“Donkey Sanctuary & Writers Retreat” – Die Videos

Heute Nachmittag bin ich auf meinen Hausberg hochgestiegen, der etwa 50 bis 60 Höhenmeter oberhalb liegt, um die ersten Videos zu meinem Projekt aufzunehmen. Das Wetter war gut, es gab einen tollen Himmel und kaum Wind. Es ist das erste Video seit langem, das ich von mir mache, und das ganz spontan. Aber es geht gar nicht um mich, sondern um die Umgebung und die Region. Der Nordwesten Bulgariens ist selbst vielen Bulgaren unbekannt. Das Dorf Spanchevtsi kennen allerdings doch einige, und zwar wegen seiner Mineralquelle im Zentrum. Der Parkplatz “Downtown” Spanchevtsi ist immer gut gefüllt und am Brunnen gibt es öfters eine Schlange. Das Abfüllen des eigenen Mineralwassers ist übrigens kostenlos, obwohl mein Bürgermeister auch da um eine kleine Spende bittet, ganz ohne Plattform, sondern mit einer kleinen Spendendose, um irgendwann einmal neue Leitungen für Wasser im Dorf verlegen zu können. Für mein Projekt kann man auch direkt und ohne Crowdfunding-Plattform spenden, was auch schon einige getan haben, beispielsweise ein Leser aus der Schweiz, der in Sachen Spenden “old fashion” ist, wie er schreibt. Wem es genauso geht, der kann mich gerne kontaktieren, dann lasse ich auch ihm meine Kontoverbindung zukommen.
Videos&Text Rumen Milkow

Bericht aus Bulgarien (521) – “Zum Tode von Clemens Arvay”

Clemens Arvey hat sich das Leben genommen, weil er dem Shitstorm, der auf ihn niedergegangen ist, nicht standgehalten hat. Oder mit anderen Worten: Der digitale Mob hat ihn fertig gemacht. Ich kannte Clemens Arvay durch seine Aufklärungsvideos und durch sein Buch “Corona-Impfstoffe: Rettung oder Risiko?” – Der ein oder andere fragt sich jetzt, was Clemens Arvay mit Wolf Biermann zu tun hat, insbesondere angesichts der Haltung Biermanns zum Krieg in der Ukraine. So weit ich weiß, befürwortet der Liedermacher Waffenlieferungen und bezeichnet darüber hinaus diejenigen, die für Verhandlungen eintreten, als “Secondhand-Kriegsverbrecher”. Auch wenn dies peinlich und dumm ist, heißt das nicht, dass Wolf Biermann nicht auch schon mal etwas kluges gesagt hat, was heute aktueller denn je ist. Beispielsweise in seinem bekannten Song “Ermutigung”:
Du, lass dich nicht verhärten
In dieser harten Zeit
Die allzu hart sind, brechen
Die allzu spitz sind, stechen
Und brechen ab sogleich
Und brechen ab sogleich
Und dies möchte ich allen auf den Weg geben, auf die demnächst ein Shitstorm des digitalen Mobs niedergehen wird, wie er auf Clemens Arvey niedergegangen ist, und natürlich auch mir selbst. Ich tue dies auch deswegen, weil ich es meinem besten Freund Dietrich nicht mehr mit auf den Weg geben kann, höchstens posthum. Dietrich hat sich vor jetzt 12 Jahren das Leben genommen.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (520) – “Morgengruß”

Nervt das hochsensible Mikrophon bei Wind, nimmt es hier die zwitschernden Vögel vorzüglich auf. Alles hat eben immer seine zwei Seiten, genauso wie beim Menschen. Was für den einen gut ist, kann dem anderen schaden. Den anderen so sein zu lassen, wie er ist, habe ich im Taxi gelernt. In Bulgarien habe ich nochmal vieles dazulernen können. Meine Schubladen, in die ich zuvor Menschen getan hatte, habe ich zu hause gelassen. Demnächst werde ich in die Heimat fliegen, um dort meine Schubladen zu leeren. Was sich noch verkaufen lässt, werde ich verkaufen. Was weg kann, kommt weg. Was ich verkaufen werde, sind Bücher. Das lässt sich schon jetzt und aus der Ferne absehen. Dafür werde ich meinen Stand “TaxiBerlins BauchLaden” bei Booklooker wieder eröffnen. Die Wiedereröffnung ist noch ein paar Wochen hin, ich wollte sie aber hier schon mal angekündigt haben.
Video&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (519) – “Vom Wandern und Auswandern”

