Was ich meine, wenn ich von falscher und verlogener Berichterstattung spreche

Manchmal bin ich auch stolz, aus Sachsen-Anhalt zu kommen, beispielsweise wenn ich höre, dass Handwerker von dort fordern, die Sanktionen gegen Russland zu beenden, und in dem Zusammenhang darauf hinweisen, dass das nicht unser Krieg ist. Nein, das ist er ganz und gar nicht, dieser Meinung bin auch ich. Es ist der Krieg der Amerikaner, die immer einen Krieg brauchen, ganz egal, wer gerade Präsident ist. Obwohl man dazu sagen muss, dass Trump mehr Kriege beendet hat, als dass er sie begonnen hätte, wofür er sogar von Linken im Westen kritisiert wurde. Dieselben Linken, wohl eher linke Linke, die immer noch Bidens Krieg unterstützen und sogar für den Frieden frieren wollen (nur selbst in den Krieg ziehen, das wollen sie nicht) – verkehrte Welt. “Schön auch” die folgsamen Deutschen mit ihren dämlichen Masken in obigem Video zu sehen, die immer noch nicht begriffen haben, dass zumindest der “Krieg gegen Corona” vorbei ist. Und dann natürlich zum Schluss der böse Putin, der darf nicht fehlen, mit dem Blick des russischen Untermenschen. Fehlt nur noch das Messer zwischen seinen Zähnen.   –   Genau das meine ich, wenn ich von falscher und verlogener Berichterstattung spreche.
Video DieWelt
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (254) – “Aus der Geiselhaft”

In Bulgarien

Lese gerade im ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg, dass tausende Journalistinnen und Journalisten angeblich in Geiselhaft für (vielleicht besser “von”?) Frau Schlesinger genommen worden wären. Da ich jetzt auch Journalist bin und mein Kleinunternehmen sich “Desillusionist” nennt, möchte ich dazu Stellung nehmen, auch auf die Gefahr hin, dass das, was ich zu sagen habe, möglicherweise nicht die richtige, sondern die falsche Haltung ist. Ich fühle mich seit Jahren von tausenden Journalistinnen und Journalisten in Geiselhaft genommen, von ihrer falschen und verlogenen Berichterstattung. Das ist auch der Grund, warum ich vor zwei Monaten selbst freier Autor und Journalist geworden bin – aus Notwehr.

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Bericht aus Bulgarien (253) – “Lerne Aufmerksamkeit und Duldsamkeit”

Von den Eseln

Genau zehn Jahre ist es jetzt her, dass ich mit meiner Eselin Raina Velitshka einmal quer durch Bulgarien gewandert bin, und zwar vom Berg Kom an der Grenze zu Serbien zum Kap Emona am Schwarzen Meer – 750 Kilometer in 40 Tagen. Seither bin ich sozusagen auf den Esel gekommen, habe viele Menschen kennengelernt, die meine Leidenschaft für Esel teilen. Esel-Leute sind in aller Regel gute Leute, so wie mein Freund und Tierarzt Konstantin (oben rechts), der das Tal der Esel an der griechischen Grenze betreut. Er hatte mich neulich eingeladen, und wir sind wieder mit Kindern aus der Umgebung losgezogen, haben Müll mit ihnen eingesammelt, den es leider viel zu viel gibt in der ansonsten schönen Bergwelt Bulgariens, und ihn mit Hilfe der Esel zum Container gebracht. Selbst für Kinder in Bulgarien ist der Esel, der früher bei jeder Familie im Stall stand, zum exotischen Tier geworden. Und dabei können wir viel lernen vom Esel, an erster Stelle seine Duldsamkeit. Stur ist er gar nicht, wie immer behauptet, sondern vor allem vorsichtig. Die Duldsamkeit teil der Esel mit dem Bulgaren, der für seine Duldsamkeit bekannt ist, sonst hätte er wohl kaum die 500 Jahre türkischer Herrschaft überstanden. Duldsamkeit darf man nicht mit Folgsamkeit verwechseln, wofür der Deutsche bekannt ist. Das ist etwas anderes. Duldsamkeit, wie soll ich sie erklären, ist praktisch das, was Jesus mit die andere Wange hinhalten meinte. Er sagte das, weil er wusste, dass Gewalt zu weiterer Gewalt führt, so wie Waffenlieferungen zu weiterem Leid und Tot führen, und lehrte deswegen Zurückhaltung. Zurückhaltung ist, wenn man so will, ein anderes Wort für Duldsamkeit. Deswegen werden Esel oft schlecht behandelt oder gar geschlagen – weil sie sich nicht wehren. Die Bulgaren haben wie die Esel die Duldsamkeit im Blut oder gar in den Genen. Wenn ich etwas gelernt habe in Bulgaren, dann ist die Duldsamkeit, neben der Aufmerksamkeit. Bulgarien ist auch der ideale Ort, um Aufmerksamkeit zu lernen, auch von Eseln. Wie gesagt, Esel sind nicht stur, sondern nur vorsichtig, oder eben aufmerksam.

