Humana Second Hand Bulgaria

Auch in Bulgarien gibt es Humana Second Hand. Möglicherweise gibt es hier sogar Sachen, die es bei Humana in der Heimat nicht gibt, z.B. diese T-Shirts für sechs Lewa (drei Euro) das Stück. Sicher bin ich mir allerdings nicht. Da es die T-Shirts hier in größerer Stückzahl und in verschiedenen Größen gibt, gehe ich aber davon aus, dass für jeden eins dabei ist. “Jeder bitte nur ein Shirt!”. (In Anlehnung an: “Jeder nur ein Kreuz!” in Monthy Python’s “Life of Brian”.) Auch wenn in Bulgarien “Garanzija? -Fanzija!” gilt (Wer Garantie möchte, soll nach Frankreich gehen!), ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr groß, dass ein jeder später beweisen kann, dass er im Widerstand war.

PS: Im Normalfall kauft irgendsoein blöder Bulgare das T-Shirt, der gar nicht weiß, was draufsteht. Wenn der dann irgendwann auch nach Deutschland auswandert, wird er dort vielleicht als Held gefeiert. Du machst dich besser umgehend auf den Weg. Damit es später nicht wieder heißt, du hättest mal wieder von nichts gewusst.

Vegetarier sind Faschisten

Ostern isst man in Bulgarien traditionell Lamm. Als braver Deutscher esse ich Insekten. Zum einen, weil ich genug von ihnen habe. Zum anderen, weil auch ich das Klima retten will. Mir selber helfen kann ich nicht, aber das Klima retten. Bei meinen Insekten handelt es sich um Wanzen. Wer kennt sie nicht, die kleine Wanze, die auf der Mauer auf der Lauer sitzt. Früher auf der Berliner Mauer, heute auf der Brandmauer. Geht es nach Willy Brandt, wird sie fallen und Berlin wird leben. Doch zurück zu den Insekten. Seit ich erfahren habe, dass ein junger Mann aus meinem Dorf regelmäßig Schweinehälften aus Deutschland holt, offensichtlich kann man in Bulgarien keine Schweine mehr züchten, bin ich Vegetarier geworden. Um ehrlich zu sein, tue ich mich schwer damit. Jetzt nicht, weil Hitler, der übrigens heute Geburtstag hat, auch Vegetarierer war. Obwohl man angesichts dieser Tatsache schon darüber nachdenken sollte, ob man nicht doch besser Carnivorer wird. Sicher ist sicher! (Ich sehe schon die Parole vor mir: “Vegetarier sind Faschisten!” – in Anlehnung an: “AfD-Wähler sind Nazis!”.) Was die Insekten angeht: Sie sind einfach nicht nach meinem Geschmack. Vor allem dann nicht, wenn sie so stinken wie Wanzen. Aber was macht man nicht alles, um das Klima zu retten. Oder auch wenn man sich Lamm nicht leisten kann.

Wahrlich, er ist auferstanden

Христос воскресе – Christus ist auferstanden

Dass Ostern bei Katholiken und Protestanten einerseits und in den orthodoxen Kirchen andererseits auf das gleiche Datum fällt, ist ungewöhnlich. Aber in diesem Jahr ist das so. Ausnahmsweise feiern alle das Osterfest gemeinsam am 20. April. Ausgerechnet an Hitlers Geburtstag. Das muss man sich einmal vorstellen! Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, sehe ich es als Zeichen, endlich mit der Spaltung und dem Krieg aufzuhören. Insbesondere deswegen, weil uns, so sieht es zumindest im Moment aus, ein neuer großer Krieg bevorsteht. In der Heimat scheint man es gar nicht erwarten zu können, endlich in den Krieg zu ziehen. Dem deutschen Wesen soll von bösen Menschen der Pazifismus aus den Genen getrieben werden, bevor die Welt wieder an ihm genesen soll. Vom Kampf Gut gegen Böse ist die Rede, wobei der Russe immer der Böse ist. Der Bulgare in mir zieht es in Betracht, dass es auch umgedreht sein könnte. Dazu muss man wissen, dass – ich erwähnte es bereits mehrfach – in Bulgarien nicht nur vieles anders, sondern einiges genau umgedreht ist. Der bulgarische Volksmund sagt beispielsweise über böse Menschen, dass sie ihre Strafe bekommen werden. Meinen Landsleuten in der Heimat sage ich das, was man hier in Bulgarien zu Ostern sagt: “Wahrlich, er ist auferstanden.” Die Tradition will, dass man dabei nach der Messe gemeinsam dreimal um die Kirche geht. Der Pope, der vorneweg geht, sagt dabei: “Christus ist auferstanden.”, worauf die Gläubigen hinter ihm antworten: “Wahrlich, er ist aufstanden”.