Das schöne daran, dass jeder zweite Bulgare ausgewandert ist, ist, dass man in dem Land am Rand in Ruhe wandern kann. Auf meinen Wanderungen bin ich immer alleine. Ich begegne keinem Menschen, nur verlassenen Gebäuden, oft vor einer phantastischen Kulisse, in die ich sogleich einziehen könnte. Gut, manchmal hätte ich kein Dach über dem Kopf, aber haben das nicht auch immer mehr Menschen in der Heimat? Mit der Orientierung macht man es wie früher. Wo das Moos wächst, da ist Norden. Was das Wildbret angeht, da ist der Wolf oftmals schneller. Dann gilt es Geduld zu haben, bis aus den Blüten irgendwann Früchte werden. Zum Glück gibt es überall wunderbare Ausblicke, bei denen einem das Warten nicht lang wird.

Video,Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (518) – “Kein Wasser”

Mit den Brücken ist es wie mit den Absperrhähnen
Man weiß nie, welche(n) man benutzen soll

Vorgestern war früh das Wasser weg. Das kommt immer mal wieder vor, und zwar ohne dass ein Schild an der Tür oder im Treppenhaus hängen würde. Man ist also gut beraten, immer etwas Wasser für einen solchen Fall vorbereitet zu haben. In der Heimat sind die Menschen schon genervt, wenn die mal für ein oder zwei Stunden kein Wasser haben, selbst wenn es Tage vorher angekündigt war. Auch ich war einer von diesen Menschen. Hier in Bulgarien gehört es zum Alltag dazu, und zwar unangekündigt. Ich will nicht sagen, dass ich mich daran gewöhnt hätte, plötzlich kein Wasser zu haben. So ist es nicht. Aber dadurch, dass ich vorbereitet bin, ist es leichter zu handeln. Ich hab gleich meinen Bürgermeister angerufen, der schon wusste, dass es ein Problem mit dem Wasser gibt. Das ganze Dorf hatte keins. Gegen Mittag ging ich zu Oma Bore, die weiter unten wohnt. Sie hatte zu dem Zeitpunkt schon wieder Wasser und mit ihr das ganze Dorf. Ich rief nochmal meinen Bürgermeister an, der auch gleich noch einmal Leute hochschicken wollte. Danach rief ich ihn noch dreimal an und er rief auch mich noch einmal zurück. Am Abend hatte ich immer noch kein Wasser. Es war Freitag, zudem Feiertag. Ich richtete mich auf ein Wochenende ohne Wasser ein. Zum Glück hatte ich am Tag zuvor geduscht. Gestern, Samstag, rief ich morgens noch einmal meinen Bürgermeister an. Er versprach mir erneut, Leute zu schicken. Ich hatte ehrlich gesagt keine große Hoffnung, dass wirklich jemand kommen würde. Es dauerte aber keine Stunde, dann waren drei Leute da. Bald darauf kam sogar ein Bagger. Das ganze an einem Samstag. Gebaggert werden musste nicht, sondern nur ein Absperrhahn aufgedreht. Auch das passiert regelmäßig, dass etwas repariert, am Ende aber irgendein Absperrhahn nicht aufgedreht wird, weswegen ich kein Wasser habe. Es ist immer ein anderer Absperrhahn. Um das mit den Absperrhähnen zu verstehen, müsste man es wahrscheinlich studieren. Letztendlich sind die Absperrhähne aber nicht das Problem, denn die funktionieren. Mann kann sie auf- und zudrehen. Das Problem sind die Leitungen, die alle naselang irgendwo anders entzwei gehen und geflickt werden müssen. Das beste wäre, komplett neue Leitungen zu legen, aber dafür fehlt das Geld. Lieber schickt man Waffen in die Ukraine, damit dort die Leitungen samt Absperrhähnen zerbomt werden. Wenn ich es richtig verstanden habe, soll BlackRock schon den Auftrag für den Wiederaufbau bekommen haben. Die machen das natürlich aus reiner Menschenliebe. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich von der Nächstenliebe von BlackRock abhängig sein möchte. Spontan tendiere ich zu einem Nein. Lieber rufe ich siebenmal meinen Bürgermeister an, werde dreimal von ihm zurückgerufen und warte einen Tag.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (517) – “Verblödungsmesser”

