Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (033)

Sie sieht es aus in diesem Land, wenn man im ersten Haus am Platz, und zwar im so genannten Kulturkaufhaus Dussmann in der Friedrichstraße, nach dem Spiegel-Bestseller “Auf beiden Seiten der Front – Meine Reisen in die Ukraine” von Patrik Baab sucht. Man schaut in die sprichwörtliche Röhre. Immerhin, ich hätte das Buch bestellen können, es wäre am nächsten Tag da gewesen, so die junge Dame an der Information. Ich habe es vorgezogen, mir das Buch direkt beim Autor abzuholen. Denn Patrik Baab hat am gestrigen Abend zusammen mit Michael Meyen im “Sprechsaal” auf der anderen Seite der Spree und vom Bahnhof Friedrichstraße zum Thema “Gleichgeschaltet”? gesprochen. Moderiert wurde die überaus gut besuchte Veranstaltung, die einige vom Bürgersteig aus verfolgen mussten, von dem Historiker Sven Brajer. Ich selbst saß auf der Erde direkt neben den Autoren und habe die komplette Veranstaltung mitgeschnitten. Der Mitschnitt wird demnächst online gestellt werden, ich werde ihn hier auf meiner Seite verlinken.

Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (032)

Wovon weniger die Rede ist, seitdem ich in Berlin bin, ist das Haltung zeigen. Nicht, dass ich es vermissen würde. Aber ein klein wenig frage ich mich schon, wo sie geblieben sind, die ewig Haltung zeigenden. Haben sie jetzt einen Haltungsschaden? Kleiner Scherz am Rande! Aber im Ernst. Ich glaube eine Antwort gefunden zu haben. Der Journalist Georg Restle von ÖffentlichRechtlich möchte nicht Haltungs-Journalist genannt werden, denn wer Haltungsjournalismus sagt, meint eigentlich Gesinnungsjournalismus. Hm, das klingt fast nach einem Vorwurf, oder? Ich meine, wurde in der Vergangenheit nicht auch von Georg Restle immer Haltung eingefordert? Wie dem auch sei, heute will er mit Haltungs-Journalismus nichts zu tun haben. Georg Restle fordert vielmehr einen Werteorienterten Journalismus. Ein neuer Begriff also, der noch schwerer wiegt als Haltungs-Journalismus. Ich wäre ja schon zu frieden, wenn ein Journalist einfach mal rausgehen und mit den Leuten sprechen würde, anstatt seine Beiträge im Homeoffice zu schreiben. – Patrik Baab, das ist der nette ältere Herr in obigem Interview, auch er hat viele Jahre für ÖffentlichRechtlich gearbeitet, hat dies getan. Allerdings am verkehrten Ort, nämlich sowohl in der West- als auch in der Ost-Ukraine, und hat daraufhin sogleich seine Lehraufträge an zwei deutschen Universitäten verloren. So schnell kann es gehen. Man stelle sich vor, ein Journalist hätte über Ost- und Westdeutschland berichtet und ihm wäre daraufhin dasselbe passiert wie Patrik Baab. Eigentlich unvorstellbar. Aber wir leben in besonderen Zeiten. Ob das der Georg Restle genauso sieht? Schwer zu sagen. Möglicherweise versteht Georg Restle das Problem gar nicht. Immerhin, auch Georg Restle geht davon aus, dass es viele verschiedene Wahrnehmungen von dieser Welt gibt und jede ihre Berechtigung hat. Die Wahrnehmung und die journalistische Arbeit von Patrik Baab scheinen nicht dazuzugehören. Zumindest habe ich gegenteiliges von Georg Restle bis heute nicht vernommen. Könnte dies eventuell daran liegen, was Pulitzer Preisträger Upton Sinclair bereits von knapp 100 Jahren so formulierte: “Es ist schwer, einen Menschen von etwas zu überzeugen, wenn sein Gehalt davon abhängt, dass er es nicht versteht.”
PS: Heute um 19 Uhr gemeinsame Veranstaltung von Michael Meyen und Patrik Baab im “Sprechsaal” in der Marienstraße 26 in Mitte zum Thema “Gleichgeschaltet”.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (031)

