Frieden statt Krieg

Das Weiße rechts in der Ecke sind die Hollunderblüten, aus denen ich heute wieder Hollunderblütensirup machen werde. Gestern in Vraca habe ich dafür leere Flaschen organisiert. Ich erwähne das mit den Hollunderblüten, weil sie weiß sind, und weiß bekanntlich die Farbe ist, die mit Reinheit, Unschuld, Sauberkeit, Neubeginn und Erleuchtung assoziiert wird. Sie symbolisiert oft das Gute, das Positive und das Unbefleckte, aber auch die Kapitulation. So weit will man es in der Heimat nicht nochmal kommen lassen, ganz offensichtlich hat im deutschen Irrenhaus ein Umdenken stattgefunden. Bisher kannte man solche Zahlen nur aus Bulgarien, aber neuerdings ist auch in Deutschland eine Mehrheit für eine andere Ukraine-Politik. Das ergab ganz aktuell eine repräsentative Umfrage vom Multipolar-Magazin, für das ich auch schreibe. Zuletzt habe ich dort aus Istanbul, Belgrad und Bukarest berichtet. Doch zurück zum deutschen Michel, der so langsam aus seinem Tiefschlaf zu erwachen scheint. Feministische Kriegspolitik, ganz egal was die Wähler an der Heimatfront denken, war gestern. Es ist zu hoffen, dass das Aufwachen nicht zu spät kommt und es nicht bald doch noch ein böses Erwachen gibt.

Bulgarien – „Land of the Free“

Ich bin durch Zufall in die Demo geraten, an der knapp 100 Menschen unterschiedlichen Alters und politischer Ausrichtung teilnahmen. Links der Herr, der gerade spricht, ist beispielsweise der Leiter des Veteranenverbandes der Stadt. Auch Frauen waren zahlreich vertreten. Was es nicht gab, das war Polizei. Es wurde heute nicht nur der Tag der Befreiung begangen, sondern auch der Tag Europas. Ganz offensichtlich gab es keine Verbote, was Flaggen angeht, auch wenn ich keine ukrainische gesehen habe. Bulgarien war im Zweiten Weltkrieg, wie auch schon im Ersten, auf der Seite der Deutschen, also auf der Verliererseite. Man spricht deswegen auch vom „Bulgarischen Orakel“. Das Orakel besagt, mit wem sich Bulgarien verbündet, verliert den Krieg. Und das gilt auch für die Zukunft. Wie gesagt, ich bin durch Zufall auf die Demo in der Stadt Vraca im Nordwesten, der ärmsten Region des Landes, gestoßen. Eigentlich war ich auf dem Weg zum Klassik Konzert. Wenn ich jetzt die Bilder aus Berlin sehe, wird mir einmal mehr klar, was für ein Irrenhaus Deutschland geworden ist. Ich meine, die Sowjetunion hat 27 Millionen Menschen in diesem Krieg verloren, und da streitet man sich in der Heimat allen Ernstes um ein paar Fahnen. Wenn ich sonst gerne und eher im Spaß Bulgarien als „Land of the Freaks“ bezeichne, ist es mir heute einmal mehr als „Land of the Free“ aufgefallen – und das meine ich ganz Ernst.

„Freiheit für Vera!“

„Freiheit für Vera!“ hatte jemand Anfang der Achtziger in meiner Heimatstadt – eine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt – an eine Häuserwand gesprüht. Mit Vera war Vera Wollenberger gemeint, die heute Vera Lengsfeld heißt. Wollenberger war ab 1981 als Bürgerrechtlerin in der DDR aktiv, wurde 1983 aus der SED ausgeschlossen und von ihrem damaligen Ehemann Knud Wollenberger im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bespitzelt. Wie es aussieht, beobachtet sie nun der Verfassungsschutz. Nach eigenen Angaben taucht sie in einem Bericht des Verfassungsschutzes auf. Lengsfelds Kommentar dazu auf X (früher Twitter): „Ich fühle mich geehrt, nach der Staatssicherheit auch dem Verfassungsschutz als Beobachtungsobjekt zu dienen. Das bestärkt mich in meiner Auffassung, dass der Verfassungsschutz ebenso überflüssig ist, wie die Stasi.“

PS: Der Sprayer wurde, wenn ich mich richtig erinnere, damals rasch ausfindig gemacht und durfte bald darauf in die Bundesrepublik ausreisen. Wohin wirst Du demnächst ausreisen dürfen oder müssen?

