Wie gestern bereits erwähnt, gibt es in der bulgarischen Hauptstadt Sofia einige interessante Werbetafeln zu sehen. Unter anderem obige mit einem Zitat von Tacitus, dem Autor der „Germania“. Der Ausspruch des Römers, der von 54 bis 120 nach Christus gelebt hat und schon zu Lebzeiten ein anerkannter Chronist war, lautet auf Deutsch: „Je korrumpierter ein Land, desto zahlreicher seine Gesetze.“
Sogleich musste ich an „Es geht um Leben und Tod“ Lauterbach denken, der in einem aktuellen Interview, das ich am Vortag im Internet gesehen hatte, mindestens zehnmal, gefühlt waren es hundertmal, betonte, dass man jetzt nicht weiter lockern könne, weil das so im Gesetz steht. Wer unseren „Gesundheitsminister“ nicht kennt, hätte ihn da glatt für den Justizminister halten können.
In Bulgarien kennt niemand unseren Angst- und Panikmacher, hier ist er nur wegen seines unaussprechlichen Namens bekannt. Bulgaren, die ihn im Fernsehen oder im Internet gesehen und reden gehört haben, fragen mich dann immer, was man für den Mann tun, wie man ihm helfen könne.
Eine berechtigte Frage, wie ich denke, auch wenn ich darauf keine Antwort weiß, außer dass auch er seine Strafe bekommen wird, wenn er nicht schon bestraft genug ist, was ich aber nur von den Bulgaren übernommen habe, die dies aus Erfahrung und aufgrund ihrer sprichwörtlichen Duldsamkeit gerne sagen.
In dem erwähnten Interview konnte unser „Gesundheitsminister von der traurigen Gestalt“ auf die Frage nach Lockerungen keinen einzigen medizinischen beziehungsweise gesundheitlichen oder wegen mir auch volksgesundheitlichen Grund nennen, warum dies jetzt nicht möglich sei, sondern immer nur wieder fast schon Gebetsmühlenartig auf Gesetze verwiesen, die dies verunmöglichen würden. Nicht Gesundheit sondern Gesetze entscheiden offensichtlich darüber, was angemessen ist und was nicht.
An Gesetzen mangelt es nicht in unserem Land, genauso wie Tacitus es für ein korrumpiertes Land beschreibt. Dass diese darüber hinaus völlig abgekoppelt vom reellen Geschehen im Land angewendet werden, darüber schreibt der römische Chronist nichts. Es handelt sich offenbar um eine Weiterentwicklung.
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In Bulgarien gibt es interessante Reklametafeln, wenngleich nicht überall. Man findet sie praktisch nur in Sofia, wo die Leute aus der Provinz hingehen, hingehen müssen, um ihre Hinterlassenschaften in ihren Dörfern zu finanzieren, wenn sie nicht gleich ins Ausland gehen. Sofia wird in Bulgarien umgangssprachlich „Oben“ genannt. „Oben“ ist da, wo das Geld ist, und auch die Reklametafeln. Die bulgarische Hauptstadt ist mit ihren 650 Metern über dem Meeresspiegel auch im wortwörtlichen Sinne „Oben“.
Obige Reklametafel, ich hatte sie hier bereits erwähnt, habe ich genau zweimal gezählt in Sofia. Schwer zu sagen, woran das liegt. Jedenfalls sind auch in Bulgarien Reklametafeln nicht zum Nulltarif zu haben. Auf dieser steht „Der Impfstoff rettet Leben“ und nicht „Der Impfstoff spart Leben“, wie ich letztens geschrieben hatte. Dass ich „rettet“ und „spart“ verwechselt habe, liegt daran, dass ich es im Vorbeifahren gelesen habe, und zwar auf der Zarigradsko Chaussee, einer Schnellstraße der bulgarische Hauptstadt, die Richtung Osten aus ihr herausführt. Darüber hinaus werden „spasjawa“ (retten) und „spestjawa“ (sparen) ähnlich geschrieben und klingen dementsprechend auch ähnlich.
