Bericht aus Bulgarien (78)

 

Obige Bilder von einem gemeinsamen Manöver amerikanischer und bulgarischer Panzer auf bulgarischem Territorium stammen vom Mai vergangen Jahres, sind also nicht aktuell. Aktuell sollen dagegen immerhin Panzer quer durch Bulgarien Richtung Ukraine gekarrt werden, man findet dazu diese und diese Aufnahmen auf Facebook.

Bulgarien ist seit 2007 in der EU, zuvor war es schon Mitglied in der NATO. Die Bulgaren haben sich insbesondere durch den Beitritt zur EU eine Verbesserung ihrer oft prekären Lebensverhältnisse versprochen, was leider nicht eingetreten ist. Im Gegenteil, noch mehr Bulgaren als zuvor schon haben das Land verlassen. Bei den 20- bis 45-jährigen ist es jeder zweite. Verblieben im Land, das immer mehr verfällt, sind vor allem die Alten, deren Leben eher ein Überleben ist.

In Bulgaren gibt es traditionell eine pro-russische und eine pro-westliche Strömung. Das ist also nichts Neues. Der Bulgare als Mensch steht oftmals dem Russen und auch dem Ukrainer näher, und zwar um einiges, als dem Westeuropäer oder gar dem Amerikaner. Der Deutsche macht dabei eine gewisse Ausnahme, ihm fühlt sich der Bulgare in besonderer Weise verbunden. All dies im Detail auszuführen, würde diesen Beitrag allerdings sprengen.

In der Ukraine leben eine halbe Million Bulgaren. Deren Wohlergehen und/oder Evakuierung steht gerade im Mittelpunkt in Bulgarien. Dass jemand gegen Russland in den Krieg ziehen will, habe ich noch nicht gehört, vor allem nicht für die NATO. Bei der Regierung, deren Führer in Harvard studiert haben, gibt es durchaus diese Überlegung, aber sie hat keine Mehrheit im Land. Ich habe mehrfach darüber berichtet.

Ein Freund in Deutschland schreibt mir folgendes: “Ich habe mich gerade mit einer Kundin unterhalten, die russischer Abstammung ist. Sie musste ihre Heiratsagentur umbenennen, weil darin deutsch-russisch vorkam. Sie hat noch eine Katzenzucht-Seite bei Facebook, wo massenweise böse Kommentare abgegeben werden. Deutsche und ukrainische Katzenzüchter haben sich wohl zusammengeschlossen und erklären, dass keine Katzen von russischen Züchtern gekauft werden sollen und man diese Tiere besser töten solle.”
Zuvor hatte ich gehört, dass Menschen lieber kalt duschen würden als Gas vom Russen zu beziehen. Die Vereinigten Staaten unter Joe Biden beziehen bis heute einen Großteil ihres Öls aus Russland. Andererseits sind die ersten Freiwilligen aus den USA gerade in der Ukraine eingetroffen. Ob sich in der Ukraine selbst alle so genannten Freiwillen wirklich freiwillig melden oder ob da eventuell mehr, beispielsweise eine Pflicht oder gar Strafen, dahinter steckt, bleibt unklar. In Syrien seinerzeit waren jedenfalls weit weniger bereit freiwillig für ihre Heimat zu kämpfen, wenn ich mich richtig erinnere.
Im Westen wird aktuell der Eindruck vermittelt, man müsse sich zwischen der NATO und Russland entscheiden. Ich teile diese Meinung nicht. Ich erlaube mir daran zu erinnern, dass die NATO und allen voran die USA viele illegale geführt hat, an erster Stelle sei dabei der in Jugoslawien genannt. Der Westen im allgemeinen und die aktuelle Bundesrepublik ist nicht die, die sie einmal war und mit der ich mich vereinigt habe. Sie hat praktisch nichts mehr mit ihr zu tun.
Beim kürzlich unrühmlich beendete Krieg in Afghanistan wurde nicht meine Freiheit am Hindukusch verteidigt. Und meine Freiheit wird heute auch nicht in einem Krieg gegen Russland verteidigt. Alleine deswegen nicht, weil hier mit Nationalisten (manch einer sagt auch einfach nur Nazis zu ihnen) gemeinsame Sache gemacht wird. Meine Freiheit wird aktuell auf den Straßen und Plätzen in Kanada, Frankreich und Deutschland verteidigt. – Danke allen mutigen Truckern, Demonstranten und Spaziergängern in der Heimat.
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Text TaxiBerlin

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