Bericht aus einem gebrochenen Land (024)

Jetzt ist auch in der Tourismusbranche angekommen, was ich seit langem sage, und zwar dass Berlin die Zentrale des deutschen Irrenhauses ist. Es ist immer das gleiche. Einer hat eine gute Idee oder sagt einfach nur die Wahrheit. Dann dauert es nicht lange, bis ein anderer kommt, der damit Geld verdienen will. Natürlich habe ich mir das Irrenhaus nicht patentieren lassen. Wahrscheinlich geht das auch gar nicht. Obwohl, bei der “Zentrale des deutschen Irrenhauses” bin ich mir nicht sicher. Eins weiß ich. Den “Chaosplatz” werde ich nicht verwenden. Das sage ich all jenen, die “Zentrale des deutschen Irrenhauses” nicht mehr hören können. Es hätte also wirklich schlimmer kommen können, wie man in Bulgarien gerne und oft sagt.
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Bericht aus einem gebrochenen Land (023)

Als mein englischer Freund Jerry neulich in Deutschland war, musste er feststellen, dass unser Land nicht nur voll von Deutschen ist, wenngleich weniger als seinerzeit, als er noch in der Armee ihrer Majestät hier seinen Dienst tat, sondern auch, dass viele Landsleute bedrückt (depressed) und verstopft (constipated) sind. Ich hatte hier darüber berichtet. Nach zwei Monaten in der Zentrale des deutschen Irrenhauses muss ich Jerrys Beobachtungen leider bestätigen. Mittlerweile habe ich auch eine Idee davon bekommen, warum viele Deutsche im doppelten Sinne am Arsch sind. Es liegt ganz einfach daran, dass sie von niemandem mehr danach gefragt werden, ob sie Stuhlgang haben. Früher eine obligatorische Frage bei jedem Arztbesuch, heute die absolute Ausnahme und ein Grund, warum ich nicht mehr zum Arzt gehe. Ein weiterer, wichtigerer Grund ist der, dass seit Corona die wichtigste Grundregel der Krankenpflege keine Beachtung mehr findet: dem Menschen Sicherheit geben! Das Resultat sehen wir heute: eine große Anzahl verängstigter und depressiver Gestalten. So wie es mein englischer Freund Jerry, der am liebster Deutscher wäre, bereits Ende letzten Jahres beobachtet hatte. Gegen Depressionen hilft Lithium, das ist bekannt. Und gegen Verstopfung auf Toilette gehen, was irgendwie in Vergessenheit geraten ist. Damit es keiner vergisst, starte ich eine Kampagne, zu der ich jeden einladen möchte: Werde Stuhlpate!

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Bericht aus einem gebrochenen Land (022)

Mecklenburgische Ecke Blissestraße

 “Corona Unrecht Repressalien Aufarbeiten – Die unerträglichen Grundrechts Einschränkungen dürfen sich niemals wiederholen” stand auf obigem Aufkleber an der Bushaltestelle in Wilmersdorf. Dass man nun nicht mehr lesen kann, was da gefordert wird, liegt daran, dass es sehr stark zerkratzt wurde. Ganz offensichtlich gibt es Menschen, denen nicht gefällt, was da gefordert wird. Auch ich bin der Meinung, dass das Corona Unrecht aufgearbeitet werden muss. Eine Zeitlang bin ich davon ausgegangen, dass dies auch stattfinden wird. Es erschien mir das normalste der Welt zu sein, auch damit sich ähnliches nicht wiederholt. Die Realität sieht leider anders aus. In Anlehnung an Heinrich Heine, von dem der Ausspruch stammt: “Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen”, stelle ich nun fest: “Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Aufkleber zerkratzt, kratzt man auch am Ende Menschen die Augen aus”.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (022)

Mehlwürmer im Schokoladenmantel
Gestern auf der Grünen Woche habe ich in die Zukunft sehen können, das Kommende: Mehlwürmer im Schokoladenmantel. Der Löffel für nur einen Euro. Ein absoluter Spitzenpreis. Präsentiert auf einem Goldenen Teller. Das Ganze vom Tschechen. Das war die eigentliche Überraschung. Und ich dachte immer, der Tscheche kennt sich nur mit Bier aus. Wie die Mehlwürmer im Schokoladenmantel schmecken? Ich habe keine Ahnung. Ich bin jetzt Vegetarier – Mehlwurmvegetarier.
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Bericht aus einem gebrochenen Land (021)