„Der Impfstoff rettet Leben“ kann man als Möglichkeit aber auch als Feststellung, als Fakt verstehen. Dann wäre es eine Verallgemeinerung. Verallgemeinerungen kommen vor, beispielsweise in literarischen Texten. Für Thomas Bernhard waren beispielsweise alle Österreicher Nazis, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch im täglichen Leben begegnen uns jede Menge Verallgemeinerungen. Ich gehe so weit zu sagen, dass sich jeder von uns Verallgemeinerungen bedient, um einfacher durchs Leben zu gehen.
Bei der Verallgemeinerung, dass der Impfstoff Leben rettet, würde ich persönlich vorsichtig sein. Zumindest ist es keine Verallgemeinerung, mit der ich durchs Leben gehe. Dass ich nicht mit ihr durchs Leben gehe, liegt unter anderem an den vielen „Impfdurchbrüchen“, bei denen sich Menschen trotz Impfung infizieren und auf der Intensivstation wiederfinden. Manchmal direkt neben Menschen, die dort aufgrund von Nebenwirkungen der Impfung um ihr Leben kämpfen.
„JCDecaux Image“ hat, so vermute ich, das Bild zur Reklametafel beigetragen. Welches Bild genau es sein soll, erschließt sich mir nicht ganz. Ich vermute, dass das Design gemeint ist. Umsonst hat „JCDecaux Image“ dies, so denke ich, nicht getan, weswegen es verkehrt wäre, „JCDecaux Image“ als Sponsor der Reklametafel zu bezeichnen. Wer der Sponsor der Anzeige ist, geht aus der Reklametafel nicht hervor. Möglicherweise eine balkanische Besonderheit, die dem Umstand geschuldet ist, dass insbesondere in Bulgarien alles immer umgedreht ist. Vielleicht aber auch Weise Voraussicht der für die Impfung Werbenden, die ähnlich den Herstellern jegliche Haftung ablehnen.
Taxis übrigens, die es nicht nur „Oben“, also in Sofia, sondern auch in der Provinz gibt, gehören zum Straßenbild in Bulgarien. In Berlin sind sie dabei aus ebendiesem zu verschwinden. Dass es in Bulgarien anders ist, liegt diesmal nicht daran, dass in dem kleinen Land am Rand alles immer umgedreht ist. Es liegt einfach daran, dass die frühere Regierung unter Boiko Borissow die illegale Konkurrenz aus Amerika verboten hat, um das bulgarischen Taxigewerbe zu schützen. Borissow soll korrupt sein und ist es vermutlich auch, zumindest wurde er deswegen neulich am Vorabend des Besuches des amerikanischen Kriegsministers für 24 Stunden festgesetzt. Danach musste man ihn wieder laufen lassen. Immerhin, er hat sich von den Uber-Lobbyisten nichts einflüstern lassen. Zumindest diesbezüglich dürfte es kein belastbares Material gegen ihn geben.
PS: „Gesundheitsminister“ Lauterbach fordert Null Covid. Erst dann will er seinen Wahnsinn beenden. – Wie sieht es aus mit der Forderung Null Nebenwirkungen?
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Von Passanten erfuhr ich, dass der Protest in Form eines Konzertes auf dem Battenberg Platz um die Ecke stattfindet. Der bulgarische Horo, also der traditionelle Ringtanz, war noch nicht das Konzert, aber immerhin kurz davor, und zwar an einer Ecke des Verteidigungsministeriums, in dem neulich noch der amerikanische Kriegsminister empfangen wurde.
Das Friedenskonzert eine Ecke weiter war ein Rockkonzert, was eine gewisse Überraschung war, denn ich hatte mit Klassik gerechnet. Die Stimmung auf dem Battenberg Platz, auf dem sich vielleicht 4.000 Menschen versammelt hatten, war der Musik entsprechend irgendwas zwischen Woodstock und Pfingsttreffen.
Wie auf Rockkonzerten üblich, wurde auch auf dem heute in Sofia gesoffen ohne Ende. Es war aber nicht einfach nur ein Saufen für Frieden, immerhin ging es um den Krieg in der Ukraine, sondern, wie in Bulgarien üblich, ein Rauchen und Saufen für den Weltfrieden.
Der heutige Protest in Sofia war nicht der erste, auf dem ich war, sondern der vierte. Ich hatte über die drei davor hier, hier und hier berichtet. Da auf keinem Protest bisher Alkohol getrunken wurde, bin ich mir nicht sicher, welcher nun der richtige und welcher der falsche Protest war. Weil in Bulgarien alles immer umgedreht ist, komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass ich heute auf dem richtigen und in der Vergangenheit auf den falschen Protesten war.
