Wann ich in Bulgarien zuletzt eine Maske aufgesetzt habe, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Es muss irgendwann im letzten Jahr gewesen sein. Als ich im Juni in Berlin war, ließ es sich nicht völlig vermeiden, weil ich auch mit Ämtern und Behörden zu tun hatte. Die Öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland, wo die Maskenpflicht bis heute gilt, habe ich, obwohl auch ich mir ein Neun-Euro-Ticket gekauft hatte, bewusst zu meiden gesucht. Lieber bin ich mit dem Fahrrad durch die Stadt gefahren, was nach einem Jahr auf dem Dorf eine ganz neue Erfahrung für mich war. Von und zum Flughafen habe ich keine Maske aufgesetzt. Ich hatte auch gar keine dabei, weil es in Bulgarien schon seit einiger Zeit niemanden mehr interessiert und es kaum noch Menschen gibt, die eine Maske tragen. In Deutschland sollen die Zügel, was das Masken tragen angeht, bald wieder angezogen werden. Dagegen regt sich jetzt Widerstand, was nicht neu ist. Neu ist, dass es nun auch in der Zeitung steht, und zwar in der Berliner. Nicht nur bei den britischen, sondern auch bei den deutschen Medien findet offensichtlich ein Umdenken in Sachen Berichterstattung statt. Wünschenswert wäre es auf jeden Fall. Und Zeit genug war auch, um zu einem demokratischen Diskurs unterschiedlicher wissenschaftlicher Meinungen anstelle von willkürlichen Maßnahmen und diktatorischen Anweisen zurückzukehren, auch damit dieser nicht völlig einrostet. Für viele kommt dieses Umdenken allerdings zu spät. Auch wenn die Berliner neulich diesen Text von mir veröffentlicht hat, lese ich sie selbst nur, wenn ich explizit auf einen Artikel hingewiesen wurde. Sonst lese ich sie nicht. Auf “Wissenschaftler: ‘Keine evidenzfreie Maskenpflicht'” mit dem Untertitel “Das Tragen einer Maske soll im kommenden Herbst wieder großflächig vorgeschrieben werden können. Eine Gruppe von Wissenschaftlern kritisiert das Vorhaben scharf.” hat mich gerade eine gute alte Freundin und Kollegin, sie ist Krankenschwester in Berlin, hingewiesen. Vielen Dank dafür!
* u.a.: “Ich lebe in Angst”, “Ich glaube dem Fernsehen”, “Ich will keine Freiheit, ich will Sicherheit”, “Ich möchte medizinische Tyrannei”, “Ich liebe Bill Gates”, “Ich mache, was man mir sagt”, “Ich möchte die Impfpflicht”, “Für alles ist Trump verantwortlich” (heute Putin, Anmerkung TaxiBerlin) und “Neue Normalität”
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In Grossbritannien findet gerade ein Umdenken in den Medien über die Berichterstattung statt, das jetzt auch beim Guardian angekommen ist. Ein Umdenken übrigens, das in Bulgarien nicht nötig ist, weil hier die Berichterstattung immer eher auf den Füßen stand, so wie das allermeiste in Bulgarien von hause aus umgedreht wie in der Heimat ist. Aus dem Guardian erfahre ich nun, dass Milliardäre in den USA aktuell ihre ganz eigenen Probleme haben, über die bisher nicht berichtet worden war. Die Superreichen nicht nur in Amerika rechnen mit dem Schlimmsten, sogar mit dem Niedergang des Systems, das ihre Macht bis heute sichert. Deswegen beschäftigt sie, nachdem sie sich bereits mit dem Bau von Bunkern darauf vorbereitet haben, ganz aktuell folgende Frage: “Wie behalte ich nach dem Ereignis die Autorität über meine Sicherheitskräfte?” – Wie wir morgen unser Gas bezahlen, diese Frage stellen sie sich nicht, aber gut, ich stelle mir auch nicht die Frage, wie ich morgen die Autorität über meine Sicherheitskräfte behalte, einfach weil ich sie nicht habe. Auch deswegen ist das Problem der Superreichen für mich eher ein Luxusproblem. Bei den allermeisten dürfte es nicht anders aussehen. Das hat den Vorteil, dass Zeit und Raum bleibt, die wirklich wichtigen Fragen zu stellen. Und da frage ich mich gerade, ob sich ein “Führer durch den Kapitalismus” rechnet, den ich in Anlehnung an obige “Guides” gerne schreiben möchte, und in dem dann auch Bilder von den erwähnten Bunkern neben verwaisten Börsen enthalten sein könnten. Das ist zwar kein Luxusproblem, aber doch irgendwie kapitalistisch gedacht. Und überhaupt, vielleicht sollte auch ich mir wie die Superreichen zumindest ein paar Konserven für den Ernstfall “preppern”, was der Geldbeutel halt hergibt. Vielleicht gehe ich besser so an die Sache ran, dass ich mich frage, was ich von den Luxusproblemen der Superreichen noch lernen kann.