Unterm Bahnhof Friedrichstraße

Die einzigen, die in der Zentrale des deutschen Irrenhauses noch lächeln (von lachen kann keine Rede sein), sind Menschen, die dafür bezahlt werden wie beispielsweise obiges linkes Modell. Dem Modell rechts will schon kein rechtes Lächeln mehr gelingen, sie schaut lieber kühl in die Kamera und auf das Obdachlosenquartier unter ihr, und das verstehe ich nicht. Dass alle Menschen immer versuchen cool zu sein, obwohl es doch schon ohne dass sie cool sind, kalt ist in Deutschland. Gut, in Bulgarien lachen die Leute auch nicht ständig. Die meisten haben auch nichts zu lachen, oder sie haben keine Zähne im Mund. Meist ist es beides. Hier, wo die allermeisten die meisten Zähne noch im Mund haben, sollte es doch viel leichter sein zu lachen. Liegt es daran, dass auch hierzulande immer mehr Menschen nichts mehr zu lachen haben? Ich meine, immerhin gibt es mehr Obdachlose als in Bulgarien, wo jeder mindestens ein Haus hat. Ich denke, es liegt eher an den fehlenden Sonnenstrahlen, dass hier kaum noch jemand lacht. Sonnenstunden sind gerade rar gesät. Insgesamt gibt es in Bulgarien doppelt so viele Sonnenstunden als in Deutschland. Das war zwar schon immer so, aber heute ist der Klimawandel daran schuld. Das Klima zu schützen, heißt also auch, dass wir bald mehr lachen können im kalten Dunkeldeutschland. Oder sollten wir mehr lachen, damit die Sonne öfter scheint? Ich versuche es erstmal damit, was ich auch nur jedem empfehlen kann. Hör auf cool zu sein und lach mal wieder, dann scheint auch die Sonne öfter und es wird von ganz alleine wärmer unter den Menschen.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (020)

Vorm Späti um die Ecke

Neulich habe ich ein Buch bei Booklooker bestellt, wo ich jetzt auch wieder meinen BauchLaden voll mit guten Büchern habe. Da das Buch nicht in den Briefkasten passte und die Postfrau auch nicht bei mir geklingelt hat, durfte ich mir das Buch am nächsten Tag nach 14 Uhr beim Späti um die Ecke abholen, in dem sich seit einiger Zeit auch eine Post befindet. Seit ich keinen Alkohol mehr trinke, also seit fünfeinhalb Jahren, gehe ich nicht mehr in Spätis, auch weil ich sie mir nicht mehr leisten kann. Vor dem Späti mit der Post steht obiges Schild auf dem Bürgersteig, was wieder so typisch deutsch ist. Typisch deutsch deswegen, weil aus einer ganz einfachen Sache, nämlich dass Kunden des Spätis sich nicht in die Schlange der Paketabohler einreihen brauchen, eine Wissenschaft mit Schildern gemacht wird, die kein Mensch versteht, selbst wenn er – so wie ich – 13 Semester studiert hat. Neulich im Buchladen war es ähnlich. Ich trat von der Seite an den Verkaufstresen heran, um ein Buch, das ich kaufen wollte, zu bezahlen. Dass ich es gewagt habe, von der Seite an den Verkaufstresen heranzutreten, war dem Umstand geschuldet, dass das Buch, das ich zu kaufen beabsichtigte, auf dieser Seite des Verkaufstresens im Regal stand und ich nach dem Kauf den Buchladen auf direktem Weg zu verlassen beabsichtige, wofür die Seite des Verkaufstresens, an dem ich das Buch kaufen wollte, beste Voraussetzungen bot. Der Weg war kurz und man hatte freie Bahn. Aber nein, was passierte? Genau, man bat mich, einmal um den Tresen herumzulaufen, um mein Buch an der Vorderseite des Verkaufstresen zu bezahlen. Auch dies eine typisch deutsche Aktion. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Der Gang um den Tresen war eng, alles andere als eine freie Bahn, und ich riss bei ihm einige Bücher um, die dann auf den Boden fielen, denn die Büchertische sind voll. So wie ich kein Bier mehr im Späti kaufe, kaufen andere keine Bücher mehr in Buchläden. Jetzt kam der Buchverkäufer hinter seinem Tresen hervor, und zwar genau von der Seite, an der ich das Buch bei ihm kaufen wollte. Hätte ich dies gedurft, wäre ich schon längst aus seinem Laden heraus gewesen. So musste der Buchverkäufer nun erstmal die auf den Boden gefallenen Bücher aufsammeln, bevor er mich abkassieren konnte. Dabei murmelte er sowas wie “Kein Problem!” in seinen nicht vorhandenen Bart. Was sollte er auch anderes sagen? Vielleicht, dass es dumm von ihm war, mich nicht an der Seite seines Tresen abkassiert zu haben. Nein so schlau ist der Deutsche nicht. Wobei schlau nicht das richtige Wort ist. Das richtigere ist ehrlich. Der dumme, unehrliche Deutsche musste sich, nachdem er die Bücher, die ich auf meinem von ihm befohlenen Weg zur Vorderseite des Verkaufstresens heruntergeworfen hatte, aufgehoben und wieder auf den Büchertisch gelegt hatte, erst einmal wieder zurück hinter seinen Tresen begeben, besser sich zu ihm durcharbeiten, bevor er mich abkassieren konnte. Erst danach war es mir möglich, sein Geschäft zu verlassen, wobei ich fast schon wieder irgendwelche blöden Bücher umgestoßen hätte, die extra dafür auf dem Weg zum Ausgang aufgestellt waren. Damit man noch mehr Bücher mitnimmt, die nichts taugen. Das war vielleicht die allerschlimmste Erfahrung. Dass ich mich durch Stapel von unsinnigen Büchern durcharbeiten musste, bevor ich das eine Buch fand, das ich kaufen wollte, und zwar von der Seite. Und wenn man mir dies erlaubt hätte, wäre ich nicht nur schon längst aus dem Buchladen heraus gewesen, sondern hätte diesen Beitrag gar nicht schreiben können. Das ist auch wahr. Aber nun alle Bücher im Internet zu bestellen, ist auch keine Lösung für mich, wie ich eingangs beschrieben habe. Denn dann bin ich mit Hinweisschildern vor Spätis konfrontiert, die kein Mensch versteht. Wenn ich es mir recht überlege, brauche ich diese ganzen Dummheiten der Deutschen gar nicht. Letztendlich habe ich auch genug Bücher, weswegen ich einige von ihnen loswerden will. Und Du kannst sie kaufen! Ist das nicht großartig?! Du musst dafür in keinen Buchladen gehen, sondern nur im Internet klicken. Bei mir natürlich. Das ist klar. Und weil Du nicht in Berlin wohnst, Du darüber hinaus deine Postfrau kennst und es dort, wo Du wohnst, sowieso keine Spätis gibt, und damit auch Schilder auf Bürgersteigen, die Du nicht verstehst, steht dem nichts im Wege. Vor allem nicht der Umweg von der Seite einmal um den Tresen herum. Einen Tresen gibt es in meinem BauchLaden nämlich gar nicht.

