Bericht aus Bulgarien (262) – “Die taz-Ente”

in Berlin

Da ich selbst Artikel über die Wahlen in Bulgarien geschrieben habe, hat mich natürlich interessiert, was andere Medien darüber schreiben, was ich besser nicht getan hätte. Denn was musste ich da wieder in der taz aus Berlin lesen: Der 43-Jährige ergeht sich regelmäßig in Hetz- und Hasstiraden gegen Minderheiten, wie die Roma und Angehörige der LBGTQ-Community. Gemeint ist Kostadin Kostadinow, der Chef der Partei “Wiedergeburt”, und mit über fünf Prozent Zuwachs der größte Wahlgewinner. Da mir nach mehr als einem Jahr in Bulgarien bisher nichts von den in der taz erwähnten regelmäßigen “Hetz- und Hasstiraden” zu Ohren gekommen ist, die vermutlich auch hier den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen, habe ich die taz in Berlin kontaktiert und um Beweise für ihre Behauptungen gebeten. Bisher habe ich keine Antwort bekommen, und ich gehe davon aus, dass ich auch keine bekommen werde, denn was aussieht wie eine Ente und quietscht wie eine Ente, das ist eine Ente – eine taz-Ente.

Nun beklagt sich ausgerechnet die taz im selben Artikel darüber, dass bei der Medienfreiheit in Bulgarien so einiges im Argen liegen würde. Zuerst dachte ich an einen Witz, aber die taz meint das wirklich ernst. Und in der Tat ist es um die Medienfreiheit in Bulgarien schlecht bestellt, denn kein Medium hat hier das Recht Unwahrheiten zu verbreiten, so wie die taz es tut. Das war auch einmal in der Heimat so, aber das ist lange her. Das weiß man auch bei der taz. Oder die Denke ist dort: Über Bulgarien kann man schreiben was man will, das kriegt eh keiner mit. Hauptsache, es ist die richtige Haltung. Wen interessiert da die Wahrheit.

Im richtigen Leben ist es um die Meinungsfreiheit in Bulgarien recht gut bestellt. Aktuell wurde beispielsweise das Buch “Angstgesellschaft” von Hans-Joachim Maaz, das gerade auf bulgarisch erschienen ist, im staatlichen Radiosender “Christo Botew” besprochen – in Deutschland ein Unding – und zwar wie folgt:

Angst ist in der heutigen Gesellschaft unser ständiger Begleiter. Sie ist ein natürliches Phänomen angesichts des Unbekannten, aber auch eine Waffe zur Massenmanipulation. Sie wurde mehr als einmal absichtlich angeheizt, aber seit Beginn der Covid-Pandemie ist sie allgegenwärtig geworden. Sie beeinflusst, wie wir uns zueinander verhalten; sie bestimmt unsere Entscheidungen; dominiert unser Leben. Aber ist die anormale gesellschaftliche Entwicklung ein Symptom des Massenwahns, für den es viele Anzeichen gibt, oder ist sie Folge und Absicht eines politisch-ökonomisch-ideologischen Plans?

Panikmache hat sich als die erfolgreichste Methode erwiesen, mit undemokratischen Mitteln wirtschaftspolitische Ziele zu erreichen. Ängste verengen die Perspektive und entkräften die freie Wahrnehmung, wodurch ihre Opfer anfällig für die Maßnahmen der Diktatur werden. In der Herrschaft der Angst werden unsere Zukunftsängste politisch missbraucht, um durch den Zusammenbruch des alten Spiels der Demokratie eine „neue Normalität“ des Regierens zu etablieren. 

Hans-Joachim Maatz führt uns hinter die Fassade der Gesundheitsdiktatur. In seinem Buch seziert er die politische und mediale Repräsentation von Angst, analysiert, was unseren tatsächlichen Ängsten zugrunde liegt und wie sie unser Verhalten prägen. Und nicht zuletzt: Es weist den Weg in ein freies, selbstbestimmtes und angstfreies Leben.

Das Interview von Petar Volgin vom staatlichen bulgarischen Rundfunk (BNR) mit dem Übersetzer Martin Petrushev auf bulgarisch kann man hier nachhören.

Foto&Text TaxiBerlin

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