Bericht aus Bulgarien (69)

“Impfen mit Herz”
Obwohl für den 20. März in Bulgarien ein Freedom Day geplant ist, treibt die Regierung das Impfen weiterhin voran. Von Erfolg war ihre Impfkampagne bisher nicht gekrönt, was wohl auch daran liegt, dass in Bulgarien der Genesenenstatus ein Jahr gilt, und zwar für alle, nicht nur für Parlamentarier wie bei uns. Die Impfquote verharrt seit langem bei 30 Prozent im Land. Und den roten Plakaten, die fürs Impfen werben, ist kein langes Leben beschieden. Praktisch wie bei uns den impfkritischen, die zumindest in Berlin nicht lange hingen. Wer sie dort abgerissen hat? Ich vermute die Antifa, die so antifaschistisch ist, wie der antifaschistische Schutzwall es einst war. Wer hier die Plakate abreißt? Jedenfalls nicht die Antifa, das dürfte klar sein. Ich denke ganz normale Leute, die nicht organisiert sind. Auch in diesem Fall gilt, dass in Bulgarien nichts wirklich besser, dafür aber vieles anders ist als bei uns, und das meiste umgedreht. 
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (68)

Russische Kirche in Sofia

Stelle mir gerade vor, ein nicht geimpfter Russe in Berlin zu sein, und es will mir irgendwie nicht gelingen. Wahrscheinlich bin ich schon zu lange weg aus Deutschland und aus Berlin, das dafür bekannt ist, alles zu übertreiben und auf die Spitze treiben zu müssen. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Schwindel von Berlin der grandioseste im ganzen Land wäre, vielleicht sogar der größte Schwindel auf der ganzen Welt. Er soll so groß sein, dass er schon wieder genial wäre, so sagt man, wenn ich mich nicht irre. Ich persönlich glaube nicht daran, dass etwas so geschwindelt sein kann, dass es schon wieder gut wäre. Und so bleibt der Berliner Schwindel am Ende eben doch nur ein Schwindel. In Bulgarien wird auch geschwindelt, vielleicht sogar mehr als in Deutschland, aber der Schwindel ist hier eher klein, verglichen mit Deutschland, so wie das Land auch kleiner ist. Was den nicht geimpften Russen angeht, so kann er hier völlig ungehindert in seine Kirche und auch in sein Restaurant gehen, ohne vorher irgendetwas widerrufen, sich für sein Russe-sein entschuldigt zu haben oder sich gar zu irgendetwas bekennen zu müssen. Die richtige Haltung – sie ist in Bulgarien gänzlich unbekannt. Es gibt diese Worte gar nicht in der bulgarischen Sprache, und das ist kein Schwindel.

Russisches Restaurant gegenüber
Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (67)

 

Die Preise für Benzin haben in Bulgarien gerade die 3 Lewa-Marke überschritten, was 1,50 Euro sind. Gestern lag der Preis noch zwischen 2,60 Lewa (1,30 Euro) und 2,80 Lewa (1,40 Euro), ich hatte an dieser Stelle darüber berichtet. Die Menschen machen das, was sie immer und überall gemacht haben, nicht nur in Bulgarien, wo heute Feiertag ist. Sie fahren an die Tankstellen, wo die Preise noch nicht erhöht worden sind – möglicherweise demnächst auch in Deutschland.

Video EtvHaskovo
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (66)

 

Nachdem mich gestern Freunde hier in Sofia auf diesen Film der bulgarischen Filmemacherin Ekatarina Mitrinova über einen Krieg hingewiesen hat, der im Westen irgendwie nicht angekommen ist, habe ich heute einen Hinweis von einem Freund in der Heimat auf obigen Film bekommen, in dem es um denselben Krieg geht. Dass es dabei wirklich um einen Krieg geht, bestätigen auch diese Worte des in beiden Filmen vorkommenden Präsidenten, der nicht Putin heißt:

“Wir werden Arbeit haben und die keine! Wir werden Renten haben und die nicht! Bei uns wird sich um die Kinder und Rentner gekümmert und bei denen nicht! Bei uns werden die Kinder in Schulen und Kindergärten gehen können, und deren Kinder werden in Bunkern sitzen! Weil die ja nichts können! So und nur so werden wir den Krieg gewinnen können!”

