Bericht auch Bulgarien (371) – Über rechthaberisches und besserwisserisches deutsches Denken

Es ist noch nicht lange her, da bekam man in der Heimat – und nicht nur von der Polizei – auf die Frage, ob man ein Mörder sei, die Antwort: “Ja, weil Sie ungeimpft sind.” Darüber hinaus wurde einem attestiert, jegliche Menschlichkeit verloren zu haben. Wer jegliche Menschlichkeit verloren hat, ist kein Mensch mehr. Das ganze vor genau einem Jahr und in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker.
Für manch einen mögen solche Dialoge neu sein, und zwar für diejenigen, die immer von nichts gewusst haben. Für mich sind sie es nicht. Genau vor ihnen und ihren Konsequenzen habe ich mich in in den Schluchten des Balkans in Sicherheit gebracht. Denn ein Mörder, dem man jegliche Menschlichkeit abspricht, der ist nicht einfach nur ein Mörder, sondern er ist darüber hinaus kein Mensch mehr. Dementsprechend kann mit ihm verfahren werden und wurde auch verfahren.
Ich war in Bulgarien auf vielen Demonstrationen, habe hier und hier darüber berichtet. Einen solchen Dialog zwischen Demonstranten und der Polizei hat es hier nirgendwo und zu keinem Zeitpunkt gegeben. Es hat einen solchen Dialog nicht gegeben, weil er – in dem Fall von Seiten der Polizei – rechthaberisch und besserwisserisch, also typisch deutsch ist und damit in Bulgarien undenkbar.
Offiziell sind nur 30 Prozent der Bulgaren geimpft. Zieht man die ab, die sich die Impfung “gekauft” haben, bleiben 25 Prozent, wenn nicht gar nur 20 Prozent übrig. Also genau das umgekehrte Bild von Deutschland, wo knapp 80 Prozent geimpft sind. Ginge es nach deutschem Denken, müsste die Mehrheit der Bulgaren tot sein, mich inklusive. Nun ist es aber so, dass sich die allermeisten Bulgaren bis heute bester Gesundheit erfreuen, auch zu ihnen gehöre ich. – Komisch, nicht wahr?!?
An wem ist es nun, zu sagen: “Es tut mir leid, ich habe mich geirrt.” ?
Und weiter: “Entschuldigen Sie, dass ich Sie, weil Sie sich gegen die Impfung entschieden, einen Mörder nannte, dem ich jegliche Menschlichkeit absprach.” ?
Wäre Weihnachten, das Fest der Liebe, nicht der geeignete Zeitpunkt für ein solches Eingeständnis und auch für eine Entschuldigung inklusive echter Reue?
PS: So sehr ich mir eine solche Entschuldigung auch wünsche, vor allem für das Seelenheil der Menschen, die auch mir meine Menschlichkeit angesprochen haben, rechne ich eher mit diesem Szenario: “War dies möglich, so ist alles möglich”.
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Text TaxiBerlin

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