Bericht aus Bulgarien (94)
In Bulgarien gibt es interessante Reklametafeln, wenngleich nicht überall. Man findet sie praktisch nur in Sofia, wo die Leute aus der Provinz hingehen, hingehen müssen, um ihre Hinterlassenschaften in ihren Dörfern zu finanzieren, wenn sie nicht gleich ins Ausland gehen. Sofia wird in Bulgarien umgangssprachlich „Oben“ genannt. „Oben“ ist da, wo das Geld ist, und auch die Reklametafeln. Die bulgarische Hauptstadt ist mit ihren 650 Metern über dem Meeresspiegel auch im wortwörtlichen Sinne „Oben“.
Obige Reklametafel, ich hatte sie hier bereits erwähnt, habe ich genau zweimal gezählt in Sofia. Schwer zu sagen, woran das liegt. Jedenfalls sind auch in Bulgarien Reklametafeln nicht zum Nulltarif zu haben. Auf dieser steht „Der Impfstoff rettet Leben“ und nicht „Der Impfstoff spart Leben“, wie ich letztens geschrieben hatte. Dass ich „rettet“ und „spart“ verwechselt habe, liegt daran, dass ich es im Vorbeifahren gelesen habe, und zwar auf der Zarigradsko Chaussee, einer Schnellstraße der bulgarische Hauptstadt, die Richtung Osten aus ihr herausführt. Darüber hinaus werden „spasjawa“ (retten) und „spestjawa“ (sparen) ähnlich geschrieben und klingen dementsprechend auch ähnlich.
„Der Impfstoff rettet Leben“ kann man als Möglichkeit aber auch als Feststellung, als Fakt verstehen. Dann wäre es eine Verallgemeinerung. Verallgemeinerungen kommen vor, beispielsweise in literarischen Texten. Für Thomas Bernhard waren beispielsweise alle Österreicher Nazis, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch im täglichen Leben begegnen uns jede Menge Verallgemeinerungen. Ich gehe so weit zu sagen, dass sich jeder von uns Verallgemeinerungen bedient, um einfacher durchs Leben zu gehen.
Bei der Verallgemeinerung, dass der Impfstoff Leben rettet, würde ich persönlich vorsichtig sein. Zumindest ist es keine Verallgemeinerung, mit der ich durchs Leben gehe. Dass ich nicht mit ihr durchs Leben gehe, liegt unter anderem an den vielen „Impfdurchbrüchen“, bei denen sich Menschen trotz Impfung infizieren und auf der Intensivstation wiederfinden. Manchmal direkt neben Menschen, die dort aufgrund von Nebenwirkungen der Impfung um ihr Leben kämpfen.
„JCDecaux Image“ hat, so vermute ich, das Bild zur Reklametafel beigetragen. Welches Bild genau es sein soll, erschließt sich mir nicht ganz. Ich vermute, dass das Design gemeint ist. Umsonst hat „JCDecaux Image“ dies, so denke ich, nicht getan, weswegen es verkehrt wäre, „JCDecaux Image“ als Sponsor der Reklametafel zu bezeichnen. Wer der Sponsor der Anzeige ist, geht aus der Reklametafel nicht hervor. Möglicherweise eine balkanische Besonderheit, die dem Umstand geschuldet ist, dass insbesondere in Bulgarien alles immer umgedreht ist. Vielleicht aber auch Weise Voraussicht der für die Impfung Werbenden, die ähnlich den Herstellern jegliche Haftung ablehnen.
Taxis übrigens, die es nicht nur „Oben“, also in Sofia, sondern auch in der Provinz gibt, gehören zum Straßenbild in Bulgarien. In Berlin sind sie dabei aus ebendiesem zu verschwinden. Dass es in Bulgarien anders ist, liegt diesmal nicht daran, dass in dem kleinen Land am Rand alles immer umgedreht ist. Es liegt einfach daran, dass die frühere Regierung unter Boiko Borissow die illegale Konkurrenz aus Amerika verboten hat, um das bulgarischen Taxigewerbe zu schützen. Borissow soll korrupt sein und ist es vermutlich auch, zumindest wurde er deswegen neulich am Vorabend des Besuches des amerikanischen Kriegsministers für 24 Stunden festgesetzt. Danach musste man ihn wieder laufen lassen. Immerhin, er hat sich von den Uber-Lobbyisten nichts einflüstern lassen. Zumindest diesbezüglich dürfte es kein belastbares Material gegen ihn geben.
PS: „Gesundheitsminister“ Lauterbach fordert Null Covid. Erst dann will er seinen Wahnsinn beenden. – Wie sieht es aus mit der Forderung Null Nebenwirkungen?
Fotos&Text TaxiBerlin