“Der Friederich, der Friederich , das war ein arger Wüterich”

Anderen finden auf dem Flohmarkt die Blaue Mauritius – ich das Rote Telefon. Aber nicht nur das! Es ist auch noch die Nummer vom Wladimir drauf. Oder war es die vom Wolodymir? Egal, es ist ein und derselbe Name. Er kann sowohl Welt- als auch Friedensherrscher bedeuten. Gerade lese ich, dass man bei der Berliner Zeitung auf die großartige Idee gekommen ist, sowohl das amerikanische ChatGPT als auch das chinesische DeepSeek zu fragen, wie der Ukrainekrieg endet. Die Antworten sollen unterschiedlich sein. Komisch, oder? Wird uns nicht ständig erzählt, dass wir in Zukunft besser alles der Künstlichen Intelligenz (KI) überlassen sollten, weil die es angeblich immer besser weiß. Für mich ist KI Teufelszeug. Und wenn es dafür noch eines Beweises bedurfte, dann liefert ihn die Berliner Zeitung. Denn KI ist immer nur so klug wie derjenige, der sie programmiert hat. Wer wirklich wissen will, wie der Ukraine-Krieg ausgeht, der braucht das Rote Telefon. Im Moment sieht es so, dass man nicht die Nummer vom Wladimir, sondern die vom Friedrich braucht, auch wenn die Bedeutung der Namen ganz ähnlich ist. Der männliche Name Friedrich setzt sich nämlich aus den althochdeutschen Wörtern „fridu“ für Friede, Schutz und „rîhhi“ für mächtig, reich, Fürst zusammen. Damit bedeutet Friedrich so viel wie „der Friedensfürst“, „der an Frieden Reiche“, „Friedensherrscher“, „mächtiger, schirmender Herrscher“.

Hoffen wir, dass das stimmt. Möglicherweise trifft aber auch “Die Geschichte vom bösen Friederich” von Heinrich Hoffmann zu, die mit diesen Worten beginnt: “Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich!”

Deutschlandticket – Ja oder Nein?

Irgendwann demnächst komme ich nach Deutschland zurück und schon jetzt quält mich die Frage, ob ich mir wieder ein Deutschlandticket holen soll oder besser nicht. Hatte ich mich in der Vergangenheit “nur” über die Verwahrlosung der öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin beklagt, scheint die Nutzung der Bahn mittlerweile im wortwörtlichen Sinne lebensgefährlich geworden zu sein. Spricht man es aus, so wie die Journalistin Julia Ruhs, kann das richtig nach hinten losgehen. Es ist nicht auszuschließen, dass ihr Beitrag bald nicht mehr abrufbar ist. Vor allem deswegen veröffentliche ich ihn hier auf meiner Seite. Aber auch, damit man in der Heimat eine Vorstellung davon bekommt, warum mir bereits jetzt vor der Rückkehr graut. Denn in Bulgarien ist eine solche verlogene “Debatte” (“Tiefpunkt der Berichterstattung”, “rechtspopulistischer Quatsch”, “migrationsfeindliche Narrative”) wie in Deutschland, nur weil jemand sagt, dass der Kaiser keine Kleider trägt, undenkbar.

“Bis heute erzählt unsere Stadt die Geschichte von Tod, Leid und Verderben.”

Gestern vor 80 Jahren begann die Schlacht um Berlin, die verloren war, noch ehe sie begann. Obwohl man noch heute die Zerstörung erkennen kann, will man (mal wieder) gegen Russland ziehen. In Bulgarien gibt es jede Menge Verfall, die man auch als Zerstörung bezeichnen kann, auch wenn kein Krieg erklärt wurde oder gar stattgefunden hat. Flächendeckender Verfall kann ganz schön runterziehen. Was hilft, ist die Natur. Daran, dass vieles aufgrund des Verfalls und der enormen Abwanderung nicht funktioniert, kann aber auch sie nichts ändern.