Bericht aus Bulgarien (280) – “Und immer wieder das Grundgesetz”

Bereits vor zweieinhalb Jahren bei den ersten Demonstrationen auf dem Rosa-Luxemburg-Platz spielte unser Grundgesetz eine tragende Rolle, genauso wie in dem aktuellen Beitrag von Sahra Wagenknecht. Damals wurde man verhaftet, wenn man es hoch oder auch nur in der Hand hielt. Bis heute sind Menschen, die sich auf das Grundgesetz beziehen wie Sahra Wagenknecht keine Verfassungsgegner sondern im Gegenteil: ihre Verteidiger. Dass unsere Regierung gerne Gegenteiliges behauptet, erinnert an Bulgarien, wo viele Dinge umgedreht sind. So ist zum Beispiel Ja Nein und Nein Ja. Lassen sich die uns Regierenden vielleicht heimlich vom Balkan inspirieren, den sie offiziell gerne als korrupt verteufeln? Die Ukraine ist übrigens mindestens genauso korrupt wie Bulgarien, höchstwahrscheinlich aber korrupter. In Bulgarien weiß man das, immerhin ist das ukrainische genauso wie das russische ein Brudervolk der Bulgaren. Dass man dies in Deutschland nicht weiß, vermutlich noch nicht einmal, dass es Brüdervölker sind, beweist, wie naiv man in der Heimat ist. Sahra Wagenknecht gibt in ihrem Video viele Beispiele von Frauen, weswegen man eigentlich mit einem Aufstand aller frauenbewegten “Innen” in der Heimat rechnen könnte. Auch der bleibt aus, genauso wie der fürs Grundgesetz, so dass man davon ausgehen kann, dass Deutschland mal wieder erst untergehen muss, bevor auf seinen Trümmern etwas Neues entstehen kann.
Video SahraWagenknecht
Text TaxiBerlin

“Eine humorvolle Forderung nach Waffen aus Deutschland”


“Eine humorvolle Forderung nach Waffen aus Deutschland”, so nennt das ehemalige Nachrichtenmagazin aus Hamburg obige Kriegspropaganda. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass man in der Heimat nicht nur den gesunden Menschenverstand, sondern den Verstand an sich verloren hat, dann ist er nunmehr erbracht. Deutsche Politik wird nicht mehr in Berlin und europäische auch nicht mehr in Brüssel gemacht, sondern in Kiew, genauer in Washington. Wer Waffenlieferungen “geil” oder gar “supergeil” findet, der soll selber mit einer Waffe in der Hand an der Front kämpfen oder für immer schweigen. Diese deutsche Kriegslüsternheit, ja regelrechte Kriegsgeilheit, ist nicht mehr auszuhalten, bereitet mir selbst 2.000 Kilometer fern der Heimat in den Schluchten des Balkans noch körperliche Schmerzen. Nietzsche, der auch oft unter körperliche Schmerzen litt, allen voran Kopfschmerzen, hat es seinerzeit so formuliert: “Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.”
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Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (279) – “Ein Freund, ein guter Freund”

Ein Kätzchen in Not – auch ihm konnte in Bulgarien geholfen werden

Gerade erreicht mich folgende aktuelle und schier unglaubliche Geschichte aus Deutschland: Ein Mensch in Not fragt bei einem vermeintlichen Freund an, ob dieser ihn für ein paar Tage bei sich aufnehmen könne, er würde auch dafür bezahlen. Platz hat dieser genug, aber nur ein Bad, was auch als Grund angegeben wird, dass aus der Aufnahme nichts wird. Der Hauptgrund ist aber, dass der vermeintliche Freund gerade keine weiteren Einnahmen gebrauchen könne, und zwar wegen der Steuer. Mit den zusätzlichen Einnahmen ist das Angebot gemeint, für die Aufnahme zu bezahlen. Ein offizieller Mietvertrag wäre nicht nötig, aber beim Bezahlen muss offensichtlich deutsche Ordnung sein bei dem vermeintlichen Freund. Es wird einem also nicht immer gegeben, wenn man bittet, wie ich neulich noch behauptet hatte. Eine gute Schule, das Bitten zu lernen, ist es allemal. – Auch ich kenne diesen vermeintlichen Freund. Im Sommer habe ich in seinem Auftrag einen Text über ihn als Künstler geschrieben, der ihm aber nicht gefallen und den er dementsprechend auch nicht bezahlt hat. So etwas kommt vor. Immerhin hat er angeboten, dass wir in einem halben Jahr, das wäre Anfang nächsten Jahres, über den Text sprechen. Ich habe dem zugestimmt, auch wenn ich nicht recht verstanden habe, wozu das halbe Jahr Wartezeit gut sein soll. Mittlerweile glaube ich, dass sich der vermeintliche Freund sozusagen bulgarisch aus der Affaire ziehen will. Früher konnte man sicher sein, dass man einen Bulgaren, der einen darum bittet, nur einen Moment zu warten, nie wieder sehen wird. Aber das war früher. Ob heute ein Bulgare einen Freund wegen der Steuer nicht bei sich aufnimmt, darüber ist mir (noch) nichts zu Ohren gekommen. Meine Erfahrungen mit Freunden hier in Bulgarien sind jedenfalls andere. Aber darüber hatte ich bereits geschrieben.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (278) – “Das Suchtsystem”

