Im Vorgängerbeitrag hatte ich geschrieben, dass Deutschland ein von allen guten Geistern verlassenes Land ist. Als wäre dies nicht schlimm genug, ist auch hier Berlin als Hauptstadt des Politisch Korrekten einmal mehr das Epizentrum. Meldestellen kannte ich bisher nur aus der DDR. Zu diesen Meldestellen der Volkspolizei mussten unsere West-Berliner Verwandten immer, wenn sie uns besuchten. Die aktuellen Meldestellen in der deutschen Hauptstadt, auf deren Straßen und Plätze ich viele Jahre zu hause war, heißen “Berliner Register”. Was man dort alles anonym melden kann, das erklärt Kolja im obigen Beitrag. Wird man als “Nazi” beschimpft, kann man das beispielsweise nicht melden, was sich mit meiner persönlichen Erfahrung deckt. Als ich vor Jahren einmal in Berlin von der Antifa, besser “Antifa”, als “Nazi” bezeichnet wurde, konnte mir die herbeigerufene Polizei nicht sagen, ob “Nazi” eine Beleidigung ist oder nicht. Als “Nazi” bezeichnet wurde ich von den “Nazi Jägern”, einer trug wirklich eine Jacke mit der Aufschrift “Nazi Hunter”, weil ich mit einer gelben Weste gegen das illegale Agieren von Uber protestiert habe. Als ich den linken Linken meine Beweggründe erklären wollte, wurde ich sogleich unterbrochen und bekam zur Antwort, dass man Taxifahrer bei der “Antifa”, den nützlichen Idioten des Neoliberalismus, noch nie leiden konnte.
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Was das nächste große Ding nach Corona sein wird, darüber habe ich im zweiten Teil meines Interviews mit den Munich Globe Bloggers gesprochen, der heute online gegangen ist. Ein kleines Ding (Foto) habe ich heute auf dem Flohmarkt in Montana gefunden. Und zwar ein Modell eines alten bulgarischen Gepäck-Sattels für Esel in Miniaturform. Dem Model fehlt einzig die Polsterung, vermutlich weil es aus einer Zeit stammt, als man dem Esel nur eine Decke als Polsterung überwarf. Das Modell ist etwa 30 cm lang und 17 cm hoch, ich habe gerade noch einmal nachgemessen. Das schwierigste sind die gekrümmten oberen Verstrebungen. Dafür hatte der Meister, der damals den Sattel für meine Eselin Raine Velitshka gemacht hat, eine spezielle Vorrichtung, in die er das Holz einspannte, damit es krumm wird und auch bleibt. Ich habe mit vielen Eselhaltern über verschiedene Esel-Sattel gesprochen. Alle sind, nachdem sie unterschiedliche Gepäck-Sattel an ihren Eseln ausprobiert hatten, auf dieses traditionelle Model zurückgekommen.
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Gestern und auch heute war ich auf der Buchmesse auf dem Boulevard Vitosha in Sofia. Der Boulevard Vitosha ist vielleicht am ehesten mit dem Kurfürstendamm vergleichbar. Es geht auch dort viel ums Sehen und Gesehen werden. Und so war es auf der Buchmesse gestern und heute. Ein echter Hingucker war der Jutebeutel mit dem bekannten Orwell-Zitat aus “1984”, das aktueller denn je ist und auf deutsch “Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei und Unwissenheit ist Wissen” heißt. Aber noch mehr haben sich die Menschen für die vielen Bücher interessiert, wie das auf Buchmessen üblich ist. Obwohl, jetzt wo ich darüber schreibe, bin ich mir gar nicht sicher, ob es in Deutschland nicht genau umgedreht wäre, wie so vieles immer umgedreht ist als in Bulgarien. Also ob sich in der Heimat die Menschen eventuell mehr für den Jutebeutel als für die Bücher interessieren. Um es herauszufinden, habe ich mir heue einen Jutebeutel auf dem Boulevard Vitosha gekauft, nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen hatte. Den Jutebeutel will ich, wenn ich irgendwann zurück in Berlin sein sollte, auf meinem Bücherstand zusammen mit meinen Büchern auf dem Flohmarkt Boxhagener Platz anbieten. Ich bin schon sehr gespannt zu sehen, wie der Vergleich zwischen Deutschland und Bulgarien ausgeht.
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