Leben in Zeiten von Corona – Heute: Die Wut-Wirtin

 

Der Mensch ist ein soziales Wesen und nicht gerne alleine, auch und gerade nicht in einer wütenden Panik-Demi, wo es um Leben und Tod geht. Und da hat es den Mann vom Balkan in mir besonders gefreut zu hören, dass nun endlich auch der Wut-Bürger sein passendes Pendant gefunden hat: Die Wut-Wirtin. (Der Trockene Taxifahrer in mir fragt sich gerade, ob es auch den Wut-Taxifahrer gibt, und wenn ja, warum nicht?) Die Wut-Wirtin heißt Alexandra Pervulesko, sie hat also einen Migrationshintergrund, denn ihr Lokal, dass sie neulich aufgesperrt hat, befindet sich nicht irgendwo in den Karpaten, sondern in Linz in Österreich. Eine Wut-Wirtin wird sie genannt, weil das Aufsperren von Kneipen in Österreich gerade verboten ist, genauso wie bei uns auch. Dass die Wut-Wirtin Alexandra Pervulesko ihr Lokal trotz Verbot neulich wieder aufgesperrt hat, liegt nach ihren eigenen Angaben daran, dass sie nicht nur ein Lokal, sondern auch ein Kind, aber kein Brot mehr für ihr Kind hat. Bei allem Respekt für hungernde Kinder, die es auch hierzulande jede Menge gibt: Deswegen gleich illegal ihren Laden aufsperren, nur damit der Sohnemann was zu essen hat?!? Der Deutsche in mir hat da gerade diesen Satz auf den Lippen, den er aber besser für sich behält: Soll er doch Kuchen fressen!!!
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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Eine fremde Person darf dich nach deinen Krankheiten fragen

 

“… damit hält man das nicht auf …”

In Sachen Maske hat sich die Situation weiter verschärft, das war nicht anders zu erwarten, nachdem man uns nun schon über Monate Tag für Tag auf’s Neue in Angst und Panik versetzt. Aber beginnen wir mit einem Blick zurück. Im April sagte Prof. Dr. Drosten in einem Interview mit Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag, dass die Maske nichts bringt. Seine genauen Worte waren: “damit (Maske) hält man das (Virus) nicht auf … die technischen Daten dazu sind nicht gut.” Das ist, so denke ich, auch der Grund, warum beispielsweise unsere teuren Fussball-Profis ohne Maske Fussball spielen, und sie auch sonst keine sonderliche Angst vor dem sicheren Tod durch eine Ansteckung mit dem Virus haben. Gut, nicht jeder ist Fussball-Profi, aber das ist noch lange kein Grund, Menschen ohne Maske generell übles zu unterstellen. Denn dazu gibt es überhaupt keinen Grund, wie auch schon Prof. Dr. Drosten richtig festgestellt hat. Trotzdem nehme ich die Angst, die Menschen mit Maske zu heftigen Reaktionen gegen Menschen ohne Maske treibt, sehr ernst. Zum einen, weil ich/man es muss, um zumindest halbwegs auf eine Verbal-Attacke oder gar körperlichen Angriff vorbereitet zu sein. Es gibt sie, auch wenn du nichts darüber in der Zeitung liest. (Die Aussage, man wüsste ja, wo solche ärztlichen Atteste herkommen, gemeint war meiner, wer “man” ist, blieb offen, ist da noch harmlos, aber ein ernstzunehmender Anfang.) Ich habe großes Verständnis für die Angst des anderen, er wurde ja genauso wie ich über Monate der Angst- und Panikmache dahin gebracht, förmlich getrieben. Praktisch bleibt ihm fast gar nichts anderes übrig, als mit seiner Angst, die man ihm gemacht hat und bis zum heutigen Tag macht, aggressiv nach außen zu gehen, oder eben nach innen, wobei letzteres mir persönlich lieber wäre, und zwar in der Form, dass sich derjenige fragt: Was passiert da gerade mit mir? Warum sehe ich in dem ohne Maske eine Bedrohung, die er nicht ist, wie Prof. Dr. Drosten es auch gesagt hat. Woher kommen aber dann meine Aggressionen? Usw. usf. Und wenn man all diese Fragen für sich beantwortet hat, dann kommt man selbst auf die Antwort auf die Frage, die mir heute von einer mir völlig fremden Person gestellt wurde, und zwar ob ich aus “ideologischen Gründen” keine Maske trage. Denn diese Frage sagt mal wieder mehr über den Fragenden selbst als über den Befragten aus. Dass es gute persönliche Gründe gibt, und nicht nur die bekannten von Prof. Dr. Drosten, hat er gar nicht im Kopf. Es sollte auch jedem zu denken geben, wenn man von fremdem Menschen sozusagen nach seiner “Weltanschauung” gefragt wird, denn nichts anderes sind “ideologische Gründe” – Das hatten wir schon mal: Früher war die richtige Antwort darauf, dass man fest auf dem Boden der Marxistisch/Leninistischen Weltanschauung steht. Aber es wird noch schlimmer. Die Person erlaubte sich dann auch noch, nachdem ich: Nein, aus “medizinischen Gründen”! geantwortet habe, mich nach meinen Erkrankungen zu fragen. So weit sind wir jetzt schon. Eine fremde Person darf dich neuerdings nach deinen Krankheiten fragen. Aber was das allerschlimmste ist: Ich habe sie ihr auch noch genannt!

