Leben in Zeiten von Corona – Heute: Von “Karton bitte stehen lassen” zu “Free Shit”

Conrad-Blenkle-Straße
früher Prenzlauer Berg / heute Pankow

Dass ich kein Taxi mehr fahre, heißt nicht, dass ich weg bin von der Straße. So ist es nicht. Ganz im Gegenteil, ich treibe mich jetzt noch mehr auf der Straße herum als zuvor, als ich noch kein Trockener Taxifahrer war. Das liegt daran, dass auch ich von irgendetwas leben muss. Ich habe versucht, von der Liebe, der Sonne und der Lust zu leben, aber das reicht mir nicht. Deswegen schaue ich weiterhin da vorbei, wo ich mich auskenne. Das ist bei mir die Straße, wo bekanntlich das Geld liegt. Früher habe ich mit meinem Taxi leere Flaschen auf zwei Beinen eingesammelt, seit einem Jahr vorzugsweise Bücher, die ich in meinem Bauchladen, den ich gerade geschlossen habe, verkaufe. Ich habe auch schon eine nagelneue Kaffeemaschine, zwei Objektive und eine alte Sofort-Bild-Kamera auf der Straße gefunden, die ich im Internet verkauft habe. Das meiste Zeugs von der Straße bin ich aber gar nicht losgeworden, so dass es sich bei mir stapelte und ich kaum noch treten konnte in meiner Bude. Zum Glück gibt es bei mir nebenan einen Verschenkladen, wo ich die Sachen hinbringen kann. Dort finde ich auch manchmal Sachen zum Weiterverkaufen, es ist also ein Geben und ein Nehmen. Mit den Dingen, die man auf der Straße findet, ist es nun so, dass sie seit einiger Zeit weniger werden. Der Straßen-Sammler ist ja auch kein Systemrelevanter Beruf. Ein Achtungszeichen war für mich obiger Karton, den ich erreichte, als er schon leer war. Dass jemand darum bittet, seinen Karton stehen zu lassen, sah ich zum ersten Mal. Offensichtlich geht es den Gebenden auch langsam an den Kragen. Als ich nun gestern den Karton unten mit der Aufschrift “Free Shit” sah, da war mir klar, wohin die Reise geht. Gefühlt wußte ich das natürlich schon vorher. Aber es ist immer sehr hilfreich für mich, wenn es auch mal jemand formuliert. Höchste Zeit meine Zelte im Sodom und Gomorra Berlin abzubrechen. Deswegen habe ich auch meinen Bauchladen dicht gemacht. Das Arbeitsamt findet meine Arbeitssuche auf dem Balkan nicht nur super, sondern unterstützt sie auch aktiv. Ein Idiot Kunde weniger. Dass es auf dem Balkan noch weniger Arbeit gibt als hier in Berlin, das weiß man auf dem Amt natürlich nicht. Das wäre auch zu viel verlangt. Ich persönlich wäre schon froh, wenn man mir sagen könnte, wo genau ich mich auf dem Balkan melden soll, damit weiter Kohle auf’s Konto kommt. Von irgendwas muss ich schließlich meine Miete bezahlen, nachdem das Geld nicht mehr auf der Straße liegt. Ansonsten wird dort bald mein “Holy Shit” für dich stehen. Den Karton dann bitte auch stehen lassen – Danke! Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

Gryphiusstraße
früher Friedrichshain / heute Friedrichshain-Kreuzberg

Fotos&Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Fachqualifikation für Kaufleute im Gesundheitswesen”

Neu im Angebot
Früher war nur aus den Betrieben mehr herauszuholen, was manch einer wörtlich nahm (warum auch nicht, war schließlich Volkseigentum), heute gilt das auch für das Gesundheitswesen. Wie das genau geht, das verrät dir obiges Fachbuch, das ich heute in der Plesser Straße in Treptow gefunden habe. Die Plesser Straße ist eine kleine Straße zwischen der Kiefholz und der Karl-Kunger-Straße. Ich erwähne das, weil die kleinen Straßen die ergiebigsten sind, weil man in ihnen die meisten Sachen findet. Warum, weshalb, wieso? – das erkläre ich dir im nächsten Beitrag. Jetzt wollte ich nur kurz auf obiges Fachbuch hinweisen, das du in meinem Bauchladen kaufen kannst. Was die Sachen angeht, die man sonst noch auf der Straße findet, und wovon ich meinen Lebensunterhalt bestreite, so gibt es da eine neue Entwicklung. Auch darüber mehr im nächsten Beitrag. Dranbleiben lohnt sich.       Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
Foto&Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: “Volk ohne Angst” – damals und heute

