Bericht aus Bulgarien (256) – “Grüße vom Gaswerk”

Gerade ist die Gasrechnung für meine Berliner Boheme Bude eingetroffen. Ich soll jetzt doppelt so viel zahlen, wie ich eh schon zahle, obwohl ich gar nicht in Berlin bin. Es ist aber nur eine Empfehlung – ich muss nicht. Und ich mach’s auch nicht. Wer weiß, was ich morgen zahlen soll. Hinzu kommt noch eine Umlage. Der Staat will natürlich auch mitverdienen an dem, was ich nicht habe, das ist klar. Wie hoch die Umlage ist, kann das Gaswerk nicht sagen. Immerhin ein kommunales in Mecklenburg-Vorpommern und nicht die Berliner Gasag. Gegen Mecklenburg-Vorpommern kann ich nichts Negatives sagen, im Gegenteil. Deswegen würde ich auch nicht in Mecklenburg-Vorpommern auf die Straße gehen, sondern in einer großen Stadt, wo die ganzen Entwurzelten leben, wie der Mann oben auf Sofias Straßen. Wahrscheinlich wird es dort auch demnächst wieder Demonstrationen geben, auch wenn in Bulgarien kaum jemand mit Gas heizt. In den Städten wird mit Strom geheizt und auf dem Land mit Holz. Vielleicht hole ich mir noch einen Ofen aus der Stadt. Im Sommer sind sie dort im Angebot. Mittlerweile überlege ich mir jede Fahrt in die Stadt, weil ich mir auch den Sprit nicht leisten kann und noch keinen eigenen Esel habe. Das kommt vermutlich als nächstes. Wenn ich könnte, würde ich am 5. September nach Leipzig zur Demo kommen. Flugscham habe ich keine, nur keine Kohle. Mit dem Esel müsste ich langsam losmachen, aber einen Esel habe ich nicht. Und mit dem Auto geht nicht, weil ich damit nur nach Montana fahren werde, wegen dem neuen Ofen. Ein Teufelskreis, aber immer noch besser als auf der Straße zu leben. Am 5. September in Leipzig auf die Straße zu gehen, das empfehle ich trotz allem allen. Ist aber nur eine Empfehlung, wie die vom Gaswerk.
PS: Hass auf Putin verspüre ich Null – für den Fall, dass das jemand interessiert.

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Antwort aus Bulgarien (256) auf: “Darüber müssen wir reden”

Frohes Ficken!

Ich erfahre gerade, dass es Menschen gibt, die einvernehmlichen, aber schlechten Sex oft lieber schnell zu Ende bringen, als ihn zu unterbrechen, oder ganz zu beenden, und dass wir darüber reden müssen. Angeblich soll dieses Phänomen nur Frauen betreffen, das meint zumindest Sexkolumnistin Heike Kleen in ihrem Beitrag “Willst du diesen Sex? Ja. Nein. Vielleicht …” im ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg. Dem erlaube ich mir zu widersprechen, wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob die Autorin an meiner Meinung interessiert ist, sie überhaupt mit mir redet, immerhin bin ich ein Mann. Als solcher freue ich mich jedenfalls, dass es überhaupt Menschen gibt, die noch Sex haben. Immerhin leben wir im Krieg, erst gegen einen winzig kleinen Mikroorganismus, dann gegen das größte Land auf unserem Planeten. Möglicherweise treibt die Menschen jetzt einfach das kalte Duschen und/oder das bevorstehende Frieren in die Betten. Ausnahmsweise soll, so denke ich, einmal Quantität über Qualität gehen, auch wenn es “nur” beim Sex ist. – Schön, dass wir darüber geredet haben. Vielen Dank!

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Bericht aus Bulgarien (255) – “Der gute Nazi”

Stillstand auf der Straße, wenn die Spritpreise weiter steigen
Demonstration der Transportbranche am 18. Mai in Sofia