In Amerika gibt es nicht nur Präsident Biden und seinen Sohn Hunter, der gerade mal wieder vor Gericht steht, weil er Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben soll. In der Ukraine war Hunter auch schon einmal aktiv, und zwar als Abkassierer. Dort bekam er von der ukrainischen Gas-Firma Burisma 50.000 Dollar im Monat dafür, dass er der Sohn des damaligen Vize-Präsidenten unter Obama war. Seither muss er Steuern hinterziehen, um seinen Lebensstil zu finanzieren. – In Amerika gibt es auch Menschen wie Colonel Macgregor. Das ist der nette ältere Herr und ehemalige Militär mit profunden Deutschkenntnissen in obigem Interview. Er geht von 500.000 Toten alleine auf Seiten des ukrainischen Militärs aus. Kämpfen sollen in ihren Reihen vorzugsweise 14, 15, 16 und über 60, 70 Jährige. Macgregors bester Satz: “Es ist schlimm genug zu wissen, wie korrupt und inkompetent Washington sein kann. Aber ich hatte mir von Berlin etwas Besseres erhofft.” Und das hier ist sogar noch besser: “Man muss in Deutschland jemanden finden, der die Fähigkeit, den Verstand, den Charakter und den Mut hat, Kanzler zu sein. Ich habe keine Antwort für Sie, aber sie brauchen dringend jemanden. Und Deutschland kann dazu beitragen, dass dieser absolut monströsen Katastrophe ein Ende gesetzt wird.” Damit meint Macgregor den Krieg in der Ukraine, den er, das wichtigste hätte ich fast vergessen, für verloren hält. Selenski sieht er bereits in seiner Villa auf Miami.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (030)

Monatlicher Abschlag 2024: 177 oder 70?

Neulich meldete sich mein Gasanbieter per e-mail bei mir. Ich habe die e-mail einige Tage ruhen lassen. Das kam mir dann, als ich sie öffnete, wie ein Fehler vor, denn der monatliche Abschlag, den mein Gasanbieter ab dem 1. Januar 2024 von mir haben wollte, betrug 177,00 EUR. Ich versuchte erst gar nicht herauszufinden, wo der Fehler liegt, sondern rief gleich bei meinem Anbieter an. Vielleicht das beste an meinem Gasanbieter: Man kann ihn anrufen. Die Frau am Telefon stimmte mir sogleich zu, dass irgendetwas nicht stimmen könne – immerhin. Der Fehler war, und jetzt halte dich fest, dass ich die jährliche Grundgebühr von 107,00 EUR jeden Monat zahlen sollte. Schöne Grüße aus Pisa! Auf diese Idee muss man erstmal kommen. Selbst in Bulgarien sind die Zeiten vorbei, wo man so offensichtlich betrogen hat. Das war in den Neunzigern, als auch in Berlin alles möglich schien. Die Bulgaren sind seither immer deutscher geworden. Dafür wird Berlin immer Balkanischer. Und die Leute finden’s geil. Gut, nicht alle. Aber doch so einige. Spätestens wenn’s auch an ihre Geldbörse geht, ist Schluss mit lustig. – Garantiert!

