Bericht aus einem gebrochenen Land (037)

Adalbert- Ecke Waldemarstraße
früher Kreuzberg, heute Friedrichshain-Kreuzberg
Die meisten Menschen in Berlin, der Zentrale des deutschen Irrenhauses, sind müde und erschöpft. Es gibt aber auch Ausnahmen, zu denen gehören oft Radfahrer. Un da bin ich wiederum eine Ausnahme. Auch ich fahre Rad, aber eher so wie obiger Autofahrer. Dem ist vor einem Jahr bereits einer von diesen irren Fahrradfahrer hinten rein gefahren, und zwar so heftig, dass die Heckklappe danach eine Beule hatte und die Scheibe geborsten war. Mir ist neulich eine Fahrradfahrerin hinten in mein Fahrrad reingefahren. Ich hatte viel Glück und blieb unverletzt. Die Raserin ist allerdings von ihrem Fahrrad gefallen und hat sogleich, also noch im Liegen, was getan? Genau, mich angeschrien, warum ich so langsam vor ihr her fahren würde. Dabei bin ich mit ganz normaler Geschwindigkeit gefahren. – Willkommen in Berlin, der Zen… – na Du weißt schon.
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Bericht aus einem gebrochenen Land (036)

Irgendwo in Berlin

Dass die Regierung Demonstrationen gegen ihre Opposition organisiert, kannte ich bisher nur aus der DDR. Die Angst muss groß sein bei den Regierenden, wenn der ÖRR die eigenen Leute und Politiker interviewt, ohne diese allerdings als solche zu kennzeichnen. Die Angst ist nicht unbegründet. Ein regelmäßiger Leser meines Blogs hat mich gerade auf die neueste Wahlumfrage zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt aufmerksam gemacht. Die kommt zu dem Ergebnis, dass die Ampel-Parteien dort aktuell nicht über die Fünf-Prozent-Hürde kommen, genauso die Linke. Im Landtag von Sachsen-Anhalt säßen demnach nur drei Partei: CDU, AfD und BSW, also das “Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit”, über dessen Gründungsparteitag gerade mein Beitrag “Nach der Pandemie ist vor der Pandemie” veröffentlich wurde. Die nächsten Wahlen werden in Sachsen-Anhalt planmäßig erst in zwei Jahren stattfinden. Also noch viel Zeit für die Regierung, weitere Groß-Demonstrationen gegen ihre Opposition zu organisieren.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (035)

Am vergangenen Samstag wurde das “Bündnis Sarah Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit” (BSW) gegründet, und ich war dabei. Jetzt ist mein Bericht mit dem Titel “Nach der Pandemie ist vor der Pandemie” über den Gründungsparteitag erschienen. Auch beim BSW rechnet man mit neuen Pandemien, deswegen der Titel. Nicht nur für mich als gelernter Krankenpfleger, für den die “einrichtungsbezogene Impfpflicht” ein Berufsverbot darstellte, das mich am Ende aus dem Land trieb, ist eine kritische Aufarbeitung der Corona-Zeit ein wichtiges Thema, sondern für viele Menschen im Land – und nun auch für das BSW. Alles, was zu diesem Thema auf dem Gründungsparteitag gesagt wurde, steht in meinem Bericht. Darüber hinaus hatte ich Gelegenheit, am Rande der Veranstaltung mit der Schriftstellerin Daniela Dahn zu sprechen. Dahn, von der zuletzt das Buch “Tamtam und Tabu” zusammen mit Rainer Mausfeld erschien, hielt nicht nur die Eröffnungsrede, sondern stand mir auch in Sachen Corona-Aufarbeitung Rede und Antwort. Was sie dazu zu sagen hat, und wie sie selbst die Corona-Zeit erlebt hat, auch das erfährst Du in meinem Bericht “Nach der Pandemie ist vor der Pandemie”.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (034)