Mein Weg zurück führte mich an dem Denkmal für die Sowjetische Armee vorbei, über das neulich sogar der Spiegel berichtet hat. Jemand hatte das Denkmal mit einem Grafitto versehen, und wenn auch nur für einen Tag, so ist es dem Spiegel nicht nur gelungen, ein Foto von dem Grafitto zu machen, sondern auch noch jemanden mit Stars&Stripes Mütze durchs Bild laufen zu lassen. Das ist man in Hamburg seinem Sponsor aus Amerika schuldig.
Heute gab es im Schatten des Denkmals für die Sowjetische Armee, um genau zu sein hinter ihm, Südamerikanische Tänze, bei denen weder geraucht noch getrunken, sondern einfach nur getanzt wurde. Erneut habe ich mich gefragt, ob ich ein weiteres Mal auf der falschen Veranstaltung bin. Aber tanzen, rauchen und saufen gleichzeitig geht glaube ich nicht – nicht mal in Bulgarien.
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Gestern war ich seit Ewigkeiten mal wieder aus, und zwar mit meinem besten bulgarischen Freund Martin, der mich neulich seinen besten deutschen Freund genannt hat. Martin kennt sich aus in der Stadt, wir mussten also keinen Taxifahrer fragen, und wir sind auch nicht mit dem Taxi zum Club gefahren sondern gelaufen. Der Club war im Keller, so wie in den Neunzigern in Berlin die meisten Clubs in Kellern waren, und man musste klingeln, um hereinzukommen. Der Eintritt war frei.
Ich will jetzt aber nicht über den Club schreiben, wo noch geraucht wurde, sondern über unseren Heimweg berichten, den wir auch ohne Taxi schafften. Wir unterhielten uns auf deutsch und plötzlich wurden wir deswegen von einem bekannten Schauspieler angesprochen, der mit seinem Hund unterwegs war. Er hatte uns auf deutsch reden hören, und wir sollten jetzt sein deutsch korrigieren. Genau genommen war es ein Gedicht von E.T.A. Hoffmann, das er gelernt hat, weil es in einem Theaterstück vorkommt, in dem er mitspielt, und das im August in D aufgeführt werden soll.
Das Ganze so gegen halb Zwei auf einer Straße von Sofia. Im Gespräch mit dem Schauspieler, sein Name ist Leonid, stellte sich heraus, dass er der Freund einer Bekannten von mir ist, die mir neulich von ihm erzählt hatte. Mir fiel ein, was mir am Tag zuvor ein bulgarischer Violinist erzählt hatte. Er sagte ausdrücklich nicht: “Das ist Bulgarien!”, was die meisten Bulgaren machen, wenn einem etwas komisch vorkommt, was häufig passiert, sondern der Geiger sagte: “Bulgarien – Land der Überraschungen!”.
Dass in Bulgarien Taxis noch zum alltäglichen Straßenbild gehören, so wie es früher auch in Berlin war, ist dagegen keine Überraschung. Die illegale Konkurrenz Uber ist hier verboten, was aber schon wieder ein anderes Thema ist.
PS: Das Rezipieren des Gedichtes von E.T.A. Hoffmann war ziemlich gut, ein paar Kleinigkeiten kann der Schauspieler noch verbessern. Zur Sicherheit habe ich ihm meine Nummer gegeben, so dass er mich anrufen kann, wenn er Lust dazu hat.