“Bosetti will reden” – dagegen ist nichts einzuwenden. Aber warum muss sie dies von unser aller Zwangsgebühren auf Öffentlich/Rechtlich tun? Hat Öffentlich/Rechtlich seinen Bildungsauftrag abgegeben? Habe ich etwas verpasst? Ach, die Frau macht Satire. OK, aber ich kann gar nicht lachen. Für mich ist die Frau einfach nur peinlich. Ihre geballte Dummheit und Arroganz bereiten mir körperliche Schmerzen. Ich danke Ervin Tahirovic alias Proletopia, dass ich mir das nicht alleine ansehen musste. Warum ich mir das überhaupt anschaue? Weil ich beabsichtige demnächst nach Deutschland zu kommen. Für mich ist “Bosetti will reden” insoweit Bildungsfernsehen, dass ich erfahre, wie weit die Verblödung in der Heimat vorangeschritten ist. In Bulgarien gibt es dafür ein Messgerät. Es heißt Verblödungsmesser. Ich habe einen solchen bulgarischen Verblödungsmesser benutzt. Er ist bei “Bosetti will reden” sogleich in tausend Teile zersprungen.
Video Proletopia
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (516) “Pro Balkanisierung”

Der Balkan ist überall. Nicht nur in Bulgarien und Berlin, sondern auch in Indien. Dort grüßt die tägliche Balkanisierung bei der Ankunft der deutschen Außenministerin in Delhi. Sie grüßt in der Form, dass niemand da ist, der Frau Baerbock in Empfang nimmt. Immerhin drei Herren vom Bodenpersonal. Irgendwann kommt der deutsche Botschafter angerannt und mit ihm auch die Limo angebraust. Zuvor Anna allein zu Haus, oder besser: in der Fremde. So sieht die aktuelle Rolle Deutschland in der Welt aus. Nichts mit “Am deutschen Wesen soll die Welt genesen”. Eher “Deutschland verrecke!” Gut so! Bitte mehr von solchen Bildern! Jetzt bin auch ich für eine weitere Balkanisierung Deutschlands. Hier gilt nicht mein berlinerisch-bulgarische Motto: “Worum geht’s? – Ich bin dagegen!”
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Über den Friedensschwurbler Blinken und den Lumpenpazifisten Lawrow

Nannte man gestern noch alle diejenigen, die sich für Gespräche aussprachen, Friedensschwurbler und Lumpenpazifisten, gab es genau diese Gespräche heute schon. Ganz genau war es bereits gestern, das in Indien, und zwar in der Hauptstadt Delhi auf dem G20 Gipfel. Bedeutet das jetzt, dass der amerikanische Außenminister Blinken ein Friedensschwurbler und sein russischer Amtskollege Lawrow ein Lumpenpazifist ist? Oder bedeutet es, was Brecht darüber sagte, wenn die Oberen Nichtangriffspakte schließen: “Kleiner Mann, mache dein Testament.”?
Video HindustanTimes
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (515) – “Scholz bei Biden”