Das Tal der Esel – Quelle meiner Inspiration

Während ich noch im Tal der Esel im Süden Bulgariens nahe der Grenze zu Griechenland weile, ist in der Heimat gerade ein neuer Artikel von mir erschienen und ein weiterer ist für Sonntag geplant. Der von heute, den das Online-Magazin Multipolar veröffentlicht hat, trägt den Titel “Das Suchtsystem”. Im Mittelpunkt des Artikels steht die Frage, ob sämtliche Mitglieder einer Gemeinschaft süchtig sein können, auch wenn der Einzelne gar keine Drogen nimmt? Die US-amerikanische Frauenrechtlerin und Psychotherapeutin Anne Wilson Schaef war der Überzeugung: Ja! Wie es funktioniert, beschrieb sie bereits Ende der Achtziger in ihrem New-York-Times-Bestseller „When Society Becomes An Addict“ (auf Deutsch: „Wenn die Gesellschaft süchtig wird“), das ich in dem Beitrag vorstelle. Der für Sonntag vorgesehene Artikel wird wieder den Fokus Bulgarien haben, und zwar die Massenauswanderung aus dem kleinen Land am Rand, denn jeder dritte Bulgare lebt im Ausland, unter den zwischen 20- und 45-Jährigen sogar jeder zweite. Bis dahin werde ich so wie auch meine bulgarischen Tierarztkollegen, sie haben sich fürs Hierbleiben entschieden, im Tal der Esel bleiben, denn es gilt: When you are in the valley, you have to do like the vets do.

Foto VetMira
Text TaxiBerlin

 

Bericht aus Bulgarien (277) – “Heute ist schulfrei”

Da kommt Freude auf

Die bulgarischen Schüler haben heute schulfrei, denn es ist der “Tag der bulgarischen Vordenker der Aufklärung”. Aktuell denken die bulgarischen Vordenker gerade die Gendersprache weiter, möglicherweise sogar zu Ende. In Deutschland sieht es so aus, dass es bald nur noch die weibliche Form geben wird, und zwar wenn die Pause vor dem Anhängsel “Innen” wegfällt. Dass sie wegfallen wird, halte ich sozusagen für alternativlos, denn sie ist unnatürlich, weswegen sie die, die sich mich Sprache auskennen, auch als Vergewaltigung bezeichnen. Eine Vergewaltigung, die nicht nur erlaubt, sondern auch gewollt ist. In Bulgarien geht es auch in der der Frage der Gendersprache nicht einfach nur anders, sondern genau entgegengesetzt zu. Hier wird seit einiger Zeit einfach die weibliche Form abgeschafft, so dass es bald nur noch die männliche geben wird. Ich will ein Beispiel machen, dann wird es klarer. Gab es bisher sowohl einen Kollegen (edna kolega) als auch eine Kollegin (edna koleshka), so wird nun nur noch die männliche Form gelehrt, also ein Kollege (edna kolega). – Um dies zu würdigen, ist heute schulfrei.

