Steuerklärung ist auch keine Lösung

Keine Ahnung, ob derjenige, der bei mir um die Ecke diese Kiste und Körbe mit dem Hinweis „Zu Verschenken“ auf den Bürgersteig gestellt hat, seine Steuerklärung gemacht oder nicht. Was man sagen kann, ist, dass er es sich vorgenommen hatte. Sicher scheint mir dagegen zu sein, dass er dort, wo er jetzt ist, diesen Hinweis auf die Steuererklärung nicht mehr benötigt. Aber warum?

Arm trotz Arbeit

Die Zeiten sind hart, nicht nur in Berlin. Davon zu reden, dass der Kollege im roten Schlafsack ein Dach über dem Kopf hätte, wäre übertrieben. Aber immerhin einen Balkon-Vorsprung. Auf dem Balkon wurde übrigens heute morgen schon Glühwein getrunken. Ihn dort zu trinken, ist gerade sicherer als auf dem Weihnachtsmarkt. Doch zurück zum Kollegen. Dass er nicht im Taxi seinen Schlafsack ausgerollt hat, liegt daran, dass der Kollege von der Nachtschicht ihn nicht geweckt hat.

Endlich …

Zurück aus Griechenland habe ich mich gefragt, was ich in Berlin will, warum ich zurückgekommen bin. Mir wollte irgendwie nichts einfallen. Nach langem Nachdenken kam ich zu dem Schluss, dass es Gewohnheit war. So wie bei einem alten Paar, das schon lange zusammen wohnt. Da sind die Ehepartner auch nur noch aus Gewohnheit zusammen. Und so ist es auch mit Berlin und mir. Diese Erkenntnis war nicht gerade angenehm. Zum Glück tauchte in dem Moment obige Ankündigung auf. Ein halbes Leben lang habe ich mich auf das letzte Gefecht vorbereitet, auch mittels Liedern, und nun soll es endlich so weit sein. Ein Termin steht auch schon fest, das letzte Gefecht findet am 11. Januar statt. Beim Deutschen muss alles immer seine Ordnung haben, der kauft mit Sicherheit auch einen Fahrschein, wenn er sich zum letzten Gefecht begibt. Ich bin da anders, ich habe mein Deutschland-Ticket bevor ich nach Griechenland gegangen bin gekündigt. Ich denke, dass ich trotzdem zum letzten Gefecht komme. Und wenn nicht, dann ist es nicht das letzte Gefecht.

Deutsche beim Vorbereiten auf’s letzte Gefecht

Kaputt machen: Ja! – Aber bitte mit Herz!

Es wurde Zeit

Es wurde höchste Zeit, dass Berlin nach „Arm, aber sexy“ ein neues Motto bekommt. Jetzt, wo ich darüber schreibe, fällt mir auf, dass „Bekloppt, aber geil“ gar nicht neu ist. Zumindest für mich als gelernten Ossi, denn im Osten sagten wir „dumm fi… gut“. Aber gut, das war am Ende auch nur geklaut, und zwar von den dümmsten Bauern, die bekanntlich die dicksten Kartoffeln haben.

Mein neuer Job

Das erste mal pieptse es beim Scannen meiner Bordkarte beim Einchecken, was von der Flughafenmitarbeiterin aber ignoriert wurde und so auch von mir. Beim Verlassen des Flughafengebäudes piepste es dann ein zweites Mal. Diesmal wies mich die Stewardess des Bodenpersonals darauf hin, dass ich im Flugzeug einen Notsitz haben würde und ob das OK für mich wäre. Ich sagte, typisch deutsch, dass ich den Notsitz erst sehen müsste, um mein OK geben zu können. Die Antwort war OK für die Stewardess, was verständlich ist, schließlich flog sie nicht mit. Gespannt, was mich im Flieger für ein Sitzbrett erwarten würde, stieg ich die Gangway hoch. Beim Einstieg gab es ein „Kalimera“ und ein Bonbon wie früher bei der Interflug. Alles wird gut! Der Notsitz entpuppte sich dann als ganz normaler Sitz in einer Reihe, an deren Ende an der Flugzeugwand sich der Notausstieg befand. Der Vorteil an dieser Reihe, deswegen habe ich sie früher immer extra ausgewählt, ist, dass man einen Millimeter mehr Beinfreiheit hat. Aber wo ist der Haken? Den teilte mir sogleich die junge und attraktive Stewardess des Bordpersonals mit. Sie fragte mich allen Ernstes, ob ich bereit bin, im Notfall die Notausgangstür zu öffnen. Ich bin nicht nur bereit, sondern ich habe jetzt nach Erntehelfer einen neuen Job: Notausgangstüröffner.

Wo Touristen nicht Willkommen sind

Am Hafen von Piräus

Die Ankunft heute morgen im Hafen von Piräus war durchwachsen, und das nicht nur, weil der Kaffee schlecht war. Immerhin, die Rückfahrt von Kreta dauerte nur neun Stunden, während es bei der Hinfahrt 12 waren. Deswegen war ich früh um acht bereits auf der Akropolis. Da macht sie auf. Neben mir waren nur noch ein paar Japaner da, vermutlich Touristen. Ich selbst bin ja Erntehelfer.

Picknick im Schatten der Akropolis

Mein zweites Frühstück habe ich hier eingenommen. Das ist ziemlich genau der Blick, den Mikis Thedorakis auf die Akropolis hatte. Der wohnte gleich neben dem Park in diesem Eckhaus:

Epifanous No 1

Mittlerweile bin ich an meinem Lieblingsort angekommen. Ging man früher in den Duty Free, weil die Sachen dort „tax free“, also preiswerter als außerhalb des Flughafens waren, wird man heute gezwungen durchzugehen. Man hat keine andere Wahl, wenn man fliegen will. Kostenloses Trinkwasser gibt es dafür wieder mal nur auf der Toilette. Schweine reisen angenehmer.

Flughafen Athen

PS: Eine regelmäßige Leserin meines Blogs wies mich auf folgendes hin: Der Flughafen Athen hat auch Trinkwasserspender (im Gegensatz zu anderen griechischen Flughäfen). Ansonsten ist es in Griechenland gesetzlich vorgeschrieben, dass in öffentlichen Bereichen (dazu gehören auch Flughäfen)Wasser 60c/0,5l angeboten werden muss – mitunter muss man nachfragen.

Da ich weiß, dass die Leserin viel reist, gehe ich davon aus, dass das, was sie über den Flughafen Athen schreibt, stimmt. Ich habe dort gestern weder einen Wasserspender, noch ein Hinweisschild auf einen Wasserspender gesehen. Ich habe mich aber auch nicht auf die Suche begeben, weil ich dann wieder hätte durch zahllose „duty free“ Shops laufen müssen, worauf ich keinen Bock habe.

Die Zukunft – oder auch das Kommende

Die Zukunft ist in Griechenland schon Gegenwart, und das im großen Stil. Die Rede ist von verlassenen Orten wie diesen, dessen Namen der Besucher nicht mehr erfährt, weil er bereits vom Ortsschild verschwunden ist. Andernorts wie beispielsweise in den USA heißen sie Ghost Towns, und man kann sie besuchen. Wenn ich die Berliner Zeitung richtig verstehe, kommen bereits die ersten Besucher in die Stadt, um Berlin im Niedergang zu sehen und nicht um sich wie früher hier zu amüsieren. Vermutlich amüsieren sie sich aber auch noch über unseren Untergang:

Hier wohnte der Letzte, der das Licht ausgemacht hat