Ausstellung Stasi Museum / Frankfurter Allee
früher Lichtenberg / heute Lichtenberg
Das Thema der Ausstellung, zu der meine letzte Taxifahrt führte, unter freiem Himmel, sie ist also auch in diesen Tagen zugänglich, im Hof der ehemaligen Stasi-Zentrale an der Frankfurter Allee bei mir um die Ecke ist die Wende, auch als “friedliche Revolution” bekannt, vor gut dreißig Jahren. “Revolution” in Anführungszeichen, weil sie in einem Ausverkauf oder auch Reset, nur mit umgekehrten Vorzeichen, endete. Der Dealer stand damals mit seinem ersten Schuss, dem Begrüßungsgeld, pünktlich zur Stelle. Denn Angst, so wie heute, hatte damals keiner. Demnächst soll es wieder eine Wende geben, die Bezeichnung heute ist Reset, und genau genommen ist er schon im Gange. Vielleicht hast du es noch nicht bekommen, aber bald soll niemand mehr etwas besitzen. Also für mich ist das nicht neu, aber vielleicht ja für dich, das hatten wir schon mal. Im Sozialismus gehörten sogar die Frauen allen, Mann nannte das früher “zweite Schicht”. Gut, die Herrschenden, die hatten eine Waschmaschine von Miele. Das war natürlich nicht in Ordnung, und deswegen konnte die Sache, oder besser: das Experiment, auch nicht gut gehen. Aus diesen Fehlern hat man nun gelernt. Bill Gates beispielsweise hat gar keine Waschmaschine, deswegen trägt er immer denselben Pullover. Das stinkt seiner Frau, weswegen sich Melinda, die alte Spießerbraut, jetzt von ihm scheiden lassen will. Es gibt aber auch Gerüchte, die besagen, dass das was mit dem “Lolita Express” von Jeffrey Epstein, diesem Kinderficker, der sich im Gefängnis völlig zu Recht das Leben nahm, zu tun hätte. Das ist natürlich völliger Blödsinn. Und wenn es so wäre, dann wäre es auch nicht schlimm, denn Epstein war nur Vorkämpfer, was den erwähnten allgemeinen Besitz von Frauen, in dem Fall Minderjähriger, angeht. Das mit der Besitzlosigkeit funktioniert natürlich nur, wenn diese überwacht wird, wie Jeffrey Epstein im Gefängnis überwacht wurde, das ist klar. Wie diese Überwachung funktioniert, kannst du dir in dem Film “The Circle” nach dem gleichnamigen Roman von David Eggers ansehen, wobei der Roman um einiges besser ist als der Film. Der hat nämlich ein Happy End, oder zumindest soll es so etwas wie ein Happy End sein. Für die Erfinder der Totalüberwachung ist es ein Desaster, das wahr werden eines Alptraums, denn plötzlich sollen auch sie überwacht werden. Um dies überhaupt vorzuschlagen, bedarf es Mut. Das wird gemeinhin unterschätzt, und so auch im Film. Mutige Menschen gibt es nur wenige. Das war früher so und ist heute nicht anders. Das ist die Wahrheit. Was man feigen Menschen heute zugute halten kann, ist die Angst, die nunmehr seit über einem Jahr mit großem Erfolg geschürt wird. Im Gegensatz dazu war das Volk in der DDR wirklich ein “Volk ohne Angst”, wie der Spiegel vom 30. Oktober 1989 auf seinem Cover richtig feststellte. Ganz ohne Angst waren aber auch wir damals nicht. Wer es genau wissen will, wie das damals war, sieht sich die aktuelle  Ausstellung im Hof der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Frankfurter Allee an. Da sie unter freiem Himmel ist, ist sie auch in diesen Tagen zugänglich.   Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
Foto&Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: Haltung zeigen!

nicht alle wollen sich impfen lassen.

