“Donkey Sanctuary & Writers Retreat” sagt “Danke!”

Heute ist Gründonnerstag, und ich erwarte Gäste zum Abendessen. Bevor sie eintreffen, möchte ich allen Spendern meines Projektes eines “Donkey Sanctuary & Writers Retreat” danken. Nach dem Eingang einer Großspende über 500 € gestern, sind nach gut einem Monat schon 1.200 € reingekommen. Da 200 € direkt an mich überwiesen wurden, werden im Internet “nur” 1.000 € ausgewiesen. Nur die wenigsten Spender kenne ich persönlich. Zwei Drittel, also 800 €, kommen von Menschen, die ich nicht persönlich kenne. Das ist wahnsinnig viel, wie mir gesagt wurde. Es freut mich ganz besonders, dass sie meine Idee angesprochen hat, einen Rückzugsort für Schreibende in den Schluchten des Balkans ins Leben zu rufen, an dem es auch Esel gibt. Dem ersten überhaupt. – Natürlich ist volle Summe nach einem Monat noch nicht erreicht. Mir war klar, dass es kein Sprint sein wird, so viel Geld einzusammeln, sondern ein Marathon. Zum Glück bin ich schonmal Marathon gelaufen, so dass ich eine Vorstellung habe, worauf ich mich einlasse. Ein Anfang ist auf jeden Fall gemacht, und darüber freue ich mich. Übrigens helfen nicht nur Spenden, sondern auch das Teilen meiner Idee mit anderen schreibverrückten Eselnarren. Vielen Dank im Voraus fürs Teilen & fürs Spenden und Frohe Ostern!
Foto&Text Rumen Milkow

“Der urbane Spinner” (Ein Nachtrag)

Eine ehemalige Turnhalle der Amerikaner

Das ist jetzt wirklich das allerletzte, was ich über Berlin schreibe. In meinem letzten Beitrag habe ich den urbanen Spinner erwähnt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass er eine eigene Tour hat. Aber nicht nur das, sie ist sogar zertifiziert. Natürlich von ihm selbst, von wem sonst?!? So wie ich in meinem Taxi immer einen großen Bogen um den urbanen Spinner gemacht habe, so werde ich am 17. Mai einen großen Bogen um den Columbiadamm 13-21 in Tempelhof an der Grenze zu Kreuzberg machen. Die Columbiahalle ist übrigens, wen’s interessiert, ursprünglich eine von der amerikanischen Luftwaffe in den fünfziger Jahren erbaute Sporthalle.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Berlin (003) – “Stock im Arsch & Scheiße im Hirn”

Liebig Ecke Rigaer / Berlin-Friedrichshain
Deutschland nach zwei Jahre auf dem Balkan beschreibt am besten der bekannte “Stock im Arsch”, den viele im Berliner Irrenhaus haben. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, kommt dann noch die “Scheiße im Hirn” beispielsweise bei den gendergewaschenen Anarchisten hinzu. (Möglicherweise hat das eine auch mit dem anderen zu tun. Nach den Gesetzen der Physik ist es sogar wahrscheinlich, und wohl auch nach der Physiologie des Menschen.) Als Vierzehnjähriger bin ich mit meiner dreizehnjährigem Freundin und ersten großen Liebe nächtelang um die Häuser gezogen und habe ihr dabei den Anarchismus erklärt. Wie ich den Anarchismus genau erklärt habe, was ich wortwörtlich gesagt habe, das weiß ich heute nicht mehr. Sicher bin ich mir, dass es mit “Smash The State. Masturbate”, was aktuell Berliner Anarchisten bei mir im Kiez empfehlen, nichts zu tun hatte. Es war eher das, was sich Anarchisten in Bulgarien unter Anarchie vorstellen:
Kein Putin
Kein Asow
Keine Nato
Ohne Krieg