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Es reicht!”

Neu im Angebot

Ende April ist der Amoklauf von Erfurt, wo der 19-jährige Robert Steinhäuser elf Lehrer, eine Referendarin, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten in seinem Gymnasium getötet hat, neunzehn Jahre her. Ich komme drauf, weil damals der Lehrer Rainer Heise den Amoklauf seines Schülers damit beendete, indem er zu ihm sagte: “Du kannst mich jetzt erschießen.” Daraufhin senkte Robert Steinhäuser die Waffe und sagte: “Herr Heise, für heute reicht’s!” – Der grüne Oberbürgermeister von Tübingen Boris Palmer sagt heute praktisch dasselbe zum Lockdown, was der Lehrer Rainer Heise damals zum Robert Steinhäuser sagte, der daraufhin seinen Amoklauf beendete. Ob Boris Palmer jetzt damit dasselbe erreicht, was Rainer Heise damals erreicht hat, ist äußerst unwahrscheinlich. Es ist eher überraschend, dass Boris Palmer überhaupt so etwas sagen darf, ohne standrechtlich erschossen zu werden. Aber nicht nur das, er durfte sogar noch hinzufügen: Der Innenstadthandel ist schon auf der Intensivstation, der fällt bald ins Koma (Das Taxigeschäft ist es schon!). Die Insolvenzen werden anrollen (Wer noch eine Ex-Taxe für lau haben möchte, der möge sich rasch bei meinem Chef melden!). Aber jetzt ganz im Ernst, damit es auch jeder versteht: Die Corona-Kollateralschäden sind schon jetzt größer als Opfer und Schäden durch Corona selbst. Es wird Zeit, den Amoklauf zu beenden.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Auch ich muss jetzt kleinere Brötchen backen!”

 