Das “Wir impfen euch alle” der so genannten Antifa ist dabei Realität zu werden. Wahrscheinlich werden wir sehr bald Hetzjagden auf Ungeimpfte erleben, wie es sie bereits auf Maskenbefreite gibt. Jedenfalls sollen jetzt auch Kinder geimpft werden, sonst dürfen sie nicht mehr zur Schule gehen. Recht auf Bildung? War gestern! Mich würde interessieren: Wie ist jetzt deine Haltung dazu? Gehörst nicht auch du zu denjenigen, die immer Haltung eingefordert haben? Oder verleugnest du dich bereits selbst? Du würdest nicht der erste sein, der sich selbst verleugnet. (Denn ganz viele lassen sich nur aus Opportunismus impfen und nicht, weil sie an die Impfung glauben würden, auch wenn sie dies nicht öffentlich zugeben.) Was soll mit denjenigen passieren, die sich nicht impfen lassen wollen. Die also nur das in Anspruch nehmen möchten, was man ihnen versprochen hat, und zwar dass es keine Impfpflicht geben wird. Du schützt dich, indem du dich impfen lässt. So weit, “so gut”. Aber die Impfung schützt dich nicht zu hundert Prozent. Das weißt du. Die Ungeimften könnten also eine Bedrohung für dich darstellen. (Es könnte aber auch umgekehrt sein.) Wie gehst du mit dieser gefühlten Bedrohung um. Verreist du erstmal und sagst: Ist mir egal, Hauptsache ich bin save. Oder sitzt du am Stammtisch in deiner Lieblingskneipe, um dort deiner Alkohol- und Nikotinabhängigkeit nachzugehen, die dich dazu gebracht haben, dass du dich impfen lässt. Und lästerst du dort nur über Ungeimpfte ab, oder macht ihr bereits Pläne, wie ihr sie euch vom Leib halten könnt, vielleicht mittels Internierungslager oder der Psychiatrie. Natürlich nur zum Schutz der Ungeimpften vor sich selbst und vor dem “gesunden Volkszorn”, das ist klar. Deine alte Frage von früher ist, so denke ich, aktueller denn je: Wie ist deine Haltung dazu? Ist das Zwangsimpfen OK für dich? Ich meine, ist ja nur eine Körperverletzung und ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – also nichts wichtiges.      Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Kreise schließen sich

Stasi-Museum / Frankfurter Allee
früher Lichtenberg / heute Lichtenberg

Wie ich bereits schrieb, hat es mich gestern am regnerischen Herrentag per Pedes raus zur ehemaligen Stasi-Zentrale bei mir um die Ecke verschlagen. Auf dem dortigen Hof befindet sich eine absolut sehenswerte Open Air Ausstellung, in deren Rahmen sich K.-H. Weigel mit seinem Statement: “Meine Leidenschaft für die Freiheit ist stärker als jede Autorität. Diese Leidenschaft hat mir 50 Monate Zuchthaus eingebracht.” verewigt hat. Gut, bei mir waren es nur fünf Tage Bulgarenknast, dafür drei verschiedene, das allerdings aus eigener Dummheit, aber immerhin. Es soll auch gar nicht um irgendwelche Knast- oder gar Zuchthauserfahrungen gehen, sondern um Kreise, die sich bei mir schließen, auch weil ich denke, dass jetzt die Zeit dafür ist, vielleicht auch bei dir. Ein ganz wichtiger Kreis, um nicht zu sagen der wichtigste, der sich bei mir geschlossen hat, ist der zu meiner ersten großen Liebe. Es war auf der Silvesterfeier im so genannten Russenclub in unserem Heimatort. Der “Russenclub” hieß eigentlich “Club des soundsovielten Parteitags”, aber da er sich gleich neben der großen Kaserne der Roten Armee und in einem Wohngebiet befand, in dem auch einige russische Offiziere wohnten, war er allgemein als “Russenclub” bekannt. Dort lernten wir uns also kennen und lieben, wobei lieben vielleicht etwas übertrieben ist. Jedenfalls gab es etwas zwischen uns, von dem Hermann Hesse gesagt hat, dass ihm ein Zauber inne wohnt. Dieser Zauber währte zwei Monate, vielleicht auch drei, bis ihr Vater, ein hohes Tier der Stasi bei uns im Heimatort, deren Hauptquartier gleich um die Ecke vom besagten “Russenclub” war, ihn beendete. Warum, weshalb, wieso soll an dieser Stelle nicht weiter interessieren. Viele Jahre hatten wir uns daraufhin aus den Augen verloren, meine erste große Liebe und ich. Noch vor Corona haben wir uns wieder gefunden, und aus der ersten großen Liebe ist eine wunderbare Freundschaft mit einem tiefen Verständnis füreinander geworden. Seither habe ich eine Schwester, die ich zuvor nicht hatte. Zugegeben, offene Kreise schließen sich nicht immer auf so wundervolle Art und Weise. Ein Versuch ist es aber auf jeden Fall wert.    Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Meine letzte Taxifahrt

