft werden wohl immer mehr sicher geglaubte Dinge Verhandlungssache sein. Was ich nicht mache, ist tauschen, obwohl auch das das Kommende ist. Dass ich es nicht mache, liegt daran, dass ich die Kohle brauche, oder wie Frank Zappa in weiser Voraussicht sang: “We are only in it for the money”.
Foto&Text TaxiBerlin