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Bericht aus Bulgarien (252) – “Zustände wie in einem autoritären Regime”

Der Titel dieses Beitrags “Zustände wie in einem autoritären Regime” ist die Überschrift zu einem Interview mit einem Berliner Polizisten, dem zwei Jahre Recherche vorausgegangen sind, und das alles das bestätigt, was ich in obigem Interview von Mitte Januar, das mein bester bulgarischer Freund und Übersetzer Martin mir mir in Bulgarien geführt hat, ab Minute 10 über meine eigenen Erfahrungen mit Protesten in Berlin im Unterschied zu Protesten in Sofia gesagt habe. Nach 27 Jahren hat dieser Berliner Polizist, der anonym bleiben möchte, im Interview nennt er sich Martin Schmidt, seinen Dienst quittiert. In dem Interview, das vor wenigen Tagen auf der Seite von Boris Reitschuster erschienen ist, sind auch Fotos zu sehen, die sich mit meinen Erinnerungen und auch mit den Fotos decken, die ich gemacht habe, von denen zwei auch in dem Interview mit Martin eingeblendet werden. Ich kann nur jedem empfehlen, sich das Interview, von dem ich von diesem aktuellen Podcast “Nacktes Niveau” (ab Minute 41) von Paul Brandenburg erfahren habe, mit dem ehemaligen Berliner Polizisten genau durchzulesen, das mit diesem Rat endet: Macht weiter, trotz der Polizeigewalt. Bleibt friedlich, aber bestimmt. Lasst Euch nicht auseinander drängen, sondern bleibt in Gruppen dicht beisammen. Weicht nicht zurück. Dokumentiert Übergriffe und bringt sie zur Anzeige. Sammelt Kontaktdaten von den Zeugen und vernetzt Euch. Die dezentralen Spaziergänge sind eine gute Strategie. Auch Flashmobs rund um die Uhr, in jeder Stadt sind sinnvoll. Macht Euch schlau über Eure Rechte und Pflichten im Versammlungsrecht, organisiert Seminare mit rechtlich geschulten Vortragenden. Gebt den immer wieder auftauchenden Anhängern von Verschwörungstheorien keine Bühne. Einigt Euch auf einen kleinen, aber wichtigen, gemeinsamen Nenner. Unternehmt gemeinsame Freizeitaktivitäten. Neben all dem politischen Engagement – vergesst nicht zu leben.
PS: Hier noch das, was der ehemalige Berliner Polizist seinen Kollegen sagen möchte: Meldet Euch bei Einsätzen, bei denen Ihr „Bauchweh“ habt, krank. Schaut in den Spiegel, denkt nach, wer Euch gegenübersteht. Verhaltet Euch menschlich, hinterfragt und überprüft Eure dienstlichen Handlungen, und gleicht sie mit Eurem Gewissen, Euren moralischen und rechtlichen Standpunkten ab. Äußert Euren Vorgesetzten gegenüber Bedenken, wenn Ihr mit Anweisungen nicht einverstanden seid. Und traut Euch, auch in Eurer Freizeit für Grundrechte und Freiheit einzustehen. Wenn die Gewerkschaften Eure Interessen nicht vertreten, dann kündigt einfach die Mitgliedschaft und schließt Euch der überbehördlichen „Good Governance Gewerkschaft“ (GGG) an.
Video RationalerProtest
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (251) – “Niemand hat die Absicht, auf Demonstranten zu schießen”

