Bericht aus Berlin (004) – “Betäubt”

Neulich in der Ringbahn

Jetzt sind es auch schon wieder drei Wochen, die ich in Deutschland bin. Sieht man von letzter Woche ab, wo ich in der Oberpfalz war, die meiste Zeit in Berlin. Eigentlich wollte ich nicht mehr über die deutsche Hauptstadt schreiben, die einst auch meine Stadt war. Jetzt habe ich meine Meinung geändert. Bei meiner Berichterstattung soll es aber nicht um die Stadt an sich gehen, sondern um die Hauptstadt des Irrenhauses Deutschland: Berlin. Das Wort, das mir dabei immer als erstes in den Kopf kommt, ist “taub”. Aber nicht im Sinne von “nichts hören”, obwohl auch das zutrifft, also das nicht hören und auch nicht sehen wollen, sondern im Sinne von “betäubt”. Auch hier gilt, das kann ich nach meinem Besuch in der Oberpfalz sagen, dass auch in Sachen “Betäubung” Berlin die Zentrale ist. In der Oberpfalz wurde ich nicht nur von jedem wahr genommen, sondern auch freundlich gegrüßt, obwohl oder vielleicht besser gerade weil ich nicht von dort sondern Besucher (also Gast) war. Die Begrüßung war auf bayrisch: “Grüß Gott!”. Zurück gegrüßt habe ich auf hochdeutsch mit: “Guten Tag!” – Das passt schon.

Foto&Text TaxiBerlin

Gestern in Bulgarien

Während in Deutschland die große Mehrheit auf Linie der Regierung ist, früher sagte man “Partei und Staatsführung” dazu, ist dies in Bulgarien nur eine kleine Minderheit (Wie sollte es auch anders sein bei einer Wahlbeteiligung von nur 40 %?!?) Wenn Bulgaren wie am Sonntag in 28 Städten für Frieden und gegen Krieg auf die Straße gehen, müssen sie sich auch nicht wie in Deutschland ständig gegen “Rechts” abgrenzen. Nicht nur, weil dies sowieso nur eine Riesenablenkung ist. Sondern einfach, weil es diese Spaltung der Gesellschaft wie in Deutschland in Bulgarien nicht gibt. Dafür den nächsten Friedensmarsch, und zwar am 21. Mai.

Video RT/DE
Text TaxiBerlin

“Umstritten” als Qualitätsmerkmal (Fortsetzung)

Ob der Journalist Paul Schreyer genauso wie Michael Meyen offiziell als “umstritten” gilt, entzieht sich meiner Kenntnis. Sein Gesprächspartner in obigem Interview, der Schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser, ist es wohl schon. Von daher passt es auf jeden Fall. Ich persönlich halte Paul Schreyer, einer der Macher des Online-Magazins Multipolar, das auch schon Beiträge von mir mir veröffentlicht hat, für einen der fähigsten Journalisten unseres Landes.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

“Umstritten” als Qualitätsmerkmal

Vor einem Bäcker in der Oberpfalz

Dass ich nur wenig veröffentlicht habe, seitdem ich in Berlin bin, liegt vor allem daran, dass ich erstmal ankommen musste in Deutschland. Aber auch, dass ich letzte Woche zu einem Lehrgang in der Oberpfalz bei Michael Meyen war. Michael Meyen ist mein Alter, Professor für Kommunikationswissenschaften in München und “umstritten”. Wenn ich etwas gelernt habe in Bulgarien, dann ist es das, dass man die Dinge immer umdrehen muss. So wie für den Bulgarien JA NEIN und NEIN JA bedeutet, so ist “umstritten” hierzulande zu einem Qualitätsmerkmal geworden. “Umstritten” ist heute das, was früher “mit Auszeichnung” oder “exzellent” war. Viel haben ich und elf andere Kurs-Teilnehmer vom Michael gelernt, beispielsweise was Überschrift, Vorspann, Dach- und Unterzeile sind. Aber nicht nur das, sondern wir sind uns auch menschlich näher gekommen, so wie ich meinen Fahrgästen im Taxi näher gekommen bin – vielleicht das wichtigste überhaupt. Nur eine Sache habe ich vermisst, und zwar das “balkanische Element”, womit Verfall und Unordnung gemeint sind. Beides gibt es in der Oberpfalz nicht, obwohl die Oberpfalz innerhalb Bayerns eher zu den ärmeren Regionen gehört, so wie meine Ecke in Bulgarien die ärmste Region nicht nur des Landes, sondern auch der EU ist. In der Oberpfalz drückt sich das vor allem in zivilen Preisen aus (ein Leberkäsbrötchen frisch vom Fleischer für 1,70€), die sogar noch unter denen von Berlin liegen. Das war für mich die größte Überraschung und der größte Widerspruch: ein gelecktes Ambiente, aber zivile Preise. Keine Überraschung war der Michael, den ich so beschreiben würde: Akademiker zwar, aber aus dem Osten.

