Bericht aus Bulgarien (460) – “Frage”
an Alle und Keinen
Eben erreicht mich folgende völlig verschwurbelte Frage von Milosz Matuschek, der viele Jahre Kolumnen für die Neue Zürcher Zeitung geschrieben hat und von dem das Buch “Wenn’s keiner sagt, sag ich’s” ist, hier in den Schluchten des Balkans:
Alles Schwurbelei natürlich, wenngleich auf höchstem Niveau – das ist klar. Das Dumme ist, Milosz Matuschek hat Argumente, die die Allermeisten heute gar nicht mehr haben. Der Mensch von heute hat nur noch Haltung, und zwar immer die richtige – auch das ist klar. Hier nun trotzdem seine Argumente, eingebettet in einen lesenswerten Text mit dem Titel “Wenn der Staat seine Bürger missbraucht”:
“Die USA, unser Freund, Helfer und Verbündeter, verübt einen Terroranschlag auf unsere Pipeline, und damit unsere Energieinfrastruktur. Die Bevölkerung trägt das Leid, durch Preisanstiege, Kältetote, mittelfristige Deindustrialisierung. Der amerikanische Hegemon lässt den Vasallen bluten, um seinen Erzfeind Russland zu schwächen, um sich gegen China in eine bessere Position zu bringen. Man spricht allenfalls zaghaft darüber, ob wir durch Lieferung von Panzern und Munition jetzt Kriegspartei sind. Tatsächlich sind wir perverserweise sowohl einerseits Kriegspartei, andererseits Kriegsopfer.”
Auch das Schwurbelei vom Feinsten – möchte man meinen. Andererseits nichts Neues, denn das hatten wir schon mal. Bertolt Brecht fragte in einer ähnlichen Situation das hier, was mir auch trefflich zur heutigen Berliner Wiederholungswahl, die es sonst nur auf dem Balkan gibt, zu passen scheint, und was der Autor “Die Lösung” nannte: “Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?”
Foto&Text TaxiBerlin