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Auf meinem Weg nach Sofia weist mich ein Hinweisschild darauf hin, dass das Leben kein Ersatzteil ist. Obwohl inhaltlich nicht völlig neu, finde ich das einen wichtigen Hinweis. Auch wenn man bedenkt, wie nachlässig viele gerade mit ihrem Leben umgehen. Gut, nicht in Bulgarien. Dafür gibt es hier Hinweisschilder. Der Vollständigkeit wegen sei gesagt, dass es auch Schilder gibt, auf denen steht, dass Impfen angeblich Leben sparen würde, was immer das heißen mag. Das sind aber keine Hinweisschilder, sondern Reklametafeln, weswegen auf ihnen auch der Sponsor genannt wird, wie bei Reklame üblich. Bulgarien liegt zwar sehr am Rand, aber ist doch ein zivilisiertes Land. Damit der Unterschied zwischen Hinweisschild und Reklametafel klarer wird, werde ich morgen mal eine Reklametafel in der bulgarischen Hauptstadt fotografieren. Es gibt nicht viele von ihnen, aber an der Zarigradsko Chaussee habe ich heute stadtauswärts eine gesehen. Mal sehen ob sie morgen noch da ist, so eine Reklame kostet ja auch Geld, selbst in Bulgarien. Auch wenn Geld verdienen für viele ein großes Problem darstellt, ist es was das Impfen angeht hier so wie überall: Mit einer Impfung verdienen einige wenige (aller Wahrscheinlichkeit nach ist mal wieder kein Bulgare unter ihnen, denn von denen gibt es nur 6.5 Millionen weltweit) sich nur dumm, mit einer zweiten aber dumm und dämlich. Wie es nach der dritten Impfung aussieht, kann sich jeder selber ausrechnen.
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Ich habe gerade Besuch aus Berlin und aus Kalifornien. Meine Gäste genießen die Freiheiten, die vor kurzem noch für uns alle selbstverständlich waren und in Bulgarien immer noch sind. Beim gemeinsamen Besuch meiner Nachbarin Baba Bore und ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln, die verstreut im Land wohnen, am Ende saßen wir zu zehnt am Tisch, spielte das Thema Corona keine Rolle. Demzufolge wurde auch kein Impfstatus abgefragt oder gar kontrolliert. Wir saßen einfach zusammen, Baba Bore tischte wie immer auf, was ihr Garten hergibt, und unterhielten uns ganz normal, so wie früher.
Eine Erfahrung der anderen Art machte zum selben Zeitpunkt die bulgarische Freundin meines englischen Freundes Jerry und Filmemacherin, die gerade in Frankreich weilt, wo sie aufgewachsen ist, weswegen sie auch die französische Staatsbürgerschaft hat. Sie wollte sich mit einem alten Freund treffen, der auch Bulgare ist und jetzt mit einem französischen Künstler zusammen lebt. Der französische Künstler wollte vor dem Treffen den Impfstatus der Bekannten aus Bulgarien seines bulgarischen Freundes wissen, sonst könne sich dieser nicht mit ihr treffen.
Der Wahnsinn ist also nicht nur in Berlin zuhause, sondern auch in Paris. Nur beim Bulgaren ist er noch nicht angekommen, oder nur indirekt. Ob der in Paris lebende Bulgare nach dem Vorfall noch mit dem französischen Künstler zusammen ist, weiß ich nicht, ich vermute ja. Die bulgarische Filmemacherin und Freundin meines englischen Freundes Jerry hier in Bulgarien hat ihren bulgarischen Freund zumindest nicht getroffen in Paris. Es ist praktisch dieselbe Geschichte, die mir neulich an dieser Stelle mein depressiver Bekannter in Berlin erzählte.
Der Fairness halber möchte ich hinzufügen, dass der französische Freund des bulgarischen Freundes der bulgarischen Filmemacherin mit französischem Pass ein Treffen vorschlug, wo er mit Zollstock den Abstand ausmessen würde. Französische Polizisten sind, im Gegensatz zu Deutschland, noch nicht mit Zollstock gesichtet wurden. weswegen er diesen Job übernehmen wollte.
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Entweder, dass es selbst die amtierende bulgarische Regierung immer noch mit dem Russen hält, oder dass dieselbe endlich neue Waffen aus dem Westen haben will. Oder auch einfach nur, dass sich der gemeine Bulgare schon mal an den alltäglichen Anblick von Waffen in der Öffentlichkeit gewöhnen soll. Die Antwort der wie einst die Grünen in Deutschland pazifistisch orientierten Demonstranten auf den Straßen der bulgarischen Hauptstadt Sofia war ihre Nationalhymne „Liebe Heimat“, die sie der Marschmusik der vor dem Verteidigungsministerium, das bald ein Kriegsministerium sein könnte, marschierenden Armee ihres Heimatlandes aber nicht einfach nur entgegenschallen ließen, sondern die sie auch Textsicher mitsingen konnten.