Stasi-Museum / Frankfurter Allee
früher Lichtenberg / heute Lichtenberg

Auch gestern am regnerischen Herrentag war ich draußen. Ich bin zwar nun schon über ein Jahr ein Trockener Taxifahrer, der auf dem Trockenen sitzt, aber von der Straße bin ich deswegen noch lange nicht weg. Obwohl auch ich seit Corona mehr wohne, zieht es mich immer noch praktisch täglich raus zu meinen früheren Tatorten. Gestern nun landete ich zufällig an der alten Stasi-Zentrale. Gut, so überraschend ist das nicht, denn sie befindet sich gleich bei mir um die Ecke. Wenn die frühere Zentrale vom Genossen Mielke nicht in Lichtenberg wäre, würde ich fast sagen, sie wäre in meinem Kiez. Fällt mir gerade ein, dass von Erich Mielke der Ausspruch “Ich liebe doch alle Menschen” stammt, der heute etwas in Vergessenheit geraten ist. Fast möchte ich fragen, ob der gute alte Erich vielleicht auch schon Philanthrop war, aber ich komme vom Thema ab. Als ich gestern nun auf dem riesigen Hof der gewesenen Stasi-Zentrale war, wo sich unter freiem Himmel eine sehenswerte Ausstellung befindet, die eigentliche Ausstellung “Feind ist, wer anders denkt” ist Coronabedingt geschlossen, da fiel mir ein, dass mich meine letzte Taxifahrt vor mehr als einem Jahr genau hierher führte. Meine allerletzten Fahrgäste waren zwei Männer aus dem Vereinigten Königreich, die sich die nun geschlossene Ausstellung angesehen haben. Daran musste ich denken, und dass das vielleicht etwas zu bedeuten hat. Ich meine, nichts geschieht wirklich zufällig im Leben. Alles will einem etwas sagen, nur allzuoft bemerkt man das nicht in dem Moment, sondern erst später. Ich komme darauf, weil sich für mich gerade viele Kreise schließen. Beispielsweise warum ich früher etwas mit Tieren gemacht habe und sogar fast ein halber Tierarzt geworden wäre, wie der Herr Wieler vom Robert-Koch-Institut einer ist. Ich kann das absolut bestätigen, was die Schauspielerin Nora Tschirner, die mir auch schon mal im Taxi saß, in dem hier erwähnten Interview gesagt hat, und zwar dass sie sich immer mit Tieren am wohlsten gefühlt hat. Aber auch der Umstand, dass es mich mit jedem Tag immer mehr raus in die Natur zieht, obwohl unsere Zukunft angeblich in der Stadt liegen soll, wo demnächst sogar unser Obst und Gemüse angebaut werden wird. Wer schon mal Obst und Gemüse in der Stadt angebaut hat, der weiß, was das für den Geschmack bedeutet. Dass das meiste angebotene Obst und Gemüse bereits heute ohne Geschmack ist, erklärt möglicherweise, warum wir immer mehr Geschmacklosigkeiten einfach so hinnehmen. Was die Natur angeht, habe ich aktuell etwas beim Kollege Nietzsche gefunden. Ja, man kann wirklich immer noch etwas Neues nicht nur bei Schauspielern lernen. Freund Nietzsche jedenfalls meinte, dass wir so gerne in der Natur seien, weil diese keine Meinung über uns hat. Und so denke auch ich.  Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

Foto&Text TaxiBerlin

Leben in Zeiten von Corona – Heute: Vom Glück, ein Deutscher zu sein

Die anderen sagen so, aber ich sage und frage so …
(Deutschland = Sprachnation, also: Warum auf Deutsch?)