Aktuell im Angebot

Jetzt sind es ziemlich genau zehn Monate, dass ich Uber-Corona-Bedingt aus dem Verkehr gezogen worden bin, aber weg von der Straße bin ich deswegen nicht, im Gegenteil. Täglich zieht es mich raus, und muss ich auch raus, um Sachen zu finden, die ich irgendwie verkaufen kann, einfach weil mir langsam aber sicher das Geld ausgeht. Die meisten Sachen findet man am Anfang und am Ende eines Monats auf der Straße, genauso wie es Fahrgäste im Taxi gab. Anfang des Jahres trennen sich mehr Leute von Sachen, auch weil man sie wie im Mittelalter eingesperrt hat. Die Strafen im Mittelalter, das nur nebenbei, waren andere als heute, das habe ich aus einem Buch gelernt, das ich neulich gefunden habe. Das war im Taxi anders, da war der Beginn des neuen Jahres immer eine Saure-Gurken-Zeit, in der man am besten verreist ist. Verreisen kann ich mir genauso wie demonstrieren nicht mehr leisten, und wenn ich mich nicht impfen lasse, hat sich das mit dem Reisen vielleicht sowieso erledigt. Aber das mit dem Demonstrieren und dem Verreisen, das sind Probleme, die sind so weit weg, dass ich geneigt bin zu sagen, dass es sich dabei um Luxusprobleme handelt. Im Moment muss ich sehen, dass ich genug zu essen habe. Dabei helfen mir die Sachen, die ich auf der Straße finde. Neulich habe ich eine nigelnagelneue Yoga-Matte gefunden, die sogar noch eingeschweißt war. Erst habe ich überlegt, sie für mich zu behalten, “für gut”, wie wir früher sagten, aber selbst das “für gut” kann ich mir nicht mehr leisten. Ausserdem habe ich eine alte Yoga-Matte, die ich irgendwann einmal geschenkt bekommen habe, und die vollkommen ausreicht, auch wenn sie alles andere als neu ist, dafür aber größer als die gefundene. Die gefundene hat neulich ein junger Mann bei mir abgeholt, und ich hoffe, dass er mit der Matte zufrieden ist, denn sie war nicht nur nigelnagelneu sondern wirklich total schön. Meistens finde ich aber keine Yoga-Matten sondern Bücher auf unseren Straßen. Und da habe ich einen Blick für gute Bücher entwickelt, das ist unglaublich. Innerhalb von Sekunden kann ich eine ganze Bibliothek nach guten Büchern abscannen. Gute Bücher meint nicht, dass sie sich gut verkaufen lassen. Das verwechseln viele, selbst viele Buchhändler. Gute Bücher sind Bücher, aus denen man etwas lernen kann – auch du! – wie beispielsweise aus obigem. Das ist zwar nicht so viel wert, aber der monetäre Wert sagt nichts darüber aus, ob das Buch was taugt oder nicht. “Ernährung in der Armut” taugt auf jeden Fall etwas und vermutlich ist es sogar der Grund, dass ich neulich beim Bäcker sagte, dass auch ich jetzt kleinere Brötchen backen müsste. Das musst du dir mal vorstellen: Da kommt jemand zum Bäcker und meint zur Bäckersfrau, weil er jetzt nur noch ein Viertel statt eines halben Brotes nimmt, dass auch er jetzt kleine Brötchen backen muss. Das ist so ein genialer Witz, wie ich finde, dass ich mir den früher vermutlich “für gut” aufgehoben hätte. Aber wir leben gerade in ganz besonderen Zeiten, da teile ich gerne auch meinen derzeit besten Witz mit dir, denn ich will es besser machen als früher, wo nur eine Haltung und auch nur eine Meinung richtig war und man deswegen seine wirkliche Meinung manchmal besser “für gut” für sich behielt.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Die Angst muss sehr groß sein