Ernst war es nicht nur den zu Marschmusik Marschierenden mit all ihren Waffen auf der Straße zwischen dem Verteidigungsministerium und dem kleinen Park, an dessen Ende sich einst das Georgi Dimitrow Mausoleum befand, sondern auch den etwa 2.000 im Park friedlich Protestierenden mit ihren Plakate wie beispielsweise diesen hier:
Der Besuch des amerikanischen Verteidigungsministers Austin am Samstag in Bulgarien, der erste seit 25 Jahren, wurde mehrfach verschoben, so dass die Gegendemo nicht langfristig geplant werden konnte. Innerhalb von 24 Stunden, so lange saß zur gleichen Zeit auch der frühere Regierungschef Borissow ein, 2.000 Menschen auf die Straße zu bringen, ist deswegen durchaus beachtlich. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass ein paar Leute zeitgleich für die Freilassung Borissows protestierten, und dass es sowieso nur 6.5 Millionen Bulgaren gibt, also nicht mal zweimal so viel wie Berliner, und ein Drittel von ihnen im Ausland lebt, nicht wenige davon in der Ukraine. Was viele in Bulgarien verbliebene nicht verstehen, ist, dass Nationalist in der Ukraine zu sein gut ist, dort kann man sogar Faschist sein, und es ist immer noch kein Problem für den Westen. In Bulgarien ein sein Vaterland liebender Patriot, der sich nicht von den USA in einen Krieg ziehen lassen möchte, der weder die USA, noch die NATO, und schon gar nicht Bulgarien betrifft, ist dagegen nicht nur nicht OK, sondern automatisch auch noch pro russisch, und das versteht der Bulgare nicht. Es ist auch schon eine irre Logik. Man muss die Logik eines Wahnsinnigen nicht verstehen, und schon gar nicht mitmachen. Nach zwei Jahren Corona-Wahnsinn nun der Russen-Wahn. Das einzig beständige im Leben ist eben doch die Veränderung. Obwohl, der Wahnsinn ist geblieben, er hat sich nur verlagert. Mit dem Wahn, so sagt man, soll es so ähnlich sein wie mit der Sucht. Und so wie Summe aller Süchte immer gleich ist, so ist auch die Summe allen Wahnsinns immer gleich, weswegen man vorsichtig bei der Beurteilung beziehungsweise bei der Einschätzung sein sollte. Wird der Russe wirklich in 15 Minuten auf dem Kurfürstendamm sein, wie wir früher sagten? Und will er das überhaupt, wie heute behauptet wird? Jedenfalls hat man jetzt schon einen Schuldigen für alles und jeden, egal ob teures Gas oder Inflation allgemein, die heute Stagflation heißt. In Bulgarien, wo sich der Corona-Wahnsinn in Grenzen gehalten hat und der Russen-Wahn noch nicht angekommen ist, kann der Schuldige auch schon mal Biden und nicht Putin heißen:
Gestern wurde wieder demonstriert in Bulgarien, und zwar vor dem Verteidigungsministerium, damit aus im kein Kriegsministerium wird, denn der amerikanische Kriegsminister Austin war in Sofia zu Besuch. Für viele ein nicht willkommener Gast in dem sonst gastfreundlichen Land am Rand. Immerhin 2.000 Menschen hatten sich in dem kleinen Park, an dessen Ende einst das Georgi-Dimitrow-Mausoleum stand, und das obwohl die Demonstration erst am Vortag angekündigt wurde, weil der Besuch des Amerikaners immer wieder verschoben worden war. Zuvor musste noch der frühere Regierungschef Borissow aus dem Bett heraus verhaftet werden, denn die Korruption soll auch bekriegt werden. Mit der 24h-Festsetzung von Borissow, wogegen bereits am Vortag einige Bulgaren auf die Straße gegangen waren, sollte aber nur vom Krieg in der Ukraine und einer möglichen Beteiligung Bulgariens unter der Schirmherrschaft der USA abgelenkt werden. Das war auch der Grund, dass am Samstag selbst blutjunge Polizistinnen mit Schleife auf die Straßen von Sofia gebracht wurden. Die letzten im Land verbliebenen Jungfrauen. Dass sie keine Maske trägt, ist übrigens nichts besonderes. Das hat schon vor dem heutigen Freedom Day, an dem alle Maßnahmen und der Grüne Pass wegfallen, kaum jemand getan in Bulgarien.
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