Film MarkBartalmai
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (65)

 

Komme gerade von draußen rein und kann das bestätigen, was in dem kurzen Clip oben zu sehen ist: Lange Schlangen vor den Tankstellen der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Der Benzinpreis ist noch einmal gestiegen, er liegt jetzt zwischen 2,60 und 2,80 Lewa (1,30 bis 1,40 Euro). Dass sich hier gerade Schlangen vor den Tankstellen bilden, hat auch damit zu tun, dass morgen in Bulgarien ein Feiertag ist, aber nicht nur. Es liegt etwas in der Luft, von dem keiner genau weiß, was es ist. Eine Lehrerin erzählte mir gerade, dass heute ihre Vorgesetzten Instruktionen für den Ernstfall bekommen hätten, die diese am Freitag weitergeben würden, weil morgen wie gesagt Feiertag ist. Um genau zu sein, ist es der Tag der Unabhängigkeit von den Türken, bei der auch die Russen mitgewirkt haben seinerzeit. Heute lagen bereits Blumen am Denkmal des “Zar Befreier” vor dem bulgarischen Parlament. Ausserdem wurde das Denkmal für die Sowjetische Armee gereinigt, die Berliner Zeitung und auch der Spiegel haben darüber berichtet. Interessant ist das Foto vom Spiegel, wo rein zufällig eine Person mit einer Stars&Stripes Mütze durchs Bild läuft. Dazu kann ich sagen, dass ich jetzt einige Zeit in Bulgarien bin und noch nie eine solche Mütze gesehen habe. Sie wäre mir mit Sicherheit aufgefallen, weil ich nicht nur Mützenfan bin, obwohl mir selbst keine steht, sondern auch Familie in den USA habe. Die Stimmung in Bulgarien ist nicht, wie das Bild des Spiegels vermuten lässt, pro-NATO oder gar pro-USA. Um ehrlich zu sein, versteht man die Amerikaner nicht so recht, vor allem nicht ihr Konsumdenken. Mit dem Russen versteht man sich auf jeden Fall besser, was aber nicht heißt, dass der Bulgare ein Putin-Versteher ist.

Video BlitzBG
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (64)

Freunde in Sofia haben mich heute auf diese wichtige Dokumentation “Донбаска пролет” (auf deutsch: “Donbass-Frühling”) der bulgarischen Filmemacherin Ekaterina Mitrinova aus dem Jahre 2017 hingewiesen. Sie hat in dem Gebiet der Ukraine gedreht, in dem damals schon gekämpft wurde, was im Westen irgendwie nicht angekommen ist. Da es einige unschöne Bilder zu sehen gibt, ist der Film nicht für jeden geeignet, insbesondere nicht für Kinder und Schwangere. Diesen YouTube-Hinweis: “Der folgende Inhalt wurde von der YouTube-Community für einige Zielgruppen als unangemessen oder beleidigend eingestuft.” kann ich nicht bestätigen. Ich wüsste nicht, für welche “Zielgruppe” der Film “unangemessen” oder gar “beleidigend” sein soll. Ganz im Gegenteil, ich halte den Film für ein absolutes Muss.

Film EkatarinaMitrinowa
Text TaxiBerlin

Von der Baba-Martha-Manie zum Bob-Dylan-Fieber

 

Nach der Baba-Martha-Manie hat mich gerade das Bob-Dylan-Fieber erfasst. Der Meister ist seit September 2021 auf Tour, die bis 2024 andauern soll – trotz Corona, oder vielleicht auch gerade deswegen. Wer weiß das schon so genau bei einem Mann, dem man nachsagt, nicht nur nicht singen zu können, sondern auch seine eigenen Texte nicht zu verstehen. Auch wenn die aktuellen Aufnahmen von seinen Konzerten, es gibt auch welche, wo Bobby zu sehen ist, darauf hinweisen, dass der Meister in guter Verfassung ist, wird es wohl seine letzte Tour sein. Bob Dylan wird dieses Jahr 81 und 2024, wenn die Tour enden soll, wäre er dann 83. Ich vermute, dass Bob auf der Bühne sterben wird, dass das sogar sein Wunsch ist. – Was für ein Typ!

Musik BobDylan
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (63)

“Tshestita Baba Martha!”

In Bulgarien lässt man heute “Oma Martha” hochleben und begrüßt damit den Frühling, der kalendarisch am 20. März beginnt und dieses Jahr auch der bulgarische “Freedom Day” ist, ich werde demnächst darüber berichten. “Oma Martha” muss man sich als launische aber gutmütige Alte vorstellen, die gerne mit Schnee und Schauer auf ihre Begrüßung antwortet, so auch diesmal. Bereits vor Wochen, da war das Wetter schon frühlingshaft, ist in Bulgarien das “Baba Martha” Fieber ausgebrochen, man kann schon fast von einer “Baba Martha” Manie sprechen. Auf den Straßen reihen sich Millionen von “Baba Martha” Ständen, an denen es Milliarden verschiedene “Marthenitzas” und damit mehr als Bulgaren gibt. Für jeden sind also mehr als genug dabei. Ich habe bestimmt 50 gekauft, zum Verschenken – versteht sich. Das oben ist meins. Das habe ich mir gerade ums Handgelenk gebunden. “Marthenitzas” sind traditionell in Weiß und Rot, aber heutzutage darf auch etwas Grün oder Blau dabei sein. Mit dem Blau, wie ich es habe, sieht es dann Amerikanisch aus, oder eben auch Russisch. Dass das heute von Bedeutung ist, habe ich nicht gewusst, als ich mein “Marthenitza” gekauft habe. Unbewusst muss ich es aber geahnt haben. Ich habe auch einen Text darüber geschrieben, den aber keiner veröffentlichen wollte. Bei der Berliner Zeitung gibt es dafür jetzt eine “Open Source”, der mein Text aber zu viel Corona hatte. Dabei geht es dort um den bevorstehenden Krieg, was die bei der Berliner Zeitung aber nicht begriffen haben. So sind die, bei der Berliner Zeitung. Aber nicht nur dort. Journalisten sind allgemein unerträglich geworden. Die meisten wissen vermutlich nicht mal, was das Zeichen auf meinem “Marthenitza” bedeutet. Aber gut, ich musste es gerade selbst nachsehen. Es ist das Zeichen der Kampagne für Nukleare Abrüstung. – Lang lebe “Baba Martha!” Lang leben wir alle!