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (029)

Weihnachten im Berliner Hinterhof
Neulich war die Polizei auf meinem Hinterhof. Keine Sorge, sie war nicht wegen der Weihnachtsdeko gekommen – das war in Hamburg. Ich saß gerade am Fenster und schrieb eine Bewerbung samt Lebenslauf, als die Polizei den Hinterhof inspizierte. Genau schrieb ich an dem Kapitel “Krankheiten und Traumata”, das in keinem Lebenslauf fehlen darf heutzutage. Bei mir sind es nur Depressionen und gelegentliche manische Explosionen oder mit anderen Worten: Ich hab’s mit den Nerven. Hinzu kommt, dass ich Borderliner und bipolar bin, null Alkohol trinke und keinen Rauch vertrage. Dafür esse ich alles und man kann mich ruhig mit Herr und dem Pronomen “er” ansprechen. Unterm Strich bin ich aber total pflegeleicht und auch sehr folgsam. Letzteres habe ich im Taxi gelernt, wo ich praktisch immer völlig willenlos und ausschließlich dorthin gefahren bin, wo die Fahrgäste hinwollten, auch wenn meine Haltung dagegen war. Doch zurück zu Weihnachten, der ein oder andere soll es ja noch feiern. Ich tue es noch, aber ohne Geschenke – dieses Jahr wirklich! Denn ich kann ich sie mir nicht mehr leisten. Und dabei ist gerade jetzt das passendste Geschenk ever erschienen. Aber nicht nur das. Geschrieben hat es keine geringe als die Partnerin von Robert Habeck. So wie der Wirtschaftsminister sich besonders gut mit Insolvenzen auskennt, so sind Weltuntergänge das Spezialgebiet von Andrea Paluch: “Die besten Weltuntergänge”
Foto&Text TaxiBerlin

 

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (028)

 Bei “Thalia” in Halle am Markt

Eigentlich wollte ich heute nichts mehr veröffentlichen, aber gerade kam die Meldung rein, dass “Krisenmodus” zum Wort des Jahres 2023 gekürt wurde. Wahrlich, es ist ein aus der Zeit gefallenes Land, dieses Deutschland. Wo waren die Entscheider der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden in den letzten drei Jahren, frage ich mich sogleich. Ich muss nicht lange nach der Antwort suchen, denn wie kürzlich bekannt wurde, können 30 Prozent nicht richtig rechnen in diesem Land. Das scheint mir der Schlüssel zum Verständnis der Wahl zu sein. Oder mit anderen Worten: Wer eins und eins nicht zusammenzählen kann, der braucht Jahre, um zu realisieren, dass sich sein Land im Krisenmodus befindet. Mindestens drei! – Ich tröste mich damit, dass alles noch viel schlimmer hätte kommen können. Eine Lebensweisheit, die ich aus Bulgarien mitgebracht habe.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (027)

Mach nicht alles, was von dir verlangt wird

In meiner Zeit in Bulgarien habe ich gelernt, die Dinge umzudrehen, umzudenken, besser: neu zu denken. Das hilft mir heute sehr mich in Berlin zurechtzufinden. Werde ich beispielsweise aufgefordert, Mainstream zu sein, weiß ich, was ich auf keinen Fall machen darf. Mit dieser Regel fahre ich sehr gut. Angefangen mit meinem Umdenken habe ich im April. Da war ich zu einem Journalisten-Crash-Kurs, der alles andere als Mainstream ist. Der Kurs war an der Freien Medienakademie von Michael Meyen. Michael ist, obwohl er wie ich aus dem Osten kommt, seit mehr als 20 Jahren Professor im Westen, und zwar für Kommunikationswissenschaften an der Uni in München. Seit einiger Zeit gilt Michael auch als “umstritten”, was gleichzeitig der Titel eines Beitrags von mir über den Kurs an der Freien Medienakademie in der Oberpfalz ist: “Der Umstrittene”. Neulich gab es ein Wiedersehen mit Michael in Berlin, und ich habe die Gelegenheit genutzt, mit ihm ein ausführliches Interview zu führen, das man ab sofort hier nachhören kann. Eine Frage an Michael war, warum sich immer mehr Menschen immer weniger von den Mainstream-Medien angesprochen fühlen. Auch hier hilft das bulgarische Umdenken: Wenn die Mainstream-Medien ihren Auftrag erfüllen würden, wäre das umgedreht. – Nur, dann wären sie eben kein Mainstream mehr.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (026)

