Einst gab es in der bulgarischen Hauptstadt Sofia den großen und bekannten Buchbasar auf dem Slawejkow Platz – bis dieser vor einigen Jahren saniert wurde. Danach haben die zahlreichen überdachten Bücher-Stände nicht wieder eröffnen dürfen, sind sie verbannt von dem zentralen Platz. Lediglich das Denkmal für Petko und Pentcho Slawejkow, Schriftstellervater und Schriftstellersohn, erinnern daran, dass der Platz etwas mit Büchern und Schreiben zu tun hat. Ich selbst habe viele Bücher auf diesem Markt gekauft und kannte einige Verkäufer auch persönlich. Mit einem, sein Name ist Wasko, war ich sogar befreundet. Er hat mir viele Bücher besorgt, beispielsweise Bergführer für das Balkangebirge für meine Esel-Wanderung quer durch Bulgarien. Dass der Buchbasar nicht wieder öffnen durfte auf dem Slawejkow Platz, hat meinem Freund Wasko das Herz gebrochen und bald darauf ist er verstorben. Ein einziger Stand konnte sich damals in den kleinen Park vor dem Hotel „Rila“ retten, der vielleicht 400 Meter entfernt vom Slawejkow Platz ist. Der Ort ist traurig und lädt eher zum Weinen als zum Kaufen ein. Trotzdem gehe ich immer bei ihm vorbei, wenn ich in Sofia bin. Es ist ein Ritual, das schmerzhaft ist. Da jetzt auch der gleichnamige Park „Rila“ saniert wird, ist es möglicherweise nur eine Frage der Zeit, bis auch diesem Ritual ein Ende gesetzt wird, bis auch der letzte Buchstand der bulgarischen Hauptstadt verschwunden ist.
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Während es in Berlin drei große Denkmäler für die Sowjetische Armee gibt, das bekannteste im Tiergarten, ein weiteres in Treptow und dann noch eins in Pankow, gibt es in der bulgarischen Hauptstadt Sofia nur eins. Aktuell sieht es so aus, die Aufnahme entstand am Dienstag. Das merkwürdige an der Schändung des Denkmals war, dass die abgebrochenen Teile immer noch herumlagen. Nicht merkwürdig, sondern geschichtsvergessen ist, dass es wegen dem Krieg in der Ukraine entfernt werden soll, obwohl in der Sowjetischen Armee aka Rote Armee auch Ukrainer gekämpft haben. Wäre es nicht logischer, rein russische Denkmäler zu entfernen? Mit dieser Frage beschäftigt sich mein neuer Beitrag „Aus den Augen aus dem Sinn?“ in der Online Zeitung „schwarz auf weiß“ von Paul Brandenburg.
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Mehrfach habe ich alteingesessenen Medien wie beispielsweise dem Spiegel, der Süddeutschen und auch der Neuen Zürcher Artikel über Bulgarien angeboten. Immer war die Antwort, dass man nur Beiträge der eigenen Journalisten veröffentlichen würde. Diese waren und sind bis heute Mangelware, und die eigenen Journalisten sind oft gar nicht in Bulgarien, sondern berichten aus Istanbul, Belgrad oder Bukarest über Bulgarien. Zum Glück gibt es jetzt die neue Online Zeitung „schwarz auf weiß“ von Paul Brandenburg, die heute einen ersten Artikel von mir mit dem Titel „Bulgarien als Zone des Friedens“ veröffentlicht hat. Jeder hat nun die Möglichkeit zu vergleichen zwischen alteingesessenen Medien, die zwar über Geld verfügen, deren Journalisten aber oft gar nicht am Ort des Geschehens sind, und einer Online Zeitung, die sich über Spenden finanziert und deren Berichterstatter am Puls der Zeit sind. Ich beispielsweise war auf praktisch jeder Friedensdemo im letzten Jahr in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Obige Aufnahme entstand zum Beispiel am 6. April vor dem bulgarischen Parlament, im Hintergrund sieht man die Kuppeln der Alexander-Newski-Kathedrale, einem Wahrzeichen der bulgarischen Hauptstadt. Friedensdemonstrationen sind nichts Neues in Bulgarien. Neu ist, dass sie nicht von der Partei „Wiedergeburt“ organisiert werden, sondern von Bürgerinitiativen. Die letzte gab es am vergangenen Sonntag, nicht nur in Sofia, sondern darüber hinaus zeitgleich in sechs anderen bulgarischen Städten, darunter in der zweitgrößten Stadt Plowdiw und auch in Varna am Schwarzen Meer. Für mich als in Deutschland sozialisierter ist es, unabhängig davon wer die Demonstration organisiert, immer wieder aufs Neue eine tolle Erfahrung zu sehen, dass die Berichterstattung in Bulgarien selbst weitestgehend neutral ist. Dementsprechend kommen die Demonstranten auch ungefiltert zu Wort, so wie es sich in einer Demokratie gehört. Sie werden auch nicht von Journalisten vorgeführt, wie dies in der Heimat an der Tagesordnung ist. Die Arbeit dieser Journalisten, besser „Journalisten“, bereitet mir körperliche Schmerzen. Mit meiner Arbeit setze ich mich zur Wehr gegen ihre falsche und verlogene Berichterstattung. Ich freue mich, wenn meine Berichte auch in Zukunft ungefiltert erscheinen, beispielsweise bei Paul Brandenburgs „schwarz auf weiß“.
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