Es geht gerade hoch her im Nachbarland Österreich. Soeben erfahre ich, dass selbst der Kanzler von der dortigen Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft als Beschuldigter geführt wird. In dem Zusammenhang wird von einer “Arroganz der Macht” gesprochen, die es natürlich nur in Österreich gibt, das ist klar. Weiter ist von mangelndem Respekt vor demokratischen Institutionen insbesondere von einer Kaste schnell aufsteigender Jungpolitiker die Rede. Diese soll sich so genannter dunkler Rhetorik bedienen, deren Mantra “Manipuliere, bevor du manipuliert wirst!” lautet. Kein Ahnung, warum ich da an Andy Scheuer denken muss, der selbst jetzt wahrscheinlich mit dem alten Spruch von Kurt Hager, auch bekannt als “Tapetenkutte”, aufwarten würde: “Würden Sie, nebenbei gesagt, wenn Ihr Nachbar seine Wohnung neu tapeziert, sich verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren?” – Nee, Andy, natürlich nicht! Wo willst Du denn die Fachkräfte dafür herkriegen?!? Und überhaupt: Zum Glück leben wir in Deutschland, wo bekanntlich nur die Guten wohnen, und natürlich die Anifaschisten – auch das ist klar, denn die Bösen und die Faschisten gab es schon immer nur im Westen in Österreich!    –    Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Auf Arbeitssuche im Europäischen Ausland

ist auch gesünder

Im Taxi in Berlin läuft schon lange nichts mehr, meine letzte Taxischicht war Anfang März 2020, also vor mehr als einem Jahr. Letzten Sommer sprach ich mit einem jungen Bulgaren, der selbst sein Glück im Ausland gemacht hat, und der meinte damals schon, dass bald viele junge Westeuropäer und auch Deutsche nach Bulgarien kommen würden, um dort Arbeit zu suchen. Damals kam mir das noch weit weg und für mich selbst unvorstellbar vor. Dafür kenne ich Bulgarien auch zu gut, um zu wissen, dass man dort vieles finden kann, nur keine Arbeit. Anderseits sagte mir mein Instinkt bereits letztes Jahr, dass der junge Mann aus Bulgarien, der selbst wie gesagt sein Glück im Ausland gemacht hat, wahrscheinlich recht behalten wird. Nun hat mir das hiesige Arbeitsamt mit Hinweis auf die Möglichkeit der “Leistungsmitnahme” vorgeschlagen, ich könne doch mal in Bulgarien mein Glück in Sachen Arbeit versuchen. Was es auf dem Balkan für Arbeit für mich geben soll, das weiß das hiesige Amt natürlich nicht. Ich wäre bereits froh, wenn es wissen würde, wo ich mich vor Ort melden und meine Arbeitssuche bestätigen lassen soll, um die vom hiesigen Amt angebotenen Leistungen “mitnehmen” zu können. Gut, ein Papier und ein Stempel lassen sich sicherlich auftreiben auf dem Balkan. Daran soll es nicht scheitern. Aber beim Deutschen, der für seine Genauigkeit bei gleichzeitiger kompletter Unwissenheit bekannt ist, kann man nie sicher sein. Auch weil der Deutsche mal wieder die ganze Welt retten will, unter dem tut er’s nicht, diesmal in Sachen Klima: “Heute retten wir Deutschland, und morgen die ganze Welt!” – Ich jedenfalls habe mir schon mal meine Wanderschuhe rausgelegt, damit ich, nachdem es in Berlin nicht läuft für mich, in Bulgarien von Pontius zu Pilatus laufen kann, um mir zumindest die Suche nach etwas, was es nicht gibt, bestätigen zu lassen. Wünsch mir Glück!    Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: Flüssig bleiben und mit gutem Beispiel vorangehen!

