Bericht aus Bulgarien (534) – “Die Heldenreise”
Auch wenn der Begriff “Heldenreise” als solcher nicht in meinem Text “Schreiben als Therapie” vorkommt, der von Sabrina Khalil für RadioMünchen eingelesen wurde, so fasst er mein Verständnis von Kunst im Allgemeinen und vom Schreiben im Besonderen in einem Wort zusammen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass Kunst heute Alles und Nichts bedeuten kann, sie in aller Regel aber Nichts bedeutet. Viele denken sogar, dass es dann Kunst sein muss, wenn sie sie nicht verstehen. Ich denke das nicht. Meiner Erfahrung nach wird das, was als Kunst bezeichnet wird, oft nicht verstanden, weil der Künstler, eher “Künstler”, nicht verstanden werden will. Dementsprechend versteht auch er selbst seine Kunst, besser “Kunst”, nicht. Kunst, die diesen Namen verdient, ist immer selbstkonfrontative Kunst. Selbstkonfrontative Kunst meint, dass der Künstler sich mit sich selbst auseinandersetzt. Sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, heißt nicht automatisch Egoismus und Selbstbezogenheit, auch wenn dies heutzutage nur allzu oft so verstanden wird. Selbstkonfrontation ist immer auch eine Heldenreise, und zwar die zu sich selbst. Niemand kann weiter kommen als bis zu sich selbst. Man kann x-mal um die Welt reisen, oder auch “nur” nach Bulgarien, am Ende wird man immer wieder nur bei sich selbst ankommen. Bei sich selbst anzukommen, das ist die Heldenreise. Dabei seine Wunden zu zeigen, kann nicht nur Heilung bedeuten, sondern kann darüber hinaus auch Kunst sein. Und zwar genau dann, wenn sie andere Menschen berührt. Kunst, die einen weder berührt, noch dass man sie versteht, ist keine Kunst, ist bestenfalls Kunstgewerbe, im Normalfall nur “Kunst”.
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Text TaxiBerlin