Am 5. September, heute in zwei Wochen, gibt es eine Montagsdemo in Leipzig, die sich gegen die hohen Strompreise richtet, und die für mich auch eine Reaktion auf diese feige Haltung der einstigen “Heldenstadt” ist. Demonstrationen gegen hohe Spritpreise gab es schon, und zwar am 18. Mai in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, ich hatte hier darüber berichtet. Auch was das Demonstrieren angeht, sind die Bulgaren den Deutschen wieder einmal voraus. Demonstrationen waren hier auch in Corona-Zeiten niemals verboten und Spaziergänge gleich gar nicht. Wenn ich hier erzähle, dass in Deutschland Spaziergänge verboten waren, dann halten die Menschen mich für verrückt. Zurück zur Montagsdemo am 5. September in Leipzig, zu der die Partei die Linke aufruft, ganz genau der Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört habe. Was dagegen sogleich zu hören war, waren Warnungen, dass auf dieser Demonstration auch Nazis mitmarschieren könnten. Die so genannte Antifa, die so antifaschistisch ist, wie der antifaschistische Schutzwall es war, soll sogar zu Störungen der Demonstration gegen die hohen Strompreise aufgerufen haben. Ich bin mir sicher, dass die selbsternannten Nazi-Jäger fündig werden, wenn jeder, der auch nur einen Millimeter vom Mainstream abweicht, bereits ein Nazi ist. Ein Phänomen, das in Bulgarien gänzlich unbekannt ist. Nazis im Ausland sind für den Deutschen aber auch kein Problem. Ganz im Gegenteil, Nazis in der Ukraine z.B. bleiben vom Deutschen nicht nur unbehelligt, sondern deutsche Politikerinnen posieren gerne mit kugelsicherer Weste neben ultrarechter Symbolik wie “Black Rifles Matter”, bevor sie sich mit einem Glas Sekt in der Hand auf einem Balkon in Kiew ablichten lassen, und das mitten im Krieg. Kontaktschuld? Fehlanzeige! Gut, vielleicht war einfach nur zu viel Sekt im Spiel, könnte man meinen. Aber nein, man schickt den Nazis auch noch Waffen hinterher. Auch bei den Nazis gibt es Gute und Böse. Wie sollte es auch anders sein, wenn sowohl das Gute als auch das Böse bekanntlich in jedem von uns steckt, beispielsweise auch in Politiker und Politikerinnen. Und vielleicht sind auf der Demonstration am 5. September in Leipzig am Ende ja auch nur die guten Nazis auf der Straße. Ich würde es zumindest nicht ausschließen.

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Deutschland – ein vom guten Geschmack und vom gesunden Menschenverstand verlassenes Land

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass man in Deutschland nicht nur den guten Geschmack, den es dort zugegeben nie wirklich gab, sondern nun auch den gesunden Menschenverstand, an dem ich im Tollhaus Deutschland schon lange gezweifelt habe, verloren hat, dann ist dieses Video der Beweis – sozusagen der Video-Beweis. Hatte ich bisher immer gesagt, dass Bulgarien ein von Gott und allen guten Geistern verlassenen Land sei, so muss ich diese Aussage jetzt auf Deutschland erweitern. Bulgarien ist Deutschland da aber nicht einfach nur erneut voraus, sondern geht auch seinen eigenen Weg. Ich bin nunmehr geneigt zu sagen, dass die Lage hier in Bulgarien zwar durchaus Ernst, aber nicht hoffnungslos ist. Dem Bulgaren ist zwar auch der gute Geschmack abhanden gekommen, aber noch nicht der gesunde Menschenverstand, zumindest noch nicht vollständig. Im Gegensatz zu Deutschland, wo mir die Lage selbst aus der Ferne und auch beim Aufbringen meines allerbesten Willens jetzt ganz und gar hoffnungslos erscheint.
StandUp KarlLauterbach
Text TaxiBerlin

Was ich meine, wenn ich von falscher und verlogener Berichterstattung spreche

Manchmal bin ich auch stolz, aus Sachsen-Anhalt zu kommen, beispielsweise wenn ich höre, dass Handwerker von dort fordern, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, und in dem Zusammenhang darauf hinweisen, dass das nicht unser Krieg ist. Nein, das ist er ganz und gar nicht, dieser Meinung bin auch ich. Es ist der Krieg der Amerikaner, die immer einen Krieg brauchen, ganz egal, wer gerade Präsident ist. Obwohl man dazu sagen muss, dass Trump mehr Kriege beendet hat, als dass er sie begonnen hätte, wofür er sogar von Linken im Westen kritisiert wurde. Dieselben Linken, wohl eher linke Linke, die immer noch Bidens Krieg unterstützen und sogar für den Frieden frieren wollen (nur selbst in den Krieg ziehen, das wollen sie nicht) – verkehrte Welt. “Schön auch” die folgsamen Deutschen mit ihren dämlichen Masken in obigem Video zu sehen, die immer noch nicht begriffen haben, dass zumindest der “Krieg gegen Corona” vorbei ist. Und dann natürlich zum Schluss der böse Putin, der darf nicht fehlen, mit dem Blick des russischen Untermenschen. Fehlt nur noch das Messer zwischen seinen Zähnen.   –   Genau das meine ich, wenn ich von falscher und verlogener Berichterstattung spreche.
Video DieWelt
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Bericht aus Bulgarien (254) – “Aus der Geiselhaft”