War bis gestern noch überall von “Deportationen” die Rede gewesen, weswegen viele Menschen auf die Straße gegangen sind, sagt die stellvertretende Correctiv-Chefredakteurin Anette Dowideit im „Presseclub“ der ARD nun: “Wir haben auch nicht von Deportation gesprochen. Das wurde dann von denen, die es interpretiert haben, verwendet.“ – Was jetzt? Doch keine Nazi-Diktatur? Erst treibt man den Gratismut-Gutmenschen in Scharen raus in die Kälte, und dann das! Schuld sind natürlich immer die anderen. In diesem Fall die Öffentlich/Rechtlichen im Gleichklang mit den Mainstream-Medien. Oder war es am Ende von den Correctiv-Aktivisten, die jetzt verzweifelt nach einem Sündenbock suchen, genauso gewollt? Jedenfalls wurde der Begriff “Deportationen” erstmal gelöscht – sicher ist sicher.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (033)

Nach meiner Rückkehr aus Bulgarien nach Berlin geht es mir ein wenig wie Borat. Im zweiten Borat Film, wo Borat aus Aserbaidschan in die USA zurückkehrt, starren dort alle plötzlich nur noch auf ihr Smartphone. In der bulgarischen Hauptstadt Sofia ist das nicht anders wie in Berlin. Vor allem junge Menschen wollen dort leben wie im Westen, so wie wir Ossis wie die Wessis leben wollten – lange ist es her. Auf den Dörfern in den Schluchten des Balkans, wo ich die meiste Zeit verbracht habe und wo nur alte Menschen leben, ist das noch anders. Doch zurück zu Borat, der das permanente aufs Smartphone starren bei seiner Rückkehr ins Gelobte Land (“Promised Land”) mit “Calculator Crazy” kommentiert, was im ersten Moment irre erscheint, weil es doch ein Smartphone und kein Taschenrechner ist. Da ich selbst seinerzeit kein Smartphone hatte, konnte ich, da mir die Erfahrung fehlte, lange Zeit nichts zu Borats Diagnose sagen. Mittlerweile habe auch ich ein Smartphone. Nicht, weil ich unbedingt eins haben wollte. Ginge es nach mir, hätte weiterhin ein Handy vollkommen ausgereicht. Auch mein Smartphone nutze ich vorzugsweise zum Telefonieren. Wenn ich unterwegs bin, habe ich das Smartphone dabei, so wie ich früher mein Handy dabei hatte, bin damit aber nicht online. Neu ist, dass ich mit dem Smartphone Fotos mache, beispielsweise obiges von Einstein mit einem Smartphone-Calculator in den Händen. Bin ich mit den Öffentlichen unterwegs, halte ich kein Smartphone in den Händen sondern ein Buch. Dass die Menschen permanent auf ihr Smartphone starren müssen, halte ich für eine Sucht. Du glaubst mir nicht? Dann nimm mal einem Smartphone-Süchtigen seinen Stoff weg! Jetzt nicht für immer. Nur für einen Moment. Was ich sagen will: “Smartphone Sucht” trifft es besser als “Calculator Crazy”, obwohl auch da was dran ist. “Smartphone Sucht” gehört – im Gegensatz zum Alkohol und allgemein Drogen – zu den “nicht-stofflichen Süchten”. Der Unterschied: Der Entzug von “nicht-stofflichen Drogen” ist viel schwieriger als von “stofflichen Drogen” wie beispielsweise Alkohol. Fällt mir gerade noch ein: Von Mark Zuckerberg, dem Erfinder von Facebook und Meta, habe ich irgendwann mal gelesen, dass seine Kinder, er hat drei, kein Smartphone haben. Komisch, oder? Hat er vielleicht, wie auf obigem Graffito empfohlen, sein Gehirn eingeschaltet?

