In Sachen Maske hat sich die Situation weiter verschärft, das war nicht anders zu erwarten, nachdem man uns nun schon über Monate Tag für Tag auf’s Neue in Angst und Panik versetzt. Aber beginnen wir mit einem Blick zurück. Im April sagte Prof. Dr. Drosten in einem Interview mit Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag, dass die Maske nichts bringt. Seine genauen Worte waren: “damit (Maske) hält man das (Virus) nicht auf … die technischen Daten dazu sind nicht gut.” Das ist, so denke ich, auch der Grund, warum beispielsweise unsere teuren Fussball-Profis ohne Maske Fussball spielen, und sie auch sonst keine sonderliche Angst vor dem sicheren Tod durch eine Ansteckung mit dem Virus haben. Gut, nicht jeder ist Fussball-Profi, aber das ist noch lange kein Grund, Menschen ohne Maske generell übles zu unterstellen. Denn dazu gibt es überhaupt keinen Grund, wie auch schon Prof. Dr. Drosten richtig festgestellt hat. Trotzdem nehme ich die Angst, die Menschen mit Maske zu heftigen Reaktionen gegen Menschen ohne Maske treibt, sehr ernst. Zum einen, weil ich/man es muss, um zumindest halbwegs auf eine Verbal-Attacke oder gar körperlichen Angriff vorbereitet zu sein. Es gibt sie, auch wenn du nichts darüber in der Zeitung liest. (Die Aussage, man wüsste ja, wo solche ärztlichen Atteste herkommen, gemeint war meiner, wer “man” ist, blieb offen, ist da noch harmlos, aber ein ernstzunehmender Anfang.) Ich habe großes Verständnis für die Angst des anderen, er wurde ja genauso wie ich über Monate der Angst- und Panikmache dahin gebracht, förmlich getrieben. Praktisch bleibt ihm fast gar nichts anderes übrig, als mit seiner Angst, die man ihm gemacht hat und bis zum heutigen Tag macht, aggressiv nach außen zu gehen, oder eben nach innen, wobei letzteres mir persönlich lieber wäre, und zwar in der Form, dass sich derjenige fragt: Was passiert da gerade mit mir? Warum sehe ich in dem ohne Maske eine Bedrohung, die er nicht ist, wie Prof. Dr. Drosten es auch gesagt hat. Woher kommen aber dann meine Aggressionen? Usw. usf. Und wenn man all diese Fragen für sich beantwortet hat, dann kommt man selbst auf die Antwort auf die Frage, die mir heute von einer mir völlig fremden Person gestellt wurde, und zwar ob ich aus “ideologischen Gründen” keine Maske trage. Denn diese Frage sagt mal wieder mehr über den Fragenden selbst als über den Befragten aus. Dass es gute persönliche Gründe gibt, und nicht nur die bekannten von Prof. Dr. Drosten, hat er gar nicht im Kopf. Es sollte auch jedem zu denken geben, wenn man von fremdem Menschen sozusagen nach seiner “Weltanschauung” gefragt wird, denn nichts anderes sind “ideologische Gründe” – Das hatten wir schon mal: Früher war die richtige Antwort darauf, dass man fest auf dem Boden der Marxistisch/Leninistischen Weltanschauung steht. Aber es wird noch schlimmer. Die Person erlaubte sich dann auch noch, nachdem ich: Nein, aus “medizinischen Gründen”! geantwortet habe, mich nach meinen Erkrankungen zu fragen. So weit sind wir jetzt schon. Eine fremde Person darf dich neuerdings nach deinen Krankheiten fragen. Aber was das allerschlimmste ist: Ich habe sie ihr auch noch genannt!