Eure Kriege
Unsere Toten
Liebigstraße / Berlin-Friedrichshain
Auch wenn es durchaus auch Positives zu berichten gibt aus dem Berliner Irrenhaus, wie beispielsweise dieses Schild an einer Schule, nur hundert Meter entfernt vom Haus der gendergewaschenen Anarchisten, in der die Jugend schreit: “Stoppt den Krieg überall!!” – und nicht nur den einen, von dem täglich berichtet wird, habe ich fertig mit Berlin. Das Irrenhaus und ihre Menschen mit dem Stock im Arsch und der Scheiße im Hirn gehen mir am Allerwertesten vorbei. Nicht, dass es in Bulgarien keine Idioten gäbe – so ist es nicht. Aber es sind irgendwie andere Idioten. Down-To-Earth-Idioten. Dorf-Idioten. Wer kennt ihn nicht, den lustigen Dorftrottel, den man liebhaben muss. Die urbanen Spinner dagegen gehen einem nur auf die Nerven. Von nichts ‘ne Ahnung, aber zu allem ‘ne Meinung. Die sich immer bescheuert anziehen müssen, damit man sie überhaupt wahrnimmt, während der Dorftrottel sich bescheuert anzieht, weil er sich in seinen bescheuerten Klamotten wohl fühlt und alleine deswegen gute Laune verbreitet. Der urbane Spinner hat vor allem eines – schlechte Laune. Das ist sein Markenzeichen, neben seiner Coolness. Dabei ist er gar nicht cool, sondern einfach nur dumm, uninteressant und was das schlimmste ist: nicht unterhaltsam!!! Es gibt also wichtigere Themen. Über eins davon werde ich morgen anfangen zu berichten.
Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Berlin (002) – “Auch Deutsche unter den Wartenden”

Ankunft am BER
Der Stau im Treppenhaus des BER hatte vor allem einen Grund, und zwar dass sich gleich hinter ihm die Passkontrolle befand (hat man je von einer Grenzkontrolle im Anschluss an ein Treppenhaus gehört?) und sich nur wenige einer “Automatisierten Grenzkontrolle”, dem sogenannten EASY PASS (der deutschen Antwort auf das bulgarische EASY PAY), unterziehen wollten. Selbst deutsche Staatsbürger zogen es vor in der Schlange zu warten. Warum, blieb unklar. Entweder waren sie (noch) nicht gechipt. Oder sie taten es aus Solidarität, so wie ich. Der gechipte Reisepass hat im Deckel einen kontaktlosen Chip, der auch als “Radio Frequency Chip” (dem “Radio Free Europe” von heute) bekannt ist. Auf diesem befinden sich die persönlichen Daten und das biometrische Gesichtsbild, sowie seit dem 1. November 2007 auch zwei Fingerabdrücke des Passinhabers. Am Sonntag am BER musste jeder Ankömmling noch persönlich von Grenzbeamten, von denen es nur wenige gab, kontrolliert werden. Ein Beamter versuchte die Schlange im Treppenhaus und auf den Korridoren des BER zu verkleinern, indem er einzelne Wartende persönlich ansprach, sich anbot sie zur “Automatisierten Grenzkontrolle” zu begleiten und ihnen diese zu erklären. Trotz des Angebots des Freund und Helfers blieben dies nur Einzelfälle. Die meisten Deutschen geduldeten sich mit den Menschen vom Balkan über eine Stunde im kapitalistischen Wartekollektiv. Es stimmt wirklich: Man kann von den Bulgaren Achtsamkeit, aber vor allem Duldsamkeit lernen.

 

Foto&Text TaxiBerlin

Special Offer – Only For Readers Of Autofiktion

Nur bei TaxiBerlin!

Aus den Geschäften in Bulgarien und auch aus dem weltweiten Netz ist der “Führer durch das Kommunistische Bulgarien” verschwunden. Laut FS-Verlag, der das Buch herausgibt, ist es ausverkauft. Zuletzt wurde es bei Amazon für 69,99 US-Dollar angeboten. Aktuell gibt es noch nur die bulgarische Ausgabe zu diesem Preis. Für meine Leser gibt es das Buch jetzt exklusiv und auf englisch für unschlagbare 49,99 Euro. Es steht allerdings nur ein Buch zum Verkauf. Das definitiv letzte Exemplar! Deswegen gilt: Wer zuerst kommt – mahlt zuerst! Das Angebot ist gleichzeitig der Auftakt zur Wiedereröffnung von “TaxiBerlins BauchLaden” bei Booklooker. Dort werde ich es an Ostern einstellen. Das Buch ist neu, über zwei Kilogramm schwer und hat 500 Seiten. Die Fotos habe ich nicht gezählt, aber es dürften über 1.000 sein. Allesamt ganz hervorragend – so wie beispielsweise das Cover. Es zeigt das kommunistische Raumschiff “Buzludsha” im zentralen Balkangebirge. Ein MUSS für alle Buchliebhaber und Bulgarienreisenden!

