Bericht aus Bulgarien (30)

Seltener Anblick vor allgegenwärtigem Rost

Gestern Abend habe ich mir den Film „Wonderland“ angesehen. Die DVD war im besten Buchladen Montanas, der gleichzeitig der beste der gesamten Region ist, für 1,99 Lewa (ein Euro) im Angebot. In dem Film aus Hollywood spielt Val Kilmer einen Pornostar, der mit 14.000 Frauen geschlafen hat. Da der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, gehe ich davon aus, dass die Angabe stimmt.

In Bulgarien hätte John Holms alias Val Kilmer schlechte Karten, aber nicht nur er. Auch für Boris Pasternak wäre das kleine Land sehr am Rand ein schlechtes Pflaster, um seine „Lolita“ zu schreiben. Und selbst mein Freund, der mir neulich schrieb, weil er es wegen Corona gerade schwer hat fremd zu gehen, ist hier nicht gut aufgehoben.

Mit den bulgarischen Mädels verhält es sich nämlich wie mit den bulgarischen Maistors. Sie sind in aller Regel im Ausland, die meisten von ihnen in Deutschland. Die wenigen im Land verbliebenen Profis weisen in ihrem Angebot im Normalfall explizit darauf hin, dass sie Profis sind. Dementsprechend ist ihr Preis, der sich kaum von dem südosteuropäischer Arbeiter in Berlin unterscheidet.

Aber nicht nur Profis und Maistors haben Bulgarien verlassen, sondern an erster Stelle junge und schöne Menschen. Im Land verblieben sind vor allem Frustrierte und Hoffnungslose, ewig Rauchende und dauernd Trinkende, also Menschen, die alles andere als schön sind, weder innerlich, noch äußerlich, zumindest nicht auf den ersten Blick. Bei den Frauen sind das die verbrauchten, vom Leben gezeichneten. Von den Männern gar nicht zu reden. Nirgendwo sieht man mehr schlecht gekleidete und sich selbst vernachlässigende männliche Exemplare der menschlichen Spezies als in Bulgarien.

Etwas, was man über John Holms alias Val Kilmer und Boris Pasternak nicht sagen kann, und auch nicht über meinen Freund. Der scheint meinen Rat, mit seiner Frau über sein Bedürfnis zu sprechen, befolgt zu haben. Immerhin schreibt er, dass er „sehr viel über alles mögliche“ mit ihr redet. Das ist jetzt zwei Wochen her, seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet. Offenbar ist bei ihm, im Gegensatz zu hier, alles in Ordnung.

Foto&Text TaxiBerlin

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