Zurück in Bulgarien (006) – “Meine erste Woche”

Downtown Bulgarien
Das Ankommen in Bulgarien ist für mich immer das Schlimmste. Ich hatte hier bereits darüber geschrieben. Normalerweise brauche ich zwei Wochen zum Ankommen, mindestens aber zehn Tage. Jetzt ist eine Woche vorbei, ich bin noch nicht wirklich angekommen, habe aber schon alles erledigt, was ich mir vorgenommen hatte. Gestern früh begann dazu der letzte Akt. Am Montag bin ich bereits wegen dem Ölwechsel in der Werkstatt gewesen. Auf den Kühlwasserverlust angesprochen meinte der Maistor, er könne das heute nicht machen und auch morgen nicht. Ich solle am Mittwoch um 8:30 Uhr vorbeikommen, dann könne er mir sagen, ob er Zeit habe. Wenn er am Mittwoch keine Zeit hat, dann Donnerstag oder Freitag. Natürlich gibt es auch in Bulgarien Telefone, mit denen man anrufen kann. Aber manchmal kann man auch in Bulgarien nicht anrufen. Das ist wie mit der Gepäckaufbewahrung am Flughafen BER, die keine Gepäckaufbewahrung ist, sondern eine Lizenz zum Gelddrucken, die sich offiziell Service nennt. Pünktlich um 8:30 Uhr stand ich gestern in der Garage auf der Matte. Der Maistor war auch schon da. Ich hatte großes Glück, aber nicht nur weil der Maistor da war, sondern weil mein Wagen in dem Moment Kühlflüssigkeit verlor. Das tut er nicht immer. Und obwohl mein Wagen Kühlflüssigkeit verlor, war es nicht einfach für den Maistor, die Stelle zu finden, wo die Kühlflüssigkeit aus dem System entwich. Wäre in dem Moment keine Kühlflüssigkeit entwichen, wäre es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, herauszufinden, wo sich die undichte Stelle befindet. Dann hätte ich heute wiederkommen können und vielleicht morgen nochmal. Ich hatte das schonmal. Da gab es unter der Motorhaube so komische Geräusche. Brachte ich den Wagen in die Garage, waren die Geräusche weg. Die Meister fühlten sich veralbert und dachte, ich höre Stimmen. Gab es dann doch ausnahmsweise mal das Geräusch, konnten sie es nicht zuordnen und bagatellisierten es. Das Ende vom Lied war, dass es irgendwann unter der Motorhaube eine kleine Stichflamme gab, und zwar an der Lichtmaschine. Von dort kam das Geräusch, genau von den Abnehmern, also den Kabelenden. In D hätte man vermutlich die ganze Lichtmaschine gewechselt. Nicht so in BG. Hier werden nur die Kontakte erneuert. Das geht auch in D. Wenn man einen guten Maistor hat, am besten einen bulgarischen. In der Regel weiß es der Maistor in D aber nicht, oder will es nicht wissen, weil er einem lieber was Neues verkauft, was weniger Arbeit macht und mehr Geld bringt. Die Kontakte zu wechseln ist aufwendig. Man muss den Wagen dazu anheben. Alleine das dauert. Dann muss man die alten Kontakte ausbauen und die neuen einbauen. In der Zeit hat man drei Lichtmaschinen gewechselt. Die wäre natürlich teurer gewesen, als das Wechseln der Kontakte, was mich 130 Lewa, also 65 Euro gekostet hat damals. Doch zurück zum Kühlwasserverlust, dessen Ursache vom Maistor gefunden war, weil der Wagen in dem Moment Kühlwasser verlor. Üblicherweise muss ich dem Maistor in BG sagen, was das Problem ist. Das Problem war ein Schlauch, der porös geworden war. Der wurde gewechselt vom Maistor, was keine fünf Minuten gedauert hat. Danach noch etwas Kühlwasser aufgekippt und fertig war der Lack. Gekostet hat die ganze Sache 30 Lewa, also 15 Euro. In D hätte ich die Werkstatt vermutlich nicht unter 100 Euro verlassen. In BG gab es am Ende noch ein nettes Gespräch mit dem Maistor, der wissen wollte, woher ich komme und was ich so mache. Das wichtigste war aber der Hinweis darauf, dass ich jederzeit wiederkommen kann, wenn ich etwas habe. Auch wenn ich mich über das Angebot freue, hoffe ich natürlich, dass ich es nicht so schnell in Anspruch nehmen muss. Aber man weiß nie, wie sich eine kleine Veränderung auf den Gesamtorganismus auswirkt. Ist beim Menschen nicht anders. Und Autos sind bekanntlich auch nur Menschen, nicht auf zwei Beinen zwar, aber auf vier Rädern.

Foto&Text TaxiBerlin

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