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Wunder mit Fachkräften

Dieses Buch unserer Fachkraft fürs Äußerste, Verzeihung: Äußere, habe ich neulich gefunden – und liegen gelassen. Ich dachte, ich schreib erstmal eine Zustandsbeschreibung, also was ist. Meine Zustandsbeschreibung “Wunder mit Fachkräften” ging heute online. Der Untertitel ist: “Deutschland studiert, Fachkräfte fehlen. Was bedeutet das im ganz normalen Leben? Ein Erfahrungsbericht.” Nachzulesen ist mein Befund auf der Seite Medien+ von Michael Meyens Freier Medienakademie, über den heute dieser Beitrag von dem Historiker und freien Journalisten Sven Braier in der Berliner Zeitung erschien.

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Freibrechende Nachricht: Unerwartete Rede in Davos

Es ist ganz schön was los, nicht nur in Berlin, sondern auch in Davos, wo gerade das Weltwirtschaftsforum tagt. Ausgerechnet in seinem Wohnzimmer sagt jemand zum Godfather Klaus Schwab, er solle sich zum Teufel scheren. Wer hätte das gedacht?
PS: Man hat mich darum gebeten, darauf hinzuweisen, dass es sich bei obigem Video um ein Deepfake handelt. Der ein oder andere hatte es nicht mitbekommen.
Video YouTube
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Bericht aus einem gebrochenen Land (019)

Mangels Köpfen, die wichtigsten haben die Partei kürzlich verlassen, wirbt Die Linke jetzt mit Farben. Hintergrund ist die bevorstehende Wahl am 11. Februar in Berlin, ich hatte hier darüber berichtet. Rot ist eine Farbe, mit der geworben wird, es gibt auch Plakate in Blau und Grün. Die Farbe Rot passt traditionell zu Linken. Nur sind Linke heutzutage so wenig links wie Grüne grün sind. Linke heute sind linke Linke und Grüne sind olivgrüne Bellizisten. Möglicherweise ist das der Grund, dass das rote Plakat von Die Linke nicht die versprochene Wärme ausstrahlt. Obwohl eines von ihnen seit Tagen gerahmt bei mir in der Wohnung hängt, ist die von ihr ausgehende Wärme gleich Null. Da lob ich mir meinen Ofen PRITY in den Schluchten des Balkans, dessen Wärme ich sogar mit ins Bett nehmen kann.

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