Bericht aus Bulgarien (549) – “Thinking About The Government”

Ich schreibe an einem Beitrag über die bevorstehenden Neuwahlen am nächsten Sonntag. Gerade frage ich mich, ob es diesmal eine gewählte Regierung geben wird. So komme ich auf die Zeile aus dem Song “Unterirdischer Heimwehblues”: Layne’s in the basement mixing up the medicine. I’m on the pavement thinking about the government. Auf dem Bürgersteig bin ich nicht, denn Bürgersteige sind in Bulgarien unbekannt. Genau genommen sitze ich in meiner Bude vor dem Computer und schreibe an diesem Artikel über Wahlen, bei der weniger als 40 Prozent wählen gehen. Einer eventuellen Regierung reichen so etwas mehr als 20 Prozent, um das Land zu regieren. Bis eben dachte ich nicht im Traum daran, dass es diesmal eine gewählte Regierung geben könnte. Die Alternative ist, dass der Präsident erneut eine Regierung einsetzt, die gar nicht gewählt wäre. Mit der letzten vom Präsidenten eingesetzten Regierung waren viele Bulgaren ganz zufrieden. Am Ende ist es egal, ob eine Regierung eingesetzt oder von einer Minderheit von 20 Prozent gewählt wird. Aktuell neige ich immer mehr dazu zu sagen, dass eine von 20 Prozent gewählte die schlechtere Wahl ist. Bei meiner Recherche zu meinem Beitrag komme ich mehr und mehr zu dem Schluss, dass man genau das verhindern will, also dass Präsident Rumen Radew erneut eine Regierung einsetzt. Mein Artikel wird immer mehr zu einem Krimi. Eine Mischung aus Aleko Konstantinow und Arthur Canon Doyle. Das schöne ist, dass der Artikel garantiert gedruckt wird. Ich kann also schreiben, was ich will, was ich aber nicht mache – keine Sorge. Ich halte mich an die Fakten. Aber die sind heute mitunter so verrückt – das kann sich keiner ausdenken. Ein Beispiel, damit es klarer wird: Unmittelbar nach Kriegsbeginn hat der damalige bulgarische Regierungschef Kiril Petkow von den USA und dem Vereinigten Königreich bezahlte Waffen heimlich in die Ukraine schicken lassen. Vom Westen wird er deswegen als Held gefeiert. Angeblich hat Bulgarien mit seinen geheimen Waffenlieferungen ganz und gar die Ukraine gerettet. Das dumme ist nur, dass Petkow für sein Vorgehen weder ein Mandat, noch die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hatte. Er hat sich selbst zum obersten Waffenlieferer der USA und dem Vereinigten Königreich auf dem Balkan ernannt. Mit seiner Selbsternennung ist Petkow ein Kriegstreiber, dem der Prozess gemacht werden müsste. Aber was passiert? Die mutmaßliche Straftat ist praktische Wahlwerbung für den alten und möglicherweise neuen bulgarischen Regierungschef, den Harvard-Absolventen Kiril Petkow. Dann vielleicht doch besser eine vom bulgarischen Präsidenten Rumen Radew ernannte Regierung?!?
Video BobDylan
Text TaxiBerlin

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