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Bericht auch Bulgarien (276) – “Halloween für Tiere”

Kein Kostüm

In Bulgarien ist wie das meiste auch Halloween umgedreht. Es wird hier von den Tieren gefeiert. Dies ist aber kein Halloween-Kostüm, sondern echt. Wir, also meine Tierarztkollegen und ich als halber Tierarzt, vermuteten erst, der Hund hätte ein Auge verloren. Hatte er aber gar nicht, das Auge hatte sich nur “zurückgezogen”, in seinem Kopf versteckt, wenn man so will. Nachdem wir es dort gefunden und wieder freigelegt haben, musste wir nur noch das halb Lied annähen. Das ganze, nachdem wir zuvor 25 Katzen und 15 Hunde kastriert hatten. Beim Kastrieren lernen sich normalerweise Tierärzte kennen, so wie ich meine Leute einst im Taxi kennengelernt habe. Dies eine persönliche Erinnerung an vergangene, bessere Zeiten. Unsere Tierärzte-Halloween-Party war mit dem Finden des Auges vorbei.

Zur Erklärung: Wenn es mit dem Schreiben nicht voran geht, helfe ich in der Tierklinik meines Freundes und Tierarztes Kony im “Tal der Esel” aus. Ich mach das nicht des Geldes wegen, ich helfe freiwillig, sondern um auf andere Gedanken zu kommen. Da ich dies nicht zum ersten Mal mache, kann ich sagen, dass es mir hilft: die Arbeit in der Tierklinik, aber vor allem der Aufenthalt im “Tal der Esel”.

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Bericht aus Bulgarien (275) – “A Donkey Named Rumen”

Eigentlich Marko – ab heute Rumen

Heute hatten wir einen Neuzugang im “Tal der Esel”. Eigentlich war das Asyl zuvor bereits mit 64 Tieren leicht überfüllt. Aber dann kommt es auf den einen mehr auch nicht an. Das hat mein Freund und Tierarzt Kony so entschieden, und auch den Namen für den Neuzugang: Rumen. Eigentlich heißt Rumen wie fast alle Esel in Bulgarien Marko. Aber da nicht alle Esel im Asyl Marko heißen können, brauchte unser Neuzugang einen neuen Namen. Dass Rumen da auf dem Foto noch etwas einsam und verlassen auf der Koppel rumsteht, hat aber nichts mit seinem neuen Namen zu tun. Esel sind sehr vorsichtige Tiere. Rumen muss zuerst einmal ankommen, und sich dann natürlich auch an seine neuen Kollegen gewöhnen. Esel sind sehr soziale Tiere, sie haben Freunde, aber auch Artgenossen, mit denen sie nicht so gut können. Deswegen sind sie aber nicht verfeindet mit ihnen. Ich mache mir wegen Rumen keine Sorgen. Auch er wird sich wie alle anderen Tiere rasch einleben im “Tal der Esel”. Dass Kony ihn zu meinem Namensvetter (auf bulgarisch “Adash”) gemacht hat, macht mich froh und ehrt mich. Jetzt habe ich einen Grund mehr, noch öfter im Esel-Asyl vorbeizuschauen, dessen Türen für mich immer offen stehen, wie Kony immer wieder gerne sagt, um nach meinem “Adash” zu schauen.

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Bericht aus Bulgarien (274) – “Krisenzeiten”

Totgeschwiegenes Massenphänomen
Viele geraten gerade in eine psychische Krise, mehr in der Heimat und weniger in Bulgarien. Das ist zumindest meine Beobachtung. Nicht, weil sie dort demnächst kalt duschen müssen oder vielleicht jetzt schon ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Das sind “nur” die Anlässe. Die eigentlichen Ursachen liegen tiefer. Das sage ich als jemand, der seit vielen Jahren Therapie macht. Genau sind es jetzt über 30 Jahre. Anlass war der frühe Tod meines Vaters Anfang der Neunziger Jahre. Es war während meiner Ausbildung zum Krankenpfleger, während der ich zum ersten Mal von dem Thema “Co-Abhängigkeit” erfuhr, und zwar als Krankheitsbild. Mein Vater war Alkoholiker, und ich wollte damals nicht wahrhaben, dass ich ein Co-Abhängiger bin. Dass ich heute darüber schreiben kann, war ein Prozess von vielen Jahren. Jahre, in denen ich selbst alkoholabhängig war. Seit gut vier Jahren bin ich Trockener Alkoholiker. Irgendwo hatte ich gelesen, dass man fünf Jahre Abstinenz brauchen würde, um wieder man selbst zu werden. Am Anfang meiner Trockenheit war das deprimierend. Heute kann ich es bestätigten. Heute kann ich darüber schreiben. Nicht nur hier auf meinem Blog, sondern auch für andere Seiten. Demnächst wird ein ganzer Artikel zum Thema Sucht von mir erscheinen. Heute bin ich auf obiges Interview gestoßen, was mir sehr wichtig ist. Und zwar weil ich bestätigen kann, dass vieles von dem, wovon darin die Rede ist, ein totgeschwiegenes Massenphänomen ist. Aber nicht nur das. Sondern jetzt ist der Zeitpunkt, ich erwähnte das bereits, wo dieses herausbricht. Deswegen ist dieses Interview wichtig, und deswegen habe ich auch meinen Artikel geschrieben, auf den ich auf meiner Seite hinweisen werde, sobald er online ist.
Video RubikonImGespräch
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Bericht aus Bulgarien (273) – “Spätes Abendmahl”

