Bericht aus Berlin (019) – “Aus der Zentrale nichts Neues”

Vorm DB-Kundencenter

Nur um einen Fahrschein zu kaufen, musste ich einen kompletten Vertrag lesen (vier ganze Seiten – alles kleingedruckt) und ein Abo abschließen (was ich nicht brauche, weil ich nur kurz hier bin, damit ich nicht verrückt werde). Bar bezahlen (wie ich sonst nur bezahle, ich kenne die PIN von meiner Bankkarte gar nicht) konnte ich auch nicht. Dabei ist doch nur Bares Wahres! Der Wahnsinn kennt keine Grenzen im Irrenhaus Deutschland. Immerhin kann ich noch analog am Schalter kündigen. Bis zum Zehnten muss ich persönlich bei der freundlichen Dame beim DB-Kundenschalter gewesen sein. Praktisch kann ich auch gleich schon wieder los.

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Bericht aus Berlin (018) – “Antworten finden”

gestern auf dem Flohmarkt

Auch heute noch wird Nietzsche gelesen. Gestern habe ich drei Bücher von ihm verkauft. Alle drei an junge Menschen. In Bulgarien suchen junge Menschen Antworten bei Klassikern des Kommunismus wie Marx und Mao. Hierzulande greifen sie zu Schopenhauer und Nietzsche. Bei Schwab und Harari sind keine Antworten zu finden. Deswegen werden sie morgen auch schon vergessen sein.

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Bericht aus Berlin (017) – “Mach’ den IQ-Test!”

In Berlin
Beide Aufnahmen sind aktuell, in beiden geht es um einen Test und beide entstanden an einem Bahnhof. Die eine in Berlin am Bahnhof Charlottenburg. Die andere an einem Bahnhof in Ostdeutschland, was früher DDR war. Die untere Aufnahme könnte auch in Bulgarien entstanden sein. Dort übrigens sogar überall.
IQ-Test- und gleichzeitig Sonntagsfrage: Wofür stehen die Buchstaben D D R ?
In Ostdeutschland
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Bericht aus Berlin (016) – “Letzte Generation jagt Billy the Kid”

Frankfurter Allee / Friedrichshain

Die junge Aktivistin mit dem grünen Schal gibt uns noch ein, maximal zwei Jahre. Also genau wohl dem Klima, wenn ich es richtig verstanden habe, und was ich für mich so übersetzte: Spätestens in zwei Jahren ist der Spuk vorbei. Das ist kein Problem für mich, ich wollte sowieso zurück in die Schluchten des Balkans, um mich auf die nächste Pandemie vorzubereiten. Die hat Billy the Kid bereits für 2025 angekündigt, der sich offensichtlich mit der Letzten Generation abgesprochen hat.

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Bericht aus Berlin (015) – “Meine neue Freundin”

Fundstück

Neulich habe ich eine Frau kennengelernt. Auf der Straße. Wo sonst?! Sie ist ehemalige Friseurin, so wie ich ehemaliger Taxifahrer bin. Seit unserem Kennenlernen vor zehn Tage sehen wir uns regelmäßig und reden miteinander, wobei miteinander reden nicht ganz richtig ist, zumindest nicht im Verständnis vieler Menschen. Denn wir sprechen weder über das Wetter, noch über den Krieg und schon gar nicht über das Klima. Wir reden über uns und wie es uns in dem Moment geht, wo wir miteinander reden. Gestern hat meine neue Freundin mal über andere gesprochen, und dass es den meisten nicht gut geht gerade. Ich weiß das nicht, weil ich lange nicht da war. Auch deswegen bin ich froh, dass ich jetzt diese neue Freundin habe. Irgendwie bin ich noch gar nicht richtig angekommen, obwohl ich schon einen Monat hier bin. Komisch wirken sie schon, wie sie mit ihrem Latte an kleinen Tischchen auf dem Bürgersteig sitzen, als wäre alles wie immer. Die meisten laufen wie gehabt mit einem Bier in der Hand betäubt und orientierungslos durch die Gegend. Ich habe es mir abgewöhnt, in ihre Gesichter zu sehen. Ich schaue jetzt nach unten auf die Straße, wo ich gestern obiges Reclam-Bändchen fand. Ich habe Jung nie gemocht, aber das Zitat ist gut. Das meint auch meine neue Freundin. Auch sie niemanden heilen kann. Nicht mal als Friseurin.

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Bericht aus Berlin (014) – “Bulgarien ohne Bulgaren”

In 10 Jahren hat Bulgarien 11,5 % seiner Bevölkerung verloren – ist der demographische Kollaps noch umkehrbar? Das fragt sich ganz aktuell das Bulgarische Nationalradio BNR.

Wichtig ist, worüber nicht berichtet wird

“Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten!”, so lautet der vielleicht wichtigste journalistische Schlachtruf. Auch hier gibt es Ausnahmen, und zwar wenn die Nachricht ein Land betrifft, das niemanden interessiert, weil die allermeisten es gar nicht kennen, weswegen sie es regelmäßig mit dem Nachbarland verwechseln. Und doch sind die schlechten Nachrichten auch für uns von Interesse, denn wir sind Profiteure des Niedergangs. Des einen Leid ist des anderen Freud. Oder mit den Worten der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt: “Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt.” Das ganze auf einer Synode der evangelischen Kirche in Bremen. Das muss man sich einmal vorstellen. – Menschenverachtender geht es kaum. Selbst Sklavenhändler bekommen für Menschen, die sie verkaufen, Geld. Gut, manchmal wird auch ein Sklave verschenkt – an besonders gute Kunden.

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Bericht aus Berlin (013) – “Amerika ist ein Fehler”

„Amerika ist ein Fehler; ein gigantischer Fehler, aber ein Fehler.“ – Sigmund Freud
Flughafen San Francisco (SFO)

Ab dem 11. Mai darf auch ich wieder nach Amerika reisen. Seit einiger Zeit bin ich nicht nur Deutscher und Bulgare, sondern auch Amerikaner, habe ich Familie in den Vereinigten Staaten. Nach Bulgarien durfte ich jederzeit, und natürlich auch nach Deutschland, aber da wollte ich gar nicht hin. Ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem “Land der Freien” und der “Heimat der Tapferen”, durfte ich anderthalb Jahre nicht. Meine Schwiegermutter musste mich letztes Frühjahr in den Schluchten des Balkans besuchen, damit wir uns mal sehen. Es war wie früher zu Mauerzeiten. Meine West-Berliner Oma durfte mich in der DDR besuchen, ich aber nicht sie in Neukölln. Seit einigen Wochen liegt meine Schwiegermutter im Krankenhaus, und ich müsste eigentlich zu ihr nach Kalifornien. Als es mit Corona losging, konnte ich mir das Demonstrieren nicht leisten, jetzt kann ich mir das Fliegen nicht mehr leisten – fällt mir dazu ein. Immerhin, ab dem 11. Mai soll es wieder möglich sein, worüber ich einen aktuellen Artikel geschrieben habe. Er ist mir nicht leicht gefallen, den ganzen Tag habe ich an ihm gearbeitet. Gestern Abend wurde er veröffentlich, mit einem Foto von mir, aufgenommen bei der Ankunft am Flughafen in San Francisco. Oben eine Aufnahme vom Flughafen bei der Abreise.

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