Foto&Text TaxiBerlin
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Jetzt sind es ziemlich genau zehn Monate, dass ich Uber-Corona-Bedingt aus dem Verkehr gezogen worden bin, aber weg von der Straße bin ich deswegen nicht, im Gegenteil. Täglich zieht es mich raus, und muss ich auch raus, um Sachen zu finden, die ich irgendwie verkaufen kann, einfach weil mir langsam aber sicher das Geld ausgeht. Die meisten Sachen findet man am Anfang und am Ende eines Monats auf der Straße, genauso wie es Fahrgäste im Taxi gab. Anfang des Jahres trennen sich mehr Leute von Sachen, auch weil man sie wie im Mittelalter eingesperrt hat. Die Strafen im Mittelalter, das nur nebenbei, waren andere als heute, das habe ich aus einem Buch gelernt, das ich neulich gefunden habe. Das war im Taxi anders, da war der Beginn des neuen Jahres immer eine Saure-Gurken-Zeit, in der man am besten verreist ist. Verreisen kann ich mir genauso wie demonstrieren nicht mehr leisten, und wenn ich mich nicht impfen lasse, hat sich das mit dem Reisen vielleicht sowieso erledigt. Aber das mit dem Demonstrieren und dem Verreisen, das sind Probleme, die sind so weit weg, dass ich geneigt bin zu sagen, dass es sich dabei um Luxusprobleme handelt. Im Moment muss ich sehen, dass ich genug zu essen habe. Dabei helfen mir die Sachen, die ich auf der Straße finde. Neulich habe ich eine nigelnagelneue Yoga-Matte gefunden, die sogar noch eingeschweißt war. Erst habe ich überlegt, sie für mich zu behalten, “für gut”, wie wir früher sagten, aber selbst das “für gut” kann ich mir nicht mehr leisten. Ausserdem habe ich eine alte Yoga-Matte, die ich irgendwann einmal geschenkt bekommen habe, und die vollkommen ausreicht, auch wenn sie alles andere als neu ist, dafür aber größer als die gefundene. Die gefundene hat neulich ein junger Mann bei mir abgeholt, und ich hoffe, dass er mit der Matte zufrieden ist, denn sie war nicht nur nigelnagelneu sondern wirklich total schön. Meistens finde ich aber keine Yoga-Matten sondern Bücher auf unseren Straßen. Und da habe ich einen Blick für gute Bücher entwickelt, das ist unglaublich. Innerhalb von Sekunden kann ich eine ganze Bibliothek nach guten Büchern abscannen. Gute Bücher meint nicht, dass sie sich gut verkaufen lassen. Das verwechseln viele, selbst viele Buchhändler. Gute Bücher sind Bücher, aus denen man etwas lernen kann – auch du! – wie beispielsweise aus obigem. Das ist zwar nicht so viel wert, aber der monetäre Wert sagt nichts darüber aus, ob das Buch was taugt oder nicht. “Ernährung in der Armut” taugt auf jeden Fall etwas und vermutlich ist es sogar der Grund, dass ich neulich beim Bäcker sagte, dass auch ich jetzt kleinere Brötchen backen müsste. Das musst du dir mal vorstellen: Da kommt jemand zum Bäcker und meint zur Bäckersfrau, weil er jetzt nur noch ein Viertel statt eines halben Brotes nimmt, dass auch er jetzt kleine Brötchen backen muss. Das ist so ein genialer Witz, wie ich finde, dass ich mir den früher vermutlich “für gut” aufgehoben hätte. Aber wir leben gerade in ganz besonderen Zeiten, da teile ich gerne auch meinen derzeit besten Witz mit dir, denn ich will es besser machen als früher, wo nur eine Haltung und auch nur eine Meinung richtig war und man deswegen seine wirkliche Meinung manchmal besser “für gut” für sich behielt.
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Ein Trockener Taxifahrer ist ein Taxifahrer, dem sowohl die Fahrgäste als auch sein Taxi abhanden gekommen sind, und der deswegen vorzugsweise mit dem Rad oder zu Fuß auf unseren Straßen und Plätzen unterwegs ist. Weg von der Straße ist ein Trockener Taxifahrer nicht, und wenn er dort unterwegs ist, am besten zu Fuß, weil man dann nicht nur mehr sieht, sondern auch besser fotografieren kann, und ein weißer Toyota (Foto), der für den selbsternannte Feind aller ehrlichen Taxifahrer (Stichwort: “Ein Arschloch namens Taxi”) aus dem Amerika Obamas, Trumps und demnächst wohl auch Bidens arbeitet, der kein eigenes Geschäftsmodell hat, außer etwas Funkionierendes mit viel Geld kaputt zu machen, und hier auch keine Steuern bezahlt, mit seinen Taxi-Fahrgästen an Bord an ihm vorbei fährt, dann stellt sich dieses Gefühl ein, so eine Art Phantom-Schmerz, dass da mal etwas war, was jetzt nicht mehr ist. Daran ändert auch nichts, dass am Steuer des Uber-Fahrzeuges ein Fahrer sitzt, der nie auch nur eine Straße gelernt hat. Ganz im Gegenteil! Dass Nicht-Wissen plötzlich geil sein soll, wäre eigentlich ein Grund, wieder mit dem Trinken anzufangen. Ob es mit dem Nicht-Wissen genauso kommt wie mit dem Geiz, der vor Jahren geil war, und der irgendwann dann plötzlich doch nicht mehr geil war, weil da war ja noch was, genau: “Das Gute Gewissen” (wo ist das eigentlich abgeblieben?), ist nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich. Daran ändert auch nichts, dass das Nicht-Wissen nur eine Unterform des Geizes ist, sozusagen der Wissens-Geiz. Dass wenig Hoffnung besteht, dass Nicht-Wissen irgendwann nicht mehr geil ist, dürfte daran liegen, dass der, der nichts weiß, alles glauben muss, und so auch dies hier: Nicht-Wissen ist geil!
