Dass nach „No German will freeze in Greece“ so schnell das „Überwintern in den Schluchten des Balkans“ beginnen würde, das hätte auch ich nicht gedacht. Mein englischer Freund Jerry, der am liebsten Deutscher wäre, sagte neulich noch, dass die Wettervorhersage gut aussehen würde für unsere Region, womit er Sonnenschein, aber keinen Schneefall meinte. Mich interessiert kein Wetterbericht und auch keine Wettervorhersage. Um zu wissen, wie das Wetter ist, muss ich nur vor die Tür gehen. Das war auch das erste, was ich heute gemacht habe, um mir den Schnee anzusehen und auch um Fotos zu machen. Eigentlich wollte ich vor dem ersten Schneefall noch weiter Holz machen. Mit dem, was ich vor der Hütte habe, komme ich nicht über den Winter. Jetzt muss ich also zittern, aber nicht wegen der Kälte, sondern dass noch einige „wärmere“ Tage kommen, damit ich Holz machen kann. Zittern muss ich auch, ob ich am Donnerstag über den Pass komme, denn da will ich nach Sofia, wo ich ein Business-Treffen besuchen werde. Vor einiger Zeit bin ich einer Business-Plattform im Internet beigetreten, die regelmäßig Treffen in der bulgarischen Hauptstadt organisiert und morgen ist das erste Treffen, das ich besuche. Ich habe mich auch schon angemeldet. Als nicht zahlendes Mitglied der Plattform werden 15 Lewa (7,50 €) Eintritt fällig, wofür ich ein Freigetränk bekomme. Das ist es mir Wert. Für zahlende Mitglieder ist der Eintritt frei. Vor einigen Wochen habe ich einen deutschen Rentner zu einem Kaffee in Sofia getroffen, der auch nicht zahlendes Mitglied der Plattform ist. Er hat mich beruhigt, was ein solches Business-Meeting angeht, als er sagte, dass es zwar ganz normal anfängt, dann aber immer bulgarischer wird, womit er meinte, dass das Business eine immer kleinere Rolle spielt, man dafür mehr über persönliches spricht, beispielsweise über die Familie, nicht über das Wetter. Unter den Menschen auf der Plattform sind nicht wenige Ausländer, sogar Landsleute habe ich schon ausgemacht. Diese haben auf eine Kontaktaufnahme meinerseits aber nie reagiert. Vermutlich sind sie noch nicht in Bulgarien angekommen, wo die Menschen im Normalfall sehr schnell in einen Austausch kommen. Gestern hatte ich einen solchen mit einer bulgarischen Anwältin, die ebenfalls auf der Plattform ist, und die sich neben Gesetzen auch für Literatur, Malerei und Philosophie interessiert. Nietzsches Zarathustra erwähnte sie neben vielem anderen namentlich. Meine Region, der Nordwesten Bulgariens, war aber auch ihr praktisch unbekannt. Das könnte auch ein Thema sein, worüber ich am Donnerstag auf dem Business-Meeting spreche. Höre gerade im Radio, dass Brüssel darüber nachdenkt, Bulgarien in den Schengen-Raum aufzunehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist. Ich meine, wenn Rechtsanwälte sich lieber über Nietzsche als über Gesetze austauschen!?! Neulich habe ich auch im Radio gehört, dass sich in Bulgarien „Mütter gegen Krieg“ organisiert haben, die gegen Waffen für die Ukraine sind, und das landesweit. Gerade fällt mir ein, dass es in Deutschland „Omas gegen Rechts“ gibt, was aber mit „Mütter gegen den Krieg“ nichts zu tun hat, so denke ich zumindest. Von „Mütter gegen Krieg“ hatte ich wie gesagt schon im bulgarischen Nationalradio „Christo Botew“ gehört. Gestern hat mich auch ein Leser meines Blogs in der Heimat auf sie aufmerksam gemacht. Ja, es gibt jetzt den ein und auch den anderen mehr, der sich in Deutschland für Bulgarien interessiert, wo man sonst Bulgarien und Rumänien nicht auseinanderhalten kann. Rumänien will übrigens auch in den Schengen-Raum, aber das nur nebenbei. Vielleicht gelingt mir beim Business-Meeting am Donnerstag in Sofia das selbe mit dem Nordwesten Bulgariens. Also dass es danach auch den ein oder anderen mehr in der bulgarischen Hauptstadt gibt, der sich für die ärmste Region interessiert. Das wäre ein schöner Erfolg für mich. Bei der Anwältin aus Sofia, mit der ich gestern den ganzen Tag „gechattet“ habe, hat es schonmal geklappt. Jetzt muss ich nur noch über den Pass, also über das Balkangebirge kommen. Deswegen zittere ich gerade.
