Der kranke Mann in Berlin und Brüssel

Wenn die Amerikanisierung an ihre Grenzen stößt

Bevor das im Vorgängerbeitrag erwähnte Osmanische Reich unterging, zu dem Bulgarien 500 Jahre gehörte, wurde es im Westen “Der kranke Mann am Bosporus” genannt. Nun scheint es so zu sein, dass die Tage Deutschlands, wie wir es kannten, und damit auch Europas gezählt sind. Deswegen “Der kranke Mann in Berlin und Brüssel”. Dafür sprechen an erster Stelle die wirtschaftlichen Zahlen in Deutschland, aber auch das Gefühl vieler Menschen, dass es mit ihrem Land den Bach runter geht. Auch die vielen Putsche, die gerade in Afrika stattfinden, stehen damit in Verbindung. Natürlich geht es da immer auch um Innenpolitik. Mindestens genauso wichtig scheint die außenpolitische Neuorientierung zu sein. Auf den ersten Blick will man weg von Frankreich und damit von Europa. Also das, was der frühere US-Verteidigungsminister Rumsfeld als “Old Europe” bezeichnete. Möglicherweise will man sogar ganz weg vom Westen, inklusive der USA, um sich Richtung China und Russland zu orientieren. Es tritt damit das ein, was die kürzlich verstorbene frühere Bundestagsvizepräsidentin und ehemalige Grüne Antje Vollmer in ihrem politischen Vermächtnis in der Berliner so beschrieb: Wenn mich nicht alles täuscht, steht Europa kurz vor der Phase einer großen Ernüchterung, die das eigene Selbstbild tief erschüttern wird. Für mich aber ist das ein Grund zur Hoffnung. Der so selbstgewisse Westen muss einfach lernen, dass die übrige Welt unser Selbstbild nicht teilt und uns nicht beistehen wird.

Foto&Text TaxiBerlin

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