Bericht aus Bulgarien (241) – “Der Eselflüsterer”

So sieht er aus

Während der Pferdeflüsterer noch Pferden einflüsterte, flüstern Esel dem Eselflüsterer ein. Das liegt nicht nur daran, dass in Bulgarien, wo sich der Eselflüsterer nun seit über einem Jahr aufhält, immer alles umgedreht ist, aber auch. Vor allem liegt es daran, dass Esel um einiges klüger sind als Pferde (und vermutlich auch klüger als die meisten Menschen, erlaube ich mir hinzuzufügen). Das wusste bereits Orwell, in dessen “Farm der Tiere” sich das Pferd Boxer zu Tode schuftet, was dem Esel Benjamin nicht passieren kann. Was dem Eselflüsterer eingeflüstert wurde, wird er in den nächsten Tagen hier auf dieser Seite veröffentlichen. Dranbleiben lohnt sich also. Das meint zumindest der Eselflüsterer.

PS: Spenden für den Eselflüsterer (oben rechts) sind jederzeit willkommen – Danke!

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (240) – “Legitimer Protest in der Coronakrise”

Das versteht nicht einmal ein Esel

Lese gerade im ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg, dass es in der Corona-Krise legitime Proteste gegeben haben soll, was ich nicht wusste. Wurde uns nicht bis gestern genau das Gegenteil erzählt? Auch vom ehemaligen Nachrichtenmagazin? Und zwar dass nur Schwurbler, Aluhüte, Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker, Rechte, Reichsbürger, Nazis, Spinner, Impfgegner und was es da noch so alles gibt zu Protesten gegen die Corona-Panik-Plandemie-Politik gehen würden. Ist man etwa in Hamburg gerade dabei umzufallen? Sind das vielleicht alles Wendehälse, die da jetzt plötzlich was ganz anderes schreiben? Nein, natürlich nicht. Man will uns nur vorbereiten. Insbesondere die, die bis gestern geschlafen haben, aber morgen nicht frieren wollen und deswegen auf die Straße zu gehen beabsichtigen. Morgen ist das natürlich verboten. Bis gestern war es erlaubt, oder wird uns nun als erlaubt und sogar berechtigt hingestellt, obwohl neulich sogar noch harmlose Spaziergänge verboten waren, von denselben Leuten übrigens, denen nichts zu peinlich zu sein scheint. Eigentlich müsstest ihr euch schämen, ihr Heuchler aus Hamburg. Aber selbst das müssen wieder andere für euch übernehmen. Ich jedenfalls schäme mich fremd für Politiker wie Innenministerin Nancy Faeser und so genannte Journalisten wie die vom Spiegel aus Hamburg.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (239) – “Das nächste große Ding nach Corona”

Er hätte es werden können

Ich war mir sicher, dass der Esel das nächste große Ding nach Corona werden wird. Deswegen bin ich nach Bulgarien gekommen. Um unglückseligen, durch Corona geschädigten Menschen Esel-Wanderungen anzubieten, und damit mein Leben hier in den Schluchten des Balkans bestreiten zu können. Nun ist anders gekommen, wie es im Leben immer anders kommt. Für einen Moment sah es so aus, als würde der Affe mit seinen Pocken das nächste große Ding nach Corona werden. Am Ende ist es der Russe mit seinem Putin geworden. Seitdem ich den Menschen kenne, liebe ich die Tiere, sagten wir früher immer. Dabei sind Tiere auch nur Menschen – und umgedreht. Immer mehr Menschen werden zu Tieren, wenn man sie in die Ecke drängt, ihnen ihr liebsten nimmt, beispielsweise ihr bisheriges, sicher geglaubtes Leben. Und da das alle Menschen betrifft, glaube ich nicht länger an den Bösewicht Putin, habe ich nie an ihn geglaubt. Baerbocks “Russland ruinieren” ist für mich genauso bescheuert wie Macrons “Krieg gegen Corona”. Solche Sätze sagen Kriegstreiber, und von ihnen gibt es immer mehr im Westen. Wie das mit seinen Werten vereinbar ist, bleibt sein Geheimnis. Bis zur Auflösung des Rätsels halte ich mich an den Esel, der für seine Gelassenheit und auch für seine Klugheit bekannt ist. Nicht ohne Grund ist der Esel Benjamin das klügste Tier in Orwells “Farm der Tiere”. Irgendwie bin ich auch froh, dass der Esel nicht das nächste große Ding nach Corona geworden ist. Damit hätte sich der Mensch übernommen, das hätte ihn, den Menschen, überfordert. Umgekehrt bin ich mir sicher, dass der Esel den Menschen als ein Wesen seinesgleichen betrachtet, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat, — als ein wahnwitziges Tier, als ein lachendes Tier, als ein weinendes Tier, als ein unglückseliges Tier.

