Bericht aus Bulgarien (72)

Ausstellung in Sofia

Offiziell ist Bulgarien Berlin nur eine Stunde voraus. In Wahrheit ist es aber viel mehr, wie obige Ausstellung “THE WAR! A WORLD GONE MAD …” beweist. Sie wurde am 22. Februar eröffnet, also zwei Tage vor Beginn der Kriegshandlungen in der Ukraine. Berücksichtigt man die Planung, die einer solchen Ausstellung vorausgeht, dürfte es mindestens ein Jahr sein. Da in Bulgarien die Uhren anders ticken, wohl eher zwei. Die Ausstellung in Sofia geht bis zum 22. Mai 2022, wenn sie nicht verlängert wird, falls sie sich jemand ansehen möchte.
Höre gerade deutschen Journalisten zu, die im Internet die Idee diskutieren, jemand solle in Moskau eine Pistole nehmen und damit Putin töten. Wieder sollen andere die Arbeit machen, und wieder nicht ihre. Ihre Arbeit ist, uns ausgewogen zu informieren und nicht zum Töten aufzurufen. Der Wahnsinn ist in den Köpfen deutscher Journalisten bereits angekommen: “THE WAR! JOURNALISTS ALREADY WENT MAD …”    –    Hier ist Deutschland Bulgarien voraus.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (71)

Polizisten bei der Arbeit

Gestern war in Bulgarien Feiertag, also “Independence Day”, und zwar von den Türken. 144 Jahre ist es jetzt her, dass Bulgarien unabhängig vom Osmanischen Reich wurde, wobei die Russen mitgeholfen haben. Gestern Abend haben bulgarische Polizisten mitgeholfen, dass beim Festakt im Parlament in Sofia nur geladene Gäste hereinkommen. Die Polizisten auf dem Foto, zwei von ihnen sitzen entspannt auf der Bank, eine Maske trägt keiner von ihnen und auch keine Kampfmontur, sind also bei der Arbeit. Sie haben es mir auch im Gespräch bestätigt, ich soll es aber nicht an die große Glocke hängen.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (69)

“Impfen mit Herz”
Obwohl für den 20. März in Bulgarien ein Freedom Day geplant ist, treibt die Regierung das Impfen weiterhin voran. Von Erfolg war ihre Impfkampagne bisher nicht gekrönt, was wohl auch daran liegt, dass in Bulgarien der Genesenenstatus ein Jahr gilt, und zwar für alle, nicht nur für Parlamentarier wie bei uns. Die Impfquote verharrt seit langem bei 30 Prozent im Land. Und den roten Plakaten, die fürs Impfen werben, ist kein langes Leben beschieden. Praktisch wie bei uns den impfkritischen, die zumindest in Berlin nicht lange hingen. Wer sie dort abgerissen hat? Ich vermute die Antifa, die so antifaschistisch ist, wie der antifaschistische Schutzwall es einst war. Wer hier die Plakate abreißt? Jedenfalls nicht die Antifa, das dürfte klar sein. Ich denke ganz normale Leute, die nicht organisiert sind. Auch in diesem Fall gilt, dass in Bulgarien nichts wirklich besser, dafür aber vieles anders ist als bei uns, und das meiste umgedreht. 
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (68)

Russische Kirche in Sofia

Stelle mir gerade vor, ein nicht geimpfter Russe in Berlin zu sein, und es will mir irgendwie nicht gelingen. Wahrscheinlich bin ich schon zu lange weg aus Deutschland und aus Berlin, das dafür bekannt ist, alles zu übertreiben und auf die Spitze treiben zu müssen. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Schwindel von Berlin der grandioseste im ganzen Land wäre, vielleicht sogar der größte Schwindel auf der ganzen Welt. Er soll so groß sein, dass er schon wieder genial wäre, so sagt man, wenn ich mich nicht irre. Ich persönlich glaube nicht daran, dass etwas so geschwindelt sein kann, dass es schon wieder gut wäre. Und so bleibt der Berliner Schwindel am Ende eben doch nur ein Schwindel. In Bulgarien wird auch geschwindelt, vielleicht sogar mehr als in Deutschland, aber der Schwindel ist hier eher klein, verglichen mit Deutschland, so wie das Land auch kleiner ist. Was den nicht geimpften Russen angeht, so kann er hier völlig ungehindert in seine Kirche und auch in sein Restaurant gehen, ohne vorher irgendetwas widerrufen, sich für sein Russe-sein entschuldigt zu haben oder sich gar zu irgendetwas bekennen zu müssen. Die richtige Haltung – sie ist in Bulgarien gänzlich unbekannt. Es gibt diese Worte gar nicht in der bulgarischen Sprache, und das ist kein Schwindel.

Russisches Restaurant gegenüber
Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (67)

 

Die Preise für Benzin haben in Bulgarien gerade die 3 Lewa-Marke überschritten, was 1,50 Euro sind. Gestern lag der Preis noch zwischen 2,60 Lewa (1,30 Euro) und 2,80 Lewa (1,40 Euro), ich hatte an dieser Stelle darüber berichtet. Die Menschen machen das, was sie immer und überall gemacht haben, nicht nur in Bulgarien, wo heute Feiertag ist. Sie fahren an die Tankstellen, wo die Preise noch nicht erhöht worden sind – möglicherweise demnächst auch in Deutschland.

