Das ist jetzt wirklich das allerletzte, was ich über Berlin schreibe. In meinem letzten Beitrag habe ich den urbanen Spinner erwähnt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass er eine eigene Tour hat. Aber nicht nur das, sie ist sogar zertifiziert. Natürlich von ihm selbst, von wem sonst?!? So wie ich in meinem Taxi immer einen großen Bogen um den urbanen Spinner gemacht habe, so werde ich am 17. Mai einen großen Bogen um den Columbiadamm 13-21 in Tempelhof an der Grenze zu Kreuzberg machen. Die Columbiahalle ist übrigens, wen’s interessiert, ursprünglich eine von der amerikanischen Luftwaffe in den fünfziger Jahren erbaute Sporthalle.
Foto&Text TaxiBerlin
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Aus den Geschäften in Bulgarien und auch aus dem weltweiten Netz ist der “Führer durch das Kommunistische Bulgarien” verschwunden. Laut FS-Verlag, der das Buch herausgibt, ist es ausverkauft. Zuletzt wurde es bei Amazon für 69,99 US-Dollar angeboten. Aktuell gibt es noch nur die bulgarische Ausgabe zu diesem Preis. Für meine Leser gibt es das Buch jetzt exklusiv und auf englisch für unschlagbare 49,99 Euro. Es steht allerdings nur ein Buch zum Verkauf. Das definitiv letzte Exemplar! Deswegen gilt: Wer zuerst kommt – mahlt zuerst! Das Angebot ist gleichzeitig der Auftakt zur Wiedereröffnung von “TaxiBerlins BauchLaden” bei Booklooker. Dort werde ich es an Ostern einstellen. Das Buch ist neu, über zwei Kilogramm schwer und hat 500 Seiten. Die Fotos habe ich nicht gezählt, aber es dürften über 1.000 sein. Allesamt ganz hervorragend – so wie beispielsweise das Cover. Es zeigt das kommunistische Raumschiff “Buzludsha” im zentralen Balkangebirge. Ein MUSS für alle Buchliebhaber und Bulgarienreisenden!
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Vom Flugzeug waren es keine 100 Meter bis zum Flughafengebäude des wundersamen BER. Dort ging es sogleich in ein Treppenhaus. Ohne Sanitäre Einrichtungen – versteht sich! Oder kennt jemand Treppenhäuser mit Toiletten? Das gibt’s nicht mal in Bulgarien, obwohl es dort praktisch alles gibt. Auch und insbesondere das, was man sich nicht vorstellen kann. Dieser Wahnsinn ist nun auch in der Heimat angekommene. Möglicherweise ist Deutschland Vorreiter in Sachen Irrsinn. Balkanisierung greift auf jeden Fall zu kurz. Berlin kommt mir vor wie die Zentrale eines riesigen Irrenhauses. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals eine Stunde in einem Treppenhaus gewartet hätte. Nicht in der DDR. Auch nicht auf meine Liebste. Gestern war es nun so weit. Gut, es gibt schlimmeres als eine Stunde in einem Treppenhaus zu warten. Beispielsweise die Gleichgültigkeit der Mitreisenden, und da insbesondere der deutschen Landsleute. Immerhin ist es die Hauptstadt ihres Landes, die auf die Ankommenden vom Balkan, die man eine Stunde im Treppenhaus warten lässt, wie die eines Drittweltlandes wirken musste. Oder sind wir es gar schon? Man stelle sich ähnliches in Sofia vor – undenkbar!
* Von “You Are Here” im Treppenhaus bis zur “Weiterreise” verstrichen insgesamt mehr als zwei Stunden – so lange hat nicht mal der Flug Sofia-Berlin gedauert.
PS: Während wir die Stunde im BER-Treppenhaus warteten, als kapitalistisches Wartekollektiv sozusagen, kam ein Mitarbeiter des BER mit einer orangenen Weste vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Auf seiner Weste stand hinten “WeWatch” drauf, was mich sogleich an “Big Brother Is Watching You” denken ließ. Der BER-“WeWatch”-Mann hat sich aber nicht für uns interessiert. Er hat nur nachgeschaut, ob eine andere Tür, durch die die des Wartens überdrüssigen Menschen vom Balkan eventuell entweichen konnten, auch richtig verschlossen war. Wenn es um die Sicherheit geht, stehen Menschen den Kapitalisten oft im Weg, so wie wir im Treppenhaus. Das war bei den Kommunisten noch etwas anders. Dort hat man sich irgendwie für den Menschen interessiert, auch wenn man ihm schon damals misstraute, was sich in “Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser!” ausdrückte.
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Beim Kofferpacken erreicht mich die Nachricht, dass der Systemcrash beschlossene sei. Die bulgarischen Gewerkschaften erwarten den Bürgerzorn. Feministen in Deutschland fordern: “Kill All Men!” – Vorm Kofferpacken habe ich noch mein Holzdeck geölt. Der bevorstehende Systemcrash lässt mich kalt. Der letzte Systemcrash war auch eher harmlos. Die meisten Sorgen bereiten mir die Feministen und Feministinnen. Wird ihre Forderung, alle Männer zu töten, vielleicht von den Gewerkschaften mit Männerzorn beantwortet werden? Eine Erklärung für den Mordaufruf habe ich bei Nietzsche gefunden: Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes, aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.
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Die Gewerkschaften erwarten, dass die Bürger ihren Zorn in einem Strafvotum kundtun könnten, und zwar bei den morgigen Wahlen. Die Rede ist also nicht von Frankreich (wackeln Präsident Macron jetzt vielleicht beide Eier?), sondern von Bulgarien, wo morgen gewählt wird. Wichtigster Grund für diese Annahme der bulgarischen Gewerkschaften ist die Inflation, die bei über 28 Prozent liegt im Land. Darüber informiert das staatliche Nationalradio “Christo Botew”. Angesichts der Duldsamkeit der Bulgaren eine erstaunliche Meldung. Was die Gewerkschaften nicht sagen, ist, wie genau sich der Zorn der Bevölkerung kundtun könnte. Werden diesmal mehr als nur 40 Prozent zur Wahl gehen. (Die wahre Inflation dürfte übrigens eher der Wahlbeteiligung entsprechen.) Oder wird eine bestimmte Partei gewählt? Man erfährt es nicht. Die Regierung hat für alle Fälle vorgesorgt. Diesmal wird es nicht nur Wahlautomaten, sondern auch eine Videoüberwachung der Wahlen übers Internet geben. Befindet sich das Wahllokal in einer Schule, kann schon mal Polizei davor stehen. Es gab Bombendrohungen per e-mail gegen Bildungseinrichtungen. Angeblich hat man auch schon den Absender gefunden. Es war, man glaubt es kaum, nicht Putin, sondern ein Schüler, dem langweilig war.
PS: Aus dem gelangweilten Schüler ist jetzt doch – was für eine Überraschung – Putin geworden. Laut bulgarischem Innenminister handelt es sich um hybride Angriffe aus Russland, die aber keine echte Gefahr darstellen. Man werde Menschen nur im Falle einer echten Bedrohung anweisen, die Wahllokale zu verlassen, so der Minister weiter. Darüber hinaus werde sperriges Gepäck außerhalb der Gebäude einer Kontrolle unterzogen. Zum Glück habe ich nur einen kleinen Koffer, mit dem ich mich nach der Wahl direkt zum Flughafen begeben werde. Ich kann nur hoffen, dass mich dort nicht die nächste Bombendrohung des gelangweilten Schülers erwartet, der seither aus dem Internet verschwunden ist.
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