Im bulgarischen Gesundheitsministerium in Sofia hat man andere Sorgen als Corona. Wo einem in Deutschland vermutlich ein Schild mit der Aufschrift „Zutritt für Ungeimpfte untersagt“ erwartet, darf man hier nur nicht rauchen. Und das, obwohl die neue Regierung der Impfung gegen Corona nicht nur oberste Priorität einräumen wollte, sondern sogar den Grünen Pass für alle Parlamentarier und sämtliche Ministerien verpflichtend einzuführen beabsichtigte. Das scheint beim Gesundheitsministerium noch nicht angekommen zu sein, wenn es an der Eingangstür nur den Hinweis auf das Rauchverbot im Ministerium gibt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass einige Parlamentarier bereits wissen ließen, dass sie Mittel und Wege finden werden, auch ohne Grünen Pass ins Parlament zu gelangen. Dafür wurden sie gewählt. Damit sie im Parlament sitzen und nicht vor der Tür stehen.
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Wenn die Welt Kopf steht, kann es hilfreich sein, es ihr gleich zu tun. Ich habe neuerdings ein Gerät, mit dem ich mich auf den Kopf stellen kann. Wie es genau heißt, weiß ich nicht. Es ist eine Leihgabe eines Freundes, eines „Englishman in Bulgaria“, der viele Jahre in der „Armee Ihrer Majestät“ gedient hat. Das Gerät ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, weil wir es nicht gewohnt sind, die Dinge richtig herum zu sehen. Obwohl es einfach zu bedienen ist. Man muss nur seine Füße in dafür vorgesehene gepolsterten Halterungen fixieren. Danach dreht man sich selbst mit den Händen an den seitlichen Bügeln ganz einfach auf den Kopf. Man hängt dann an seinen Fußgelenken, was aber Dank der Polsterung kein Problem ist, und was auch sehr gut für den Rücken und die Wirbelsäule ist. Anfangen sollte man mit dreimal fünf Minuten am Tag – maximal! Denn es ist nicht nur ungewohnt, sondern kann sogar regelrecht gefährlich werden, die Dinge plötzlich richtig herum zu sehen.
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Wir leben wahrlich in verrückten, fast wahnsinnigen Zeiten, in denen man mehr Wahrheiten bei BILD als im Spiegel und auch bei Öffentlich/Rechtlich findet, und wo der Bundeskanzler in seinem eigenen Schwarzen Kanal den wiederauferstandenen Karl-Eduard von Schnitzler spielt, in dem es keine Spaltung der Gesellschaft gibt, “weil nicht sein kann, was nicht sein darf”. – Ich würde sagen: Wir sehen uns auf der Straße, Herr Scholz, Verzeihung, Karl Eduard.
Als ich „Was tun?“ las, ist mir der seltsame, sogar unpassende Gedanke gekommen, dass Nietzsche, wenn er heute lebte, vielleicht der erste wäre, der eine Erneuerung des Katholizismus wünschen würde. Während er damals hartnäckig das Christentum als eine ‚Religion der Schwachen’ bekämpfte, würde er heute einsehen, dass die ganze Kraft Europas in jener ‚Religion der Schwachen’ begründet war, und dass Europa ohne sie verloren ist. Michel Houellebecq in “Was tun?” von David Engels
Nachdem ich gestern das Interview mit David Engels, dem Autor von „Was tun?“ mit seinem Übersetzer ins Bulgarische veröffentlicht habe, und ich bereits vor einiger Zeit auf das des Übersetzers mit dem Bulgarischen Nationalradio (BNR) „Christo Botew“ hingewiesen hatte, möchte ich nun etwas zum Buch „Was tun?“ selbst sagen, das seit zwei Monaten ein Bestseller in Bulgarien ist. Ich kannte bis zu dem Zeitpunkt, bis mir der Übersetzer im Sommer in Sofia von dem Buch „Was tun?“ erzählt hat, den Autor David Engels nicht, hatte noch nie von ihm gehört. Der Titel seines Buches kam mir hingegen bekannt vor. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Lenin ein Buch mit einem solchen Titel geschrieben. Jedenfalls existiert ein Buch im Russischen mit dem Titel „Shto derljat?“ aus der Zeit der Oktoberrevolution. Das Buch von David Engels, das mit einem Zitat von Michel Houellebecq eingeleitet wird, hat damit nichts zu tun.
Dass David Engels sein Buch mit einem Zitat Michel Houellebecqs einleitet, der wiederum „Was tun?“ gelesen hat und sich in seinem Zitat sogar auf das Buch bezieht, hat mir den Autor gleich sympathisch gemacht. Und dann natürlich das Zitat selbst, in dem sich Michel Houellebecq mit Friedrich Nietzsche beschäftigt. Dazu muss man wissen, dass Houellebecq kein Fan von Nietzsche ist – eher das Gegenteil. Ich finde den Gedanken Houellebecqs, dass „Nietzsche, wenn er heute lebte, vielleicht der erste wäre, der eine Erneuerung des Katholizismus wünschen würde“, alles andere als abwegig – im Gegenteil. Der Gedanke ist auch nicht neu für mich. Mein bester Freund Dietrich hatte denselben Gedanken den Katholizismus betreffend bereits vor über zehn Jahren gehabt.
Der Gedanke bringt mich zurück zu dem Interview mit David Engels, denn der Autor hat das Interview mit seinem Übersetzer in Sofia vom Katholischen Polen aus geführt. David Engels hat sich aktuell von Belgien nach Polen in Sicherheit gebracht, so wie ich mich von Berlin nach Bulgarien in Sicherheit gebracht habe. Aus dem Interview erfahre ich weiterhin, dass David Engels sein Buch „Was tun?“ an erster Stelle für sich selbst geschrieben hat, um Antworten auf seine eigenen, brennenden Fragen zu finden. Das merkt man, so denke ich, dem Buch unbedingt an und macht es so leicht zu lesen.
Eine Sache hat mich in „Was tun?“ dann aber doch überrascht, und zwar dass für David Engels die Abschaffung des Bargeldes bereits beschlossen Sache ist. Dazu muss man wissen, dass er die erste Fassung des Buches auf Französisch noch vor Corona geschrieben hat. Weiter möchte ich über das Buch von David Engels eigentlich gar nichts sagen. Jeder, der lesen kann, sollte das Buch lesen und sich selber ein Bild machen, denn es versucht Antworten auf die wichtigsten Fragen unserer Zeit zu geben.
Zum Schluss mache ich das, was Verlage seit einiger Zeit mit ihren Autoren machen. Ich weise hiermit ausdrücklich darauf hin, dass, auch wenn ich das Buch „Was tun?“ von David Engels gelesen habe, das nicht automatisch bedeutet, dass der Inhalt dieses Buch meine Meinung darstellt. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber wir leben in besonderen Zeiten, in denen Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich ist.
Würde ich noch Taxi fahren, würde ich heute auch nach jeder Fahrt erklären, dass das, was Fahrgäste in meinem Taxi, in dem man zwar nicht telefonieren, dafür aber alles sagen durfte – sogar die Wahrheit, gesagt haben, nicht automatisch meine Meinung ist.
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