Junge Frau mit verbotenem Blauhemd im Schwitzkasten
(natürlich nur zur ihrer eigenen Sicherheit)
Der Ausgangspunkt der traditionellen Luxemberg/Liebknecht im Januar befindet sich bei mir im Wohnzimmer am Frankfurter Tor, und so auch dieses Jahr. Normalerweise ist da mehr los, aber tausend Leute in Zeiten der Plan-Demi sind auch schon eine Hausnummer. Was ich nicht wusste, war, dass die FDJ, also die Freie Deutsche Jugend, in der ich auch einmal Mitglied war, jetzt verboten sein soll. Zumindest war die Polizei dieser Meinung, die Veranstalter sahen das anders. Da aber die Polizei das Sagen hatte, konnte die Demo nicht losgehen, solange FDJ-Fahnen geschwenkt wurden und junge Menschen die blauen FDJ-Hemden trugen. Und da der Polizeiführer ein junger Mann war, der offensichtlich noch Karriere machen wollte, ließ der da auch nicht mit sich reden, sondern seine Mitarbeiter, deine Freunde und auch Helfer, handeln. Alle Aufnahmen wurden zwischen 11:33 und 12:13 Uhr aufgenommen, es war also ganz schön was los in meinem Wohnzimmer am Frankfurter Tor. Dass ich mich sogleich an früher, genau war es das Jahr 1988, erinnert fühlte, hängt damit zusammen, dass ich schon so alt bin. Jedenfalls wurden wieder, so wie damals, Plakate einkassiert, Menschen abgeführt und den an der Taxihaltestelle am Frankfurter Tor eigens dafür bereitstehenden Polizei-Fahrzeugen zugeführt. Eigentlich war nur die Jagd der Polizei auf Blauhemden das wirklich Neue diesmal. Damals musste man Blauhemd tragen – heute ist dies Polizeilich verboten oder soll angeblich verboten sein, glaubt man den Veranstaltern. Die abgeführten und teilweise auch geschlagenen Menschen waren meistens sehr jung, vielleicht noch nicht einmal volljährig. Dass die Polizei ausgerechnet in dieser Altersgruppe so konsequent durchgreift, ist jetzt auch nicht unbedingt üblich. Aber sicherlich meint es unser Freund und Helfer und ihr Führer nur gut mit ihnen, denn: Was Hänschen und auch Gretelchen nicht lernt, lernt Hans und Gretel nimmermehr. Dass dabei auch bei der Polizei keine Abstände eingehalten wurden, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Ich würde das, was ich da gerade in meinem Wohnzimmer am Frankfurter Tor gesehen habe, unabhängig von einer juristischen Bewertung, ob die Freie Deutsche Jugend jetzt wirklich im Ostteil der Stadt verboten ist oder nicht, so zusammenfassen: Die Angst muss sehr groß sein, wenn man sich von fünf FDJ-Fahnen und fünfzehn Blauhemden bedroht fühlt. Auf jeden Fall größer als die Angst vor der Ansteckung mit Corona und dem damit verbundenen “sicheren” Tod.
PS: “… während die FDJ heute legal operieren kann”, sagt das Internet, aber was weiß das Internet schon, wenn die Polizei, dein Freund und Helfer, und allen voran ihr Führer es doch besser wissen.
Gelber Hammer und Zirkel auf rotem Grund
(eigentlich noch erlaubt, aber eben nicht immer und überall)

Junge Frau ohne Blauhemd abgeführt
(dafür mit Blutroten Lippen und Veilchenblauem Jochbein)
Nicht mehr ganz so junger Herr mit blutiger Augenbraue

Junger Mann mit blutender Unterlippe
Junge Frau mit verbotenem Blauhemd im Schwitzkasten
(und Polizist mit ergattertem Spruchband)
Dein Freund und Helfer mit dem Corpus Delicti:
Die Blaue FDJ-Fahne
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Life in time of Corona – Today: “This will be remembered as a turning point in the battle of control over digital speech.” Edward Snowden

 

Who are your leaders? Facebook? Zuckerberg?
(A closed Café in Graefestrasse in Berlin-Kreuzberg / Germany)

Sometimes something happened far away on the other side of the ocean and the most intelligent comment comes, no not from Berlin but from Moscow. There Edward Snowden wrote this the day before yesterday on Twitter: Facebook officially silences the President of the United States. For better or worse, this will be remembered as a turning point in the battle of control over digital speech. A little bit later on the same day Edward Snowden added this: I know a lot of folks in the comments read this are like “YAAAAS,” which, like – I get it. But imagine for a moment a world that exists for more than the next 13 days, and this becomes a milestone that will endure.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Wie es sich einfühlt, ein Trockener Taxifahrer zu sein

 