Aktuelle Werbung / Marktstr.
früher Lichtenberg / heute Lichtenberg

Ich hatte neulich schon darüber geschrieben, dass sich gerade meine Meinung über das ewige Partyvolk, das dazu verdammt ist, immer von einer Party zur nächsten zu ziehen, verändert. Das ist wichtig, dass man Meinungen auch ändern kann, wenn sich die Faktenlage verändert hat. Wobei man mit Fakten auch vorsichtig sein muss, weil praktisch alle Fakten schlussendlich Interpretationen also Meinungen sind. Früher waren zumindest letztere noch unsere eigenen, neuerdings lassen immer mehr Menschen denken. Deswegen gilt seit einiger Zeit: Sag mir deine Meinung, und ich sage dir, wer für dich denkt. Das ist die Wahrheit. Ob es für das Partyvolk etwas bringt, eine neue Partei für ihre Party zu reservieren, das kann ich dir nicht sagen. Prognosen sind auch heutzutage schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen. Wichtig ist, dass wir offen oder “flüssig” bleiben, wie es immer von uns gefordert wird. Dass wir nicht an alten Meinungen und Überzeugungen festhalten, so wie ich. Ich selbst gehe mit gutem Beispiel voran, so dass auch du dir an mir ein Beispiel nehmen kannst. Aber eigentlich halte ich mich nur an das, was schon bei mir im Taxi galt, wo ein jeder alles sagen durfte – sogar die Wahrheit, und was Kollege Nietzsche schon vor Jahren so formulierte: “Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit, als Lügen.”                      Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

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Leben in Zeiten von Corona – Heute: TaxiBerlin mit seiner Peitsche im Taxi auf der LaienBühne

Peitschenhandel & Fetisch-Hof / Kirchhofstr. 44
früher Neukölln / heute Neukölln

Es ist nicht leicht in diesen Tagen, nach Österreich zu gelangen. Der Umweg über die Botschaft unseres Landes in Budapest ist auch keine Alternative mehr. Als Trockener Taxifahrer ohne Fahrgäste und deren Trinkgeld fehlen mir ehrlich gesagt auch die Mittel dazu. Deswegen muss mein Auftritt auf der LaienBühne in Wien virtuell erfolgen, wie so vieles im “Neuen Normal”. Gut, mein altes Leben war nicht ideal, aber auf jeden Fall besser als die Schöne Neue Welt, die man uns nun schon seit über einem Jahr verkaufen will. Dieser Verkauf, besser Ausverkauf, zeichnete sich schon lange davor ab, und als erstes bekamen das die Prostituierten und die Taxifahrer zu spüren. Das älteste und das mobilste Gewerbe der Welt bekommt solche Sachen immer als erste mit, das war schon immer so. Wie das die Frauen gehandhabt haben, was aus ihnen geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Was ich weiß, ist, dass ich, als ich noch Taxi gefahren bin, aus diesem mulmigen Gefühl heraus immer eine Peitsche bei mir im Taxi mitgeführt habe. Ich hatte das irgendwann schon mal erwähnt gehabt, aber niemand hatte es mir glauben wollen. Deswegen überhaupt mein Auftritt auf der LaienBühne in Wien. Als Trockener Taxifahrer ist es mir ein Anliegen, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Nicht, dass ich mich dafür entschuldigen möchte. Nein, so ist es nicht. Aber am besten du liest selbst, was es mit der Peitsche in meinem Taxi auf sich hatte. Da ich mich dazu nach Österreich begeben musste, es ist nicht leicht in diesen Tagen hierzulande einfache Wahrheiten auszusprechen, darf natürlich Thomas Bernhard nicht fehlen. (Was der alte Grantler Thomas Bernhard wohl zu Corona gesagt hätte?) Es ist gleichzeitig mein Abschied von meiner Stadt, in der die Balkanisierung täglich weiter voran schreitet, weswegen ich auch gleich auf den Balkan gehen kann. Deswegen der Titel und auch Aus dem Alltag:   Auf Berlin habe ich verzichten müssen”   –   Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.

Foto&Text TaxiBerlin