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Berlin (001) – “Von nun an geht’s bergab”

You Are Here* (im Treppenhaus des BER)

Vom Flugzeug waren es keine 100 Meter bis zum Flughafengebäude des wundersamen BER. Dort ging es sogleich in ein Treppenhaus. Ohne Sanitäre Einrichtungen – versteht sich! Oder kennt jemand Treppenhäuser mit Toiletten? Das gibt’s nicht mal in Bulgarien, obwohl es dort praktisch alles gibt. Auch und insbesondere das, was man sich nicht vorstellen kann. Dieser Wahnsinn ist nun auch in der Heimat angekommene. Möglicherweise ist Deutschland Vorreiter in Sachen Irrsinn. Balkanisierung greift auf jeden Fall zu kurz. Berlin kommt mir vor wie die Zentrale eines riesigen Irrenhauses. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals eine Stunde in einem Treppenhaus gewartet hätte. Nicht in der DDR. Auch nicht auf meine Liebste. Gestern war es nun so weit. Gut, es gibt schlimmeres als eine Stunde in einem Treppenhaus zu warten. Beispielsweise die Gleichgültigkeit der Mitreisenden, und da insbesondere der deutschen Landsleute. Immerhin ist es die Hauptstadt ihres Landes, die auf die Ankommenden vom Balkan, die man eine Stunde im Treppenhaus warten lässt, wie die eines Drittweltlandes wirken musste. Oder sind wir es gar schon? Man stelle sich ähnliches in Sofia vor – undenkbar!

* Von “You Are Here” im Treppenhaus bis zur “Weiterreise” verstrichen insgesamt mehr als zwei Stunden – so lange hat nicht mal der Flug Sofia-Berlin gedauert.

PS: Während wir die Stunde im BER-Treppenhaus warteten, als kapitalistisches Wartekollektiv sozusagen, kam ein Mitarbeiter des BER mit einer orangenen Weste vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Auf seiner Weste stand hinten “WeWatch” drauf, was mich sogleich an “Big Brother Is Watching You” denken ließ. Der BER-“WeWatch”-Mann hat sich aber nicht für uns interessiert. Er hat nur nachgeschaut, ob eine andere Tür, durch die die des Wartens überdrüssigen Menschen vom Balkan eventuell entweichen konnten, auch richtig verschlossen war. Wenn es um die Sicherheit geht, stehen Menschen den Kapitalisten oft im Weg, so wie wir im Treppenhaus. Das war bei den Kommunisten noch etwas anders. Dort hat man sich irgendwie für den Menschen interessiert, auch wenn man ihm schon damals misstraute, was sich in “Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!” ausdrückte.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (560) – “Kulturschock”

Farewell “Happy” Bulgaria
(bei schönstem Himmel und dem Vitosha-Gebirge im Hintergrund)
Nach Berlin zurückzukehren, war gestern ein ziemlicher Schock für mich, und nicht nur des Wetters wegen. Früher, also in den Neunzigern, hatte ich einen Schock, wenn ich nach Bulgarien kam. So dachte ich zumindest. Heute sehe ich es anders. Denn war in Berlin damals nur das Lebensgefühl “Alles ist möglich”, so war es in Bulgarien bereits damals Realität. Heute ist es auch Realität, und zwar in Berlin. Man kann mit den Menschen wirklich alles machen, und sie lassen es sich gefallen. Solange sie ihr Smartphone und stabiles Internet haben, kannst man sie beispielsweise nach der Landung eine Stunde im Treppenhaus stehen lassen. Erst einmal ist es natürlich eine wunderbare architektonische Leistung, das Treppenhaus als Wartebereich und Stauraum ohne sanitäre Einrichtungen zu nutzen. Darauf muss man erstmal kommen. Hinzu kam nun, dass der Flieger nur aus Sofia kam, was nicht einmal Schengen und damit nicht Europa ist. Ergo: Das sind doch alles Kanacken und Zigeuner! – Soviel kann ich über meine Ankunft am größten DDR BER der Welt verraten: Am stillsten waren meine Landsleute ob ihrer schlechten Behandlung. Die Bulgaren haben wie gewohnt Witze über die dummen Deutschen gemacht. Deutsches Denken geht so: Wenn es Vater Staat so vorsieht, dann muss es wohl richtig sein. Und es funktioniert, es ist wirklich alles möglich. Mit humorlosen und duckmäuserischen Deutschen kann man echt alles machen.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (559) – “Wahltag”