Fotografierte Gefühle

Ein Trockener Taxifahrer ist ein Taxifahrer, dem sowohl die Fahrgäste als auch sein Taxi abhanden gekommen sind, und der deswegen vorzugsweise mit dem Rad oder zu Fuß auf unseren Straßen und Plätzen unterwegs ist. Weg von der Straße ist ein Trockener Taxifahrer nicht, und wenn er dort unterwegs ist, am besten zu Fuß, weil man dann nicht nur mehr sieht, sondern auch besser fotografieren kann, und ein weißer Toyota (Foto), der für den selbsternannte Feind aller ehrlichen Taxifahrer (Stichwort: “Ein Arschloch namens Taxi”) aus dem Amerika Obamas, Trumps und demnächst wohl auch Bidens arbeitet, der kein eigenes Geschäftsmodell hat, außer etwas Funkionierendes mit viel Geld kaputt zu machen, und hier auch keine Steuern bezahlt, mit seinen Taxi-Fahrgästen an Bord an ihm vorbei fährt, dann stellt sich dieses Gefühl ein, so eine Art Phantom-Schmerz, dass da mal etwas war, was jetzt nicht mehr ist. Daran ändert auch nichts, dass am Steuer des Uber-Fahrzeuges ein Fahrer sitzt, der nie auch nur eine Straße gelernt hat. Ganz im Gegenteil! Dass Nicht-Wissen plötzlich geil sein soll, wäre eigentlich ein Grund, wieder mit dem Trinken anzufangen. Ob es mit dem Nicht-Wissen genauso kommt wie mit dem Geiz, der vor Jahren geil war, und der irgendwann dann plötzlich doch nicht mehr geil war, weil da war ja noch was, genau: “Das Gute Gewissen” (wo ist das eigentlich abgeblieben?), ist nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich. Daran ändert auch nichts, dass das Nicht-Wissen nur eine Unterform des Geizes ist, sozusagen der Wissens-Geiz. Dass wenig Hoffnung besteht, dass Nicht-Wissen irgendwann nicht mehr geil ist, dürfte daran liegen, dass der, der nichts weiß, alles glauben muss, und so auch dies hier: Nicht-Wissen ist geil!

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Verschwörung der Vögel

 

Der Himmel über Berlin

Als Taxifahrer sieht man selten in den Himmel sondern meistens auf die Straße. Als Trockener Taxifahrer, der vorzugsweise mit dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs ist, sieht das schon anders aus. Insbesondere als Fußgänger sehe ich nun regelmäßig nach oben, auch weil ich es, solange ich noch Taxi gefahren bin, kaum konnte. Ich bin also, was das in den Himmel sehen angeht, ein Corona-Profiteur. Möglicherweise wäre mir, wäre ich jetzt kein Trockener Taxifahrer, obiger Vogelschwarm am Himmel über Friedrichshain entgangen. Meine erste Frage bei seinem Anblick war, ob es nicht ein bisschen spät ist Richtung Süden zu ziehen. Dann fragte ich mich, ob die Vögel sich abgesprochen oder gar verschwören hätten, um gemeinsame Sache zu machen. Was die mögliche Verschwörung der Vögel angeht, die im Schwarm zusammen fliegen, sprechen wir Menschen von der Schwarmintelligenz. Die Schwarmintelligenz ist also keine Verschwörungstheorie, weswegen ich mich als nächstes fragte, ob es eine solche Schwarmintelligenz auch beim Menschen gibt. Der Mensch ist bekanntlich das klügste Tier! Oder war er nur das perfekteste Haustier? Jedenfalls gab es im letzten Jahr noch ganz viele Menschen, ich würde so weit gehen und von einem ganzen Schwarm sprechen, die Corona geil fanden, weil sie von der Corona-Hilfe schnell und reibungslos profitiert haben. Dass das nicht auf Dauer funktioniert, nicht funktionieren kann, so weit haben sie damals nicht gedacht. Das ändert sich gerade, auch wenn die meisten von ihnen bis heute im Schwarm von “Corona ist geil” mitfliegen. Es ist nicht leicht, aus einem Schwarm auszubrechen, denn es setzt zum einen voraus anzuerkennen, dass man bisher in die verkehrte Richtung geflogen ist. Und als wenn dieses Eingeständnis nicht schwer genug ist, ist die Wahrscheinlichkeit extrem groß, dass man nach dem eigenen Richtungswechsel erstmal alleine weiterfliegen muss. Warum das bei Vögeln sehr selten passiert, dürfte daran liegen, dass die Vögel ihrem Instinkt folgen. Also etwas, was uns Menschen regelrecht abtrainiert wurde, und was Kollege Nietzsche “den gesunden Tierverstand” nannte. Kollege Nietzsche, der noch mit einer Pferdedroschke unterwegs war, hatte noch etwas mehr Zeit als wir heute trotz Corona haben, sowohl zum Nachdenken als auch zum in den Himmel gucken. Und so konnte er sich sogar darüber Gedanken machen, was wohl die Tiere über uns Menschen denken könnten: “Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das auf höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat, – als das wahnwitzige Tier, als das lachende Tier, als das weinende Tier, als das unglückselige Tier.”