In Sachen Schießbefehl scheint Deutschland ausnahmsweise einmal Bulgarien voraus zu sein. Gar nicht so sehr, weil wir ihn, also den Schießbefehl, dort schon mal hatten, sondern vielmehr, weil wir Deutsche Erfahrungen mit Sätzen haben, die mit “Niemand hat die Absicht …” beginnen, zumindest im Osten des Landes. In Bulgarien traut man Aussagen von Politikern prinzipiell nicht über den Weg. Gestalten wie Habeck, Baerbock, Faeser und auch Scholz, aber vor allem Lauterbach werden hier vor allem eines: bemitleidet. Glauben würde man ihnen in Bulgarien kein Wort. So gesehen ist meine Eingangsthese, dass Deutschland jetzt mal Bulgarien voraus wäre, mehr als zweifelhaft. Unterschreiben würde ich sie auf keinen Fall. Eher halte ich mich an meine früheren Aussagen, im Gegensatz zu Politikern weiß ich noch, was ich gestern gesagt habe, dass Bulgarien Deutschland voraus ist, mindestens eine Stunde.  –  Dafür lege ich sogar meine Hand ins Feuer.
Video DieWelt
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (250) – “Macht’s gut – Tschüss!”

Bis gestern gab es Korruption und Vetternwirtschaft nur auf dem Balkan. Nun sind sie auch ganz offiziell in Berlin und Deutschland angekommen, samt Balkanischem Abschied: “Machen Sie’s gut – Tschüss!”. Ein Abschiedsgruß, den ich gerne an die Damen und Herren Faeser, Baerbock, Habeck, Scholz und wie sie alle heißen, weitergeben möchte. Ich gehe nicht davon aus, dass sie das Ende des Jahres noch in ihrem Amt erleben werden. Ganz genauso wie in Bulgarien, wo der pro US-amerikanischen Regierung nach nur einem halben Jahr das Vertrauen entzogen wurde, weswegen es am 2. Oktober die nächsten Wahlen gibt  –  Ausgang ungewiss!
Video ZweitesDeutschesFernsehen
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (249) – “Der Bulgarisch Decoder”

So sieht er aus

Eine meiner Ideen Geld zu verdienen war, in Bulgarien Deutsch-Unterricht zu geben. Ich habe deswegen im Goethe-Institut in Sofia und im Deutsch-Gymnasium in Montana vorgesprochen. Die Direktorin des Gymnasiums hatte ich zuvor auf der Straße angesprochen gehabt, wo sie mit einer Mitarbeiterin, vermutlich der Deutsch-Lehrerin des Gymnasiums, Deutsch sprach.  Dem Goethe-Institut hatte ich den von mir neu herausgegebenen Klassiker “Bai Ganju, der Rosenölhändler” zugeschickt, woraufhin man mich einlud, bei Gelegenheit einmal in der Bibliothek vorbeizuschauen. Bei dieser Gelegenheit habe ich dem Institut nicht nur das zweite von mir herausgegeben Werk Aleko Konstantinows “Nach Chicago und zurück” für seine Bibliothek geschenkt, sondern mich auch mit der Leiterin des Goethe-Instituts unterhalten, die meine Leidenschaft für den Klassiker Aleko Konstantinow teilt. Eine Arbeit hat sich in beiden Fällen nicht für mich ergeben, dafür braucht man auch in Bulgarien mittlerweile Nachweise, ganz genauso wie in Deutschland.

Neulich kam es nun umgedreht, so wie in Bulgarien am Ende alles immer umgedreht kommt. Und zwar habe ich den beiden Kindern des Bruders eines Freundes ihren ersten Unterricht in Bulgarisch erteilt. Beide Brüder sind Tierärzte, der ältere ist seit einiger Zeit mit einer Deutschen aus der ehemaligen DDR verheiratet, wo sie geboren ist, und wo sie auch leben, also im Osten des jetzt wiedervereinigten Deutschlands. Zusammen haben sie zwei Kinder, der Sohn ist glaube ich zehn und die Tochter acht oder neun, wenn ich mich richtig erinnere. Mit ihnen teile ich das Schicksal, dass der Vater Bulgare ist, der seinen Kindern aber kein Bulgarisch lehrt, denen damit auch das Land fremd bleibt, fremd bleiben muss. Nicht umsonst heißt es Mutter- und nicht Vatersprache. Hinzu kommt, dass die erste Generation, die selbst aktiv ausgewandert ist, mit der alten Heimat möglichst wenig zu tun haben möchte. Einerseits verständlich, weil man hatte schließlich seine Gründe, sein altes zu hause zu verlassen. Andererseits bleiben die Kinder damit immer irgendwie wurzellos, auf dem einen Auge blind sozusagen.

