Bericht aus Bulgarien (240) – “Brecht vs. Jesus”
Die Natur des Balkans
Ein Gespräch über Bäume sei fast ein Verbrechen, schreibt Bertolt Brecht in seinem Gedicht “An die Nachgeborenen”, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt. Geht es nach Brecht, ist jener, der dort ruhig über die Straße geht, nicht mehr erreichbar für seine Freunde, die in Not sind. Ich kann das nicht bestätigen. Im Gegenteil, meine Erfahrung ist, dass ich, wenn ich um Hilfe bitte, mir diese auch zuteil wird. Wahrlich, ich habe wirklich gute Freunde. Viele von diesen Freundschaften habe ich erst in den letzten zwei Jahren geschlossen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die Natur mit Geduld sehe und auch die Liebe nicht achtlos pflege, wie Brecht es tat. Brecht war der Meinung, dass es noch nicht so weit sei, dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist. Auch das deckt sich nicht mit meiner Beobachtung. Es gab und gibt Menschen, die helfen, und es wird sie geben, solange es Menschen gibt. Ich halte es da mit Jesus, der gesagt hat: “Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.”
Foto&Text TaxiBerlin