In Bulgarien

Lese gerade im ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg, dass tausende Journalistinnen und Journalisten angeblich in Geiselhaft für (vielleicht besser “von”?) Frau Schlesinger genommen worden wären. Da ich jetzt auch Journalist bin und mein Kleinunternehmen sich “Desillusionist” nennt, möchte ich dazu Stellung nehmen, auch auf die Gefahr hin, dass das, was ich zu sagen habe, möglicherweise nicht die richtige, sondern die falsche Haltung ist. Ich fühle mich seit Jahren von tausenden Journalistinnen und Journalisten in Geiselhaft genommen, von ihrer falschen und verlogenen Berichterstattung. Das ist auch der Grund, warum ich vor zwei Monaten selbst freier Autor und Journalist geworden bin – aus Notwehr.

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Bericht aus Bulgarien (253) – “Lerne Aufmerksamkeit und Duldsamkeit”

Von den Eseln

Genau zehn Jahre ist es jetzt her, dass ich mit meiner Eselin Raina Velitshka einmal quer durch Bulgarien gewandert bin, und zwar vom Berg Kom an der Grenze zu Serbien zum Kap Emona am Schwarzen Meer – 750 Kilometer in 40 Tagen. Seither bin ich sozusagen auf den Esel gekommen, habe viele Menschen kennengelernt, die meine Leidenschaft für Esel teilen. Esel-Leute sind in aller Regel gute Leute, so wie mein Freund und Tierarzt Konstantin (oben rechts), der das Tal der Esel an der griechischen Grenze betreut. Er hatte mich neulich eingeladen, und wir sind wieder mit Kindern aus der Umgebung losgezogen, haben Müll mit ihnen eingesammelt, den es leider viel zu viel gibt in der ansonsten schönen Bergwelt Bulgariens, und ihn mit Hilfe der Esel zum Container gebracht. Selbst für Kinder in Bulgarien ist der Esel, der früher bei jeder Familie im Stall stand, zum exotischen Tier geworden. Und dabei können wir viel lernen vom Esel, an erster Stelle seine Duldsamkeit. Stur ist er gar nicht, wie immer behauptet, sondern vor allem vorsichtig. Die Duldsamkeit teil der Esel mit dem Bulgaren, der für seine Duldsamkeit bekannt ist, sonst hätte er wohl kaum die 500 Jahre türkischer Herrschaft überstanden. Duldsamkeit darf man nicht mit Folgsamkeit verwechseln, wofür der Deutsche bekannt ist. Das ist etwas anderes. Duldsamkeit, wie soll ich sie erklären, ist praktisch das, was Jesus mit die andere Wange hinhalten meinte. Er sagte das, weil er wusste, dass Gewalt zu weiterer Gewalt führt, so wie Waffenlieferungen zu weiterem Leid und Tot führen, und lehrte deswegen Zurückhaltung. Zurückhaltung ist, wenn man so will, ein anderes Wort für Duldsamkeit. Deswegen werden Esel oft schlecht behandelt oder gar geschlagen – weil sie sich nicht wehren. Die Bulgaren haben wie die Esel die Duldsamkeit im Blut oder gar in den Genen. Wenn ich etwas gelernt habe in Bulgaren, dann ist die Duldsamkeit, neben der Aufmerksamkeit. Bulgarien ist auch der ideale Ort, um Aufmerksamkeit zu lernen, auch von Eseln. Wie gesagt, Esel sind nicht stur, sondern nur vorsichtig, oder eben aufmerksam.

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Bericht aus Bulgarien (252) – “Zustände wie in einem autoritären Regime”