Video EtvHaskovo
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (66)

 

Nachdem mich gestern Freunde hier in Sofia auf diesen Film der bulgarischen Filmemacherin Ekatarina Mitrinova über einen Krieg hingewiesen hat, der im Westen irgendwie nicht angekommen ist, habe ich heute einen Hinweis von einem Freund in der Heimat auf obigen Film bekommen, in dem es um denselben Krieg geht. Dass es dabei wirklich um einen Krieg geht, bestätigen auch diese Worte des in beiden Filmen vorkommenden Präsidenten, der nicht Putin heißt:

“Wir werden Arbeit haben und die keine! Wir werden Renten haben und die nicht! Bei uns wird sich um die Kinder und Rentner gekümmert und bei denen nicht! Bei uns werden die Kinder in Schulen und Kindergärten gehen können, und deren Kinder werden in Bunkern sitzen! Weil die ja nichts können! So und nur so werden wir den Krieg gewinnen können!”

Film MarkBartalmai
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (65)

 

Komme gerade von draußen rein und kann das bestätigen, was in dem kurzen Clip oben zu sehen ist: Lange Schlangen vor den Tankstellen der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Der Benzinpreis ist noch einmal gestiegen, er liegt jetzt zwischen 2,60 und 2,80 Lewa (1,30 bis 1,40 Euro). Dass sich hier gerade Schlangen vor den Tankstellen bilden, hat auch damit zu tun, dass morgen in Bulgarien ein Feiertag ist, aber nicht nur. Es liegt etwas in der Luft, von dem keiner genau weiß, was es ist. Eine Lehrerin erzählte mir gerade, dass heute ihre Vorgesetzten Instruktionen für den Ernstfall bekommen hätten, die diese am Freitag weitergeben würden, weil morgen wie gesagt Feiertag ist. Um genau zu sein, ist es der Tag der Unabhängigkeit von den Türken, bei der auch die Russen mitgewirkt haben seinerzeit. Heute lagen bereits Blumen am Denkmal des “Zar Befreier” vor dem bulgarischen Parlament. Ausserdem wurde das Denkmal für die Sowjetische Armee gereinigt, die Berliner Zeitung und auch der Spiegel haben darüber berichtet. Interessant ist das Foto vom Spiegel, wo rein zufällig eine Person mit einer Stars&Stripes Mütze durchs Bild läuft. Dazu kann ich sagen, dass ich jetzt einige Zeit in Bulgarien bin und noch nie eine solche Mütze gesehen habe. Sie wäre mir mit Sicherheit aufgefallen, weil ich nicht nur Mützenfan bin, obwohl mir selbst keine steht, sondern auch Familie in den USA habe. Die Stimmung in Bulgarien ist nicht, wie das Bild des Spiegels vermuten lässt, pro-NATO oder gar pro-USA. Um ehrlich zu sein, versteht man die Amerikaner nicht so recht, vor allem nicht ihr Konsumdenken. Mit dem Russen versteht man sich auf jeden Fall besser, was aber nicht heißt, dass der Bulgare ein Putin-Versteher ist.

Video BlitzBG
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (64)

Freunde in Sofia haben mich heute auf diese wichtige Dokumentation “Донбаска пролет” (auf deutsch: “Donbass-Frühling”) der bulgarischen Filmemacherin Ekaterina Mitrinova aus dem Jahre 2017 hingewiesen. Sie hat in dem Gebiet der Ukraine gedreht, in dem damals schon gekämpft wurde, was im Westen irgendwie nicht angekommen ist. Da es einige unschöne Bilder zu sehen gibt, ist der Film nicht für jeden geeignet, insbesondere nicht für Kinder und Schwangere. Diesen YouTube-Hinweis: “Der folgende Inhalt wurde von der YouTube-Community für einige Zielgruppen als unangemessen oder beleidigend eingestuft.” kann ich nicht bestätigen. Ich wüsste nicht, für welche “Zielgruppe” der Film “unangemessen” oder gar “beleidigend” sein soll. Ganz im Gegenteil, ich halte den Film für ein absolutes Muss.

Film EkatarinaMitrinowa
Text TaxiBerlin

Von der Baba-Martha-Manie zum Bob-Dylan-Fieber

 

Nach der Baba-Martha-Manie hat mich gerade das Bob-Dylan-Fieber erfasst. Der Meister ist seit September 2021 auf Tour, die bis 2024 andauern soll – trotz Corona, oder vielleicht auch gerade deswegen. Wer weiß das schon so genau bei einem Mann, dem man nachsagt, nicht nur nicht singen zu können, sondern auch seine eigenen Texte nicht zu verstehen. Auch wenn die aktuellen Aufnahmen von seinen Konzerten, es gibt auch welche, wo Bobby zu sehen ist, darauf hinweisen, dass der Meister in guter Verfassung ist, wird es wohl seine letzte Tour sein. Bob Dylan wird dieses Jahr 81 und 2024, wenn die Tour enden soll, wäre er dann 83. Ich vermute, dass Bob auf der Bühne sterben wird, dass das sogar sein Wunsch ist. – Was für ein Typ!

Musik BobDylan
Text TaxiBerlin