Bericht aus Bulgarien (410) – “Sauberkeit und Recht und Ordnung”

Schilder für Kulturbanausen
Schilder wie dieses, das noch aus sozialistischen Zeiten stammt, sind rar geworden in Bulgarien. Sie werden mittlerweile für viel Geld gehandelt, weswegen das eine, das es bei mir im Dorf noch gab, neulich plötzlich weg war, einfach abgeschraubt – oder auf gut Deutsch: geklaut. In gewisser Weise war es nur eine Frage der Zeit. Auf Touristen-Antikmärkten werden solche Schilder für 50 Euro aufwärts gehandelt. Ich habe vor Jahren noch zwei für einen Euro das Stück auf dem Schrottplatz im Nachbarort zum Materialpreis bekommen, aber auch mein Schrotthändler weiß seit einiger Zeit bescheid. Ein Schild, das darauf hinweist, dass ein Mensch mit Kultur, ein Kulturmensch sozusagen, Sauberkeit und Ordnung hält, habe ich in Deutschland (noch) nicht gesehen. Dass ich sie vermisst hätte, wäre zuviel gesagt, aber ein bisschen unfair fand ich es schon, dass es sie bisher nur in Bulgarien gab. Was wohl der Grund dafür war? Muss man meine Landsleute nicht extra darauf hinweisen, weil sie von sich aus alles sauber und in Ordnung halten? Ordnung ist dem Deutschen wichtig, und auch das Befolgen von Regeln. So sind sie, die Kulturmenschen in der Heimat. Ich, der ich die Ungenauigkeit der Bulgaren in den letzten Jahren schätzen gelernt habe und nun Fünfe auch mal gerade sein lassen kann, bleibe lieber bei den Kulturbanausen, die man mittels Schilder auf Ordnung und Sauberkeit hinweisen muss. Möglicherweise finden sich dieselben Schilder demnächst als Touristen-Beute in deutschen Wohnzimmern wieder, ähnlich den asiatischen Tattoos auf ihrer Haut, die keiner lesen kann. Meine Schilder hängen bei mir im Schreibzimmer, damit es beim Schreiben meiner Beiträge immer sauber und mit rechten Dingen zugeht.  –  Ist ja heute keine Selbstverständlichkeit mehr.
Foto&Text TaxiBerlin

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