Meinen Unterricht angefangen habe ich mit dem Alphabet, erst das Deutsche, dann das Bulgarische. Das Bulgarische, das auch das Kyrillische genannt wird, und dessen sich auch die Russen und die Ukrainer bedienen, um nur zwei Beispiele zu nennen, haben die Bulgaren erfunden, und es hat ein paar mehr Buchstaben als das deutsche Alphabet. Wer genau wissen will, wie viel oder gar wie viel mehr, schaut einfach auf obigen “Bulgarisch Decoder”. So haben die beiden Kinder des Bruders meines Freundes ihre Aufzeichnungen nach der ersten Unterrichtsstunde, die ihnen zugegeben alles andere als leicht gefallen ist, die ihnen im selben Moment aber auch Spaß gemacht hat, liebevoll genannt. Um den beiden ihre Vatersprache schmackhafter zu machen, habe ich versucht, sie ihnen als Geheimsprache zu verkaufen, die nur sie verstehen, außer jemand hat auch eine solche selbstgebaute stromlose Enigma wie sie jetzt, um sie verstehen zu können. Der Erfolg meiner Überzeugungsarbeit war zugegeben nur mäßig. Das ist leider auch wahr.

Trotzdem bleibe ich dabei, dass Menschen ihre Wurzeln kennen sollten, auch und gerade in Zeiten der Globalisierung. Menschen ohne Wurzeln sind im wahrsten Sinne des Wortes wurzellos, haltlos, wie ein Fähnchen im Wind, dass ständig seine Richtung wechselt, wechseln muss, so wie die meisten wurzellosen Groß-Städter, auch und gerade in Berlin. Das Alphabet zu lernen, ist ein Anfang. Dann kann man die Sprache immerhin lesen. Verstehen tut man sie deswegen noch nicht. Um eine andere Sprache wirklich zu verstehen, bedarf es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Mark Twain meinte, dass man für die deutsche Sprache mehr als 30 Jahre braucht, was ich aufgrund der Erfahrung mit meinem Vater und meiner ersten, bulgarischen Frau bestätigen kann. Beim Bulgarischen scheint es mir ähnlich lange zu sein. Zumindest ist es so, dass ich immer noch am Lernen bin, dass ich täglich dazulerne. Trotzdem, oder vielleicht besser gerade deswegen, war es gut, dass ich den beiden Kindern des Bruders meines Freundes ihren ersten Bulgarisch-Unterricht erteilt habe. Ab jetzt ist, bei allem Verständnis für seinen Widerstand, ihr Vater dran. Alles andere ist egoistisch, so denke ich, denn es geht nun nicht mehr nur um ihn.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (248) “Korruption auf Deutsch: Kann mich an nichts erinnern”

Ich weiß nicht, wie es heute in Deutschland ist. Es ist noch nicht so lange her, da gab es, ginge es nach den Deutschen, Korruption nur auf dem Balkan. Hier in Bulgarien, da bin ich mir dann wieder sicher, würde man von Menschen wie Scholz den Rücktritt fordern, auf bulgarisch “OSTAVKA!” – Da ich vermute, dass es in der Heimat so etwas böses und schlimmes nicht gibt, einfach weil nicht sein kann, was nicht sein darf, darf dementsprechend Scholz auch nicht zurücktreten. Und wenn doch, dann wird er gestürzt und von jemandem ersetzt werden, der in Sachen Ukraine-Krieg mehr auf Linie der USA ist. So oder so wird es für den Noch-Bundeskanzler sehr eng werden, so wie es Fabio De Masi in obigem Video sagt.
Interview FabioDeMasi
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Bericht aus Bulgarien (247) – “Von Aktivisten und Amnesisten”