Heute habe ich mich mit einem Freund in der Heimat unter anderem über den mysteriösen Besuch unseres Bundeskanzlers in Washington unterhalten. Mysteriös deswegen, weil es weder deutsche Journalisten, noch eine abschließende Pressekonferenz gab. Meine Vermutung ist, dass unser Vati, der Olaf, folgendes zum Onkel Joe gesagt hat: “Du, hör mal, dass mit deinen Drohnen und deinen Kriegen, die du von meinem Wohnzimmer aus überall führst – das passt mir nicht mehr. Dass du unsere Pipelines gesprengt hast letztes Jahr, das hat mir auch nicht gefallen. Kriegst du die bis Ende März repariert, während du deine Krieger abziehst?” – Daraufhin meinte mein Freund in der Heimat, dass das nicht so einfach wäre. Was er damit meinte, war, dass der Amerikaner das niemals machen wird, womit er nicht ganz unrecht hat. Andererseits konnte sich bis zum Herbst ’89 auch keiner vorstellen, dass der Russe aus der DDR abziehen würde. Im Gegenteil. Jedem, der das damals vorhersagte, sagte man praktisch dasselbe, was mein Freund heute über den Amerikaner meinte. Ich denke trotzdem, dass es so kommen wird, auch wenn unser Vati, der Olaf, nicht der Typ ist, der dazu den Arsch in der Hose hätte. Es ist aber alternativlos, außer man will mit dem Onkel Joe untergehen.
Video Panorama
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (514) – “Plamen Goranow”

Die Flamme

Heute ist in Bulgarien ein Feiertag, und zwar “Tag der Befreiung”, offiziell ist es der “Tag der Befreiung Bulgariens vom Osmanischen Reich”. Am dritten März vor zehn Jahren ist Plamen Goranow gestorben. Plamen, auf deutsch “Flamme”, hat sich am 20. Februar vor dem Rathaus in der Stadt Varna am Schwarzen Meer selbst verbrannt. Plamen, der Tage später im Krankenhaus verstarb, war Künstler und Fotograf, darüber hinaus Kletterer. Als solcher ist er auch auf Hochhäuser geklettert. Plamen war Protestführer der landesweiten sozialen Proteste in Bulgarien in den Jahren 2012&13. Ausgelöst wurden sie durch die Erhöhung der Strompreise, nachdem eine Firma aus der Tschechischen Republik Teile des bulgarischen Strommarktes übernommen hatte, vergleichbar mit der Übernahme des Berliner Strommarktes durch Vattenfall. Die Bulgaren sollten plötzlich das drei- oder gar vierfache für Strom bezahlen, und zwar von Geld, das sie nicht hatten. Praktisch das, was jetzt auch in der Heimat passierte, nur dass dort die Proteste ausblieben. Für einige ist Plamen Goranow der bulgarische Jan Palach. Von offizieller Seite ist Plamen praktisch vergessen. Kein Denkmal erinnert an ihn. Letztes Jahr habe ich Plamens besten Freund Dimitar kennengelernt. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten, er hat mir Fotografien von Plamen gezeigt. Ich habe auch sein Buch “Salamander” über Plamen gelesen. Als die besagte tschechische Firma damals den Strommarkt auch in meiner Region übernahm, funktionierte plötzlich mein Stromzähler nicht mehr. Ich erinnere mich, dass ich deswegen runter in die Kneipe von meinem Bürgermeister ging, die damals gut besucht war. Nachdem ich von meinem Problem mit dem Stromzähler erzählt hatte, war ich nicht mehr nur “Rumen, der Deutsche”, sondern darüber hinaus “Rumen, der Glückliche”. Von dem Moment war es nochmal ein weiter Weg bis zur Herausgabe zweier Werke von Aleko Konstantinow, der in Bulgarien als “Der Glückliche” bekannt ist. Doch zurück zu Plamen. Er war nicht der einzige, der sich damals verbrannt hat. Mit ihm haben es dreißig andere getan oder versucht. Auch sie sind offiziell vergessen. Auch mit dem Tschechen Jan Palach, der sich aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings selbst verbrannte, können immer weniger etwas anfangen. Ursache von Protesten, soweit sie im Westen stattfinden, wo jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, sind heute euphemistisch “Verwerfungen”. Das hört sich harmlos an und klingt nach Völkerball. Wer es im Westen nicht schafft, ist ein Loser, hat es nicht geschafft, hat sich wohl “verworfen”.

Foto&Text TaxiBerlin