Foto&Text TaxiBerlin

“Verwicklungen auf dem Balkan”

Neu im Angebot

Politische inkorrekte Sprache wie zum Beispiel “Ihr seid keine Bulgaren. Ich fick deinen Vater!”* in einem aktuellen Buch der Bundeszentrale für politische Bildung. Das kann nicht sein, denkst Du? Die Antwort ist: Es kann! Mehr erfährst Du hier.

* Fußnote 44: “Teodorow, Balkanskite woini, S. 259, 261.”

Foto&Text TaxiBerlin

TaxiBerlinLeser wissen mehr: “Sprengen”

DIE Osterüberraschung

Spätestens nachdem die von unser aller Zwangsgebühren bezahlten Faktenchecker der Tagesschau einen Pflanzensprengstoff erfanden, ist es besser, auch was das Sprengen angeht, an die Quelle zu gehen. Pünktlich zu Ostern biete ich das dazugehörige Fachbuch des Deutschen Verlages für Grundstoffindustrie als Überraschung an. Da ich nicht mehr auf den Berliner Straßen und Plätzen unterwegs bin, nicht wie früher in meinem Taxi, sondern in “TaxiBerlins BauchLaden” bei Booklooker. Die Geschichte zum Buch erzähle ich auf “Bibliopathie”, der Seite des ersten offiziell anerkannten Büchersüchtigen.

Foto&Text TaxiBerlin

Zur Wiedereröffnung von “TaxiBerlins BauchLaden”

In den gestrigen Morgenstunden ist ein Berliner Taxifahrer im Grunewald tödlich verletzt worden. Möge seine Seele in Frieden ruhen. Die schweren Verletzungen, denen er im Krankenhaus erlag, wurden ihm einem Messer zugefügt. Der oder die Täter sind noch flüchtig. Von “Täterinnen” ist in dem Zusammenhang bei Öffentlich/Rechtlich, die mit dem Bildungsauftrag, nicht die Rede. Taxifahren ist nicht ungefährlich – ist es nie gewesen. Taxifahrer selbst haben, wenn überhaupt, nur geschossen, und zwar Fotos. Als ich noch aktiver Taxifahrer in Berlin war, hatte auch ich immer eine Kamera dabei, mit der ich fotografiert habe, wie sich Berlin verändert. Vor allen aber habe ich gelesen in meinem Taxi. Mit dem illegalen Aufkommen von Uber ab dem Sommer 2017 hatte ich auch immer mehr Zeit dazu. Meine Affinität zu Bücher kann man durchaus als Sucht bezeichnen. Jahrelang habe ich darum gekämpft, als Büchersüchtiger wahrgenommen zu werden. Es war ein langer Weg, bis zur offiziellen Anerkennung als “Patient Nummer Eins”. Meine Diagnose ist die “Bibliopathie”, die jetzt auch eine eigene Seite im Internet hat. Auf ihr therapiere ich mich selbst, indem ich meine Bücher verkaufe. Du kannst mir bei meiner Heilung helfen, indem Du meine Bücher kaufst und/oder meine Seite mit anderen teilst. Dort werde ich täglich neue Bücher einstellen, sie auf möglichst humorvolle Weise erklären, und hoffe, dass jeder dabei auf seine “Kosten” kommt.
Foto&Text TaxiBerlin