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Bericht aus Bulgarien (238) – “World Gone Wrong”

“Strange things have happened, like never before”, damit beginnt obiger Song “World Gone Wrong” von Bob Dylan aus dem Jahr 1993, der mir sofort einfiel, als ich von dem Attentat auf Salman Rushdie hörte, dem Autor der “Satanischen Verse”. Auf Deutsch ist das Buch von vielen Autoren und Persönlichkeiten herausgegeben, damit kein Einzelner in die Schusslinie gerät, in der Salman Rushdie viele Jahre stand, nachdem sein Roman “Die Satanischen Verse” im September 1988 erstmals erschienen war. Das Buch jetzt gerade hier in Bulgarien in der Hand haltend frage ich mich, ob sich heute noch so viele mutige Menschen finden würden, um etwas zu veröffentlichen, von dem jemand anders will, dass es nicht veröffentlicht wird. Getreu der Orwellschen Definition von Journalismus, an die sich heute in Deutschland kaum ein Journalist hält: “Journalism is printing what someone else does not want printed; everything else is public relations.” Ich bin mir also nicht sicher, dass sich heute genug Menschen finden würden, etwas vergleichbar “Gefährliches” zu veröffentlichen – ich denke eher nicht. Wo ich mir sicher bin, ist, dass das gestrige Attentat auf den Autor Salman Rushdie zuallererst ein Anschlag auf die Freiheit der Kunst war. Nicht umsonst hat sich der Attentäter eine Veranstaltung zum Thema künstlerische Freiheit für seinen Mordanschlag ausgesucht. Und dies ist nun meine Rote Linie. Wer die Freiheit der Kunst angreift, muss meinerseits mit Widerstand rechnen. Dabei ist es mir egal, woran dieser Mensch glaubt, ob an Allah, den lieben Gott, ans Impfen, ans Maskentragen oder auch nur an “The New Normal Reich”, wie der reisgekrönte US-amerikanische Dramatiker, Romanautor und politische Satiriker/Kommentator C. J. Hokins mit Sitz in Berlin es nennt. Hier halte ich mich an Bob Dylans obigem Song “World Gone Wrong”, in dem der Literaturnobelpreisträger seinem eingangs erwähntem “Strange things have happened, like never before” -> “I can’t be good no more, once like I did before, I can’t be good, because the world’s gone wrong” folgen lässt.
Video BobDylan
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (237) – “Vollmond Fieber”

Vollmond in den Schluchten des Balkans

Letzte Nacht war in Bulgarien Vollmond, und vermutlich auch in der Heimat. Manchmal bin ich mir da gar nicht mehr sicher, ob es so ein Land wie Deutschland noch gibt. Einerseits, weil bei meinem letzten Besuch dort der Wahnsinn zur Normalität geworden war. Andererseits, weil in Bulgarien immer anders herum ist. Hier schläft der Mond wenn er voll ist, obwohl es eigentlich ich war, der letzte Nacht wegen Vollmond nicht schlafen konnte. Ich hatte also eher das Vollmond Fieber, von dem Tom Petty sang, dessen gleichnamiges Album ich eine zeitlang oft und gerne im Taxi gehört habe. Bis heute geniale Musik zum Autofahren, nicht nur in Amerika, da natürlich ganz besonders, sondern auch in den Schluchten des Balkans, wo immer mehr Menschen im freien Fall sind. Noch mehr sind es nur noch in der Heimat. Dort ist die Halt- und Orientierungslosigkeit noch größer als in Bulgarien, auch weil die Infantilisierung der übergroßen Mehrheit ein Ausmaß erreicht hat, das man sich bis gestern nicht vorstellen konnte. Das Leben in Deutschland gleicht immer mehr einem Dauerkindergeburtstag, der nicht zu Ende gehen will, so wie in dem Song von Tom Petty. Völlig infantile Erwachsene sind dort gute Menschen, die Mutti, Jesus und ihr gerade den Bach runter gehendes Land lieben, und die vermutlich auch alles machen würden, was man ihnen sagt. Praktisch so wie gerade in Deutschland. Ich selbst bin übrigens der von Tom Petty besungene Bad Boy, der das alles überhaupt nicht mehr vermisst. – “And I’m free!”

PS: Es ist kein Zufall, dass “Free Fallin'” ausgerechnet 1989 aufgenommen wurde.

PPS: Kein Kindergeburtstag – Attentat auf auf den Autor der “Satanischen Verse” Salman Rushdie auf einer Veranstaltung zum Thema “künstlerische Freiheit”.

Video TomPetty
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (236) – “Tränen in den Augen”

Mein Freund, der Tierarzt Konstantin, hat mich eingeladen, ein paar Tage mit ihm in seinem Esel-Asyl in Süd-Bulgarien zu verbringen, und ich habe mich sogleich aufgemacht zu ihm, zusammen mit dem Trio Mandili aus meinem Dorf. Das war vor drei Tagen. Heute sind wir angekommen. Ist ein weiter Weg von meiner Ecke, der ärmsten Region im Nord-Westen des Landes, bis ins Tal der Esel an der Grenze zu Griechenland zwischen zwischen den Rhodopen und dem Pirin-Gebirge. Aber ich war ja nicht alleine. Immer wenn ich mich auf den Weg zu Konstantin mache, dessen Spitzname Kony ist, was Pferd auf bulgarisch heißt, habe ich die drei bezaubern Mädels aus obigem Video im Kopf, die zugegeben nicht aus meinem Dorf sondern aus Georgien sind. Noch mehr als die drei Grazien fasziniert mich nur noch das kleine Esel-Fohlen, das in dem Video zusammen mit seiner Mutter zu sehen ist. Die Berge im Hintergrund sind dagegen fast langweilig, die gibt es hier auch. Aber so ein kleines Esel-Fohlen, das treibt auch Kony, mit dem ich mir gerade zusammen das Video angesehen habe, Tränen in die Augen. Dazu muss man wissen, dass Bulgarien nicht nur ein von Gott und allen guten Geistern verlassenen Land ist, sondern auch von allen zeugungs- und gebärfähigen Eseln und Eselinnen.
Video TrioMandili
Text TaxiBerlin