Bericht aus Bulgarien (531) – “Kill All Men!”

OK, es ist keine Friedensdemo und auch keine “Friedensdemo”. Aber immerhin eine Frauentagsdemo, oder eher “Frauentagsdemo”. Das ganze in Berlin, der Stadt, auf dessen Straßen und Plätze ich viele Jahre mit meinem Taxi unterwegs war. Als Mann muss ich mich heute an diesen Orten in Acht nehmen, denn alle Männer sollen dort getötet werden. Nichts anderes heißt “Kill All Men!” auf Deutsch: “Töte alle Männer!”. – Warum ich mir das anschaue? Ich schaue es mir als Vorbereitung auf meine bevorstehende Heimkehr an. Nach zwei Jahren in den Schluchten des Balkans verstehe ich das deutsche Denken beziehungsweise “The German Mind” nicht mehr. In Deutschland ist man offensichtlich gerade dabei, völlig den Verstand zu verlieren, und die deutsche Hauptstadt ist die Zentrale dieses Irrenhauses. Da ist man besser vorbereitet, insbesondere wenn man – so wie ich – ein Mann ist.
Video LeoLowis
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (530) – “Emotional Support”

And Writer’s Support Too
Auch in Hollywood ist man nun dahinter gekommen, dass ein Esel ein toller emotionaler Unterstützer ist. Das ist keine Überraschung, denn im Westen brauchen die Menschen in der Tat Hilfe, um mit ihren Gefühlen klarzukommen. Auch Schreibende können Unterstützung durch den Esel gebrauchen, aber an erster Stelle der Esel selbst, der vom Aussterben bedroht ist. In Bulgarien beispielsweise sind von den 350.000 Exemplaren Mitte der Achtziger heute gerade einmal 20.000 Esel übrig geblieben. Die meisten von ihnen sind alt und männliche Tiere sind in aller Regel kastriert, so dass keine Nachkommen zu erwarten sind. Auch deswegen habe ich ein Crowdfunding gestartet, obwohl ich nie ein Crowdfunding starten wollte. Mit meinem “Donkey Sanctuary & Writers Retreat” will ich den ersten Rückzugsort für Schreibende ins Leben rufen, an dem es auch Esel gibt. Ich freue mich über jeden, der mein Crowdfunding emotional und/oder finanziell unterstützt. Man kann das über die Plattform “Betterplace” machen oder auch gerne direkt. Natürlich weiß auch ich, dass wir in schwierigen Zeiten leben. Nicht jedem ist es möglich, etwas zu geben, selbst wenn er wollte, was absolut in Ordnung ist. Für den Fall freue ich mich darüber, wenn man mein Projekt mit anderen Menschen mit Emotionen für Esel und fürs Schreiben teilt. Vielen Dank!
Video AcademyAwards
Text RumenMilkow

Bericht aus Bulgarien (529) – “Dann geh doch rüber!”

Heute gilt: “Dann geh doch ins Metaverse!”
Gerade geträumt, ich bin ins Metaverse eingezogen. Ich wäre nicht der erste, eine ganze Insel ist bereits ins Metaverse von Mark Zuckerberg eingezogen, genauer eine ganze Nation. Und das brachte mich wohl auf die Idee, dass ganz Deutschland und ich mit ihm ins Metaverse ziehe, wenn der Krieg in die Heimat zurückkehrt. Dass der Krieg nach Deutschland einkehrt, das kann heute niemand mehr ausschließen. Aber da Heimat seit einiger Zeit rechts ist, wird kaum einer in der Heimat sie verteidigen wollen. Beim Ukrainer, dem man Waffen und Munition liefert, sieht das anders aus. Wenn der Ukrainer seine Heimat verteidigt, dann ist er ein Held. Journalisten aus der Heimat, die über seine Heldentaten berichten, bekommen Orden von ihm. Aber werden diese Journalisten auch ihr Leben riskieren, wenn ihre Heimat demnächst verteidigt wird? Ich glaube nein. Eher denke ich, dass sie die ersten sind, die sich ins Metaverse absetzen werden. Viele von ihnen leben, was ihre Berichterstattung über Deutschland angeht, bereits in einem Metaverse.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (529) – “Dieser Krieg ist nicht unsere Wahl”