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Bericht aus einem gebrochenen Land (032)

Das Motto “Antifa ist Liebe” ist nicht neu, obiger Aufkleber schon. Er klebt an einer Litfasssäule am Boxhagener Platz, auf dem ich selbst schon einmal von selbsternannten Nazi-Jägern der Antifa, eher “Antifa”, als Nazi bezeichnet wurde. Eine spezielle Form der “Liebe”, frei nach dem Motto: “Wer Nazi ist, bestimme ich!” Einer der selbsternannten Nazi-Jäger, am Ende waren es zehn, unter ihnen auch eine junge Frau, trug eine Bomber-Jacke mit der Aufschrift “Nazi Hunter”. Es war wie in einem Stück von Samuel Beckett. Fast hätte ich gelacht, wenn die Bedrohung, die von der Truppe ausging, nicht so real gewesen wäre. Dies Bedrohung wurde kürzlich konkretisiert, als eine “Demo gegen Rechts” in Aachen hinter einem Plakat mit der Aufschrift “AfDler töten. Nazis abschieben!” her marschierte. “Liebe deinen Nächsten” klingt irgendwie anders, wobei der ganze Satz “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst” lautet. So viel Zeit muss sein, ich hätte auch nur “AfDler töten.” schreiben können, aber gefordert wurde nicht nur AfDler zu töten, sondern auch Nazis abzuschieben, übrigens von der “Antifa” – von wem sonst?! Ich für meine Person, die von der “Antifa” bereits als “Nazi” bezeichnet wurde, muss nicht mehr abgeschoben werden. Ich habe mich bereits in Sicherheit gebracht, oder auch “evakuiert”, wie man in Bulgarien sagt. Was den Aufruf zum “AfDler töten.” angeht, auch hier dürfte gelten: “Wer AFDler ist, bestimmen wir!”, so kann das Töten von Andersdenkenden keine große Sache sein, wenn Menschen in großer Anzahl auf Demonstrationen hinter einer solchen Forderung her marschieren. Vielleicht werden sich bald Särge auf den Straßen stapeln, voll mit Leichen, die zu viel “Liebe” der “Antifa” abbekamen, besser “mangelnde Eigenliebe” oder gar “Selbsthass”. Ein nicht ganz unvertrautes Bild, die sich stapelnden Särge.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (031)

Das ist kein verlassenes Obdachlosenquartier in irgendeiner Industriebrache am Rande Berlins. Dieses aufgegebene Wohnzimmer unter einer S-Bahn-Brücke befindet sich nur zwei Minuten von meinem entfernt im zentralen Szene-Bezirk Friedrichshain. Die Einschläge kommen näher, nicht nur für mich. Neulich fragte ich eine Kollegin und selbständige Unternehmerin, wie das Taxigeschäft in unserer Stadt laufen würde. Die Antwort: “Wenn mein Mann nicht das Geld verdienen würde, könnte ich die Miete nicht bezahlen, und das schon seit einiger Zeit.” Nicht wenige denken immer noch, dass derjenige, der auf Straße lebt, selbst dran Schuld wäre. Andere meinen sogar, es handele sich dabei um einen selbstgewählten “alternativen” Lebensstil. Das französische Wort “Clochard” klingt ja auch irgendwie romantisch. Der deutsche Begriff “Penner” schon weniger. Tauschen möchte niemand freiwillig, aber immer mehr müssen es. Sieht man von den Super-Reichen ab, deren Gewinne insbesondere in den letzten Jahren exorbitant hoch waren, ginge es nach ihnen, könnte es permanent Krisen, Kriege und Pandemien geben, verzeichnen eigentlich nur noch “Unternehmen” wie die “Tafel” ähnlich hohe Zuwächse. Im vergangenen Jahr sind bis zwei Millionen Menschen auf regelmäßige Unterstützung durch sie angewiesen gewesen. Alleine im Jahr 2023 kamen 50 Prozent mehr “Kundinnen und Kunden” hinzu. Wer nicht weiß, was es bedeutet, zur “Tafel” gehen zu müssen, dem empfehle ich das Buch “Schamland” von Stefan Selke, seines Zeichens Professor für “Gesellschaftlichen Wandel”, das bereits vor zehn Jahren erschien. Nicht nur aus aktuellem Anlass kann ich es wärmstens empfehlen. Denn es ist nicht so, dass es keine Informationen geben würde über prekäre Lebensverhältnisse, immer öfter auch im Wohnzimmer nebenan. Und es solle auch niemand sagen, er hätte mal wieder von nichts gewusst.

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