Der Feuermelder vorm Schloss “Bellevue”, dem Sitz unseres Präsidenten, ist “Außer Betrieb”. Klar, zeitgemäßer wäre ein Wahnsinn- oder zumindest Irrsinn-Melder. Aber Feuermelder passt auch sehr schön, beispielsweise zum Titel dieser aktuellen Spiegel-Kolumne: “Die Welt brennt – und Deutschland mäht den Rasen”. Gerade höre ich im Radio, dass die Regierung es nicht schafft, nach der Klatsche aus Karlsruhe, das ist jetzt auch schon wieder drei Wochen her, noch in diesem Jahr den Haushalt fürs nächste zu verabschieden. Mit anderen: das Jahr beginnt – aber es gibt keinen Haushalt. Auf dem Feuermelder vorm Schloss “Bellevue” steht, dass man bei Feuer die Scheibe einschlagen und warten soll, bis die Feuerwehr kommt. Nun ist der Feuermelder aber “Außer Betrieb”. Da die Feuermeldung sowohl durch den nächsten Feuermelder als auch Fernsprecher und sogar übers Internet zu keiner Reaktion führte, können wir nichts machen. Dieser Fall ist hierzulande nicht vorgesehen, und was nicht vorgesehen ist, da macht der Deutsche auch nichts, da wartet er lieber artig ab, was passiert. Wir können ja auch noch 2025 einen Haushalt 2024 verabschieden und einfach mal ‘n Jahr fasten. Soll sehr gesund sein.

Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (025)

Wer immer noch Lust hat, seine Freiheit in der Ukraine zu verteidigen, sollte sich beeilen, denn der Krieg dort könnte bald vorbei sein. Das sagt nicht nur Seymor Hersh, sondern nun auch “The Economist”. Obwohl ich mit Waffe gedient habe, auch wenn es nur der Grundwehrdienst war, zieht mich nichts an die Ostfront. Dass das so ist, liegt – so denke ich – vor allem daran, dass wir in den 18 Monaten immerhin dreimal mit einer Kalaschnikow geschossen haben. Es scheint mir, als gäbe es da eine Parallele zu meiner Ausbildung zum Krankenpfleger. Auch wenn ich da einige Spritzen sogar selbst verteilt habe, halte ich mich jetzt lieber fern von ihnen, zumindest wenn es sich dabei um eine so genannte Impfung handelt.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus einem aus der Zeit gefallenen Land (024)

Seit Tagen will der Schneemann, den meine Hausverwaltung auf den Esel bei mir vor der Eingangstür gesetzt hat, nicht weichen. Der Esel ist ein Geschenk von Fahrgästen aus Spandau bei mir im Taxi, aber das nur nebenbei. Da ich kaum noch die Wohnung verlasse, habe ich nichts davon. Immerhin, in der Wohnung herrschen mehr oder weniger ähnliche Temperaturen in jeden Raum. Ich persönlich bevorzuge die Ein-warmen-Raum Strategie der Bulgaren. Nach der Ein-warmen-Raum Strategie gibt es einen Raum, der so richtig warm ist, sagen wir 25 Grad. In Bulgarien kriege ich das Dank meines Holzofens der Marke PRITY, dem bulgarischen Mercedes in Sachen Holzöfen, hin. Nur, meinen PRITY konnte ich nicht mitbringen. Und wenn, hätte ich ihn hier nicht anschließen können. Aber das ist ein Luxusproblem und auch nur die Vorrede. Denn ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass, nachdem der Hitzetod im Sommer ausgeblieben ist, nun wirklich Menschen sterben, und zwar Obdachlose den Kältetod. Dass es jetzt mehr Schnee geben soll, weil angeblich die Polkappen geschmolzen sind, leuchtet selbst mir ein. Wenn ich es richtig sehe, gibt es aber gar nicht mehr Schnee. Der ist immer noch der alte. Es wird bloß einfach nicht wieder warm oder zumindest etwas wärmer.
Foto&Text TaxiBerlin