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Mit dem Rad zur Arbeit schützt vor Infektion”

 

Stralauer Allee
früher Friedrichshain / heute Friedrichshain-Kreuzberg

Frank Schöbel, ein bekannter Schlagersänger von früher, wollte “Für einen Kuss von Dir” vom Nordpol zum Südpol zu Fuß laufen. Ich würde für einen Fahrgast dieselbe Strecke mit dem Fahrrad fahren. Das dürfte schwierig werden, denn sowohl Nord- als auch Südpol liegen mehr als 15 Kilometer von Berlin entfernt, und mehr ist gerade nicht erlaubt. Immerhin kann ich weiterhin meine Bücher als Erster Berliner Bücher Bote ausfahren, aber auch da muss ich vorsichtig sein. Ich messe die Entfernung bis zum Empfänger des Buches aus meinem Bauchladen vorsichtshalber vorher immer mit einem Zirkel in meinem Stadtplan ab. Das geht, man braucht dazu kein Navi, setzt allerdings voraus, dass man Karten lesen kann. Und selbst wenn man keine Karte lesen kann, so kann man es doch lernen, was ich jedem auch nur empfehlen kann. Denn gerade lese ich ein Buch eines renommierten Hirnforschers, der noch einmal bestätigt, was ich bereits wusste, und zwar dass das Gehirn von Londoner Taxifahrern aufgrund ihres Wissens und ihrer täglichen Praxis wächst. Im Gegensatz zu dem Gehirn von Menschen, die nur Befehle befolgen, beispielsweise die eines Navis. Bei diesen Menschen schrumpft das Gehirn, der Fachbegriff dafür ist “Demenz”. Wenn ich also mit meinem Fahrrad weiterhin auf den Straßen und Plätzen unterwegs bin, dann tue ich damit nicht nur etwas für meinen Körper, und da insbesondere für meine Abwehr, sondern auch etwas für meinen Geist, also für mein Gehirn. Auch als Erster Berliner Bücher Bote benutze ich kein Navi, aber das ist ja klar. Die Bücher von dem erwähnten Hirnforscher, es sind ihrer drei, die sich nicht nur mit dem wachsenden Hirnen Londoner Taxi-Kollegen beschäftigen, sondern auch mit der Smartphone- und Internetsucht, werde ich, nachdem ich sie gelesen habe, allesamt hier auf meiner Seite vorstellen und möglicherweise auch in meinem Bauchladen zum Verkauf anbieten. Dranbleiben lohnt sich also mal wieder, aber das ist ja sowieso klar.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Solche Leute wie sie müssen eliminiert werden!”

 

Heute ist ein Mann im Supermarkt regelrecht vor mir weggesprungen, es beim Wegspringen aber noch geschafft, irgendwas mit “Idiot” und “ohne Maske” in meine Richtung von sich zu geben. Vorher hatte mich schon ein anderer Mann im Antiquariat reichlich rüde darauf angesprochen, warum ich denn keine Maske tragen würde. Die Blockwartmentalität gibt es aber nicht nur hierzulande, sondern auch in Österreich, wo sie möglicherweise auch herkommt. Der gemeine Berliner Blockwart meint es natürlich nur gut, das ist klar. Aber was muss ich aus Wien vom Therapeuten Raphael Bonelli hören? Da wird eine Patientin des Autors von “SELBER SCHULD!” ganz übel in den Öffentlichen angegangen mit “Solche Leute wie sie müsste man eliminieren!” – So etwas gibt es zum Glück in Berlin (noch) nicht. Wir haben schließlich aus unserer Geschichte gelernt. Und wenn so etwas wirklich irgendwann hierzulande passieren würde, dann würdest du doch Zivilcourage zeigen und die Frau beschützen, oder etwa nicht?
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