Warum ich gestern geweint habe

Bill Gates hat angekündigt, sein gesamtes Vermögen verschenken zu wollen. Insgesamt will er 200 Milliarden Dollar spenden. Aber sagt man nicht, man solle Gutes tun und darüber schweigen? Und sowieso will er nur 99 Prozent verschenken. Zwei Milliarden würden also noch übrig bleiben für ihn. Überhaupt hört sich für mich die Information wie Werbung an, um in Zukunft noch mehr Geld zu verdienen. Ich muss sogleich an Oscar Wilde denken, der meinte, dass Philanthropie die Zuflucht für solche Leute geworden ist, die ihre Mitmenschen zu belästigen wünschen. Apropos belästigen: Interessant ist in diesem Zusammenhang, was Gates über seine Bekanntschaft mit dem toten Pädophilen Jeffrey Epstein sagt. Sie habe ihm nicht nur die Ehe mit Melinda Gates gekostet, sondern bringe ihn bis heute in Erklärungsnot. Aber warum das denn? Wenn er ihn doch nur gekannt hat! Laut New York Times schrieb Gates in einer Mail über Epstein, dass dessen Lebensstil „sehr anders und irgendwie faszinierend“ sei. Was genau ist an Kindesmissbrauch jetzt faszinierend? Noch einmal fällt mir Oscar Wilde ein, der über Philanthropen meinte, dass sie jedes Gefühl für Menschlichkeit verloren hätten. Ist die Antwort auf die Frage, was an Kindesmissbrauch faszinierend sei, vielleicht der Grund, dass Gates bis 2045 ein armer Mann sein will? Doch zurück zum Titel dieses Beitrags. Ich habe nicht wegen Bill Gates geweint. Und auch nicht um meine Eltern, auch wenn Nietzsche richtig feststellte, dass wohl jedes Kind Grund hätte, um seine Eltern zu weinen. Ich habe um mich geweint, weil ich vermutlich beim Geldsegen, der demnächst vom Gutmenschen Gates ausgehen wird, mal wieder leer ausgehen werde. Und dabei bräuchte ich für mein einzigartiges Projekt eines Rückzugsortes für Autoren, an dem es auch Esel gibt (Kindesmissbrauch ausgeschlossen!) gerade mal 75.370! – Noch einmal zurück zum bald armen Bill, der meinte, dass die Leute viel über ihn sagen werden, wenn er gestorben sei. Er sei aber fest entschlossen, dass „Er ist reich gestorben“ nicht dazugehören würde. Denn: „Es gibt zu viele dringende Probleme zu lösen.“ – Das ist in der Tat absolut richtig. Die größten Probleme allerdings scheint mir der Bill selbst zu haben. Vielleicht sollte ich doch um ihn weinen. Oder besser für ihn beten.

Das wirklich Allerletzte

Darauf einen „Wodka Ruskaja“ aus sozialistischen Zeiten

Jetzt doch keine „Nationale Notlage“. Merz rudert zurück. Wenn er überhaupt rudern kann. Mich erinnert der Vorgang, ich nenne ihn bewusst nicht Rückzieher, an Orwells „1984“. Ganz genau an das Buch „Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus“ von Emmanuel Goldstein, aus dem Winston seiner Geliebten Julia im zweiten Teil vorliest: Über lange Zeiträume scheinen die Oberen ungefährdet an der Macht zu sein, doch früher oder später kommt der Augenblick, in dem sie entweder ihr Selbstvertrauen verlieren oder die Fähigkeit, wirksam zu regieren, oder beides. Dieser Moment scheint mir gekommen. Dann passiert laut George Orwell regelmäßig dies: Sie werden dann von den Mittleren gestürzt, die die Unteren dadurch auf ihre Seite ziehen, dass sie ihnen vorspiegeln, für Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Sobald die Mittleren ihr Ziel erreicht haben, stoßen sie die Unteren wieder in ihre alte Knechtschaft zurück und werden selber zu den Oberen. Das ist schon ganz schön gemein, denke ich. Das Ende ist dann aber richtig blöd: Schon bald spaltet sich von einer der beiden anderen Gruppen oder von beiden eine neue Mittelgruppe ab, und der Kampf beginnt von Neuem.