Aufgepasst!
Nach dem gestrigen Nachdenktag ist heute Wahltag in Bulgarien. Werbung für politische Parteien ist heute verboten. Werbung für den ersten Rückzugsort für Schreibende, an dem es auch Esel gibt, das ganze in Bulgarien, nicht. Obige Aufnahme entstand nicht in Bulgarien, sondern in der Wüste von Arizona. Die Eselmutti und ihr Eseljunges wurden ausgewildert. Früher wurden sie unter Tage in den Minen genutzt. Irgendwann brauchte man dort keine Esel mehr, deswegen leben sie jetzt in der Wüste. Esel kommen ursprünglich aus der Wüste, weswegen beide auch ausgesprochen gesund aussahen. Um ehrlich zu sein, habe ich nie Esel gesehen, die gesünder aussahen. Auch nicht bei Guiseppe in Norditalien, der im Alter von 50 begann Esel zu halten. Zuvor hatte er einen ganz normalen Beruf. Jetzt hat er 800 Esel. Sogar dem Papst hat er schon Esel von sich zukommen lassen. In Italien ist die Therapie des Menschen mit Eseln sehr weit verbreitet. Auch beim Schreiben können Esel hilfreich sein. Davon bin ich fest überzeugt. Deswegen habe ich einen Rückzugsort für Schreibende mit Esel ins Leben gerufen. Das “Donkey Sanctuary & Writers Retreat” im nordwestlichen Balkangebirge in Bulgarien.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (558) – “Der Systemcrash”

Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. (Nietzsche)

Beim Kofferpacken erreicht mich die Nachricht, dass der Systemcrash beschlossene sei. Die bulgarischen Gewerkschaften erwarten den Bürgerzorn. Feministen in Deutschland fordern: “Kill All Men!” – Vorm Kofferpacken habe ich noch mein Holzdeck geölt. Der bevorstehende Systemcrash lässt mich kalt. Der letzte Systemcrash war auch eher harmlos. Die meisten Sorgen bereiten mir die Feministen und Feministinnen. Wird ihre Forderung, alle Männer zu töten, vielleicht von den Gewerkschaften mit Männerzorn beantwortet werden? Eine Erklärung für den Mordaufruf habe ich bei Nietzsche gefunden: Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (557) – “Tage des Zorns”

Graffito in Sofia / Bulgarien

Die Gewerkschaften erwarten, dass die Bürger ihren Zorn in einem Strafvotum kundtun könnten, und zwar bei den morgigen Wahlen. Die Rede ist also nicht von Frankreich (wackeln Präsident Macron jetzt vielleicht beide Eier?), sondern von Bulgarien, wo morgen gewählt wird. Wichtigster Grund für diese Annahme der bulgarischen Gewerkschaften ist die Inflation, die bei über 28 Prozent liegt im Land. Darüber informiert das staatliche Nationalradio “Christo Botew”. Angesichts der Duldsamkeit der Bulgaren eine erstaunliche Meldung. Was die Gewerkschaften nicht sagen, ist, wie genau sich der Zorn der Bevölkerung kundtun könnte. Werden diesmal mehr als nur 40 Prozent zur Wahl gehen. (Die wahre Inflation dürfte übrigens eher der Wahlbeteiligung entsprechen.) Oder wird eine bestimmte Partei gewählt? Man erfährt es nicht. Die Regierung hat für alle Fälle vorgesorgt. Diesmal wird es nicht nur Wahlautomaten, sondern auch eine Videoüberwachung der Wahlen übers Internet geben. Befindet sich das Wahllokal in einer Schule, kann schon mal Polizei davor stehen. Es gab Bombendrohungen per e-mail gegen Bildungseinrichtungen. Angeblich hat man auch schon den Absender gefunden. Es war, man glaubt es kaum, nicht Putin, sondern ein Schüler, dem langweilig war.

PS: Aus dem gelangweilten Schüler ist jetzt doch – was für eine Überraschung – Putin geworden. Laut bulgarischem Innenminister handelt es sich um hybride Angriffe aus Russland, die aber keine echte Gefahr darstellen. Man werde Menschen nur im Falle einer echten Bedrohung anweisen, die Wahllokale zu verlassen, so der Minister weiter. Darüber hinaus werde sperriges Gepäck außerhalb der Gebäude einer Kontrolle unterzogen. Zum Glück habe ich nur einen kleinen Koffer, mit dem ich mich nach der Wahl direkt zum Flughafen begeben werde. Ich kann nur hoffen, dass mich dort nicht die nächste Bombendrohung des gelangweilten Schülers erwartet, der seither aus dem Internet verschwunden ist.

Foto&Text TaxiBerlin