“Was ist passiert?” fragt sich Verena Töpper vom ehemaligen Nachrichtenmagazin, dass eine Hochbegabte, die mit 14 Abitur gemacht, danach Medizin studiert hat und dann in die Forschung ging, jetzt Romane schreibt, die kaum einer liest. Also ich würde sagen, die jetzt knapp 30 Jahre alte Frau, sie heißt Minu Tizabi, hat alles richtig gemacht. Sie hat gesehen, wie es in der medizinischen Forschung läuft, spätestens seit Corona sollte das Wissen darüber auch in Hamburg angekommen sein – Zeit genug war ja nun, und sich dann für die wichtigen Dinge im Leben und gegen’s Geld verdienen entschieden. Dass es in der Vergangenheit jede Menge Autoren gab, die zu Lebzeiten kaum oder gar nicht gelesen wurden, weil sie ihrer Zeit voraus waren, weiß die Spiegel-Autorin offensichtlich auch nicht, die es nicht einmal schafft einen ordentlichen Artikel zu schreiben, geschweige denn Romane.
Jetzt ist man selbst in Hamburg beim ehemaligen Nachrichtenmagazin dahinter gekommen, was ich seit Jahren erzähle, und von dem ich den Titel übernommen habe. Arm finde ich Bulgarien gar nicht – im Gegenteil. Mein Leben in den Schluchten des Balkans ist um einiges reicher als mein Leben in Berlin war, und das sogar mit weit weniger Geld. Es ist kein Quatsch, wenn ich sage, dass ich mich in Bulgarien nicht nur reich, sondern sogar privilegiert fühle. Privilegiert fühle ich mich deswegen, weil sich mein Leben hier auf wundersame Weise das wirklich wichtige reduziert hat. Praktisch so wie es auf dem T-Shirt des Zigeuner-Mädchens steht, auch wenn es selbst nicht von den im Spiegel-Artikel erwähnten Bildungsprogrammen profitiert, sondern lieber betteln geht. Aber das wichtigste im Leben gibt es bekanntlich sowieso immer umsonst. So sehe ich beispielsweise auch mein Geschenk, hier zu sein, für das ich immer noch ausgesprochen dankbar bin.
Am Freitag waren wir bei Baba Bore, wo wir vier Wochen nicht waren. Für jede Woche, die uns Baba Bore, was die liebevolle Abkürzung für Borislava ist, nicht gesehen hat, gab es eine Tüte mit Obst und Gemüse aus ihrem Garten. Die Birnen und Pfirsiche auf dem Tisch waren in einer davon. In den anderen befanden sich Zwiebeln, Paprika, Feigen, Tomaten, Knoblauch, Auberginen und Zucchini. Jetzt sind wir erstmal versorgt. Früher haben wir Dinge auch eingekocht, aber das schaffen wir heute nicht mehr. Dafür sind wir zu sehr mit dem Lesen und Schreiben beschäftigt. Baba Bore weckt wie jedes Jahr ein, sie ernährt damit ihre Kinder, Enkel und Urenkel. Damals hat sie uns Tips gegeben wegen dem Einwecken, aber wir haben auch im Internet nachgeschaut. Und da war es so, dass der Deutsche unbedingt Etiketten fürs Einwecken braucht. Das war komplett irre, auch weil sich dieser Hinweis nirgendwo sonst fand, und beim Deutschen man das Gefühl bekam, dass man ohne Etiketten nicht einwecken kann. Baba Bore sind Etiketten unbekannt. Es geht also auch so. Das können wir aus eigener Erfahrung bestätigen.
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