„Nationale Notlage“

Seit heute: Gefangener des Goethe Instituts

Eigentlich wollte ich heute nichts mehr schreiben, aber jetzt muss ich, denn in der Heimat wurde mal wieder eine „Nationale Notlage“ ausgerufen. In Bulgarien, wo die Menschen seit 35 Jahren in einer Notlage leben, weiß man: Wenn man in Deutschland eine „nationale Notlage“ ausruft, dann bedeutet das genau: NICHTS. Das ist wie mit den Verkehrsschildern, die auf Löcher in den Straßen hinweisen. In Bulgarien gibt es sie nicht, einfach weil jeden Meter eines stehen müsste, und in Deutschland kommen keine Löcher nach den Schildern. Zumindest war das früher so. Worin besteht nun die „Nationale Notlage“ in der Heimat? Ist es die Berliner Stadtautobahn? Oder ist es wieder Corona? Oder diesmal die Affenpocken? Gibt’s kein Klopapier? Oder nur keines für die nächste Wahl? Will niemand mehr an die Ostfront? Oder nur nicht in den Osten? – Nein, die illegale Migration ist der Grund für die „Nationale Notlage“. Echt jetzt? Und was ist mit der irregulären? Will man plötzlich keine Ausländer mehr in Deutschland. Ohne die geht es doch bekanntlich nicht. Was wird dann aus der kulturellen Bereicherung? Ach deswegen heißt die neuerdings Aneignung. Oje, Wannseekonferenz ick hör dir trapsen! Darf ich überhaupt noch zurück? Bin ich gar Teil der „nationalen Notlage“? Bin ich gefangen, ausgewiesen oder gar schon ausgebürgert? Ist der neue Hitler schon an der Macht? Einer muss schließlich der Bluthund sein, das wusste schon SPD-Mann Noske. Oder ist es nur der Merz, also der Friederich, denn der ist mitunter – das ist bekannt – ein arger Wüterich.

„Er hat Jehova gesagt!“

Ich schrieb es bereits mehrfach: Aus der Ferne hat man die nötige Distanz, um die Dinge klarer zu sehen. Die Situation im deutschen Irrenhaus erinnert mich immer mehr an Monthy Pythons „Das Leben des Brian“, und da insbesondere an die Szene, wo der Alte nur das Wort Gott, also Jehowa, in den Mund nimmt, wofür er sogleich gesteinigt wird. Allen voran von Frauen, aber das nur nebenbei. Am heutigen Tag der Befreiung dürfen in der Zentrale des deutschen Irrenhauses keine Fahnen der Befreier gezeigt werden. Gut, so verrückt ist das gar nicht. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde man verhaftet, wenn man das eigene Grundgesetz hoch hielt. So gesehen ist das heute nur der „ganz normale“ Wahnsinn. Trotzdem erlaube ich mir, ihm etwas entgegen zu setzen, und zwar das Magazin „Hintergrund“, für das ich neulich aus Bulgarien berichtet habe. Gerade wurde dort ein lesenswerter Artikel der NachDenkSeiten mit dem schönen Titel „Tag der Geschichtsverfälschung“ verlinkt. Das Magazin „Hintergrund“ gibt es auch heute mit obigem Cover im Bahnhofsbuchhandel, im gut sortierten Zeitungschriftenhandel und in ausgewählten Lebensmittelgeschäften. Das nur als Info an die ganz Mutigen.