“Bulgarien – Zone des Friedens”
Insgesamt sieben (7) Städte machen mit beim Protest

Unter dem Titel “Dieser Krieg ist nicht unsere Wahl” berichtet der bulgarische staatliche Rundfunk über die Friedensdemonstration heute vor dem Nationalen Kulturpalast in Sofia. Der Leser erfährt, dass die Demonstration unter den Mottos “Bulgarien – Zone des Friedens” und “Nein zum Krieg und zur Einmischung Bulgariens in den Konflikt in der Ukraine” stand. Die demonstrierenden Bürger forderten die Neutralität ihres Landes sowie die Durchführung eines Referendums, damit das Volk seine Position zum Krieg in der Ukraine zum Ausdruck bringen kann. Der Demonstrationsteilnehmer Ivan Radichev sagte, er sei bei dem Protest gewesen, weil er Neutralität wolle. Ihm zufolge verfügt Bulgarien über genügend natürliche und fossile Ressourcen, um ein unabhängiges, neutrales und freies Land auf dem Balkan zu sein. Die Demonstrationsteilnehmerin Miglena Yoncheva erklärte, dass sie bei dem Protest dabei sei, weil sie Bulgarin und Mutter sei.  Wörtlich sagte sie: “Weil ich immer noch glaube, dass es in Bulgarien genug Menschen gibt, die sich vereinen und Frieden herbeiführen können, nicht Krieg. Ich möchte eine Zukunft für meine Kinder, die ich nicht weglaufen lassen möchte, wie die Menschen meiner Generation weggelaufen sind.” Die Initiative ist, so der staatliche Rundfunk weiter, mit sieben anderen Städten des Landes verbunden. Die Idee ist, den Friedenswillen der Menschen zum Ausdruck zu bringen, erklärten die Organisatoren in den sozialen Netzwerken. Auch in Varna am Schwarzen Meer versammelten sich Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, politischen Parteien und Bürgern mit Plakaten, auf denen beispielsweise “Frieden und Neutralität” zu lesen waren. Einer der Organisatoren der Kundgebung, Georgi Velikov, sagte: “Wir sind für Frieden und Neutralität Bulgariens in Bezug auf den Krieg in der Ukraine.” Und weiter: “Bulgarien sollte eine Zone des Friedens sein. Wir sehen aber, dass die uns Regierenden aus ​​Gründen, die mir nicht klar sind, höchstwahrscheinlich den Interessen von jemand anderen dienen und versuchen, das Land in einen Krieg zu führen. Ich billige keinen Krieg und denke nicht, dass der Krieg durch Waffenlieferungen oder Truppenentsendungen gelöst wird. Dies kann nur durch Diplomatie, durch Verhandlungen, durch Gespräche geschehen.” – Begriffe wie “Friedensschwurbler” und “Lumpenfazifisten”, “Putinfotzen” oder “Putinschwanzlutscher”, “Querfront” und “Kontaktschuld” – wie in der Heimat – kamen in der Berichterstattung des staatlichen bulgarischen Rundfunks nicht vor. Es handelt sich dabei offensichtlich einmal mehr um typisch deutsche Phänomene.

Foto BNR
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (528) – “Give Peace A Chance”

Heute geht man auch in Bulgarien für den Frieden auf die Straße, und das nicht nur in der Hauptstadt Sofia, sondern ebenso in Plowdiw, Varna, Ruse, Stara Zagora und Silistra. Mehr als 20 Bürgerinitiativen haben zu einem “Marsch für den Frieden” aufgerufen. Ihr Motto heißt “Bulgarien – eine Zone des Friedens”. Ihre wichtigste Forderung ist “Nein zum Krieg und die Einbeziehung Bulgariens in den Konflikt in der Ukraine”. – Ich habe die letzten Tage im Bett verbracht und endlich verstanden, was John Lennon in obigem Song ganz am Anfang singt, den ich auch aus “Blutige Erdbeeren” kenne. Und zwar dass alle über “Bagism, Shagism, Dragism, Madism, Ragism, Tagism” reden, der Gender-ism fehlt logischerweise in der Aufzählung der Ideologien, die John Lennon mit “This-ism, that-ism, ism ism ism” zusammenfasst. Lennon fordert darüber hinaus zum “come together”, also zum Zusammenkommen auf. Auch die “Kontaktschuld” war damals offensichtlich noch kein Thema oder “ism”. Nachdem ich nun realisiert habe, nicht nur wie aktuell, sondern auch wie modern John Lennons Lied “Give Peace A Chance” ist, wollte auch ich heute auf der Straße sein. Leider geht das nicht, denn ich habe mich an mein Bett festgeklebt. Jetzt rufe ich nach Hilfe, aber im von Gott und den Menschen verlassenen Bulgarien hört niemand meine Schreie: “Ich habe mich festgeklebt, bitte helft mir!”
Video JohnLennon
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (527) – “Junger Mitbürger”

Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören macht krank

Gestern früh traf ich meinen Bürgermeister Downtown am Brunnen, wo ich Mineralwasser für mich abfüllte. Auf die Frage, wie es ihm geht, antwortete mein Bürgermeister wie immer “Sehr gut!”. Als nächstes wollte er wissen, ob mit dem Wasser in meiner Hütte alles in Ordnung ist, was ich bejahte. Zum Schluss sagte ich meinem Bürgermeister, dass ich bald für einige Zeit nach Deutschland gehe. Da, wo geschossen und Menschen getötet werden, fiel ihm dazu spontan an. Der Amoklauf bei den Zeugen Jehovas war zu diesem Zeitpunkt gerade ein paar Stunden alt, aber mein Bürgermeister war bereits im Bilde. Ja, genau dahin, bestätigte ich, wenngleich nicht nach Hamburg sondern nach Berlin. Mein Bürgermeister, der kein Fan von den Deutschen ist, die sind ihm zu künstlich, empfahl mir vorsichtig zu sein. Damit ich wieder heil nach Bulgarien in unser Dorf zurückkehre, wo gerade “junge Mitbürger”, als welchen er mich immer bezeichnet, gebraucht werden.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (526) – “Mein Keller ist mein Kaufland”

“Bathroom-en – Bruder Rumen”
(Werbung bei Praktiker-BG)
Vorgestern in Vraca war ich nicht nur im Buchladen, sondern auch bei Praktiker, wo mich obige Werbung erwartete. Da ich neugierig war, ob es ähnliches auch bei Kaufland gibt, schlug ich Baba Bore vor, auf dem Rückweg dort vorbeizufahren. Auch wenn ich ihre Antwort vorher ahnte, so überraschte mich doch ihre Begründung. Sie brauche kein Kaufland, so Baba Bore, denn ihr Keller ist ihr Kaufland. Und dann zählte sie auf, was es dort alles gibt: Eier, Käse, Kartoffeln, eingemachte Paprika, Peperoni, Knoblauch, Porree, Blumenkohl, Rosenkohl, Zwiebeln, Gurken, Tomaten, Himbeeren, Erdbeeren, Feigen, Pflaumen, Möhren, Äpfel, Birnen, Rote Beete, sauer eingelegter Kohl, Wein, Selbstgebrannter … Die Aufzählung endete erst, als wir bei ihr vor der Tür standen, wo sie mir Geld fürs Fahren geben wollte. Ich fragte Baba Bore, ob sie verrückt sei, denn immer, wenn ich zu ihr komme, versorgt sie mich mit Sachen aus ihrem Kaufland. Meistens habe ich Baba Bore mit vier großen Kaufland-Tüten verlassen, obwohl ich nur mit einer gekommen war. Zum Schluss bin ich gar nicht mehr hingegangen, weil mir das peinlich war. Bei Baba Bore kann man nicht gewinnen, hab ich immer gesagt. Natürlich nur aus Spaß. Aber eines ist klar, wenn man nimmt, muss man auch geben. Und genau das habe ich gestern getan. Beim nächsten Mal nehme ich wieder. Denn Baba Bores Keller ist nicht nur Kaufland, sondern er ist sogar besser als Kaufland, und vielleicht sogar besser als “Bathroom-en mit Bruder Rumen”.
Foto&Text TaxiBerlin