Berlin, mir graut vor dir
Ich fange mal so an. In Bulgarien sagen die Leute zur Hauptstadt Sofia gerne auch “oben”. Ich wohne “oben” heißt in Bulgarien: Ich wohne in Sofia. Wobei “oben” im wörtlichen Sinne gar nicht so verkehrt ist. Sofia liegt etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel. Ganz anders in Berlin. Die Bundeshauptstadt liegt praktisch Null über dem Meeresspiegel. Aber viele Berliner verhalten sich so, als wären sie etwas höheres, also oben. Vor allem tun sie so, als wüssten sie irgendetwas, und das auch noch besser. Leider ist in aller Regel das Gegenteil der Fall. Aktuelles Beispiel: Die RKI-Protokolle und das Multipolar-Magazin, das sie freigeklagt hat. Ich habe einige Berliner gefragt – keiner hatte je etwas davon gehört. Weder von den RKI-Protokollen, noch vom Multipolar-Magazin. Aktuell sind die Protokolle nun beim FDP-Vize und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki angekommen, der jetzt sogar den Rücktritt von Gesundheitsminister Lauterbach von der SPD fordert. Man muss also nicht nach Bulgarien fahren, um die Dinge anders zu sehen. Manchmal genügt auch ein Ausflug in den Bundestag. Bin ich früher gerne nach Berlin zurückgekommen, habe ich bei meiner Ankunft immer gesagt: “Endlich normale Leute!”. Das ist heute anders. Mir graut regelrecht vor Berlin. Ganz so schlimm ist es am Ende aber dann doch nicht. Man findet auch im Berlin von heute den ein oder anderen normalen Menschen. Man muss ihn aber suchen, denn viele fähige Köpfe haben die Stadt bereits verlassen. Als ich im April von Berlin aus nach Bulgarien gefahren bin, atmete ich erst im Sächsischen und später im Bayrischen auf, wo wir Halt machten. Mein Gefühl war: “Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.” Man muss aber nicht nach Sachsen oder Bayern fahren, um normale Leute zu treffen. Eine Reise ins Brandenburgische, wo am vergangenen Wochenende obige Aufnahme entstanden ist, reicht vollkommen aus.