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (62)

Mein Mineralbad in den Bergen

Mein Mineralbad in meinem Dorf sieht so aus wie oben auf dem Bild. Zwei Betonbecken zu ebener Erde, in das fordere fließt rechts in der Ecke das warme, leicht nach faule Eier riechende Mineralwasser; das zweite, hintere Becken ist eine Art Überlaufbecken; im Hintergrund zwei Podeste mit Sitz- und Grillmöglichkeiten, die mein Bürgermeister im letzten Jahr hat bauen lassen; die Becken selbst sind vielleicht 50 Jahre alt.

Da ich nicht in meinem Dorf sondern in Sofia bin, musste ich hier was vergleichbares finden, und zwar den “Komplex Koralite”, wo ich gestern unter freiem Himmel fünf Stunden am Stück im Wasser war. So lange bin ich noch nie am Stück im Wasser gewesen, ausser vielleicht als Kind am Schwarzen Meer. Dass ich so lange im Wasser war, im Wasser sein musste, lag daran, dass der Pool vom “Komplex Koralite” wie mein Mineralbad in meinem Dorf im Freien ist, wo die Temperaturen gestern um den Gefrierpunkt waren, man dafür aber einen genialen Blick aufs Gebirge hatte, in dem Fall auf die mit Schnee bedeckten Berge des Vitosha.

Aber nicht nur das, gestern gab es im Pool vom “Komplex Koralite” auch eine Geburtstagsparty. Vier Menschen, die ich nicht kannte, wie ich auch sonst niemanden kannte, feierten zusammen ihren Geburtstag im Pool vom Komplex. Alle waren im Wasser, sogar die drei Sängerinnen. Und ich war plötzlich Teil dieser Geburtstagsparty im Pool unter freiem Himmel.

Einer der “Geburtstagskinder” war ein Augenarzt, und jetzt habe ich auch einen Augenarzt in Bulgarien. Kennengelernt habe ich ihn durch eine Mitfeiernde im Pool, die ich zuvor auch nicht kannte, und die mich mit ihm bekannt gemacht hat. Sie war eine der vielleicht fünfzig feiernden Gästen, und sie arbeitet in einer Botschaft in Sofia. Welche Botschaft genau darf ich nicht sagen, das wäre sozusagen Geheimnisverrat.

Auf jeden Fall war es die Botschaft eines NATO-Mitgliedslandes hier in der bulgarischen Hauptstadt, wo ich mich gerade befinde, und wo heute der Frühling in Form von “Oma Martha” begrüßt wird, obwohl seit Sonntag der Winter zurückgekehrt ist. Fällt mir gerade ein, dass ich auch noch über “Baba Martha” schreiben muss. Das mache ich dann gleich. Nicht vom Pool aus, sondern vom Schreibtisch des Sohnes meines Freundes.

PS: Was den “Komplex Koralite” angeht, der ist auf den Bildern natürlich noch schöner als in der Realität. Aber wenn die Sonne nicht scheint, es zudem noch Winter und kalt ist, sieht die Welt eben einfach anders aus.

Foto&Text TaxiBerlin

“We penetrate the cabinets!” – Klaus Schwab

 

Unser Freund Klaus vom Weltwirtschaftsforum hat sie alle nicht nur bei sich zu Hause und im Bett gehabt, sondern er hat sie alle auch schon “penetriert”, den Kanadier und auch den Argentinier. Es ist also keine Verschwörungstheorie – es stimmt wirklich. Man muss nur gut zuhören können, aber das habe ich im Taxi gelernt. Ich habe mich dort zu einem Extrem-Zuhörer entwickelt. Auch das stimmt – man kann Zuhören zu einem Extrem-Sport machen. Das nützt aber alles nichts, wenn man das Gesagte nicht mehr versteht. Dann ist alles für die Katz. Dann kann man es lassen mit dem Zuhören, sondern weiter schlafen und sich auch vom Klaus in den Ar*** fi**** lassen dabei.

Video RusselBrand
Text TaxiBerlin