Aktivisten, wohl eher “Aktivisten”, haben die Aufführung obigen Filmes auf einem globalisierungskritischen Festival in Leipzig, ausgerechnet in Leipzig, gestört, wollten seine Aufführung möglicherweise ganz und gar verhindern. Bei den so genannten Aktivisten handelt es sich eher um Amnesisten, für die es keinen Krieg, keine Bomben, keine Scharfschützen und auch keine Toten und schon gar kein menschliches Leid vor dem 24. Februar in der Ukraine gab. Dafür musste man ihnen noch nicht einmal einen Chip in ihr Gehirn einpflanzen. Sie glauben wirklich daran. Wer etwas anderes weiß, weil er beispielsweise obigen Film von Oliver Stone gesehen hat (er ist nicht der einzige, es gibt auch andere Filme, beispielsweise diese Dokumentation “Донбаска пролет” – “Donbass-Frühling” der bulgarischen Filmemacherin Ekaterina Mitrinova aus dem Jahre 2017), der muss sich in Zukunft in Acht nehmen, wenn er auf einen so genannten Aktivisten trifft. Insbesondere dann, wenn es sich dabei um einen Amnesisten handelt, was leider die Regel ist. Außer man lässt sich vorher einen Chip in sein Gehirn einpflanzen. Das beste ist, man denkt immer und von vornherein das Richtige. Also das, was üblicherweise in Deutschland passiert in solchen Fällen. Der Chip im Gehirn ist eher für unsichere Kandidaten wie den Bulgaren gedacht, wenn es sich mit ihm dann nicht schon von selbst, also demographisch, früher sagten wir auch biologisch dazu, erledigt hat.
PS: Fast am Ende des Artikels im ehemaligen Nachrichtenmagazins aus Hamburg muss ich nun auch noch erfahren, dass die Stadt Leipzig sich bereits im Vorfeld ausdrücklich von der Vorführung des Films distanziert hat – ausgerechnet die “Heldenstadt” Leipzig! Peinlicher geht es wohl nicht mehr. Was für eine Schande.
Film OliverStone
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (246) – “Der tägliche Krieg auf den Straßen”

Ein Kriegsschauplatz eines unerklärten Krieges sind die bulgarischen Dörfer, in denen praktisch jedes zweite Haus verfällt. Ich habe mehrfach darüber geschrieben, dass Bulgarien das Land ist, in dem die Einwohnerzahl am schnellsten schrumpft, ohne dass offiziell ein Krieg erklärt worden wäre, und das weltweit. Ein anderer Kriegsschauplatz sind die Straßen, obwohl an ihnen einiges gemacht wurde in den vergangenen Jahren. Dass dort Autos wie im Film einfach mal in Flammen aufgehen, liegt oft nicht am Straßenzustand. In obigem Fall lag es wohl am Auto, das kein bulgarisches, sondern ungarischen Kennzeichen hatte. Die Insassen, eine Kleinfamilie – Mann, Frau und Kind, konnten sich vorher samt Gepäck in Sicherheit bringen. Möglicherweise spielte auch die Kurve eine Rolle, in der das Auto letztendlich komplett ausbrannte. Dies war aus den Ungarn, die unter Schock standen, nicht herauszubekommen. In Bulgarien passieren auch viele Unfälle auf gerader Strecke. Man merkt es daran, dass dort Grabsteine an der Straße stehen. Was genau passiert ist, ob Alkohol im Spiel war oder andere Drogen, oder das Smartphone Schuld war, an dem der Fahrer herumgespielt hat, das steht dort natürlich nicht. Mit dem Blick eines trockenen Alkoholikers und von außen würde ich sagen, dass in vielen Bulgaren ein geheimer Todeswunsch steckt, der vor allem der hoffnungslosen Lage im Land geschuldet ist. Dazu würde ich auch das weit verbreitete Rauchen zählen, das am Ende wie der Alkohol vor allem eines ist: tödlich. Dazu muss man wissen, dass in Bulgarien nicht nur mehr getrunken, sondern auch mehr geraucht wird als im Westen. An irgendetwas muss man schließlich sterben, so der weit verbreitete Glaubenssatz für die Selbstzerstörung. Zurück zur Straße, wo ich hier als trockener Taxifahrer immer auf der Hut und praktisch auf alles vorbereitet bin. Allen voran die nicht vorhandene Spurtreue. Wie auch, wenn es keine Fahrspuren gibt, weil die Markierung fehlt. Als Taxifahrer war ich offensives Fahren gewöhnt. In Bulgarien fahre ich wie ein Rentner, der ich ja auch fast bin. Meine defensive Fahrweise hängt auch mit meinem Automobil zusammen, das mit knapp zwanzig Jahren und über 200.000 Kilometer auf dem Buckel auch irgendwie ein Rentner ist. Hinzu kommt, dass ich Zeit habe, mich kein Fahrgast drängt, der zum Flieger will. Vor allem ist es aber der Wunsch, nicht auf der Straße in den Schluchten des Balkans zu sterben. Sollte auch in mir als halber Bulgare ein geheimer Todeswunsch schlummern, von dem ich bisher nichts weiß, so kann ich die bulgarischen Straßen als Wunschort dafür definitiv ausschließen.

Foto&Text TaxiBerlin