Der Titel dieses Beitrags “Zustände wie in einem autoritären Regime” ist die Überschrift zu einem Interview mit einem Berliner Polizisten, dem zwei Jahre Recherche vorausgegangen sind, und das alles das bestätigt, was ich in obigem Interview von Mitte Januar, das mein bester bulgarischer Freund und Übersetzer Martin mir mir in Bulgarien geführt hat, ab Minute 10 über meine eigenen Erfahrungen mit Protesten in Berlin im Unterschied zu Protesten in Sofia gesagt habe. Nach 27 Jahren hat dieser Berliner Polizist, der anonym bleiben möchte, im Interview nennt er sich Martin Schmidt, seinen Dienst quittiert. In dem Interview, das vor wenigen Tagen auf der Seite von Boris Reitschuster erschienen ist, sind auch Fotos zu sehen, die sich mit meinen Erinnerungen und auch mit den Fotos decken, die ich gemacht habe, von denen zwei auch in dem Interview mit Martin eingeblendet werden. Ich kann nur jedem empfehlen, sich das Interview, von dem ich von diesem aktuellen Podcast “Nacktes Niveau” (ab Minute 41) von Paul Brandenburg erfahren habe, mit dem ehemaligen Berliner Polizisten genau durchzulesen, das mit diesem Rat endet: Macht weiter, trotz der Polizeigewalt. Bleibt friedlich, aber bestimmt. Lasst Euch nicht auseinander drängen, sondern bleibt in Gruppen dicht beisammen. Weicht nicht zurück. Dokumentiert Übergriffe und bringt sie zur Anzeige. Sammelt Kontaktdaten von den Zeugen und vernetzt Euch. Die dezentralen Spaziergänge sind eine gute Strategie. Auch Flashmobs rund um die Uhr, in jeder Stadt sind sinnvoll. Macht Euch schlau über Eure Rechte und Pflichten im Versammlungsrecht, organisiert Seminare mit rechtlich geschulten Vortragenden. Gebt den immer wieder auftauchenden Anhängern von Verschwörungstheorien keine Bühne. Einigt Euch auf einen kleinen, aber wichtigen, gemeinsamen Nenner. Unternehmt gemeinsame Freizeitaktivitäten. Neben all dem politischen Engagement – vergesst nicht zu leben.
PS: Hier noch das, was der ehemalige Berliner Polizist seinen Kollegen sagen möchte: Meldet Euch bei Einsätzen, bei denen Ihr „Bauchweh“ habt, krank. Schaut in den Spiegel, denkt nach, wer Euch gegenübersteht. Verhaltet Euch menschlich, hinterfragt und überprüft Eure dienstlichen Handlungen, und gleicht sie mit Eurem Gewissen, Euren moralischen und rechtlichen Standpunkten ab. Äußert Euren Vorgesetzten gegenüber Bedenken, wenn Ihr mit Anweisungen nicht einverstanden seid. Und traut Euch, auch in Eurer Freizeit für Grundrechte und Freiheit einzustehen. Wenn die Gewerkschaften Eure Interessen nicht vertreten, dann kündigt einfach die Mitgliedschaft und schließt Euch der überbehördlichen „Good Governance Gewerkschaft“ (GGG) an.
Video RationalerProtest
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Bericht aus Bulgarien (251) – “Niemand hat die Absicht, auf Demonstranten zu schießen”

In Sachen Schießbefehl scheint Deutschland ausnahmsweise einmal Bulgarien voraus zu sein. Gar nicht so sehr, weil wir ihn, also den Schießbefehl, dort schon mal hatten, sondern vielmehr, weil wir Deutsche Erfahrungen mit Sätzen haben, die mit “Niemand hat die Absicht …” beginnen, zumindest im Osten des Landes. In Bulgarien traut man Aussagen von Politikern prinzipiell nicht über den Weg. Gestalten wie Habeck, Baerbock, Faeser und auch Scholz, aber vor allem Lauterbach werden hier vor allem eines: bemitleidet. Glauben würde man ihnen in Bulgarien kein Wort. So gesehen ist meine Eingangsthese, dass Deutschland jetzt mal Bulgarien voraus wäre, mehr als zweifelhaft. Unterschreiben würde ich sie auf keinen Fall. Eher halte ich mich an meine früheren Aussagen, im Gegensatz zu Politikern weiß ich noch, was ich gestern gesagt habe, dass Bulgarien Deutschland voraus ist, mindestens eine Stunde.  –  Dafür lege ich sogar meine Hand ins Feuer.
Video DieWelt
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Bericht aus Bulgarien (250) – “Macht’s gut – Tschüss!”

Bis gestern gab es Korruption und Vetternwirtschaft nur auf dem Balkan. Nun sind sie auch ganz offiziell in Berlin und Deutschland angekommen, samt Balkanischem Abschied: “Machen Sie’s gut – Tschüss!”. Ein Abschiedsgruß, den ich gerne an die Damen und Herren Faeser, Baerbock, Habeck, Scholz und wie sie alle heißen, weitergeben möchte. Ich gehe nicht davon aus, dass sie das Ende des Jahres noch in ihrem Amt erleben werden. Ganz genauso wie in Bulgarien, wo der pro US-amerikanischen Regierung nach nur einem halben Jahr das Vertrauen entzogen wurde, weswegen es am 2. Oktober die nächsten Wahlen gibt  –  Ausgang ungewiss!
Video ZweitesDeutschesFernsehen
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