Ein bisschen Krieg

Während Sonderermittlerin Margaretha Sudhof sich immer noch mit dem Vorwurf zu teurer Maskenkäufe in der Anfangszeit der Corona-Pandemie befasst – der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn soll während der Pandemie eigenmächtig und ohne Ausschreibung ein CDU-nahes Unternehmen aus seiner Heimatregion mit der Logistik der Maskenbeschaffung betraut haben – blicke ich nach vorn. Die Maske der Zukunft ist nicht weiß (und auch nicht schwarz), sondern Camouflage. Camouflage kommt aus dem französischen und heißt „Verschleierung“ oder auch „Schminke, in der Sozialpsychologie ist es eine Technik der „Abwehr“ und beim Militär steht es für „Tarnkleidung“ und „Tarnanstriche“. Obige Tarnmaske ist von der Firma „My Color, My Style“ – auf Deutsch: „Meine Farbe, Mein Stil“. Die Tarnmaske ist, davon bin ich zutiefst überzeugt, die Maske der Zukunft, auch um endlich von diesem ewigen schwarz/weiß-Denken wegzukommen. Denn das Leben ist bunt, und „Ein bisschen Frieden“ schließt immer auch „Ein bisschen Krieg“ mit ein.

Totalausfall

Was früher „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“ waren – die vier Hauptfeinde des Sozialismus -, sind heute „Witterungsbedingte Beeinträchtigungen“. Das Ergebnis ist dasselbe: Der Totalausfall.

Nicht meine Drecksarbeit

Ich bin mir gerade nicht sicher, was ich nun schon wieder denken soll. Sind die USA unter Trump jetzt die Guten, weil sie die Drecksarbeit für uns machen? Klar scheint mir zu sein, dass Biden, Harris und auch Clinton es genauso gemacht hätten. Dieses Gefasel von „unser“ Joe und „unser“ Biden habe ich ehrlich gesagt nie verstanden. Mir scheint bei diesem falschen „unser“ der Hase im Pfeffer zu liegen. Angefangen von „unserer“ Demokratie, bis eben hin zur Drecksarbeit für „uns“. Der Moment ist gekommen, wo jeder für sich entscheiden muss, ob er Drecksarbeit machen will oder nicht. Ich für meinen Teil bin beim Aufräumen danach dabei. Was ich mit Sicherheit nicht machen werde, ist, zu sagen, dass es sich zuvor um „unsere“ Drecksarbeit gehandelt hat.

Danke, lieber Alfred Brendel!

„In’s Konzert geh ich nur noch zu Elvis!“, hat irgendwann mal einer meiner Fahrgäste gesagt. Da hatte ich gerade angefangen, nur noch klassische Musik in meinem Taxi zu hören, was immer sehr gut ankam, aber das nur nebenbei. Bis heute höre ich nur Klassik, kein Rock, kein Pop und vor allem keine Nachrichten. Gut, manchmal noch den ein oder Song von Bob Dylan. In die Klassik habe ich mich ganz alleine hineingehört, wozu ich im Taxi immer mehr Zeit hatte. Zu meinen Helden der Klassik gehört Alfred Brendel. Vielleicht ist er sogar mein größter Held, wer weiß. Leider ist er vor einigen Tagen verstorben, deswegen dieser Beitrag. – Danke, lieber Alfred Brendel, für ihre tollen Interpretationen von Mozart, Beethoven und – last but not least – Schubert (oben).

Das Geschenk bin ich

Nachdem meine Betreuerin mit mir mehrere Male um einen Berliner See spazieren gegangen war, ging es in die Zentrale, und da als erstes zu obigem Gaffito im Wedding, das man längst übersprüht hätte, wenn man es nicht zu Schulungszwecken bräuchte. Weiter erfuhr ich aus dem einstündigen Vortrag meiner Betreuerin, wie gut Deutschland Dank Impfung durch die Pandemie gekommen sei. Dabei musste ich an Bulgarien denken, und warum dort überhaupt noch Menschen leben, wenn sich kaum jemand hat impfen lassen? Auch Nietzsches Zarathustra kam mir in den Sinn. Dieser war von seinem Berg gestiegen, um den Menschen ein Geschenk zu machen, und zwar sich selbst. Als erstes traf er auf einen alten Heiligen, so hießen damals die Betreuer. Bei seinem Anblick fragte er sich, ob dieser denn noch nicht gehört habe, dass Gott – heute die Pandemie-Erzählung – tot ist?

Hilfsbedürftige Deutsche

Seit meiner Rückkehr in die Zentrale des deutschen Irrenhauses habe ich eine Betreuerin, mit der ich täglich eine Stunde lang spazieren gehe. Gestern gingen wir um einen Berliner See, als uns plötzlich eine männliche Stimme von hinten anbrüllte, dass wir rechts rüber gehen sollen. Erst dachte ich, das wäre ein Scherz. Der Herr auf dem Fahrrad meinte es aber ganz Ernst. Er müsse uns links überholen, so schreibe es Recht & Gesetz vor, und deswegen sollten wir nach rechts. Wir befanden uns wie gesagt auf dem unbefestigten Weg eines Berliner Sees. Zwischen uns gab es eine Gasse, durch die er bequem hätte durchfahren können, was der Mann auf dem Fahrrad aber nicht tat. Er bestand darauf, dass wir rechts rüberzugehen haben, damit er links vorbeifahren kann. Ich musste an Corona und den Masken- und Waschwahn denken. Wenn ich eines gelernt habe in der sogenannten Pandemie, dann dies: Man muss Menschen in ihrem Wahn, andere Menschen zum Tragen einer Maske oder zum permanenten Händewaschen zu zwingen, wie Kindern Grenzen setzen. Deswegen entschied ich mich zusammen mit meiner Betreuerin, vom Waldweg links und nicht rechts herunterzugehen, auch weil sich dort der See befand. Der Weg war nun frei, aber der Mann wollte immer noch nicht vorbei. Nein, er müsse jetzt, wo er uns nicht links überholen könne, absteigen und sein Fahrrad rechts an uns vorbeischieben. Beim Vorbeischieben fiel mir seine Maske auf, die er immer noch trug. Die Maske hinderte ihn nicht, meine Betreuerin und mich mit „Deutsche Prinzipienreiter“ zu beschimpfen. Ich war sprachlos – meine Betreuerin ebenso. Gut, auch in Bulgarien gibt es Freaks, und das nicht zu knapp. Bulgarien ist nicht umsonst bekannt als „Land of the Freaks“. Im Gegensatz zu den deutschen Freaks sind die bulgarischen aber immer irgendwie witzig. Der Freak, der sich gerade wieder auf sein Fahrrad schwang, nachdem er es an uns vorbeigeschoben hatte, und uns immer noch mit „Blöde deutsche Prinzipienreiter“ beschimpfte, war vor allem eins: bescheuert. Wobei, bescheuert trifft es nicht ganz. Er ist an erster Stelle Hilfebedürftig. Das sah auch meine Betreuerin so, weswegen meine Stunden mit ihr wohl gezählt sein dürften. Denn nicht ich brauche Hilfe, sondern die Bewohner des deutschen Irrenhauses.