Bericht aus Bulgarien (74)

 

“U$A RAUS!”

Im vom Bill Gates finanzierten Spiegel läuft zufällig ein Mann mit einer Stars&Stripes Mütze durchs in Bulgarien gemachte Bild. Ich bin jetzt seit Mai hier und habe eine solche Mütze noch nie gesehen. Aber mit Sicherheit wäre sie mir aufgefallen, nicht nur weil ich Mützenfan bin, auch wenn mir selbst keine steht, sondern weil ich auch Familie in den USA habe, um genau zu sein in Kalifornien. In Bulgarien, genauer in Sofia, wo auch Valentina Petrova das Foto für den Spiegel gemacht hat, habe ich aktuell obiges Graffito gesichtet. Und es ist nicht das einzige “U$A RAUS!” Graffito in der bulgarischen Hauptstadt.

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Bericht aus Bulgarien (73)

 

Auch wenn der bulgarische Regierungschef in Harvard studiert hat, hat er es nicht leicht im Land. Selbst beim Feiertag am Donnerstag, dem “Independence Day”, forderten viele Demonstranten “Ostavko”, also seinen Rücktritt. Der Cicero fragt gerade: “Zerbricht die Regierung am Ukrainekrieg?” – Nein, das tut sie nicht, zumindest nicht primär. Wenn sie demnächst zerbrechen sollte, dann vor allem deswegen, weil eine Mehrheit der Bulgaren bereits vor Ausbruch des Krieg beim Heizen sparen musste und aktuell im Kalten sitzt. Nicht nur Privatpersonen, sondern ganzen Gemeinden hatte man da bereits das Gas und / oder den Strom abgestellt gehabt, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten. Das habe ich gerade auch dem Cicero erklärt und angeboten, einen ausführlichen Artikel zu schreiben, der ihre Frage “Zerbricht die Regierung am Ukrainekrieg?” beantwortet. Ich bin gespannt, ob und wie der Cicero reagiert.

Video GovernmentOfBulgaria
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (72)

Ausstellung in Sofia

Offiziell ist Bulgarien Berlin nur eine Stunde voraus. In Wahrheit ist es aber viel mehr, wie obige Ausstellung “THE WAR! A WORLD GONE MAD …” beweist. Sie wurde am 22. Februar eröffnet, also zwei Tage vor Beginn der Kriegshandlungen in der Ukraine. Berücksichtigt man die Planung, die einer solchen Ausstellung vorausgeht, dürfte es mindestens ein Jahr sein. Da in Bulgarien die Uhren anders ticken, wohl eher zwei. Die Ausstellung in Sofia geht bis zum 22. Mai 2022, wenn sie nicht verlängert wird, falls sie sich jemand ansehen möchte.
Höre gerade deutschen Journalisten zu, die im Internet die Idee diskutieren, jemand solle in Moskau eine Pistole nehmen und damit Putin töten. Wieder sollen andere die Arbeit machen, und wieder nicht ihre. Ihre Arbeit ist, uns ausgewogen zu informieren und nicht zum Töten aufzurufen. Der Wahnsinn ist in den Köpfen deutscher Journalisten bereits angekommen: “THE WAR! JOURNALISTS ALREADY WENT MAD …”    –    Hier ist Deutschland Bulgarien voraus.
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Bericht aus Bulgarien (71)

Polizisten bei der Arbeit

Gestern war in Bulgarien Feiertag, also “Independence Day”, und zwar von den Türken. 144 Jahre ist es jetzt her, dass Bulgarien unabhängig vom Osmanischen Reich wurde, wobei die Russen mitgeholfen haben. Gestern Abend haben bulgarische Polizisten mitgeholfen, dass beim Festakt im Parlament in Sofia nur geladene Gäste hereinkommen. Die Polizisten auf dem Foto, zwei von ihnen sitzen entspannt auf der Bank, eine Maske trägt keiner von ihnen und auch keine Kampfmontur, sind also bei der Arbeit. Sie haben es mir auch im Gespräch bestätigt, ich soll es aber nicht an die große Glocke hängen.

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Bericht aus Bulgarien (69)

“Impfen mit Herz”
Obwohl für den 20. März in Bulgarien ein Freedom Day geplant ist, treibt die Regierung das Impfen weiterhin voran. Von Erfolg war ihre Impfkampagne bisher nicht gekrönt, was wohl auch daran liegt, dass in Bulgarien der Genesenenstatus ein Jahr gilt, und zwar für alle, nicht nur für Parlamentarier wie bei uns. Die Impfquote verharrt seit langem bei 30 Prozent im Land. Und den roten Plakaten, die fürs Impfen werben, ist kein langes Leben beschieden. Praktisch wie bei uns den impfkritischen, die zumindest in Berlin nicht lange hingen. Wer sie dort abgerissen hat? Ich vermute die Antifa, die so antifaschistisch ist, wie der antifaschistische Schutzwall es einst war. Wer hier die Plakate abreißt? Jedenfalls nicht die Antifa, das dürfte klar sein. Ich denke ganz normale Leute, die nicht organisiert sind. Auch in diesem Fall gilt, dass in Bulgarien nichts wirklich besser, dafür aber vieles anders ist als bei uns, und das meiste umgedreht. 
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (68)

Russische Kirche in Sofia

Stelle mir gerade vor, ein nicht geimpfter Russe in Berlin zu sein, und es will mir irgendwie nicht gelingen. Wahrscheinlich bin ich schon zu lange weg aus Deutschland und aus Berlin, das dafür bekannt ist, alles zu übertreiben und auf die Spitze treiben zu müssen. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Schwindel von Berlin der grandioseste im ganzen Land wäre, vielleicht sogar der größte Schwindel auf der ganzen Welt. Er soll so groß sein, dass er schon wieder genial wäre, so sagt man, wenn ich mich nicht irre. Ich persönlich glaube nicht daran, dass etwas so geschwindelt sein kann, dass es schon wieder gut wäre. Und so bleibt der Berliner Schwindel am Ende eben doch nur ein Schwindel. In Bulgarien wird auch geschwindelt, vielleicht sogar mehr als in Deutschland, aber der Schwindel ist hier eher klein, verglichen mit Deutschland, so wie das Land auch kleiner ist. Was den nicht geimpften Russen angeht, so kann er hier völlig ungehindert in seine Kirche und auch in sein Restaurant gehen, ohne vorher irgendetwas widerrufen, sich für sein Russe-sein entschuldigt zu haben oder sich gar zu irgendetwas bekennen zu müssen. Die richtige Haltung – sie ist in Bulgarien gänzlich unbekannt. Es gibt diese Worte gar nicht in der bulgarischen Sprache, und das ist kein Schwindel.

Russisches Restaurant gegenüber
Fotos&Text TaxiBerlin