An der Fahne im Frauenkloster “Schlucht”

Heute bin ich zum Kloster gelaufen. Das habe ich auch schon früher gemacht, aber heute habe ich mich gezielt auf den Weg gemacht, um eine Messe zu besuchen. Bis zum Kloster sind es etwa 45 Minuten. Es ist ein Frauenkloster und heißt – kein Scheiß – “Schlucht”. Normalerweise findet die Messe in der großen Kirche steht, die war aber wegen Winter geschlossen. Immerhin hing ein Zettel an der Tür, der darüber informierte, dass die Messe in einem Raum an der Flagge stattfindet. Zum Glück war die Flagge nicht schwer zu finden und damit auch der Raum. Eine der Frauen winkte mir freundlich zu. Der Raum war im ersten Stock und ich war der einzige Mann. Leider wurde nur wenig gesungen, worauf ich gehofft hatte, dafür viele Gebete gesprochen, in denen Gott um Hilfe gebeten wurde. Das Ganze auf Alt-Bulgarisch oder auch Kirchen-Slawisch, einer praktisch toten Sprache ähnlich wie Latein, weswegen selbst Bulgaren Probleme haben, sie zu verstehen. Am Ende des Gottesdienstes küssten alle Frauen eine Ikone, genau war es das Glas davor. Danach küssten sie auch noch der Oberin die Hand. Zum Schluss meinte die Oberin zu mir, dass ich jetzt auch die Ikone küssen dürfe. Da stand ich ganz schön dumm da, ich Ungläubiger. Erst kein Gesang und jetzt noch küssen. Was sollte ich machen? Immerhin war ich Gast, und darüber hinaus noch ein Mann. Ich wollte auch nicht für einen Freimauer gehalten werden. Und so ging ich zur Ikone und senkte den Kopf vor ihr. Danach musste ich noch ohne Handkuss an der Oberin vorbei, um draußen trotz Fotografierverbot das Foto zu machen. Alles nicht so einfach bei den Frauen in der “Schlucht”.

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