Im “Tal der Esel”

So wie andere nach Feierband vorm Fernseher sitzen, stehen wir in der Küche und kochen zusammen. Hin und wieder setzt sich dabei einer von uns ans Klavier, auch in Ermangelung eines Fernsehers. Alles ist also gut, bis auf die Zeit der Esseneinnahme. In Bulgarien wird traditionell spät zu Abend gegessen. Auch das eines der vielen Dinge, die hier anders sind als in der Heimat. Dass ich es fast vergessen hatte, liegt aber nicht daran, dass ich die letzten drei Wochen in Griechenland war. Dass ich sie fast vergessen habe, liegt daran, dass ich zu hause in meiner Hütte in den Schluchten des Balkans diese bulgarische Tradition nicht pflege. Dort halte ich es mit der deutschen Gepflogenheit, nicht zu spät zu Abend zu essen oder sein Abendmahl sogar seinem Feind zu schenken. – Gerade frage ich mich, ob das mit dem Feind “beschenken” nicht wieder sehr deutsch gedacht ist, denn mit diesem Geschenk ist ja nichts Gutes, sondern was Schlechtes gemeint. Denn steht nicht geschrieben, dass man auch seine Feinde lieben und sogar denen Gutes tun soll, die einen hassen? Und dass man selbst um den Segen für die Menschen bitten soll, die einem Böses tun, und beten soll für alle, die einen beleidigen? – Manchmal ist es gut keinen Fernseher und kein Radio zu haben, ist mein Eindruck, denn dann hat man auch keine Feinde. Der Krieg in der Ukraine, an dem Bulgarien näher dran ist als Deutschland, ist hier praktisch kein Thema. Der Krieg ist aber nicht wie Corona der “Rosa Elefant” im Raum, über den keiner spricht, obwohl es eigentlich viel Redebedarf gibt. Nein, so ist es nicht. Den Krieg interessiert in Bulgarien deswegen keinen, weil weder der Russe, noch der Ukrainer Feinde sind für den Bulgaren. Deswegen erinnert der Krieg zwischen Russen und Ukrainer auch immer mehr an den jahrelangen Krieg zwischen dem Iran und dem Irak. Was war da eigentlich der Grund für diesen Krieg? Er will mir gerade nicht einfallen. Dafür dies: Wenn zwei sich streiten (bzw. Krieg führen), freut sich ein Dritter, so sagt es ein deutsches Sprichwort. – Der Bulgare ist es jedenfalls nicht.

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Bericht aus Bulgarien (272) – “Bremsbeläge”

Zum Glück nicht drauf angewiesen

Mein Wagen ist in der Werkstatt. Zum Glück habe ich gute Freunde und bin nicht aufs Taxi angewiesen. Ein Freund hat mir den bulgarischen Maistor für mein Auto vermittelt, weil es ein Geräusch gab. Der Maistor fand nun heraus, dass das Geräusch von den Bremsbelägen kommt. Er hat sie sich angesehen und gemeint, dass sie trotzdem bleiben können, auch weil man nie weiß, ob neue Bremsbeläge besser sind. Dass Bremsbeläge bereits nach kurzer Zeit Geräusche machen, ich hatte sie erst im Juli dieses Jahres wechseln lassen, liegt an ihrer Qualität. Die ist nicht besonders gut, so wie praktisch von allem. Egal ob Kaffee, Tomaten, Brot, Käse oder Fleisch – es ist extrem schwierig geworden, in Bulgarien gute Qualität zu finden. Wie sollte es auch anders sein, wenn die potentielle Käuferschaft arm ist.

Foto&Text TaxiBerlin