Leben in Zeiten von Corona – Heute: Stilleben mit Fernsehturm, Immobilien und Frauen

 

Am Ostkreuz im Friedrichshain

Keine Ahnung, wie es andernorts ist, aber auf den Berliner Baustellen wird auch in der schlimmsten Pandemie einfach weitergebaut, und nicht nur das. Die Bauarbeiter tragen dabei in den seltensten Fällen Masken. Wie denn auch, bei solch körperlich schwerer Arbeit. Die Arbeiter kommen meistens aus Albanien und Mazedonien, jedenfalls verstehen viele Berliner sie gar nicht – ich schon. Deswegen konnte ich sie fragen, warum sie keine Maske tragen, selbst am heutigen Feiertag. Ich bin auch so ein Idiot, der anderen diese dumme Frage stellt, über die ich mich gestern noch beklagt habe. Die albanischen und mazedonischen Arbeiter haben meine Frage erst gar nicht verstanden. Als sie sie verstanden, haben sie mich ausgelacht, diese Corona-Leugner. Danach haben sie mir ihre Instrumente und Werkzeuge, sprich Folterinstrumente gezeigt. Da bin ich lieber weg, nach hause, wo ich sicher bin – noch, um diesen Beitrag zu schreiben. Vorher habe ich noch obiges Werbeplakat auf der Baustelle fotografiert. Pünktlich zum Frauentag werden nicht nur Immobilien, sondern auch Frauen angeboten. Die Profis unter den Frauen haben es da schon schwerer, ihre Dienste anzubieten. Mittlerweile wird gerne geleugnet, dass es sie überhaupt gibt, die Sexarbeiterinnen, weswegen eine von ihnen schon mit “Huren gehören zu Deutschland!” auf sich aufmerksam machte. Die Frauen auf obigem Werbeplakat sind keine Huren, vermute ich jetzt mal. Ob sie “nur” glückliche Ehefrauen sind, oder Quoten-Power-Frauen, kann nur vermutet werden. Jedenfalls sind alle unverschleiert, obwohl die Baustelle am Ostkreuz und nicht in der Schweiz ist. In Schweiz ist eine Mehrheit der Meinung, dass man sich in der Öffentlichkeit nicht verhüllen darf. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die auch bei uns schon lange gilt und Vermummungsverbot heißt. Deswegen leben in Deutschland auch nur Nazis. Und nun auch in der Schweiz. Den Arbeitern auf der Baustelle am Ostkreuz im Szene-Bezirk Friedrichshain ist das egal, genauso wie die Maske, die sie nicht tragen. Dass sie in der größten Pandemie, in der es um Leben und Tod geht, ihr Leben für “unsere” Immobilien riskieren, in denen Frauen mit einem Glas Sekt auf der Terrasse anstoßen, hat mit ihrer Lebensrealität in ihrer Heimat nichts zu tun. Dort, wo sie herkommen – auf dem Balkan, geht es meistens “nur” ums nackte Überleben. Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

Foto&Text TaxiBerlin

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