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Seit einiger Zeit kommt wieder ein Schäfer mit seinen Schafen bei mir vorbei. Es ist aber nicht der alte Schäfer von früher, der Sämtlich Schafe und Ziegen unseres Dorfes eingesammelt und geweidet hat. Seit es das Schaf-KZ gibt, gibt es auch keine Schafe mehr im Dorf, nur noch ein paar Ziegen, und dementsprechend kam auch kein Schäfer mehr. Der Schäfer, der jetzt mit seinen Schafen kommt, ist eigentlich Polizist. Vor einiger Zeit ist er mit seiner Familie (Frau & Tochter) von Sofia zurück in sein Dorf gezogen. Hier sind wir sogar Nachbarn, die Familie des Schäfers, die Tochter ist Teenager, hat ein Haus weiter unten am unbefestigten Weg. Er ist immer noch Polizist, ich habe ihn auch schon mal in Uniform gesehen. Das mit den Schafen machen er und seine Frau nur nebenbei. In den letzten zehn Jahren sind fast 100.000 Bulgaren aufs Dorf gezogen. Seit Corona hat diese „Zurück aufs Dorf“ Bewegung noch einmal Fahrt aufgenommen, begonnen hatte sie aber schon zuvor. Bulgaren wandern also nicht nur ins Ausland aus. Im Gegenteil, auch dort gibt ist seit Corona ein „Zurück in die Heimat“ zu beobachten. Als ich vorgestern aus Griechenland zurückkam, fragte der bulgarische Zöllner mich danach aus, während er meinen Wagen nach Zigaretten und Alkohol untersuchte. Ganz genau wollte er wissen, in welchem Dorf ich wohne. Und als ich es ihm gesagt hatte, sagte er nur „Bravo!“ und die Inspektion war beendet. Es gab sowieso nichts zu finden bei mir.
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Von Thessaloniki nach Sofia sind es keine drei Stunden. Von mir aus bis ans Mittelmeer ist also in vier Stunden zu schaffen. Das ist nicht weiter wie bis ans Schwarze Meer. Die Griechen sind den Bulgaren und auch den Türken sehr ähnlich. Ihre Gastfreundlichkeit ist sprichwörtlich und ihre Freude über den Besucher immer echt. Eine ältere Dame in einer Bäckerei schenkte mir beispielsweise zwei Stück Gebäck. Sie hat viele Jahre in Hannover gelebt und sprach sehr gut deutsch. Sie war vor einiger Zeit nach Griechenland zurückgekehrt und jetzt will auch ihre Tochter aus Deutschland weg, weil es sich so verändert hat. Ein junger Mann in einem Antiquariat meinte über die Deutschen, dass für sie gerade eine Welt zusammenrechen würde, weil eine Kleinigkeit nicht funktioniert, verglichen mit dem, was in Griechenland viele Jahre lang nicht funktioniert hat. Ein Arzt berichtete von einem deutschen Kollegen, der so wie ich vor eineinhalb Jahren der Heimat den Rücken gekehrt hat, was er erst nicht verstand – bis er sich über die Zustände in Deutschland erkundigte. Beispielsweise über das Durchgreifen der Polizei. Die Impfung bezeichnete er als „Mengele-Experiment.“ – Ich könnte weitere Beispiele anbringen, will es aber bei diesen dreien belassen. Für mich steht, dass ich spätestens im nächsten Jahr wieder nach Griechenland fahren werde. Am liebsten wäre ich jetzt schon dort geblieben, auch wegen der angenehmen Temperaturen.
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