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Als Taxifahrer sieht man selten in den Himmel sondern meistens auf die Straße. Als Trockener Taxifahrer, der vorzugsweise mit dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs ist, sieht das schon anders aus. Insbesondere als Fußgänger sehe ich nun regelmäßig nach oben, auch weil ich es, solange ich noch Taxi gefahren bin, kaum konnte. Ich bin also, was das in den Himmel sehen angeht, ein Corona-Profiteur. Möglicherweise wäre mir, wäre ich jetzt kein Trockener Taxifahrer, obiger Vogelschwarm am Himmel über Friedrichshain entgangen. Meine erste Frage bei seinem Anblick war, ob es nicht ein bisschen spät ist Richtung Süden zu ziehen. Dann fragte ich mich, ob die Vögel sich abgesprochen oder gar verschwören hätten, um gemeinsame Sache zu machen. Was die mögliche Verschwörung der Vögel angeht, die im Schwarm zusammen fliegen, sprechen wir Menschen von der Schwarmintelligenz. Die Schwarmintelligenz ist also keine Verschwörungstheorie, weswegen ich mich als nächstes fragte, ob es eine solche Schwarmintelligenz auch beim Menschen gibt. Der Mensch ist bekanntlich das klügste Tier! Oder war er nur das perfekteste Haustier? Jedenfalls gab es im letzten Jahr noch ganz viele Menschen, ich würde so weit gehen und von einem ganzen Schwarm sprechen, die Corona geil fanden, weil sie von der Corona-Hilfe schnell und reibungslos profitiert haben. Dass das nicht auf Dauer funktioniert, nicht funktionieren kann, so weit haben sie damals nicht gedacht. Das ändert sich gerade, auch wenn die meisten von ihnen bis heute im Schwarm von “Corona ist geil” mitfliegen. Es ist nicht leicht, aus einem Schwarm auszubrechen, denn es setzt zum einen voraus anzuerkennen, dass man bisher in die verkehrte Richtung geflogen ist. Und als wenn dieses Eingeständnis nicht schwer genug ist, ist die Wahrscheinlichkeit extrem groß, dass man nach dem eigenen Richtungswechsel erstmal alleine weiterfliegen muss. Warum das bei Vögeln sehr selten passiert, dürfte daran liegen, dass die Vögel ihrem Instinkt folgen. Also etwas, was uns Menschen regelrecht abtrainiert wurde, und was Kollege Nietzsche “den gesunden Tierverstand” nannte. Kollege Nietzsche, der noch mit einer Pferdedroschke unterwegs war, hatte noch etwas mehr Zeit als wir heute trotz Corona haben, sowohl zum Nachdenken als auch zum in den Himmel gucken. Und so konnte er sich sogar darüber Gedanken machen, was wohl die Tiere über uns Menschen denken könnten: “Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das auf höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat, – als das wahnwitzige Tier, als das lachende Tier, als das weinende Tier, als das unglückselige Tier.”
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Frank Schöbel, ein bekannter Schlagersänger von früher, wollte “Für einen Kuss von Dir” vom Nordpol zum Südpol zu Fuß laufen. Ich würde für einen Fahrgast dieselbe Strecke mit dem Fahrrad fahren. Das dürfte schwierig werden, denn sowohl Nord- als auch Südpol liegen mehr als 15 Kilometer von Berlin entfernt, und mehr ist gerade nicht erlaubt. Immerhin kann ich weiterhin meine Bücher als Erster Berliner Bücher Bote ausfahren, aber auch da muss ich vorsichtig sein. Ich messe die Entfernung bis zum Empfänger des Buches aus meinem Bauchladen vorsichtshalber vorher immer mit einem Zirkel in meinem Stadtplan ab. Das geht, man braucht dazu kein Navi, setzt allerdings voraus, dass man Karten lesen kann. Und selbst wenn man keine Karte lesen kann, so kann man es doch lernen, was ich jedem auch nur empfehlen kann. Denn gerade lese ich ein Buch eines renommierten Hirnforschers, der noch einmal bestätigt, was ich bereits wusste, und zwar dass das Gehirn von Londoner Taxifahrern aufgrund ihres Wissens und ihrer täglichen Praxis wächst. Im Gegensatz zu dem Gehirn von Menschen, die nur Befehle befolgen, beispielsweise die eines Navis. Bei diesen Menschen schrumpft das Gehirn, der Fachbegriff dafür ist “Demenz”. Wenn ich also mit meinem Fahrrad weiterhin auf den Straßen und Plätzen unterwegs bin, dann tue ich damit nicht nur etwas für meinen Körper, und da insbesondere für meine Abwehr, sondern auch etwas für meinen Geist, also für mein Gehirn. Auch als Erster Berliner Bücher Bote benutze ich kein Navi, aber das ist ja klar. Die Bücher von dem erwähnten Hirnforscher, es sind ihrer drei, die sich nicht nur mit dem wachsenden Hirnen Londoner Taxi-Kollegen beschäftigen, sondern auch mit der Smartphone- und Internetsucht, werde ich, nachdem ich sie gelesen habe, allesamt hier auf meiner Seite vorstellen und möglicherweise auch in meinem Bauchladen zum Verkauf anbieten. Dranbleiben lohnt sich also mal wieder, aber das ist ja sowieso klar.
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