Von Kerkern und Bestien

Gerade war ich draußen, wo diese Bilder entstanden sind. Zweimal am Tag gehe ich raus, jeweils für 40 bis 50 Minuten. Also die Länge einer therapeutischen Sitzung. Beim Laufen kommen mir immer ganz gute Ideen, zum Beispiel dieser Beitrag. Auch weil ich ganz alleine hier bin, nur die Hunde von den Nachbarn sind noch da. Die bewachen mich. Die Nachbarn selbst kommen nur ab und zu, um nach dem Rechten zu sehen. Wäre ich einer ihrer Hunde, wäre ich ihnen schon längst an die Gurgel gegangen. Zum Glück gehen sie mir nicht an die Gurgel. Jetzt, wo ich darüber schreibe, frage ich mich, ob es nicht besser ist, ein Messer oder gar eine Axt mitzunehmen, wenn ich das nächste Mal rausgehe. Nur für den Notfall, falls die Bestien komplett ausgehungert sind. Ansonsten fühle ich mich sicher in meinem Denk- und Schreibkerker, in dem es sogar einen richtig warmen Raum gibt. Im Rest ist es so kalt wie draußen, auch im Schlafzimmer. Im Bett liege ich immer mit Schal und Wollmütze. Bevor ich ins Bett gehe, lege ich einen heißen Stein rein. Am Morgen ist der immer noch warm. Jetzt liegt er auf dem bullernden Ofen. Viele in der Heimat können sich so ein einfaches, zurückgezogenes Leben nicht vorstellen. Das höre ich immer wieder. Mir geht es genau umgedreht. Ich kann mir ein Leben mit Ablenkungen, Oberflächlichkeiten und Nothing-About-Nothing Mitteilungen nicht mehr vorstellen. In Bulgarien gibt es dafür sogar einen Ausdruck von Aleko Konstantinow. Das ist der Autor, dessen Bücher ich auf Deutsch herausgebe. Ganz genau ist es dieser Titel einer Kurzgeschichte von ihm, den praktisch jeder Bulgare kennt: “разни хора, разни идеали” – “Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Ideale”.

An dem Blau-Weißen Pfahl in der Mitte orientiere ich mich bei Schnee

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